Ansichten eines Informatikers

Klagelied einer Stuttgarterin

Hadmut
26.5.2021 12:41

Eine Leserin schreibt mir:

Hallo Herr Danisch,

ich habe gerade Ihren Artikel über San Francisco, Verwahrlosung und auch Probleme hier und Sozialismus gelesen. Ich bin gebürtige Stuttgarterin und hier in Stuttgart ist das auch schlimm. Es gibt in der Innenstadt immer mehr Tinnes-/Schrottläden, Handy-Läden, Tattoo-Läden, arabische Barbiere, eine Dönerbude neben der nächsten, wo früher Qualitätsfachgeschäfte waren, Shisha-Bars ohne Ende. Alles immer mehr türkisiert. Was mich auch besonders deprimiert ist, dass immer mehr Hauswände und Schaltkästen mit Graffiti zugeschmiert werden, nicht nur in der Innenstadt, es gibt praktisch keinen Stromkasten, keinen Automaten, nichts was im öffentlichen Raum hängt oder steht, was nicht zugeschmiert ist, Es ist alles so hässlich. Was ich auch sehr deprimierend finde ist, dass wenn ich in der U- oder S-Bahn sitze, ich niemanden verstehe, weil praktisch da manchmal keine Deutschen mehr drin sitzen. Es kommt auch auf die Uhrzeit an. Beispiel: Musste morgens aufs Zollamt am Hafen, bin 25 Minuten morgens um 7:30 Uhr durch mehrere „diverse“ Stadteile dorthin gefahren. Fast alle Fahrgäste sahen deutsch aus. Es war sehr still. Dann bin ich dieselbe Strecke eine Woche später nachmittags um 14:30 Uhr gefahren. Anscheinend kaum ein Deutscher in der U-Bahn, hoher Lärmpegel, verstehe kein Wort, verschiedene Sprachen. Ich stecke mir dann meistens Ohrstöpsel ins Ohr, weil mich das so irritiert und nervt. Ich fühle mich als Fremde im eigenen Land.

Gruß

Tja.

Wäre die Frage, für welche größere Stadt so etwas nicht gilt.

Dazu fällt mir aber was ein. Ich hatte mich mal auf einer Reise mit einem Israeli angefreundet, und der sich mit einer Deutschen in der Reisegruppe verbandelt. Nach der Reise kam er sie besuchen, und die beiden hatten mich dann auch mal eingeladen, über die Reise klönen. War vor 20 Jahren.

Er sagte, Deutschland sei doch in vielerlei Hinsicht sehr anders, als er sich das aus den Erzählungen vorgestellt habe. Ihm laufe es kalt den Rücken runter, wenn er in öffentlichen Verkehrsmitteln sei und die Deutschen da so eiskalt und regungslos, lautlos und emotionslos rumsäßen. Hier wolle er dann doch nicht bleiben.

Sie ist dann zu ihm nach Israel und wollte dann bei ihm dort bleiben, dorthin auswandern. Kam aber nach ein paar Monaten auch wieder zurück, weil sie es dann dort nicht aushielt, alles so hektisch und in ständiger Alarmbereitschaft, ständig auf Angriff vorbereitet und im Verteidigungszustand. Das hielt sie dann nicht aus.

Und so wurde nichts aus dem Paar.

Ich habe irgendwann noch erfahren, dass er seither zwei- oder dreimal angeschossen wurde. Das war dann auch nicht so ihr Ding.

Unterschiedliche Lebensstile.