Ansichten eines Informatikers

Muttis Tunte

Hadmut
14.3.2013 23:41

Wieder ein interessanter Artikel über Epigenetik und die Ursachen von Homosexualität, diesmal in der ZEIT. Ich hatte ja kürzlich schon darüber gebloggt.

Gut, nun steht in dem Artikel nichts inhaltlich neues. Neu ist hingegen, dass sich die Sache inzwischen im Feuilleton und der Öffentlichkeit herumspricht.

Es geht darum, dass einige Wissenschaftler überzeugt sind, die Ursachen für Homosexualität gefunden zu haben, und dass es biologische Ursachen wären. Die Hypothese ist, dass der Mensch in seinen Genen eben nicht nur männliche oder weibliche Verhaltensweisen hat, sondern im Prinzip eine komplette Verhaltensbibliothek mit sich herumschleppt, in der die passenden Verhaltensweisen jeweils einfach nur aktiviert/eingeschaltet und die unpassenden deaktiviert/ausgeschaltet werden. So als hätte man alle Kochrezepte, aber würde eben nur manche davon tatsächlich kochen.

Homosexualität sei eine Folge des Vorgangs, dass einige – mehr oder weniger viele – Verhaltensweisen des jeweils anderen Geschlechts ein- und die des eigenen ausgeschaltet würden. Ein schwuler Mann wäre demnach einer, bei dem das Sexualprogramm eingeschaltet wäre, dass bei einer Frau aktiv geworden wäre. Ähnlich verhielte es sich mit Transsexualität, derselbe Effekt, nur andere Schalter.

Damit wäre bewiesen, dass Homosexualität keine Krankheit (zumindest im herkömmlichen Sinne) wäre, weil ja an keiner Stelle irgendwelche krankhaften oder gestörten Verhaltensweisen vorkämen, sondern nur normale, gesunde Verhaltensweisen, dass aber eben einfach die Schalter falsch, oder sagen wir mal nicht im üblichen Sinne stehen. Und es wäre bewiesen, dass Homosexualität auch nicht »heilbar« (und auch nicht heilbedürftig) wäre, weil man die Ausbildung des Körpers nicht rückgängig machen kann.

Zumindest wäre dies die erste plausible, nachvollziehbare und die empirischen Phänomene beschreibende Hypothese. Es wäre die erste vernünftige Erklärung. Und es würde erklären, warum es verschiedene Erscheinungsformen gibt, eben weil es viele Schalter gibt.

Und es würde natürlich den ganzen Gender-/Queer-Blödsinn von der neutralen Geburt und der kulturell anerzogenen Sexualität als das über den Haufen werfen, was es ist: frei erfundener Unfug. Wollen wir hoffen, dass sie das näher erforschen.

Es hätte aber auch unglaublich viele, hochinteressante Konsequenzen.

Für die Existenz eines solchen Mechanismus, bei dem nicht nur die Verhaltensbibliothek komplett und genetisch, sondern dazu auch die Schalterstellungen vererbt werden, spricht einiges. Ich kann mich erinnern, mal irgendwo gelesen zu haben, dass man nachweisen konnte, dass es bei Menschen auch sehr kurzfristig erlernte und dennoch anscheinend vererbte Verhaltensweisen gibt, aber sich die Funktionsweise nicht erklären konnte. So sei nachgewiesen worden, dass die Nachfahren von Menschen, die Kriege oder Hungersnöte miterlebt hätten, gewisse Verhaltensweisen auch ohne Erziehungseinfluss auf die Kinder weitergegeben wurden, obwohl dies rein genetisch nicht möglich sei. Womöglich hat die Evolution neben der Genetik aber noch einen zweiten, agileren Vererbungsmechanismus entwickelt. Womöglich gehört auch die Sexualsteuerung dazu, damit sich die Nachfahren schneller an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen können. Vielleicht liegt ja gerade an dieser Adaptivität der evolutionäre Vorteil, der die Fortpflanzungsnachteile Homosexueller insgesamt ausgleicht. Vielleicht sind wir mit so einem dynamisch gesteuerten Sexualverhalten selbst bei gelegentlichen Sackgassen insgesamt erfolgreicher als mit einem stur festen Sexualprogramm, wie man es etwa bei vielen Tierarten kennt, bei dem die Tiere auf ein ganz festes Partnerschema strikt festgelegt sind. Vielleicht ist es von Vorteil, wenn man diese Verhaltensweisen nicht nur langfristig-mühsam-evolutionär über viele Generationen, sondern auch dynamisch über ganz wenige Generationen und auf die Schnelle anpassen kann, selbst wenn dabei ab und zu mal Kombinationen entstehen, die jetzt nicht zur Fortpflanzung führen.

