Ansichten eines Informatikers

Body-Shaming-Gejammer und die Beauty Correctness

Hadmut
14.5.2017 11:21

Könnte man auch mal näher untersuchen.[Nachtrag:]

Es kommt ja in letzter Zeit öfters das Gejammer hoch, dass Frauen mit ihrem Körper nicht klarkommen (bei manchen hat man den Eindruck, dass sie sich mit überhaupt gar nichts anderem mehr beschäftigten als mit den Problemen ihres Körpers, und dafür dann eine Professur bekommen), und jetzt geht ja gerade so ein Jammer-Machwerk „Embrace“ von Nora Tschirner herum.

Ich habe dafür schon insofern gar kein Verständnis, als Frauen gegenüber Männern da völlig gnadenlos selektieren, und fast immer Männer völlig ignorieren, die nicht mindestens 5 bis 20 Zentimeter größer als sie sind, weil Frau zu Mann unbedingt auch dann noch aufblicken und sich in Geborgenheits- und Beschütztseinshaltung begeben will, wenn sie auf den roten 12-Zentimeter-Hacken steht. Und ich weiß, wovon ich rede. Ich bin 1,70. (Eigentlich bin ich 1,69573, aber ich runde immer auf 1,70 auf, weil man mit 1,6… gleich als Gnom wegkategorisiert wird.)

Männer sind da insgesamt und aus biologischen Gründen viel weniger selektiv und akzeptieren eigentlich ziemlich viel, während Frauen oft ihr ganzes Leben damit verbringen, den einen perfekten Märchenprinzen zu finden und inzwischen mit digitalen Auswahlmethoden zu optimieren, als wollten sie das allerbeste Schnäppchen machen.

Habt Ihr mal in irgendwelche Kontaktforen gesehen? Der blanke Wahnsinn. Da steht immer das gleiche drin: Männer beschreiben sich selbst, Frauen beschreiben, was sie haben wollen. Männer bieten sich an, Frauen stellen Ansprüche. Er versucht sich möglichst positiv zu beschreiben, sie gibt Randbedingungen vor (mindestens so groß, höchstens so alt, die und die Charaktereigenschaften, das, das und das muss er mitmachen, können, tun. Dies und jenes geht gar nicht.)

Nur mit dem Unterschied: Größe, Alter und sowas kann man nicht ändern. Es passt oder es passt nicht, daraus entsteht aber kein Leistungsdruck. Umgekehrt müsste Frau sich halt mal etwas pflegen und bewegen, um als ansehnlich durchzugehen, sowas ist anstrengend und Aufwand.

Ich bin darauf gekommen, weil der Film von Tschirner diese Woche morgens im Radio besprochen wurde. Die Moderatorin sprach mit irgendeiner anderen am Telefon, und meinte dazu ziemlich trocken, dass sie dem Gejammer so nicht folgen kann. Dass sie das zwar gut kennt, dass man blöd angemacht wird, weil irgendwas zu dick oder nicht enthaart ist oder irgendsowas, aber dass ihr das immer nur von Frauen passiert, dass sie das Problem als ein reines Problem innerhalb der Frauen wahrnimmt. Die Anruferin stimmte zu.

Die Tage ging so eine Internet-Meme herum, der schlechteste Song aller Zeiten. Von so einer der führenden Youtuberinnen gesungen, zwar nicht gut, aber auch nicht erwähnenswert schlecht, aber ich las, dass man ihre Einnahmen daraus auf über 100.000 Euro pro Monat schätzt, irgendwo hieß es, der Song sei bei iTunes auf Platz 3. Die ganz dicke Kohle.

Wie macht die das?

Sie hat einen Beauty-Channel, und sendet darauf den letzten Scheiß, quietsch und schrei, wie schlechter Comic nachgespielt. Mit dem ganzen Beauty- und Beziehungsmist spricht sie eine ziemlich große Gruppe von pubertierenden Mädchen an, und das bringt enorme Klickzahlen mit völliger Belanglosigkeit.

Erzähl Mädchen im Pubertätsalter, wie sie sich anzumalen, sexy anzuziehen und mit anderen Leuten umzugehen haben (der digitalisierte Mutti-Ersatz, weil Mutti entweder keine Zeit mehr hat oder als Feministin für sowas nicht mehr zu gebrauchen ist), und das ist der Brüller.

