Ansichten eines Informatikers

Die Käßmann-Ausputze

Hadmut
30.5.2017 18:08

Finde ich wieder mal erstaunlich, wie schnell und wendig die genderistische Gutmenschenfraktion ihre Standpunkte ändert.[Nachtrag/Update]

Einige Leute haben mich über Mail und Twitter angeschrieben, um Margot Käßmann und ihr Gerede zu verteidigen. Sie habe das mit den deutschen Eltern und Großeltern ja ganz anderes gemeint. Sie habe ja eine Aussage Rechter zitiert und diese kritisiert, und habe sich die Aussage damit nicht zueigen gemacht.

Was so aus mehreren Gründen nicht stimmen kann.

Irgendwer schrieb, schon die Aussage Käßmanns mit den Großeltern sei „Fake News“, weil bei der AfD nicht von Großeltern die Rede gewesen sei, was ich nicht weiß und nicht nachprüfen kann. Gerade das wäre zentrale Voraussetzung dafür, Käßmanns Aussage als Zitat zu verstehen, nämlich eine Quellenangabe. Wen oder was genau will sie damit zitiert haben? Solange dafür nicht mal eine Quelle existiert und nicht klar ist, wen oder was sie da zitiert haben will, eine unklare Quelle aber behauptet, die „Großeltern“ habe sie selbst hinzugedichtet, was wiederum so nicht nachprüfbar ist, wären Käßmann und ihre Verteidiger erst einmal in der Pflicht, die Quelle zu belegen, wenn sie behaupten, das wäre nicht ihre Aussage, sondern nur ein Zitat. Ich stelle jedoch fest, dass keiner derer, die mir Kritik geschrieben haben, die Ur-Quelle dieser Aussage angegeben hat. Schon deshalb bleibt das an Käßmann als ihre Aussage kleben, bis eine Quelle ersichtlich ist. Man kann nicht andere mit etwas zitieren, was anscheinend oder womöglich aufgepumpt war, und dann sagen, das sei ihr nicht zuzurechnen. Solange sie selbst als primäre Quelle dieser Aussage dasteht, bleibt wenig Raum dafür, es anderen zuzurechnen, gerade weil sie das ja nicht im Rahmen einer themenbezogenen Auseinandersetzung, sondern da als Schlagwortfackel präsentiert hat.

Nehmen wir aber mal an, das hätte da irgendwer genau so gesagt, und sie hätte das zutreffend zitiert. Ich glaube aber nicht, dass – wer auch immer das gesagt hat – sich selbst als „braunen Wind“ bezeichnet hat. Den Umständen nach würde ich das so einschätzen, dass höchstens die Forderung nach mehr Kindern mit deutschen Eltern und – nehmen wir es zu ihren Gunsten mal an – Großeltern auf fremden Aussagen beruht, die Wertung „brauner Wind“ aber von ihr selbst angehängt wurde. Selbst damit wäre ihr die Aussage zuzurechnen, denn die Wertung, dass jemand aufgrund seiner Abstammung in braune Denkmuster passe und sich in den Kontext „brauner Wind“ stellen lassen müsse, eine Diffamierung und Herabwertung und -würdigung ist. Denn, und das verkennen die, die da jetzt tröten, mit dieser Wertung hat sie ja nicht nur den, der das forderte (falls es den überhaupt gibt) in den braunen Wind gestellt, sondern auch jeden, der diesem Muster entspricht. Sie hat damit zwei Aussagen getroffen. Sie brauchte nämlich die Aussage, dass deutsche Eltern und Großeltern einem braunen Wind entsprechen, um auch den, der es fordert, anzuklagen. Würde sie das nämlich neutral sehen, wäre es schwer, daraus einen politischen Vorwurf zu bilden.

Bemerkenswert ist auch, dass der braune Wind in diesem ihrem Predigtext nicht auftaucht. Ich weiß nicht, ob das die fragliche Rede ist, aber zumindest ist auch darin die Rede von Arierparagraphen und deutschen Großeltern. Nur der Wind fehlt. Ist das die Rede? Hat man die nachträglich verändert? Es hieß doch, sie hat eingeräumt es zu sagen, es sei nur aus dem Kontext gerissen.

