Ansichten eines Informatikers

“LED-Strahlung” ???

Manchmal staune ich. Diesmal über die gefährliche “LED-Strahlung”.

Nun war ich doch kürzlich in Australien, und zwar im Outback, ganz weit draußen, mitunter mehrere hundert Kilometer von der Zivilisation entfernt. Und da wird es – weil eben keine Stadt in der Nähe ist – nachts richtig dunkel, wenn der Mond nicht leuchtet. Aber so richtig dunkel. Im Sinne von schwarz.

Na gut, nicht völlig Dunkelkammer-dunkel, denn da unten hat es einen grandiosen Sternenhimmel, und es gibt kaum etwas schöneres, als sich einfach auf den Rücken zu legen und den Sternenhimmel zu betrachten. Milchstraße, Kreuz des Südens, Sternschnuppen und so. Man spürt die Tiefe des Weltalls, bekommt Sehnsucht nach fernen Galaxien und will am besten gleich bei Men in Black oder Raumschiff Enterprise anheuern. (Zumindest hält man sein Handtuch griffbereit. Könnte ja rein theoretisch sein, zumal ja kürzlich erst das unerklärliche Loch im Universum entdeckt wurde, was möglicherweise auf den Bau der Umgehungsstraße zurückzuführen sein könnte…).

Zurück zu irdischen Problemen: So schön der Sternenhimmel im dunklen Outback auch ist, er bringt ein ziemliches Problem mit sich: Man sieht nix, eben weil es dunkel ist. Wann immer man irgendetwas braucht, sei es aus dem Rucksack, dem Zelt oder dem LKW, man braucht eine Lampe und muß suchen. Deshalb gab es vom Reiseveranstalter den dringenden Hinweis, eine Taschenlampe mit Batterievorrat dabeizuhaben. Und da gibt es nun verschiedene Ansätze:

  • Ich hatte eine OSRAM Dulux Pocket dabei, eine ziemlich kleine, flache Taschenlampe mit einer kleinen Leuchtstoffröhre. Mit der war ich sehr zufrieden, weil sparsam im Verbrauch und wunderbar geeignet, um im Zelt oder im Rucksack was zu suchen. Denn sie gibt nicht wie normale Taschenlampen einen schmalen Strahl ab, sondern diffuses, breites, weißes Licht, mit dem man z. B. den ganzen Weg oder das ganze Zelt ausleuchten kann. Einfach im Zelt oben aufgehängt und schon ist das ganze Zelt vollständig gut und gleichmäßig erleuchtet, man findet alles. Auch den Neid der anderen, Hihi. Denn von außen sieht das kurios aus. Während die anderen mit der Lampe rumfuchteln und man im Zelt einen Lichtfleck umhertanzen sieht, sah das bei mir so aus, als hätte ich die normale Zimmerbeleuchtung eingeschaltet. Prächtig.

    Zwei Nachteile hatte sie jedoch. Der erste: Die Reichweite ist begrenzt. Schon nach 3 Metern verliert sich das diffuse Licht, unmöglich, irgendetwas auf größere Entfernungen anzuleuchten. Als ein paarmal die Dingos nachts um und durch das Lager streunten, war es schon sinnvoll, die mit der Taschenlampe auf 10 oder 20 Meter Entfernung zu entdecken, um plötzliche Begegnungen zu vermeiden. Verblüffenderweise leistete mir dabei meine Ersatzlampe, so eine winzige billige LED-Schlüsselanhängerlampe mit einer popeligen Knopfzelle drin gute Dienste: Hört sich unglaubwürdig an, aber mit diesem Popel-Lämpchen hab ich die Dingos problemlos auf gute 20-25 Meter sehen können. Krass.

    Der zweite Nachteil: Beide Lampen bleiben nicht in der Luft hängen. Wenn man die Dulux nicht oben am Zelt aufhängt oder an der Kleidung befestigt, braucht man eine Hand. Und das ist schlecht, denn beim Suchen von Zeugs im Rucksack oder so braucht man auch zwei Hände. Oder wenn man oben auf den LKW klettern will (weil das Gepäck nämlich oben auf dem Dach transportiert wurde), sind zwei Hände für die Leiter einfach ein Muß. Das ist nicht unproblematisch.

    Übel auch, wenn man in völliger Dunkelheit in der Wüste auf ein australisches Wellblechplumpsklo muß und dann da drin nicht weiß, wohin mit der Lampe. Halten geht nicht, weil man beide Hände braucht. Zwischen den Zähnen ist übel, weil es in die falsche Richtung leuchtet und die Gefahr besteht, daß die Lampe ins Klo fällt und zwar gleich durch in den Plumpstank ganz nach unten. Und Licht braucht man, allein schon um zu wissen, wann man … (Ihr wißt schon).