Erscheint mir völlig plausibel. Aber warum sollte das auf das Sexualverhalten beschränkt sein?

Könnte es sein, dass auf diese Weise auch der Hang zur Wissenschaft und zur Technik, oder etwa die Neigung zu Gewalt und Aggression, ob wir altruistisch oder egoistisch, raffgierig oder bescheiden sind, beeinflusst werden? Dass alle die biologische Ursachen haben, die wir nur noch nicht kennen? Dass es darum ging, sich schnell und optimal an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen? Und manchmal hilft eben soziales Wesen, manchmal brutale Gewalt?

Die Implikationen wären enorm.

Könnte man dann Straftäter noch für ihre Straftaten verantwortlich machen?

Wären die Neigungen zu Technik oder Sozialem schon in die Wiege gelegt?

Und was wäre, wenn man herausfände, wie man diese Schalterstellungen chemisch beeinflussen kann?

Nur mal so ins Blaue gesponnen: Stellt Euch vor, man könnte mit der „Spritze danach” innerhalb der nächsten 24 Stunden nach der Zeugung durch Einspritzung irgendwelcher Botenstoffe diese Schalter manipulieren. Dann könnte man sich etwa eine aggressive, technikverliebte Lesbe aus seiner Tochter machen lassen, solange sie noch ein kleiner Zellklumpen ist. Oder sich zwischen einem Ingenieur und einem Balletttänzer entscheiden.

Würde mich aber riesig freuen, wenn man damit endlich mal nachhaltig und in einem Großen den gesamten Gender-Blödsinn widerlegen könnte.

Fragt sich, was dann aus den Genderistinnen wird. Will’s dann wie bei den Nazis wieder keiner gewesen sein?

Würde man jemals die Frage aufarbeiten, warum so viele Fakultäten und Universitäten wissenschaftlich komplett versagt haben, indem sie auf den Quatsch abgefahren sind?

30 Kommentare (RSS-Feed)

Robert
15.3.2013 1:29
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Ich bin schon länger davon überzeugt, dass der Einfluss der Biologie weit unterschätzt wird. Natürlich üben die Gene auch Einfluss auf unsere Charaktereigenschaften aus. Es ist doch schon bei Hunderassen so – warum sollte es dann ausgerechnet beim Menschen anders sein?

Eine von vielen Quellen: https://en.wikipedia.org/wiki/Big_Five_personality_traits#Heritability


Max
15.3.2013 2:32
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und Godwins Law (die Variante fuer Genderdiskussionen) bestaetigt sich mal wieder 🙂


Steffen
15.3.2013 2:39
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Es geht darum, dass einige Wissenschaftler überzeugt sind, die Ursachen für Homosexualität gefunden zu haben, und dass es biologische Ursachen wären.

Ein Wissenschaftler, der in Deutschland vorankommen will, ist immer von dem “überzeugt”, was der Mainstream hören will.

Die Hypothese ist,

und, soweit ich den Artikel gelesen habe, immer noch im Stadium einer Hypothese.

Ein schwuler Mann wäre demnach einer, bei dem das Sexualprogramm eingeschaltet wäre, dass bei einer Frau aktiv geworden wäre.

Woher kommt dann die Hinwendung auf den -sorry- Arsch?

Er müßte allerhöchstens das Bedürfnis verspüren, daß ihm jemand vorne was reinschiebt. Und kein Bedürfnis, sein Ding irgendwo reinzustecken.

Der Schwule aber will, wie im männlichen Sexualprogramm vorgesehen, sein Ding irgendwo reinstecken, benutzt aber ein falsches Loch dafür.
Es ist eine Triebverirrrung, er hat sich etwas falsches angewöhnt.

Die Angeborenheitslüge gehört zur systematischen Propagandastrategie der Homolobby, um ihre Forderungen zu rechtfertigen.

Gib mal bei Google “Wie Homosexualität in den USA vermarktet wird” ein. Dort findest Du einen Artikel, der diese Propagandamethoden näher beschreibt.


Hadmut
15.3.2013 6:54
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@Steffen:

Wenn die Angeborenheitshypothese die Vermarktungshypothese der Schwulen, und die Nichtangeborenheitsthese die Vermarktungshypothese der Lesben ist, und man sich als Billigdenker auf den einfachen Standpunkt stellt, dass man alles ablehnt, was man für eine Vermarktungshypothese hält, was bleibt dann noch, um es für richtig zu halten?

