Ansichten eines Informatikers

Warum die USA bin Laden umgelegt haben – und warum sie es gerade jetzt taten.

Hadmut
6.5.2011 21:33

Je mehr ich drüber nachdenke, desto weniger glaube ich, daß es Zufall war, daß die bin Laden gerade jetzt aufgespürt und ihn auch gleich umgelegt haben. Das hat einen ganz plausiblen und rationalen Grund.

Denken wir mal ganz sachlich:

Die USA führen seit dem Anschlag 9/11 heftig Krieg in Irak, Afghanistan und sonst noch hier und da. Das kostet die ein Waaahnsinnsgeld. Unglaublich viel. Und das wurde von den Republikanern bewußt auch deshalb getrieben, um die eigene Rüstungsindustrie zu füttern. Und solange dieser Geldfluß funktionierte, war der so wunderbar bärtig-hässliche Osama bin Laden das optimale Feindbild, um die Amis bei Kriegslaune zu halten. Solange man den offiziellen 9/11-Super-Schurken nicht hat, ist jeder Krieg gerechtfertigt.

Jetzt haben die Amis aber gerade heftige Finanznot. Der Dollar schmiert ab, ein Bundesstaat nach dem anderen geht pleite. Sie waren ja kürzlich schon kurz vor der Zahlungsunfähigkeit des Staates, weil sie mit ihrer Schuldenaufnahme an der gesetzlichen Grenze waren und die Republikaner drohten, den neuen Haushalt zu blockieren.

Ich weiß nicht mehr wo, aber irgendwo im Web hab ich kürzlich während meines Urlaubs gelesen, daß irgendwelche hohen Berater in den USA zu dem bemerkenswerten Ergebnis kamen, daß die USA viel zu viel Geld für Krieg und Rüstung ausgeben und viel zu wenig in ihre eigene Zukunft (Infrastruktur, Ausbildung usw.) investieren. Und daß das den USA das Genick brechen wird.

Und so wirklich gebracht hat der Krieg den Amis ja auch nichts, außer peinlichen Enthüllungen auf Wikileaks.

Die logische und zwingende Konsequenz ist, die Rüstungsausgaben drastisch zu reduzieren. Also mit dem vielen Kriegführen aufzuhören.

Obama hat aber das innenpolitische Problem, daß er als Weichei, Warmduscher und Feigling dastand. Die Republikaner und die Tea Party bauen dort kräftig an diesem Bild und wollen die Rüstungsausgaben hoch halten. Hätte Obama in dieser Situation gesagt, kommt Leute, das mit dem Krieg, das bringt nichts, das kostet uns nur enorm viel Geld, lassen wir das bleiben, wäre der völlig erledigt gewesen. Da draußen rennen immer noch die Terroristen rum und der Präsident macht nichts. Für Amerikaner völlig unerträglich.

Wie verkauft man also dem amerikanischen Volk eine – aus finanzieller Not erfolgende – Reduzierung der Kriegsaktivität, so daß man gut dasteht? Ganz einfach: Durch ein kerniges „Mission accomplished” – Auftrag erledigt.

Ich halte es für durchaus plausibel, daß die CIA schon lange wußte, wo bin Laden hockt. Daß die sich aber entschieden haben, daß es für sie viel nützlicher ist, den leben zu lassen. Innenpolitisch, um das Feindbild hochzuhalten. Terrorpolitisch, weil man so einen Al Qaida-Kopf hat, den man kennt. Wenn man ihn überwacht, hat man gute Chancen zu erfahren, was Al Qaida treibt. Es wäre bisher durchaus sinnvoll gewesen, den nur unauffällig zu überwachen und leben zu lassen.

Jetzt brauchte man aber ein Ende der Jagd mit Knalleffekt, damit man emotional plausibel machen kann, daß man jetzt weniger Krieg führt. Zehnter Jahrestag paßt ja auch wunderbar dazu. Also holt man bin Laden aus der Asservatenkammer, stellt ihn als Zielscheibe auf und beauftragt die Spezialtruppe, eine Show, ein Abschlußspektakel zu veranstalten, und zwar so, daß es in allen Zeitungen steht, aber keiner was weiß. Daß der Tod bin Ladens für 3 oder 4 Tage das Hauptthema der Presse ist, damit das auch bei jedem wirklich ankommt, daß es jetzt zu Ende ist. Und damit sich das nicht allzu sehr im „nichts genaues weiß man nicht” verheddert, noch ein paar Brocken hinwerfen, damit die Presse was hat, um sich dran hochzuziehen. Abweichende Stories. Mal war es so, mal anders. Mal wird ein Foto angekündigt, dann wieder doch nicht. Geheimnisvolle Bestattung auf See. Und vielleicht war das das Tüpfelchen auf dem i, noch das Heck eines geheimnisvollen Hubschraubers dahinzuwerfen.

Wenn es so wäre, dann wäre es einfach genial inszeniert, perfekte Dramaturgie, perfekter Zeitpunkt. Die Republikaner sind drauf reingefallen.

Kennt Ihr den Film „Wag the dog” ? Da wurde ein Angriff fingiert. Vielleicht wurde jetzt umgekehrt mal ein Kriegsende fingiert.