Das wäre mal ein interessantes evolutionsbiologisches und -psychologisches Thema für „Gender Studies“, herauszufinden, warum Mädchen mit Einsetzen der Pubertät ihr Rettungsschwimmerabzeichen im Schminktopf anstreben, und warum sie sich gegenseitig so ausgrenzen und angreifen, wenn man nicht mitmacht.

Da wären wir nämlich dann schon wieder beim Thema Amygdala und der Frage, ob das alles Tribalismen sind, Zugehörigkeitsabzeichen, Rangabzeichen, Konformitätserklärungen.

Und dann könnte man auch mal die Frage stellen, ob Niqab, Burka, und wie alle die verschiedenen Beutel und Säcke heißen, überhaupt ein religiöses Gebot sind, oder ob da nicht die Amygdala diktiert, ein weithin sichtbares explizites Tribe-Zeichen zu tragen, um sich in Feindesland von den Fremden sichtbar zu unterscheiden. Ein türkischstämmiger guter Kumpel hat mir nämlich vor Jahren mal erklärt, dass hier in Deutschland die Türkinnen viel häufiger mit sowas rumlaufen als in der Türkei (könnte sich dort inzwischen geändert haben), und die meisten Frauen sich dort so ein Ding nicht aufsetzen lassen würden.

Könnte es sein, dass hier die Konfrontation mit „Anderen“ (solchen vom anderen Stamm oder von der anderen Herde) den Hirndruck erhöht, sich mit nach außen gewendeten Tribe-Zeichen erkennbar zu machen und seine Zugehörigkeit zu zeigen (vgl. die Tattoos und Kutten von Gangs, Hells Angels usw.), und dass dieser gegenseitige Schönheitsdruck, dem sich Frauen aussetzen, und die sich gegenseitig angehen, wenn eine ihre Beine oder ihre Achseln nicht rasiert hat, letztlich nur so ein Amygdala-induziertes aus dem Ruder laufendes Herde-abgrenzen-und-Stammeszeichen-sichtbar-halten-Verhalten ist, quasi das optische Gegenstück zur political correctness im Sprachumgang?

Was mich schon wieder mal auf einen interessanten feministischen Widerspruch bringt:

In Sprache, Verhalten und Denken prügeln sie ständig die political correctness durch, man darf nicht mehr denken und sagen, was man will, sondern muss sich unbedingt an die vorgegebenen Stammesrituale der (selbsternannten) Leitkühe halten, sonst wird man aus der Community (=Herde) ausgestoßen. So ganz archaisch wie im Tierreich. Jeder hat sich zwangsweise an die – mehr oder weniger willkürlichen – Aussehens- und Verhaltensrichtlinien zu halten und sich einheitlich zu verhalten, um dazuzugehören. Was das im Einzelnen ist, ändert sich auch. Man nennt es Mode, es sind aber eigentlich immer nur die gerade angesagten Tribe-Zeichen. Mal rosa Muschi-Mützen, früher waren es mal Arschgeweihe.

Nicht viel anders im Islam. Du hast Dich so und so zu verhalten und zu kleiden, sonst gehörst Du nicht dazu und bist Feind. Die Community muss klar erkennbar sein. Und im Prinzip entspricht sogar die in manchen Ländern (wie man hört auch Deutschland) praktizierte weibliche Genitalbeschneidung, auch die männliche, diesem Muster, das man auch von gedehnten Ohren und Unterlippen oder langen Hälsen kennt: Du hast auch deinen Körper mit Tribe-Zeichen zu versehen oder Du bist raus. Bei uns tauft man die Leute, glücklicherweise ein symbolischer Akt.

Das alles wird solange gepflegt und aufrechterhalten, solange Frauen davon tatsächliche oder vermeintliche Vorteile haben.

Wird es aber zur Mühe oder Last, dann beklagen sich die, denen es zu anstrengend wird. Political correctness bei Sprache gut, aber bitte nicht bei Beine rasieren. Obwohl es letztlich dasselbe Phänomen ist. In den USA haben jahrzehntelang Frauen richtig Ärger bekommen, wenn die Beine nicht rasiert waren.