Es ist so ein typisches Zeitgeistgebrabbel, alles aus pseudointellektueller Verschwörungsdenke a priori abzulehnen, selbst aber keinen Standpunkt mehr zu haben.


Martok
15.3.2013 4:28
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Ich weiß nicht wie das in anderen Bundersländern und überhaupt inzwischen ist, aber bei uns in Sachsen-Anhalt war das durchaus ein Diskussionspunkt in der Schule in “Praktische Philosophie/Ethik”: wie viel ist vererbt, sind wir überhaupt selbstbestimmt oder biologisch vorprogrammiert, wir (Hang zur) Gewalt vererbt etc. Ist allerdings auch schon etwas her, um 2005 rum.

Das Ganze ist also keineswegs neu, aber Biologismus ist nunmal beängstigend; das will der Durchschnittsmensch nicht wirklich wissen. Sieht man auch sehr schön daran, wie sehr die kognitive Psychologie “verdrängt” wird, die doch grade wirklich wichtige Dinge tut (und die auch noch wissenschaftlich).

Googlestichwort für die “zu schnelle” Vererbung ist übrigens “genetic memory”. Ist aber viel Foo dabei, muss man ein bisschen suchen um das nicht-esotherische zu finden.


Hadmut
15.3.2013 6:59
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@Martok: Und auf welches Wissen und welche Methodik stützen sich die Philosophen dabei?

Denn eigentlich haben sie davon doch gar keine Ahnung, keine Labors, keine Ausbildung, und reden wie Blinde von der Farbe…


ein anderer Stefan
15.3.2013 7:34
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@Steffen: Es geht nicht darum, wer wem was wo rein schiebt. Es geht darum, zu welcher Personengruppe man sich hingezogen fühlt. Und was ein Mensch attraktiv findet, ist wohl zu einem erheblichen Teil genetisch angelegt – die meisten Männer finden bei Frauen große Brüste und breite Hintern attraktiv, und das nicht deswegen, weil einem das jeden Morgen aus der Blöd entgegenspringt. Und manche Männer finden andere Männer attraktiv. Ich finde es ziemlich plausibel, hier eine genetische Ursache zu vermuten.


Selbstverständlich ist der Schaltermechanismus nicht auf das Sexualverhalten beschränkt! Viele Gene sind da, und nur einige werden aktiviert. Dieser Mechanismus erweitert die Bandbreite, macht das Vererbte flexibler und läßt sich das Wesen und die Art schneller anpassen.

In der Grundbedingung des Lebens, was paßt, das überlebt, die schon eine Grundtautologie ist, was da ist, das ist da, ist auch die Forderung nach Schnelligkeit enthalten. Wer sich schneller anpaßt, der überlebt. Zu diesem Zweck hat sich der harten genetischen Ebene eine Schalterebene überlagert, die vorhandene Gene ein- und ausschaltet. Das betrifft das ganze Wesen, nicht nur das Verhalten. Das wurde aber in den letzten Jahrzehnten von der Biologie erforscht und verifiziert.

Daß sich Frauen mehr für Familie und Männer mehr für die Umgebung interessieren ist trivial. Daß Frauen lieber Beeren sammeln und Männer lieber Bären jagen ist allgemein bekannt und wird nur von Vollideologen bestritten. Gemäß der Grunderkenntnis ‘Wenn alles von Gott kommt, dann sicher auch mein Unglaube’* muß man auch den Vollideologen, die dies abstreiten, einen Schalter in ihrem Verhaltenskochbuch zugestehen.

Nicht nur Gender ist Blödsinn, auch die juristische Erziehungs- und Abstrafungsideologie ist Blödsinn. Es ist reine Rache und Abschreckung.

“Will’s dann wie bei den Nazis wieder keiner gewesen sein?”
Wir wollten doch ein godwinfreies Blog werden?
Trotzdem, der ging sauber ins Knie, die Nationalsozialisten vertraten eben eine Rassentheorie, nach der Menschenrassen angeborene Eigenschaften haben. Und genau so ist es. Die dunkle Hautfarbe beim Neger ist nicht anerzogen.

* Mohammad Radjab, “Auf Sumatra bin ich zu Haus”

Gruß
Carsten

http://thumulla.com/Darwin_und_was_dann.html
http://thumulla.com/KdS_info.html
http://thumulla.com/Evolution/Evolution.html


P-Moritz
15.3.2013 8:19
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Angeboren hin oder her, damit sich ein Verhalten auch im Charakter wiederspiegelt, muss es immer erst durch Reize in der Umwelt, also durch Lernen aktiviert werden. Was ich mich noch Frage ist, ob diese Epi-Marks sich nicht doch im Laufe des Lebens deaktivieren bzw. aktivieren können? Zumindestens noch vor der Pubertät?


