Ansichten eines Informatikers

Über den Wert der Freiheit von Forschung und Lehre

Hadmut
20.11.2017 23:41

Denkt mal über ein Grundrecht nach.

Sogar die Süddeutsche scheint langsam das Gefühl zu beschleichen, das die sich mit ihrem Genderquatsch in eine Sackgasse manövriert haben und da langsam wieder rauswollen.

Sie schreiben relativ entsetzt darüber, dass in Schweden jetzt auch die Vergangenheit geändert und auf Frauenquote getrimmt wird, und deshalb Literaturlisten für Vorlesungen dort jetzt politisch überprüft und zugelassen werden müssen, wozu auch eine Frauenquote zählt. Deshalb musste man in einer Denker-Liste von konservativen Gesellschaftkritikern ausgerechnet die Genderoberdumpfnuss Judith Butler, die ja nun t das Gegenteil von konservativ ist und mit Denken auch nichts zu tun hat. Ergibt überhaupt keinen Sinn, aber Frauen müssen drauf, und natürlich besonders Genderpriesterinnen. Egal wie dämlich und themenfremd. Und diesmal sind nicht die Professoren schuld, die Verblödung wird von oben befohlen:

Das politikwissenschaftliche Institut der Universität Lund mag mit seiner Frauenquote für Seminarliteratur vorläufig noch zu den Einzelfällen gehören. Indessen reagiert es mit dieser Regel auf eine amtliche Forderung, die an alle schwedischen Hochschulen gestellt wird: Jede einzelne dieser Institutionen habe einen Plan vorzulegen, “wie sie die Arbeit mit der Integration der Gleichstellung zu entwickeln” gedenke, heißt es in einem entsprechenden Dekret der schwedischen Regierung vom Dezember 2015, wobei die “Gleichstellung” aller Menschen explizit zu den Aufgaben der Hochschulen gezählt wird – also eine politische Maßregel darstellt, die mit der Freiheit der Wissenschaft nur schlecht zu vereinbaren ist. […]

Gleichwohl: ein “nationales Sekretariat für Genderforschung” erhielt nach jenem Dekret von der schwedischen Regierung den Auftrag, die Hochschulen bei der Arbeit an der “Gleichstellung” zu unterstützen. Bis zum 15. Mai dieses Jahres hatte eine jede Hochschule daraufhin einen Handlungsplan abzuliefern. Alle Institute, von der Universität Uppsala über das Karolinische Institut (die medizinische Universität in Stockholm, die den Nobelpreis für Medizin vergibt) bis zur Hochschule Malmö versprachen darin, in Zukunft noch mehr als bisher die Lehren der Genderforschung zu beherzigen und sich der “Normkritik” zu widmen – also mit den Mitteln von Forschung und Lehre wider eine “Norm” zu kämpfen, in der das männliche Geschlecht, die weiße Haut und die heterosexuelle Orientierung Kennzeichen einer Herrschaft seien, der sich alle anderen Varianten von Mensch und “gender” zu unterwerfen hätten. Im Übrigen gibt es in Schweden seit Kurzem den Beruf des “zertifizierten Normingenieurs”, dessen Aufgabe es sein soll, eben diese geschlechtlich bestimmte Herrschaft zu brechen.

Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: „zertifizierte Normingenieure” als Euphemismus für Politoffiziere. Normingenieure. Demagogen. Propagandisten. Agitatoren. Orwell hätte sich das nicht fieser ausdenken können.

Das ist eben der Genderschwachsinn, und man sollte die Süddeutsche mal daran erinnern, dass sie zuerst mal vor der eigenen Haustür kehren möge, denn die prügeln diesen Schmarrn ja auch ständig in die Leser. Oder anders gesagt: Wer sich einen Heribert Prantl leistet, ist nicht in der Position, sich über skandinavische Genderdiktaturen zu mokieren.

Außerdem übersehen sie dabei ein Detail. Oder nein, sie übersehen es nicht, sie schreiben es sogar selbst, aber kapieren es nicht so wirklich:

Eine NGO namens “Academic Rights Watch”, die den Fall des politikwissenschaftlichen Instituts an der Universität Lund dokumentiert, verweist denn auch darauf, dass ein Recht auf Freiheit der Forschung und der Lehre, anders als in den meisten europäischen Ländern, in den schwedischen Grundgesetzen nicht verankert ist – und dass das Verhalten jener Institutsleitung einen Verstoß gegen die Empfehlungen der Unesco für die akademische Lehre (Paragraf 28, “Freiheit der Lehre”) darstellt.

Das ist genau der springende Punkt: So bescheuert und bekloppt das ist, die dürfen das. Auf genau den gleichen Punkt bin ich vor fast 10 Jahren gestoßen, als es um den großen von-der-Leyen-Blödsinn mit der Kinderpornosperre ging, und die immer sagte „in Norwegen geht es doch auch”. Ja, denn die haben kein Telekommunikationsgeheimnis. Das sind von der Staatsform her zunächst Monarchien. Zwar inzwischen parlamentarische, aber deren Verfassungen dort regeln im wesentlichen das Verhältnis zwischen König und Parlament. Bürger kommen darin nicht als Rechtehinhaber, nur als Untertanen vor.

Sagen wir es so: Ich bin langsam gewillt, den islamistischen Terror, der dort den Staat auseinandernimmt, zumindest in mancher Hinsicht als Verbesserung des status quo anzusehen. Dass ausgerechnet Schweden den Nobelpreis als Wissenschaftspreis vergibt, halte ich dafür inzwischen für eine bodenlose Frechheit.

Das Gender-Tribunal

Auch in einer anderen formalen Monarchie sieht das nicht besser aus, in Kanada.

Dort ist nämlich an der Wilfrid Laurier University eine Studentin und Tutorin in übel in Ärger und vor das Gender-Tribunal gekommen, weil sie in einem Kurs über critical thinking (wie in Schweden) ein Video des kanadischen Professors (und Gender-Kritikers) Jordan Peterson zeigte. Daraufhin wurde ihr vorgeworfen, sie haben Studenten beleidigt und ein toxic environment geschaffen. Sie wurde vor das Gender-Tribunal der Fakultät vorgeladen. Und wie schon neulich in einem anderen Fall, hat es sich bewährt, dass das irgendwer da heimlich aufgenommen hat, und so kann man sich den Schwachsinn der Social Justice Warriors da jetzt anhören (Ausschnitte).

Da wird versucht, Wissenschaft systematisch politisch zu verbiegen. Meinungen dürfen in Klassenräumen nicht mehr geäußert werden. Und sie hämmern ziemlich böse auf sie ein, um ihr einzureden, sie sei „transphobic”. Und sagen, es wäre, als hätte man eine Rede von Hitler abgespielt. (Was, nebenbei bemerkt, meines Erachtens für verschiedene Fächer wie Geschichte oder Psychologie verpflichtend sein sollte, damit man versteht, was und wie es passiert ist.) Hier gibt’s noch einen Kommentar der Studentin dazu.