Apropos aus dem Kontext gerissen: Lest Euch den Text mal durch. Sie nimmt aus der Bibel eine kurze Textstelle, die ein eigentlich völlig belanglose Begebenheit schildert. Die schwangere Maria besucht die schwangere Elisabeth. Elisabeth freut sich darüber und Maria bleibt eine Weile. Mehr steht da nicht. Bedeutung eigentlich gleich Null. Wie oft ist das in den hunderttausend Jahren seit Bestehen der Menschheit vorgekommen, dass sich Schwangere besuchen? Machen die hier in meinem Freundes-, Nachbarn- und Kollegenkreis ständig, unentwegt. Warum auch nicht? Ist ja naheliegend. Würde ich auch so machen, wenn ich schwanger wäre. Vor allem bei erstmaligen Schwangeren, da gibt es natürlich ganz viel zu wissen, zu erfahren, zu fragen. Vor allem, weil es vor 2000 Jahren ja noch keinen Bio- und Aufklärungsunterricht wie bei uns heute gab. Was kann man daraus schlussfolgern? Exakt nichts. Normales Leben. Passiert jeden Tag an unzähligen Orten der Welt.

Käßmann predigt und folgert daraus aber gleich einen politischen Feldzug gegen politische Gegner. Der inhaltlich-logisch nicht nachvollziehbar ist. Was hat das mit Maria und Elisabeth zu tun? Und damit ist ihr schon dieser Gedankensprung zuzurechnen. Denn das ist ja dann auch kein naheliegender Gedanke oder Kommentar zu Tagesgeschehen, sondern ein gewollter, willkürlicher Gedankensprung.

Ich persönlich fühle mich mit sowas übrigens beleidigt und diffamiert. Ich habe nunmal deutsche Eltern und Großeltern, ich kann’s nicht ändern, ich hab’s mir nicht ausgesucht, ich kann es nicht beeinflussen, ich habe nie irgendetwas in dieser Richtung „brauner Wind“ gemacht oder getan, werde aber von ihrer Aussage erfasst und – schuldlos – in diesen Kontext gestellt.

Deshalb fühle ich mich nicht nur von Käßmann angegriffen und diffamiert, sondern auch von jedem, der da noch Beifall geklatscht hat, und eigentlich von jedem, der Mitglied dieser evangelischen Kirche bleibt.

In diesem Zusammenhang möchte ich mal rügen, dass sich Leute herausnehmen mich belehren zu wollen, wodurch ich mich angegriffen fühlen dürfe und wodurch nicht. Darf ich in diesem Zusammenhang mal daran erinnern, dass es bisher immer feministische Doktrin war, dass die – sogar die selbsternannten – „Opfer“ die alleine Definitionshoheit darüber haben sollten, wann, wie und wovon sie sich angegriffen und als Opfer fühlen wollen? Dass man bisher jeden falschen Blick, jedes Zucken eines Mundwinkels als „Micro Aggression“ deklariert und mit lebenslanger Verbannung bestraft hat? Dass man einen Rainer Brüderle für sein Dirndl-Kompliment politisch hingerichtet hat, dazu den #Aufschrei veranstaltet und mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet hat, die viel schlimmere – zudem böswillige – Ausssage Käßmanns aber unter den Teppich kehren will?

Mir ist dabei aufgefallen, dass ich gerade durch einen Account „Salz in der Fritte“ (Salz hat man auf und nicht in der Fritte…) mit einer Reihe von Tweets angegangen werde, u.a.

der nicht nur vom Namen her lächerlich ist, sondern auch neu gegründet und sonst noch nicht viel gemacht zu haben scheint. Sich aber ansonsten so präzise ausdrückt, als habe ein Anwalt oder PR-Profi das als Presse-Statement formuliert.

Das deutet darauf hin, dass das wohl kein echter Account ist, sondern dahinter eine Agentur steckt, denn dieses Verhalten ist typisch für solche Internet-PR-Agenturen, die sich auf das Social-Media-Gedöns spezialisiert haben. Habe ich ja auch schon früher erlebt (bei einer politischen Veranstaltung), dass ich für eine Aussage sofort auf Twitter massiv angegangen und herabgewürdigt wurde, und sich dann später herausstellte, dass der Urheber bei einer PR-Agentur arbeitet, die für Parteien arbeitet, und der dort wohl beruflich war, mit dem Auftrag, jede Kritik sofort mit Dreck zu bewerfen.

Insofern wäre meine Bitte an die Leser, mal verstärkt darauf zu achten, ob das jetzt nur mir so ging, oder ob das öfter vorkommt, dass da jetzt solche Profi-Ausputzer unterwegs sind.

Spätestens dann, wenn Kirchentage mit solchen PR-Aktionen einher gehen, sollte man sich schon mal fragen, was Jesus und Luther dafür eigentlich noch können und was man da eigentlich will, wenn man da noch hingeht.

Nachtrag/Update: Bei Achgut gibt es einen aktuellen Text dazu, der auch noch draufhaut, aber erklärt, woher dieses Zitat mit den Großeltern eigentlich kommt. Sie sagen auch, dass man Käßmanns Text nachträglich verändert habe.