Solange wir also unter dieser political correctness leiden und ständig irgendwelchen Moden hinterherrennen (und das alles immer von Frauen ausgeht!), und Frauen dick von tribalistischen Modeerscheinungen wie Gender, Quoten, Förderung und so weiter profitieren, habe ich für derlei Gejammer nicht das geringste Verständnis übrig.

Man kann nicht überall political correctness und Herdenkonformität durchprügeln und zum omnipräsenten Gruppenzwang machen um Frauen überall zu fördern und zu bevorteilen, aber dann plötzlich eine Ausnahme machen und das Gegenteil wollen, wenn Frauen sich mal anstrengen müssten und der fette Arsch und die schwabbeligen Beine einfach unansehnlich sind.

Solange Frauen Männer nach ihrer (unveränderlichen und unbeeinflussbaren) Körpergröße beurteilen und auswählen, und sie Männer unter einen ständigen political correctness-Druck stellen, halte ich das für völlig legitim, natürlich, angemessen und in Ordnung, Frauen nach ihrem Aussehen, ihrer Attraktivität, ihrer Körperpflege (um die es bei vielen Frauen heute inzwischen schlecht steht, und dafür brauche ich keine Augen, da reicht manchmal die Nase) zu beurteilen und das als beauty-correctness zu bezeichnen.

Und wenn da wie Tschirner eine rumheult, dass Frauen ihrem selbstgemachten Tribalismus nicht genügen können, habe ich damit genau soviel Mitleid wie eine Feministin mit einem Mann, der wegen mangelnder political correctness oder Frauenquote den Job nicht bekommt, nämlich gar keinen. Frauen haben mit Feminismus diesen Tribalismus-Mist jahrelang gezüchtet und gefördert und damit die Gesellschaft abgemolken, und auf Männer eingeprügelt, weil die irgendwelchen Anforderungen nicht genügen, dann sollen sie jetzt auch mit dem Mist leben, den sie angerührt haben.

Und gerade bei Tschirner sollte man auch mal daran denken, dass die wie alle Tatort-Kommissare für sehr wenig Arbeit (und in diesem Fall für Leistungen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle) fettes Geld auf Gebührenzahlerkosten bekommt und sich als jemand, der hauptberuflich und auf anderer Leute Kosten vor der Kamera steht, also über die eigene Körperdarstellung arbeitet noch darüber beschwert, dass man von ihr erwartet, dass sie nach was aussehen soll. An einer Fernsehproduktion sind, weiß nicht genau, ganz wild geschätzt, um die hundert Leute beteiligt. Von denen dann 2% vor der Kamera stehen, während es bei den anderen 98% aufs Aussehen nicht ankommt. Und ausgerechnet den Job will sie haben und beschwert sich dann darüber, dass es ums Aussehen geht. Ich würde sowas ja noch akzeptieren, wenn es Privatfernsehen wäre, bei dem man sich entscheiden kann, ob man es guckt oder nicht. Aber dass man im Zwangsbezahlfernsehen nicht mal mehr erwarten dürfen soll, für sein Geld auch irgendeine Leistung zu bekommen, und sei es nur das Aussehen, finde ich dreist. Die lebt von unseren Gebühren, aber wir sollen nicht erwarten dürfen, dass sie dafür auch was leistet.

Mir geht dieser Zeitgeist inzwischen so auf den Wecker, dass die alle glauben, sie könnten völlig leistungslos auf anderer Leute Kosten leben.

Sie betreiben Tribalismus als political correctness, wenn sie was bekommen, aber lehnen das sofort ab, wenn sie selbst was bringen müssen. Per Frauenquote auch ohne schauspielerische Qualitäten Tatort-Komissarin werden müssen, aber jammern, wenn der Arsch nicht erwartungsgemäß ist.

Bedenke, worum Du bittest. Es könnte Dir gewährt werden.

Nachtrag: Ein Leser wirft mir gerade noch ein Zitat dazu zu:

„Momma didn’t work ’cause beauty, she said, was a full time occupation.“

Aus dem Buch “The Coldest Winter” von Sister Souljah.