(Die nächste Steigerung wäre, wenn sie die Erschießung und Bestattung nur vorgetäuscht hätten und bin Laden doch lebend haben, ihn jetzt an irgendeinem geheimen Ort nochmal so richtig ausquetschen, was der noch weiß. Sogar Al Qaida glaubt, daß bin Laden tot ist. Nur: bei objektiver Betrachtung ist bin Laden nicht tot, sondern weg. Knallbumm und krach, Blutflecken auf dem Laken, zwei drei Leichen liegen herum, Zeugen und Angriffsspuren. Alles da, nur eigentlich keine Leiche. Ganz genau wie bei den Zaubertricks von David Copperfield, wenn er einen Eisenbahnwaggon oder einen Elefanten verschwinden läßt. Und käme es doch noch raus, daß sie ihn kassiert haben, kann man das immer damit rechtfertigen, daß man Anschlägen zur Freipressung vorbeugen wollte. Aber er würde vermutlich nur ein paar Tage leben, bis man alles von ihm erfahren hat, was man wissen will.)

5 Kommentare (RSS-Feed)

Stefan
7.5.2011 21:01
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Weißt du, Hadmut, was das Problem ist mit Verschwörungstheorien?

Wikileaks.

Man kann solche Dinge nicht mehr ungestraft und mit Aussicht auf Erfolg durchziehen. Dank Wikileaks weiß jeder, eben auch die Amerikaner, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis _alles_ rauskommt.

Der Aufwand, alle diese Hintergründe zu faken, wäre doch immens. Alleine schon das Foto, wo soundso viele in Whitehouse die Jagd glotzen: wenn du auch nur _einer_ nicht dichthält, würde alles rauskommen. Genau wie bei denen, die das (vermeintliche) Fake-Jagdkommando durchgeführt haben – nur einer muß irgendwann das Maul aufmachen, und es wäre alles verraten.

Selbst die Pakistanis müßten alle mitspielen. Jeder müßte im Sinne des Fakes agieren, und zwar perfekt.

Sowas funktioniert doch nicht. Es ist absolut unwahrscheinlich. Die höchste Wahrscheinlichkeit hat für mich so oder so die “offizielle Version”. Alles andere käme eh heraus und würde dann wenig Nutzen bringen oder kontraproduktiv sein.

Und außerdem war Obama ja bereits mit der Abzugsperspektive in den Wahlkampf gegangen. Hätte er da im Nachhinein mit CIA und Armeeführung irgendetwas ausgekaspert, nach dem Motto “ok, Jungs, wir wissen, wo er ist, jetzt wird er nicht mehr gebraucht, jetzt muß er weg”, dann hätte auch irgendjemand sehr bald geplaudert und klargemacht, daß Bin Ladens Versteck bekannt war.

Nee, ich bin einfach kein Freund von Verschwörungstheorien.


Hadmut
7.5.2011 21:17
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Wieso „Verschwörungstheorie” ?

Daß die Amerikaner bei bin Laden waren ist doch keine Verschwörungstheorie, sondern inzwischen eine bestätigte Tatsache. Und daß sie den dort schon länger beobachtet haben, ist auch bekannt. Der wesentliche Punkt ist die Frage, warum sie es jetzt gemacht haben.

Daß den Amis ihre Militärausgaben über den Kopf wachsen, ist ebenfalls bekannt. Und daß Obama lieber weniger Krieg haben will, sich das innenpolitisch aber nicht ohne weiteres leisten kann, ist auch nichts neues. Ich hab’s nur mal in Beziehung gesetzt.

Wo soll da eine „Verschwörungstheorie” sein? Es ist ja schon deshalb keine Verschwörungstheorie, weil keine Verschwörung drin vorkommt (außer vielleicht im spinnerten Absatz, daß Osama noch leben könnte). Es ist eine Analyse und Einschätzung, welche Überlegungen Obama angestellt haben könnte, als der den Auftrag gab.


Stefan
9.5.2011 4:58
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>> Wenn es so wäre, dann wäre es einfach genial inszeniert, perfekte Dramaturgie, perfekter Zeitpunkt. Die Republikaner sind drauf reingefallen.

Die Tendenz zur Verschwörungstheorie besteht eben eindeutig darin, daß du unterstellst, die Amis wußten, wo Bin Laden ist und haben ihn am Leben gelassen, solange es politisch nützte, um ihn dann, wenn es gebraucht würde, “aus der Asservatenkammer” zu holen und abzuschießen.

Ich wiederhole mich: wenn du drauf spekulierst, daß hier vieles “inszeniert” und mit perfekter Dramaturgie durchgeführt wurde, dann funktioniert das nicht, weil es eh rauskommen würde. Der angenommene Hintergrund, die Vermittlung des baldigen Kriegsendes an das Volk, der existiert einfach nicht.

Aber gut: man darf ja ruhig mal ins Blaue spekulieren. Warum nicht.


Hadmut
9.5.2011 10:57
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Wieso “unterstellt” ? Irgendwo hab ich gelesen, daß die CIA bin Laden dort schon einige Zeit beobachtet und sich sogar selbst in der Nähe ein Haus beschafft haben soll. Die Frage ist also nicht, ob sie es vorher wußten und ihn beobachtet haben, sondern nur, wie lange schon.


yasar
9.5.2011 10:26
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Aber warum haben die den da erst jahrelang beobachtet, um ihn gerade jetzt aus dem Weg zu räumen.