  • Deshalb hatten einige etwas dabei, was sich als genau richtig herausgestellt hatte: Eine Stirnlampe. Ich dachte immer, die wären für Höhlenforscher und Kletterer. Haben sich aber (abgesehen von dem tanzenden Lichtstrahl im Zelt) als sehr praktisch erwiesen, wenn man was sucht, wenn man die Hände für was anderes braucht, auf dem Plumpsklo usw. usw. usw. Sieht beknackt aus, leuchtet aber aus naheliegenden Gründen immer genau da hin, wo man hinguckt.

  • Nur aus Gründen der Satire zu erwähnen ist, daß die fette Belgierin, die auch sonst viel, aber nichts von dem dabei hatte, was man dort braucht und mitbringen sollte, natürlich auch keine Taschenlampe dabei hatte und sich dort im Bush-Supermarkt eine gekauft hat. Ein schreckliches Teil.

    Dazu ist zu sagen, daß diese LED-Lampe ohne Batterien auskam und mit einem Kurbeldynamo aufgeladen wurde. Zunächst mal in der Wüste nicht dumm. Und im Auto habe ich auch so eine.

    Die Katastrophe lag aber darin, daß die fette Belgierin ständig zwanghaft Aufmerksamkeit auf sich ziehen mußte. Hätte es gereicht, mit dem Ding pro Tag mal 20 Sekunden zu kurbeln, ging das bei der stun-den-lang. Und das hört man, denn Dynamo und Getriebe machen ziemlich Krach. Jeden Abend aus dem Zelt, im Lager und bei jeder Gelegenheit das kreischende Gesurre dieser vermaledeiten Kurbel.

    Als ob das nicht genug wäre, hatte diese verdammte Lampe noch ein Radio mit Wecker eingebaut und dazu so eine pseudo-lustige Alarmtaste, mit der man das Ding auf Knopfdruck (wohl als Hilferuf gedacht) wie ein amerikanisches Polizeiauto heulen lassen konnte. Und die fette Belgierin hat ständig auf diesem Ding rumgedrückt und die Umwelt genervt, um auf sich aufmerksam zu machen. Schade, daß die Krokodile sie nicht gefressen haben, ich hätte sie ersäufen können. (Als einige andere ihr sagten, daß sie sie ersäufen würden, wenn sie nicht endlich mit der Scheiß-Alarm-Lampe aufhört, hat sie es fertig gebracht, sich eine Gitarre zu kaufen, obwohl sie überhaupt nicht spielen konnte, und für den Rest der Tour “Greensleeves” zu üben. Ich mochte das Stück mal, jetzt hasse ich es.)

Worauf ich jetzt eigentlich hinaus wollte:

Also habe ich beschlossen, mir auch so eine Stirnlampe zuzulegen. Man weiß ja nie.

In meinem Lieblings-Outdoor-Laden Globetrotter gibt es jede Menge von den Dingern. Die etwas besseren liegen aber gleich so zwischen 40 und 60 Euro und sehen bezüglich der LED nicht unbedingt nach dem neuesten Stand aus. Nun, sagte ich mir, warten wir, bis sie billiger werden. Sie wurden schon am nächsten Tag billiger, da war ich nämlich bei Aldi und die hatten zufällig LED-Stirnlampen im Angebot zu 10,- Euro. Und zwar nicht mit dem Batteriefach vorne, was die Lampe schwer macht, sondern – was ich für besser halte – Batteriefach hinten mit Kabel nach vorne. Noch dazu mit aktueller 1-Watt-LED. Gleich gekauft.

Um es gleich zu sagen: Der Eindruck ist gemischt. Das Batteriefach macht den Eindruck, als ob die Häkchen, mit denen es zusammengesetzt ist, bei nächster Gelegenheit abbrechen und das ganze Ding zu Schrott machen.

Anders als die teuren Lampen bei Globetrotter kennt das Ding überhaupt keine Stufen. Nix mit Rot-Filter, oder verschiedenen Helligkeiten, gar einer Streuscheibe. Die kennen offenbar nur alles oder nichts. Ein oder aus, mehr ist nicht. Und zwar mit dem gebündelten Strahl. Nix mit diffus. Ich habs eben ausprobiert: Leuchtet auf 20-40 Meter problemlos einen ganzen Baum gut sichtbar aus. Hammerhart. Dürfte aber jeden zerschmelzen, der sich mir in den Weg stellt. Der wird mindestens blind, so hell leuchtet das Ding.

Und was ich da eben noch im Spaß schrieb, fand sich dann als Warnhinweis auf der Packung:

LED-Strahlung

Wow. LED-Strahlung. So richtig gefährlich. Also genau das richtige für ein Zeltlager mit 20 anderen Leuten. Ich bin begeistert…

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