Ansichten eines Informatikers

Betreuungsverhältnis Professoren zu Studenten abgestürzt

Hadmut
17.12.2014 15:56

Mit den Universitäten geht es bergab.

SPIEGEL berichtet, dass in den MINT-Fächern das Zahlenverhältnis von Professoren zu betreuenden Studenten immer schlechter wird. Und damit natürlich auch die Qualität der Ausbildung abrutscht.

Was sie nicht sagen: Von dem immer schlechteren Verhältnis muss man zusätlich auch noch die Quotenprofessorinnen abziehen, die zwar formal als Professoren mitgezählt werden, faktisch aber keine Betreuung leisten oder daran grotesk scheitern. Also ist es noch viel schlimmer als beschrieben.

Kurios:

In den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ist die Betreuung an Unis und FHs deutlich besser geworden: 2003 kamen 34 Studenten auf einen Wissenschaftler, 2012 waren es nur noch 29.

Leider sagen sie nicht, ob die Änderung durch mehr Professoren oder durch weniger Studenten verursacht wurde. Da aber insgesamt die Studentenzahlen noch steigen, drängt sich ersteres auf. Gerade die Sozialwissenschaften bestehen ja immer stärker aus Gender-Schwätzerinnen und sonst nichts mehr.

Geht bergab mit den Unis…

19 Kommentare (RSS-Feed)

Stuergel
17.12.2014 16:13
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Ich fand zum Beispiel in theoretischer Informatik und auch in Mathe die Vorlesung des Profs weniger lehrreich als die Übungen mit dem promovierten wissenschaftl. Mitarbeiter. Vielleicht wäre sie noch lehrreicher gewesen, wenn der Prof die Übungen selbst gemacht hätte, aber das wäre von einer Person allein gar nicht machbar gewesen bei über 10 Übungsgruppen.

Will sagen: Die Qualität der Betreuung hängt mehr am Gesamtpaket als an der Anzahl der Profs.


Hadmut
17.12.2014 16:20
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@Stuergel: Ich kenne aber auch Fälle, in denen es andersherum war. Weil sie keinen Prof gefunden haben, der noch Bock hatte, die Vorlesungen zu halten, haben sie irgendeinen Hilfskasper, der auf fragwürdige Weise durch die Promotion kam, noch schnell ne Habil hinterhergeworfen und zum Privatdozenten ernannt, der dann für ein Trinkgeld eine grottenschlechte Vorlesung hielt, die effektiv nutzlos war.


Dirk S.
17.12.2014 17:08
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“Spaßig” finde ich immer solche Äußerungen:

> “Die gestiegenen Betreuungsrelationen in den MINT-Fächern könnten einer der Gründe für die hohen und zwischenzeitlich gestiegenen Abbrecherquoten sein.”

Das ist völliger Quatsch, die schlechtere Betreuungsrealtion ist eine Sache (und keine gute), aber die hohen Abbrecherquoten kommen daher, dass viele mit einem technischen Studium anfangen, die nicht wissen, was sie erwartet und/oder nicht für dieses Studium geeignet sind. Das war bei mir im Jahrgang damals so und mir kann niemand erzählen, dass sich da was geändert hat. Es gibt halt eben einen Unterschied zwischen Compilerbau und Smartphonestreicheln. Das sollte man Interssenten möglichst früh klar machen. Insofern ist das Sieben in den ersten 2 Semestern völlig ok, denn wer dann aufgibt hat nur ein Jahr verloren und nicht mehrere.

Ungesiebte Grüße,

Euer Dirk


Joachim
17.12.2014 17:33
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Immerhin erkennen sie daß MINT für ein Industrieland von zentraler Bedeutung ist.
“Nein”.
“Doch”.
“Und da können Genderprofessorixe wirklich helfen”?


CountZero
17.12.2014 18:01
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Ein mir bekannter langjähriger Postdoc in Molekularbiologie beklagt sich oft bitter über die (fehlende) Kompetenz der Laborpraktikumsbetreuer in seinem Bereich.

Durch die Einführung des Bachelor bilden dort jetzt Anfänger (die nur 2 Semester weiter sind als ihre ‘Hörer’) die Anfänger aus.

Zu Diplomzeiten hatten die Labortutoren Vordiplom, was bereits durch die Vorbereitung auf die unterschiedlichen Prüfungen durchaus großen Kompetenzzuwachs bedeutete. Übungen zu Vorlesungen wurden von Doktoranden gehalten, ich weiß nicht, ob das immer noch so ist.

