Ansichten eines Informatikers

Kloschlüsseltechnologie

Hadmut
8.5.2011 15:56

Erstaunlich. Wirklich erstaunlich.

Ich habe mir ja schon öfters Gedanken über die konstruktiven Vor- und Nachteile des Klosetts gemacht. So lebe ich zwar im angeblichen High-Tech-Land Deutschland, muß aber, nun, wie soll ich das jetzt ausdrücken, ohne mich auf gefährliches Glatteis zu begeben, des Morgens aus adhäsiven Gründen heraus mittels des bereitstehenden Utensils eine manuelle Reinigung des Keramikartefakts durchführen.

Warum eigentlich?

In den USA, dem Land der unbeschränkten Seltsamkeiten, habe ich noch nie eine Klobürste gesehen oder vermisst. Die dortigen Aborte verwenden eine Wirbeltechnik, die der Problemstellung durchaus im ersten Anlauf überlicherweise Herr wird. Auch in Asien, vor allem in Peking, habe ich erstaunliches Inventar vorgefunden, das dem traditionellen Loch im Boden weit voraus war. Dort kam das Wasser nicht von oben, sondern aus einem strömungstechnisch günstig gelegenen Einlass unten in der Schüssel, der den gesamten Inhalt in überaus effizienter und gründlich reinigender, allerdings nicht unbedingt schön anzusehende Weise in Rotationswirbel versetzte.

Man mag einwenden, daß alle diese Konstruktionen im Vergleich zu unserem deutsch-rückständigen Standardmodell verschwenderisch mit Wasser umgehen. Den Einwand lasse ich aber nicht gelten, denn bis ich unter Anwendung einer deutschen Bürste einen zufriedenstellenden Endzustand hergestellt habe, muß ich hier auch zwei oder dreimal spülen. Und habe noch dazu eine unappetitliche Bürste im Bad herumstehen.

Wie ich darauf gerade komme?

Ich bin gerade bei Technology Review über die lesenswerte Rezension eines High-Tech-Klosetts gestolpert, die ich jedem, der ebenfalls verdaut, ans Herz legen möchte. Von dort nun bin ich weiter auf die technischen Spezifikationen eines amerikanischen Sanitärherstellers gestoßen:

Powerful
Our toilets deliver a complete, powerful flush every time. Using a specialized dynamic flow profile, our engineers optimize water speed and force for each toilet. That’s why many of our toilets can remove up to two pounds of bulk waste in one flush, and our High-Efficiency Toilets (HET) meet the WaterSenseSM standard.

Clean
KOHLER® toilets rinse the bowl surface with every flush. Each toilet we design is engineered to maximize water flow to provide cleanliness and efficiency with every rinse of the bowl.

Plug-Free
Water delivery is precision-designed to make our toilets virtually plug-free.

Guaranteed
Great performance comes down to the ideal combination of power, cleanliness and plug resistance. We measure and fine-tune over 1,000 attributes with every toilet we design to achieve a single standard of quality. The result is total performance guaranteed.

Beeindruckend. Höchst beeindruckend. Zwei Pfund bulk waste in one flush. Warum gibt’s bei uns sowas nicht?

15 Kommentare (RSS-Feed)

ck
8.5.2011 16:45
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Passenderweise erschien dieser Eintrag im Feed Reader, als ich gerade vom Klo kam.


Someone
8.5.2011 16:59
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Jochen Wersdörfer
8.5.2011 17:17
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Das ist kein Bug, sondern ein Feature – bzw. ideologische Differenzen 😉 : http://www.youtube.com/watch?v=_x0eyNkNpL0#t=7m28s


Enno
8.5.2011 21:59
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Zumal in anderen Ländern (Japan/Korea) gute Bidets inklusive Unterbau
für umgerechnet 500 Euro zu haben sind. In Deutschland bekommt man
entsprechendes für das Vierfache. Leider passen die Anschlüsse von Toto
nicht


_Josh @ _[°|°]_
9.5.2011 3:23
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“That’s why many of our toilets can remove up to two pounds of bulk waste in one flush […]”

Ein ganzes Kilo kacken? Sportlich, die Amis… =,-)


Hadmut
9.5.2011 9:19
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Eher unsportlich. Überleg mal, was für unglaublich fette Amis es gibt, und wieviel Fastfood die fressen (und wieder ausscheiden). Ich fand es in LA ja schon beeindruckend, dass die Achterbahnen immer auch ein paar doppelt breite Sitze für Superfette haben. Die müssen dann natürlich auch doppelt…


pepe
9.5.2011 12:05
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Trockentoilette regelt. Da braucht man noch nichtmal spuelen.


Hadmut
9.5.2011 12:16
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Erinnert mich an die Plumpsklos in der Australischen Wüste. Die hatten auch keine Spülung im eigentlichen Sinne.


ini
10.5.2011 13:42
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Du brauchst ne Ferguson.
Das Klothema ist ein echtes Sommerlochthema, kommt jedes Jahr wieder.
Ah wir haben Mai!


Hadmut
10.5.2011 20:29
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Aha. Ne Furguson. Wahrscheinlich ne getunte.

Mit sonderbeschichteter Schüssel. Den Spülhebel gegen Titanmodell vom Tuner ersetzt. Die Brille in der Sonderausstattung mit hautfreundlicher und abrutschgesicherter Silikonbeschichtung. Und das alles in der Sonderlackierung und – weil ich so kurze Beine habe – natürlich tiefergelegt.


nadar
11.5.2011 18:27
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Mich würde ja interessieren, wie sich Villeroy & Bochs CeramicPlus (vulgo: Porzellan mit Lotuseffekt) im Vergleich zu strömungsoptimierter Spülung schlägt.


nadar
11.5.2011 18:30
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PS: letztens war ich in einer Arztpraxis, deren WC ein mir bis dato unbekanntes Feature hat:
Nach dem Spülen fährt ein kleiner Arm vor, greift sich die Klobrille, und desinfiziert diese unter langsamer horizontaler Rotation.


Hadmut
11.5.2011 18:54
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Von sowas kenne ich aber schon viele Varianten.


Anna Freud
16.5.2011 9:42
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sehr interessantes Werk und auch recht witzig, aber auch eindrucksvoll (“Wie regiert man Menschen durch Scheisse und Toiletten?”)
http://www.amazon.de/gelehrte-Geschichte-Scheiße-Dominique-Laporte/dp/3627102207/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1305531564&sr=8-1


Anna Freud
16.5.2011 9:42
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Ach ja: schon die Römer wussten: Wenn du ein Volk beherrschen willst, dann bau ihm eine Kanalisation!