FK
15.3.2013 10:47
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Lieber Hadmut,

könnte man diese schaltertheorie nicht auch pro-gender auslegen?
Hiesse das nicht, und ich vereinfache, pauschalisiere und stereotypiere nun schamlos, sagen, dass wenn frauen diese ganzenen ich-bin-technikaffin, ich-bin-wettbewerbsgeil,ich-will-amlphamännchen-sein, schalten in sich tragen, diese aber in unserer gesellschaft auf off stehen, man sie auch auf on stellen könnte?

die idee: man zwingt einem rigorosen frauenquotensystem 50% aller mitarbeiter technischer berufe einen haufen frauen in rollen, die sie nicht mögen. sie müssen programmieren, ihr leben lang. sie sind maschinenbauer, müssen rechnen, zeichnen, technisch denken. egal wie sie dabei performen.
Umgekehrt führt man männerquoten ein in kindergärtnerjobs, krankenschwestern, grundschulleherer, alterseheimen.

und dann wartet man eine, zwei generationen ab.
Was würde nach der theorie passieren?
es müssten ganz viele mädchen geboren werden, deren technikaffine schalter auf on stehen weil ihre mütter ihr leben lang solche berufe ausübten und die körper diese eigenschaft des technikverstehens als gut und gewünscht, eben als eine nützliche und in der gesellschaft wichtige eigenschaft an die erben weitergeben, während einige aktuell typische frauenschalter aus bleiben.
entsprechend triggern die männer in frauenberufen die schalter ihrer nachkommen um.

und dann? haben wir ganz viele menschen mit ganz unterschiedlichen schalterstellungen, viele männer machen plötzlich gerne heutige frauenjobs, und viele frauen mögen technik und denken logisch und klar.

und die genderisten jubeln, ziehen allen ne lange nase und sagen dass sie das schon immer so gemeint haben. oder?


“Wenn alles von Gott kommt, dann sicher auch mein Ungehorsam.”
Mohamad Radjab, “Auf Sumatra bin ich zu Haus”
so muß es richtig heißen, kleine Korrektur, sorry


Morph
15.3.2013 11:06
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Die Frage die ich mir stelle, wenn es denn wirklich Biologische Ursachen hätte, wäre ob man diese dann nicht verwenden kann um potenzielle Straftäter bereits zu inhaftieren bevor etwas passier ist?

Also wenn jemand einen genetischen Indikator für Gewaltätigkeit hat, dann gleich wegsperren bevor etwas passiert?.
Man könnte damit beginnen den Gencode von Verbrechern, Vergewaltigern u.s.w zu sequenzieren und dann anhand dieser Profile andere Menschen finden die noch nichts gemacht haben.

Wie das Heute im Markting läuft, man schaut sich seine Kunden hat, erstellt ein Profil und sucht dann nicht Kunden mit dem gleichen Profil.


Dieter
15.3.2013 11:25
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Die in der ZEIT veröffentlichen Hypothesen halte ich aus meinen eher laienhaften Verständnis doch für recht gewagt. Wenngleich es auch mir ein absolutes Freudenfest wäre wenn dieser ganze Gender-Bullshit damit wirklich endgültig wissenschaftlich erledigt wäre.

Im Rahmen eines F&E Projekts beschäftige ich mich zZ am Rande etwas mit Gensequenzierung. So ist zwar das menschliche Genom seit 2003 vollständig sequenziert allerdings sind die Funktionsweisen und Bedeutungen einzelner Gene noch Gegenstand weltweiter Forschungen. Im Vordergrund steht nach wie vor die Suche nach zielgerichteten Therapien z.B. gegen Krebs oder HIV aber auch die Erforschung von biologischen Mechanismen wie z.B. das altern.