Die Qualität eines Studiums richtet sich nmA nach
– der Qualität der Kommilitonen (Studiergruppen!)
– dem Engagement und der didaktischen Qualität der Tutoren
– der wissenschaftlichen/Forschungs-Qualität der Professoren.

Wenn dann ein guter Wissenschaftler auch noch didaktisch gute und fordernde Vorlesungen hält, ist das Ideal praktisch erreicht. (Theoretisch gibts noch die platonische Auffassung von Lehrer und Zögling, die sich im Garten neben dem Springbrunnen unterhalten über das, was die Welt im Innersten zusammenhält).


Hadmut
17.12.2014 19:41
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> Zu Diplomzeiten hatten die Labortutoren Vordiplom, was bereits durch die Vorbereitung auf die unterschiedlichen Prüfungen durchaus großen Kompetenzzuwachs bedeutete.

War zu meiner Zeit in Informatik auch so. Da brauchte man das Vordiplom, um Tutor sein zu können.


Gedöns
17.12.2014 19:19
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Hmm, irgendwann werden die Punkte in der oberen Grafik also in der rechten unteren Ecke landen:
http://www.randalolson.com/2014/06/25/average-iq-of-students-by-college-major-and-gender-ratio/
(Den Link habe ich von einer selbstbewussten Frau ohne Minderwertigkeitskomplexe, im Gesundheitswesen beschäftigt, erhalten; von respektive bei einer Feministin also unvorstellbar …).


Collin
17.12.2014 20:28
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@Hadmut: Werden die Kommentare in älteren Posts noch durchgesehen? Sprich sind die älteren Beiträge der passende Ort für Kommentare die in neueren Posts Off-Topic wären?

Mich würde nämlich deine Meinung hierzu interessieren, wobei mich eigentlich nur die positive Diskriminierung der objektiv schlechteren Bewerber in den Tests stört.

(Vielleicht sollten sich die Werten Herren für den Ramadan in den Innendienst versetzen lassen, wenn Sie zu schwach sind, den Streifenwagen zu verlassen? Wie wird dies eigentlich in arabischen Ländern geregelt?

Die Sache mit den Duschkabinen ist grenzwertig.)

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wie_man_in_berlin_polizist_wird_und_bleibt


Hadmut
17.12.2014 20:35
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@Collin:

> @Hadmut: Werden die Kommentare in älteren Posts noch durchgesehen?

Von mir ja. Ist eine Queue für alles zusammen.

Ob’s von den Lesern noch irgendwer liest, ist allerdings fraglich.


Josh
17.12.2014 21:43
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> Ich kenne aber auch Fälle, in denen es andersherum war.

Diese Erfahrung habe ich auch gemacht.

> Zu Diplomzeiten hatten die Labortutoren Vordiplom, was bereits durch
> die Vorbereitung auf die unterschiedlichen Prüfungen durchaus großen
> Kompetenzzuwachs bedeutete.

Das war bei meinem Studium (Maschinenbau) zwar meistens auch so, allerdings gab es da auch Ausnahmen.

So hatte ich in einer Übungsuntergruppe auch einen Korrektor, der für diesen Job eigentlich auch das Vordiplom haben sollte, dem ich aber als Anfänger zu einem Zeitpunkt die Grundlagen der Mechanik erklären mußte.
Ich hatte eine der Übung eben nicht analog zur Musterlösung gelöst, sondern auf alternativem Weg, was der Korrektor zunächst nicht verstanden und akzeptiert hat.


Fry
17.12.2014 21:44
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@Hadmut: es wäre vielleicht eine (einfache) und gute Idee, aus dieser Queue eine Seite “Kommentare der letzten Woche” zu bauen. Auch ich habe mir das schon mehrfach gewünscht.


erich wander
17.12.2014 23:02
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“Und damit >>natürlich<< auch die Qualität der Ausbildung abrutscht."

eine korrelation ist noch keine kausalität


Hadmut
17.12.2014 23:04
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@erich wander:

> eine korrelation ist noch keine kausalität

Hat ja auch keiner behauptet. Es war eine direkte Aussage zur Kausalität.


stefan wunderlich
18.12.2014 9:25
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An der Uni Oldenburg (in der Informatik und Wirtschaftsinformatik) bspw. ist es üblich, dass Studenten die Tutorien betreuen. Zumindest im Bachelor. Habe ich auch jahrelang gemacht. Die Qualität der Tutorien ist entsprechend schwankend. Ob man einen guten oder einen schlechten Tutor erwischt ist dann bisschen Glückssache. Im Master werden die Übungen idR von wissenschaftl. Mitarbeitern geleitet. Aber auch da ist die Qualität schwankend, da die Qualität der Tutorien eben nicht nur von fachlicher Expertise abhängt, sondern auch von didaktischen Fähigkeiten.