Bislang wurde in diesem Bereich sehr viel Zeit, Geld und Grips investiert und es konnten u.a. mit einigen Ressourceneinsatz wie z.B. Höchstleistungsrechnern auch ein paar kleinere Erfolge gefeiert werden. Grosse Durchbrüche bei Krankheiten wie Krebs oder HIV lassen aber noch auf sich warten – Wissenschaft ist und bleibt nun mal ein sehr zähes und langwieriges Geschäft. Andererseits: Von Designer-Babys, frei manipulierbaren Gen-Schaltern a la Huxley, etc bleiben wir wohl noch ne Zeit lang verschont.
Damit nun die Öffentlichkeit nicht vollends das Interesse und vor allen Dingen Geldgeber nicht die Geduld verlieren haut man schon mal ne interessante Hypothese raus. Damit ist das Fachgebiet wieder im Gespräch – alle können fröhlich diskutieren und die Bewilligung für die nächste Förderphase schon auf einem guten Weg. Falls die Hypothese sich als falsch herausstellt -auch gut- ihren Zweck hat sie erfüllt.

Nächste Woche lesen wir dann wieder was von Bosonen, Higgs und schwarzen Löchern …


Alexander
15.3.2013 12:19
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“Fragt sich, was dann aus den Genderistinnen wird.”

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ab_nach_ouagadougou/


Phil
15.3.2013 12:37
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Könnte man dann Straftäter noch für ihre Straftaten verantwortlich machen?

Teilweise. Es ist bereits heute so, dass man Gewalttäter nur partiell für ihre Taten verantwortlich macht. Bei denen ist nämlich eine Region im Gehirn beschädigt (bzw. unterentwickelt), welche für die Impulskontrolle verantwortlich ist. Allerdings kann man sie trotzdem einsperren, denn Sie stellen eine Gefahr für die Bevölkerung da. In Haft kann man sie dann therapieren und ihnen Grundlagen der Selbstkontrolle beibringen. Es ist für Sie dann nur sehr viel schwieriger als für den “gewöhnlichen” Menschen.

Ich kann dir da nur die Schriften (und Arbeiten) von Dr. Wolf Singer empfehlen, welcher oft durch seine “Es gibt keinen freien Willen” Argumentation auffällt.


O.
15.3.2013 13:11
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Das Zauberwort ist “Epigenetik”.

Wenn man jetzt daraus schliesst, “dass der Einfluss der Biologie weit unterschätzt wird. Natürlich üben die Gene auch Einfluss auf unsere Charaktereigenschaften aus.” (Robert),
dann ist das nur “die eine Seite der Medaille”.

Da steckt andererseits – wenn man das Thema Epigenetik meint (und nicht die klassisch-statische Genetik alter Schule) ja auch drin: die Erfahrung übt Einfluß auf die Biologie aus.

Insofern sind das alles noch keine Hinweise darauf, daß nun alles wieder nur biologisch statisch gedacht wird und der Einfluß von Erfahrung negiert wird.

Es ist aber auch quatsch, zu sagen, Erfahrung sei alles, denn es gibt ja nach wie vor auch hart genetisch kodierte Eigenschaften.

Vielmehr muss man feststellen, daß die strikte Trennung von Genetik und Umwelteinfluß nicht mehr aufrecht erhalten werden kann.

Wer solche studien als Anlass nimmt, zu sagen: ist eben alles NUR Biologie, oder die Gegenseite: Ist eben alles biologische auch nur erlernt, hat garnix kapiert und nimmt nur eine Teilperspektive ein.

Daß Erfahrungen Genschalter beeinflussen ist bereits seit längerem nachgewiesen. manches, aber nicht alles wird auch weiter gegeben/vererbt.
Das bedeutet: Genschalter können auch bei einzelnen individuen getriggert werden (und damit die Bilogie Erfahrungsabhängig sein), ohne daß es wieder biologisch weiter gegeben wird.

Zumindest sollte man nicht frühzeitig davon ausgehen, daß einfach alles weitergegeben wird (als Gegenhype zu “ist alles statisch und wird vererbt” kommt nun “ist alles erlebt und vererbt”).

Epigenetik ist übrigens garnicht so neu.
Kommt aber erst jetzt bei Hadmut an 😉

Übrigens wird – Biolofgie und Epigenetik hin oder her – auch einiges gesellschaftlich überformt. Nur ist eben Gesellschaft nicht alles und Biologie nichts. Die Gegenaussage ist aber ebenso dogmatisch und müsste geprüft werden.
Die Frage ist nur, welcher Art die gesellschaftliche Überformung ist, auf welche “Mechanismen” sie also wirkt. Dem Artikel zu Folge jedenfalls wohl nicht auf die sexuelle Orientierung.

Andererseits können ja auch Erlebnisse Genschalter umstellen.
Inweiweit das jedoch auf dann bereits aktivierte Hirnareale noch
Einfluß hat… da besteht wohl weiterer Forschungsbedarf.


Logiker
15.3.2013 14:45
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@Carsten:

>>“Will’s dann wie bei den Nazis wieder keiner gewesen sein?”
>Trotzdem, der ging sauber ins Knie, die Nationalsozialisten vertraten

Es ging offensichtlich nicht darum, was die Nazis inhaltlich vertraten, sondern darum, dass es nach dem Zusammenbruch niemanden mehr dafür verantwortlich sein wollte, was sie früher vertraten (und taten). “Ich hab doch von nichts gewusst” und so. Und “wir hatten Bodennebel, deswegen konnte ich auch nicht sehen, was die Nazis auf den Straßen so trieben” (drei nach Deutschmann um mal jemanden als Quelle anzugeben).


Steffen
15.3.2013 15:05
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@Hadmut:

Man muß sich nicht mit jedem Blödsinn beschäftigen, den irgendein dahergelaufener “Wissenschaftler” in den Raum wirft.

Es ist nicht das erste mal, daß unsere linkslastigen Medien eine bloße Hypothese als Erkenntnis zu verkaufen versuchen.

@ein anderer Stefan:

Es handelt sich um eine Störung.
Der normale Mensch fühlt sich zum anderen Geschlecht hingezogen, und stößt das eigene ab. Diese Funktion ist beim Schwulen gestört.
Es ist nicht ein “anderes Programm”, das aktiviert wurde, sondern das normale Programm funktioniert in einigen Teilen nicht richtig. Beim Schwulen funktioniert zwar der Geschlechtstrieb, aber die Mechanismen, die ihn zum richtigen Partner führen, sind gestört. So macht es ihm nichts aus, ihn am eigenen Geschlecht, oder an ganz anderen Dingen auszuleben.

Es ist mit gutem Willen des Betroffenen therapierbar.


Michl
15.3.2013 16:14
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> Zumindest wäre dies die erste plausible, nachvollziehbare und die empirischen Phänomene beschreibende Hypothese

Sehe ich nicht so. Pease hat das Ganze, mit Bezug auf Untersuchungen über die Auswirkungen von Hormonen auf die Festlegung des Geschlechts, mit Unterscheidung zwischen äußerem Geschlecht und Verdrahtung des Gehirns schon vor Jahren veröffentlicht. Die Aussage über Ursachen war gleich, denn die Hormone schalten die genetischen Schalter. Zeigt mal wieder wie sehr etwas untergeht, wenn es in einem Buch steht und wie sehr es beachtet wird, wenn es einer als Studie bezeichnet und in den einschlägigen, von Dir berechtigterweise kritisierten, Journalen veröffentlicht.

> So sei nachgewiesen worden, dass die Nachfahren von Menschen, die Kriege oder Hungersnöte miterlebt hätten, gewisse Verhaltensweisen auch ohne Erziehungseinfluss auf die Kinder weitergegeben wurden

Den Bericht kenne ich auch. Bin schon lange der Ansicht dass Instinkt eigentlich ein genetisches Gedächtinis ist, aber erklär das mal einem Wissenschaftler, der gelernt hat dass das nicht geht und sich weigert Hypothesen anzusehen, die nicht in einem Lehrbuch stehen.

> Nur mal so ins Blaue gesponnen: Stellt Euch vor, man könnte mit der „Spritze danach” innerhalb der nächsten 24 Stunden nach der Zeugung durch Einspritzung irgendwelcher Botenstoffe diese Schalter manipulieren.

Kann man, bei der Sexualität haben es die Soviets probiert und damit Schwule, Lesben und Transsexuelle erzeugt, ist eines der Experimente, auf die sich Pease bezieht. Muss ich noch irgendwo elektronisch liegen haben, wenn es Dich interessiert.


Phil
15.3.2013 16:23
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@Steffen vollkommender Blödsinn!

Es ist längst bekannt, dass der Geschlechtstrieb und die Neigung angeboren sind. Da kann man auch nichts therapieren.
Nur sind die meisten weder absolute homo, noch absolut hetero, sondern mehr oder weniger stark in die ein Richtung ausgeprägt. Eine schwach homosexuelle Neigung lässt sich durchaus mit gesellschaftlichen Normen Unterdrücken.
Aber es ist keine Therapie bekannt, welche aus einem Homosexuellen einen Heterosexuelle oder umgekehrt macht.
Auch sind die genauen genetischen Mechanismen noch nicht völlig verstanden, da diese höllisch komplex sind. Insbesondere gibt es im Bereich der für das Geschlecht relevanten Genen, eine hohe Verzahnung mit anderen wichtigen Körperfunktionen; .d.h man kann nicht mal einfach ein paar Gene ein- oder ausschalten.