Zum Betreuungsumfang kann ich sagen, dass die direkte Betreuung von Abschlussarbeiten oftmals von wissenschaftl. Mitarbeitern übernommen wird. Der Prof ist zwar Erstgutachter, jedoch ist er nur in seltenen Fällen der Betreuer der jeweiligen Arbeit.

Fakt ist jedoch, dass die Zahl der Studenten seit Jahren stetig zunimmt und die Lehrstühle teilweise aus allen Nähten platzen. Für einige Module mit Rechnerübung bspw. fehlen beim aktuellen “Studentenansturm” schlicht die Kapazitäten.


_Josh
18.12.2014 11:52
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@Collin: Ein typischer Sarrazin halt — unsinniges, meist zusammenphantasiertes cherry picking. Gelegentlich auch schlicht erlogen.

Die Tage habe ich irgendwo auch ein Transkript von Berlins Polizeisprecher Stefan Redlich gelesen, finde es momentan leider nicht. So muß der Tagesspiegel genügen.


heinz456
18.12.2014 13:20
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@stefan wunderlich: Gerade in Oldenburg ist die Anzahl von Informatik-Erstsemestern doch sogar massiv eingebrochen? Da waren es zu Hochzeiten (2000ff) fast 300 Anfänger nur in der Informatik, jetzt nicht einmal 100 für Informatik und Wirtschaftsinformatik zusammen. Entsprechend müsste sich das Betreuungsverhältnis doch sogar gebessert haben, wenn die Anzahl an WiMis und Professoren gleich geblieben ist?

Die Betreuung durch Studierende in Tutorien würde ich als relativ normal und allgemein üblich bezeichnen. Wobei das Informatikstudium in Oldenburg schon sehr verschult ist – Pflichtübungen inkl. wöchentlicher Abgabe von “Hausaufgaben” sind an anderen Standorten häufig nicht (mehr) vorgesehen. Das heißt jetzt aber nicht, dass ich den Oldenburger Ansatz hier schlecht finde.


yasar
18.12.2014 13:56
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@Collin

Über RSS bekommt man auch Kommentare zu älteren Artikeln mit. Zumindest ein Teil der Leser wird es also mitbekommen.


CountZero
18.12.2014 15:48
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@heinz456
> Wobei das Informatikstudium in Oldenburg schon sehr verschult ist – Pflichtübungen inkl. wöchentlicher Abgabe von “Hausaufgaben” sind an anderen Standorten häufig nicht (mehr) vorgesehen.

Das mit der ‘Verschulung’ können glaubich nur die Geisties beklagen, weil sie jetzt nicht mehr ‘frei wählen können, wie sie ihr Studium ausfüllen’ (mit Kaffeetrinken und Feten, neben langem Ausschlafen, muß wohl gemeint gewesen sein. Und ja, da spricht der Neid 🙂 ).

Ich (Physik, Diplom) hatte im 3. Semester
Mathe III (Differentialgleichungen)
Exp. Physik III (QM)
Theor. Physik I (klass. Mechanik)
Anfängerpraktikum (Labor) III (Elektronik)

dh. drei wöchentliche Übungszettel (‘Hausaufgaben’), von denen insb. Theorie und Differentialgleichungen richtige Hämmer waren. Dazu noch Vorbereitung der wöchentlichen Laborpraktikumsexperimente (Ungenügende Vorbereitung führte zum Ausschluß vom und Wiederholen des Experimentes an anderem Termin) und Auswertung des letzten Experiments (Aufwand etwa mit einem Übungszettel vergleichbar).

Mit Schule, wie ich sie kennengelernt habe, hatte das bzgl. Arbeitsaufwand, Disziplin und intellektuellen Anspruch nicht das Geringste zu tun.


Volker
19.12.2014 17:00
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Hallo Hadmut,

ad 1 zu älteren Posts: Die lese ich ab und zu auch ganz gerne.

ad 2; zu diesem Post passend:
Da ist doch heute (19.12.2014) das GG dahingehend geändert worden, daß nun auch der Bund an Unis dauerhaft Forschungen finanzieren kann.

Frage:
Ob die dabei MINT-Fächer im Auge haben oder doch eher für GenderIX noch mehr Knete brauchen?

Gruß