Und welches “Programm” sollte denn gestört sein?
p.s: Nein, das Gehirn funktioniert nicht wie ein Computer.


Alex
15.3.2013 16:59
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Wäre es ein “falsch gestellter Schalter”, dann müßte bei einem entsprechenden Anteil der Männer Möpse wachsen.


@Logiker
Ich kann lesen. Es ging trotzdem ins Knie, wie man sieht.


Phoenix
15.3.2013 19:41
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Es ist kein weibliches Verhalten.

Eine Frau läßt sich erst anbaggern, umwerben usw., bevor sie mit jemandem in die Kiste springt.

Beim Schwulen geht es nur um die schnelle Triebbefriedigung. Die findet er am besten bei jemandem, der an der gleichen Störung leidet.


Johanna
16.3.2013 10:30
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@Steffen: Unsinnige Haltung! Denn Ihre Aussage läuft darauf hinaus, dass allein Sie entscheiden, welche Arbeiten Sie als “wissenschaftlich” anerkennen und welche nicht. Sie tun also genau das, was Ihnen zufolge auch die bösen “linkslastigen Medien” tun. In anderen Worten: Alles, was Ihnen nicht ins Konzept passt, kann nur “linkslastig” und unwissenschaftlich sein. Das ist pseudointellektuelles Gefasel und Verschwörungstheorie in Reinform.


Skeptiker
16.3.2013 14:26
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Für Threads wie diesen liebe ich deine Seite, Hadmut: Wieder ein klasse Rhetoriklabor, wo man diesmal schön zugucken kann, mit welchen intellektuellen und rhetorischen (manchmal: Minder-)Mitteln die diversen Kommentatoren eine These mit ihrer Vormeinung vergleichen und (mich selbst eingeschlossen) am Ende herausfinden, dass sie das vorher schon wussten und/oder recht haben und du nicht. Bitte weiter so.

Mir fehlt aktuell aber noch ein Kommentar, der das Vertrauen in und das Warten auf einen (politischen, religiösen, …) Erlöser als einzig richtige Strategie im Umgang mit den Schwulitäten des Lebens empfiehlt. Kommt sicher noch.

Zur Sache: Im Doppelsinn aufregende Thesen! Wie Hadmut schreibt, kann sie helfen zu erklären, wie es möglich ist, dass sich gelernte Verhaltensweisen im Laufe der Zeit in Genen (oder der Epigenetik) codieren, was m.W. ein noch nicht ganz verstandener Vorgang ist. Die könnten vorher schon dagewesen, aber abgeschaltet gewesen sein. Man findet ja mehr und mehr Sinn bzw Potential in zuvor für “Junk-DNA” gehaltenen Abschnitten. Man mag einwenden, dass das eine These des Panspermie-Typs ist (die spekuliert, dass das Leben nicht auf der Erde, sondern anderswo im All entstanden ist): Das Problem, wo diese Gene herkommen, wird verlagert, aber nicht gelöst. Andererseits ist die Evolution ein großes Probieren und Verwerfen. Zufällig oder gezielt entwickelte Gene muss man bei evolutorischen Fehlschlägen oder Verlust des Nutzens ja nicht gleich wegschmeißen: Abschalten reicht. Spannend, gerade auch wegen der möglichen Folgerungen!

Ich habe trotzdem zwei Einwände: Erstens – es kann mehr als eine Erklärung für ein Phänomen geben (z.B. Entstehung der Sehfähigkeit der Lebewesen), oder sie ist komplexer als es zunächst aussieht (z.B. die Ultraviolettkatastrophe vor 1900). Zwischen harter Codierung (z.B. Hautfarbe) und sozialer Überformung (z.B. umerzogene Linkshhänder) ist mir auf diesem Feld einfach zuviel theoretischer und empirischer Platz, als dass man jetzt schon monokausale Richtig/Falsch-Bewertungen einer These vornehmen könnte. Wir wissen noch viel zu wenig, und “plausibel” ist nicht gleich “wahr” (haste auch nicht behauptet, isklar).

Und weil das so ist, lehne ich zweitens auch Thesen ab, die auf dieses dünne Eis schon durchgehende Kausalitäten bauen, etwa in der Gehirnforschung, was das (Nicht-)Vorhandensein des freien Willens angeht oder, davon hergeleitet oder jetzt eben genetisch begründet, die Leugnung der Existenz individueller Schuld. Da zähle ich auch die passgenaue (=nebenwirkungsfreie) chemische Manipulation des jungen Zellhaufens dazu: Zu komplex! Für kaum einen Vorgang gibt es nur 1 Gen, und von kaum einem ist sein gesamter Wirkungskontext genau bekannt.

Auf die Hirnforscher bezogen gab es diesen Vergleich (vergessen von wem), dass man aus der Kenntnis der chemischen Farbzusammensetzung, der Leinwandstruktur und Leonardos Maltechnik nicht auf die Wirkung des Mona-Lisa-Gesichtsausdrucks auf den Betrachter schließen kann: Da ist noch viel zu viel “Emergenz” drin. Ich persönlich glaube… ups, ich erwarte auch nicht, dass die aktuell gestarteten “Brain Simulation” Projekte in überschaubarer Zeit (10/20 Jahre) ihre Ziele erreichen werden. Zu komplex, zu interaktiv…. schaunmermal. Das wird gewiss Ergebnisse haben, aber nicht mehr als ein kleines Teilhirn und sicher einiges an Roadkill-Erkenntnissen.

Bildlich gesprochen: Man kann mit dem Flugzeug auf eine einsame Insel fliegen. Es ist aber methodisch nicht zulässig, danach zu behaupten, man stünde auf festem Boden und dass der Ozean gar nicht existiere, nur weil man unterwegs nicht nass geworden ist.

Hinzu kommt: Homosexualität ist in der Welt, und damit muss umgegangen werden. Die Diskussion ihrer Genese oder Ursachen ist leider meist politisch, ideologisch oder religiös verformt und außerdem wertend, führt also zu rein gar nichts. Seriöse Forschung hingegen hat das Astronomie-Problem: Superspannend und aufregend, aber fast völlig nutzlos und zudem stark missbrauchsgefährdet.

Zumal es im Leben oft nicht hilft, die Ursache zu kennen, wenn man was verbessern oder verändern will.

Und wenn man sich jetzt das Thema Homosexualität in der Menschheitsgeschichte mal nicht wertend oder sonstwie vorgeprägt anschaut, seh ich auch nicht recht, warum man überhaupt versuchen sollte, sie abzuschaffen.


Skeptiker
16.3.2013 14:37
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> endlich mal nachhaltig und in einem Großen den gesamten Gender-Blödsinn widerlegen

So wie die Astrologie? Längst widerlegter, frei schwebender Blödsinn. Kein Fundament, dass man noch anbohren könnte.

Im Zusammenhang mit den Homöopathiedebatten habe ich neulich das schöne Wort “Szientabilität” gelernt, bzw. den Mangel daran bei den Eso-Theorien. Sinngemäß: Wenn man als Quatsch bewiesenen Quatsch weiterhin wissenschaftlich ernsthaft untersucht, passiert genau das: Der Quatsch wird ernstgenommen! Und unter 100 Studien, auch wenn sie sauber sind, sind zwangsläufig immer ein paar, die die Quackthesen zu stützen scheinen. Den Rest verbrennt man, und auf der Packung steht dann: Klinisch getestet! Wissenschaftlich bewiesen!!

Dumm gelaufen, nicht wahr?

> Fragt sich, was dann aus den Genderistinnen wird
Na was wohl: Genderistinnen natürlich :))) Denkst du, das geht einfach vorbei? Viel zu ertragreich, viel zuviel Adeptenpotential da draußen.


Joe
16.3.2013 21:54
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Viel interessanter fände ich es übrigens, wenn mal der Zusammenhang zwischen Homo- und Pädophilie wissenschaftlich untersucht würde. Ich habe gehört, daß auf Geheiß der WHO sämtliche Forschung in dieser Richtung eingestellt wurde.


Phil
17.3.2013 11:46
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@Joe Wie kommst du darauf, dass dort ein Zusammenhang bestehen könnte?

Vielleicht hat die WHO es ja nur verboten, weil man damit Hetze mit pseudowissenschaftlichen Grundlagen verbreiten wollte? (Ich weiß es aber nicht.)


Heinz
17.3.2013 12:18
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@ Joe
“Ich habe gehört, daß auf Geheiß der WHO sämtliche Forschung in dieser Richtung eingestellt wurde.”

Nein, das waren die Illuminaten mithilfe der Internationalen Pädohomoistenvereinigung.

/Ironie off


Skeptiker
17.3.2013 19:32
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Die WHO mag Mittel entziehen können, aber doch nicht irgendwem irgendwas verbieten…?

@Joe, du hast die Korrelation mit dem Schwefelgeruch vergessen.