Ansichten eines Informatikers

Wie die Informatik an der Carnegie Mellon University verblödet

Hadmut
15.3.2014 23:43

Wodurch? Feminismus. Wodurch sonst würde man heute derart rapide verblöden?

Ein Leser weist mich auf diesen Blog-Artikel hin, der übrigens von einer Frau geschrieben wurde. Man kann sich selbst überlegen, ob sie das kritisch oder begeistert meint.

Es geht darum, dass die CMU durch vier Maßnahmen den Frauenanteil in der Informatik von 7% auf 42% angehoben hat.

  1. Sie haben sich High-School-Lehrer für Informatik rangeholt und weitergebildet. 25% des Curriculums bezogen sich darauf, wie man den Frauenanteil erhöht. Es geht also nicht um fachliche Inhalte, sondern um Indoktrination der Lehrer, damit die von vornherein Frauen bevorzugen.

  2. Sie haben die Aufnahmekriterien bei Studenten geändert. Bisher haben sie bevorzugt Leute genommen, die schon viel Programmiererfahrung hatten und wussten, worum es in Computer Science geht. (Ich hatte ja vor zehn Jahren schon geschrieben, dass viele der deutschen Informatik-Professoren so inkompetent und fachfremd sind, dass sie an den besseren US-Universitäten nicht mal durch die Aufnahmeprüfung für Erstsemester kämen.)

    Nun haben sie aber die Kriterien verändert und wählen Studenten mit Potential, was auch immer das sein und wie man es bewerten soll. Letztlich eine willkürliche Bewertung mit der man jedes Auswahlsystem aushebeln kann, in dem man einfach irgendwelchen Leuten hohes und anderen niedriges Potential zuordnet. Angeblich geht es da um wissenschaftliche und mathematische Befähigung (wobei mir nicht klar ist, wie jemand heute mathematische Befähigung nachweisen könnte ohne Befähigung und Erfahrung in Computer Science zu haben, und wie sich daraus allein Potential ergeben sollte), und „non-academic strengths like leadership”.

    Letztlich sind das dann alles nur Pseudokriterien, denn „The department made it explicit that no prior experience was required.”

    Sowas hätte ich mir vor – sagen wir mal – 20 oder 30 Jahren noch gefallen lassen. Weil da eben nur eine Teilgruppe Zugang zu Computern hatte. Wer aber heute zu einem Informatikstudium kommt, und dann noch „no prior experience” hat, der muss schon ziemlich weit weg sein. Da muss man doch schon auf der Schule und im Privatleben Computer komplett vermieden haben.

  3. Sie haben das Curriculum geändert. Früher lernte man da etwas über wissenschaftliches Arbeiten, heute nicht mehr. (Was soll dann die Formulierung mit den geänderten Aufnahmekriterien, die auch wissenschaftliche Befähigung umfasse?) Jetzt heißt es da:

    New classes focused on how computer science could impact society. “Technology Consulting in the Community,” for example, provided opportunities for students to help non-profits solve real-world technical problems.

    Also wieder die Substitution von Informatik-Inhalten durch beliebiges Sozio-Geschwafel. (Genau das berichten mir Leser übrigens auch häufig von deutschen Universitäten.)

  4. Studentinnen bekommen „Mentoren”, man könnte auch sagen Nachhilfelehrer und Lebenshelfer. Während Männer selbst durchs Leben gehen und für sich alleine verantwortlich ist, bekommen Studentinnen so eine Mutti-Prothese. Jemanden, der für sie das Leben und Lernen steuert. So ne Art Dauer-Elternabend mit Händchenhalten.

    Was wiederum eines der angeblichen neuen Einstellungskriterien in Frage stellt: leadership. Es ist doch ein Hohn. Angeblich suchen sie Leute mit nicht-technischen Fähigkeiten wie Leadership, und setzen denen dann Mentoren vor die Nase, damit die ihnen sagen, wie man durchs Studium kommt.

Auch hier wieder der Effekt, den ich schon mehrfach beschrieben habe: Anhebung des Frauenanteils in der Informatik durch inhaltliche Verblödung und Reduzierung der Anforderungen auf Null. Damit bekommt man alle die Frauen in ein Studium, die eigentlich zu blöd für alles sind und Informatik dann deshalb studieren, weil sie keine Alternative haben.

Dazu lief mir kurioserweise dieser Artikel über den Weg. Darin geht es um Messehostessen auf Automessen. Bislang mussten die ja nichts wissen und nichts können, nur hübsch aussehen, strahlend lächeln und möglich knapp bekleidet als Dekoration der Autos herhalten. Hauptsache weiblich, sexy und hält ansonsten die Klappe.

Das ändert sich jetzt. Dort ist jetzt Hirn gefordert. Die müssen jetzt Wissen nachweisen und belegen, dass sie das Thema und den Inhalt verstanden haben und Fragen beantworten können.

Heißt im Klartext: Von Messehostessen auf Auto-Ausstellungen wird mehr Hirn gefordert als von Informatikstudentinnen. Frauenanteil rauf um jeden Preis. Was dann auch erklärt, warum die da jetzt so viele Frauen haben. Alle die, die für alles andere zu blöd sind und bei denen es zur Messehostess nicht mehr reicht, die studieren jetzt Computer Science.

Ich sage mal voraus, dass der Universitätsabschluss in Informatik in 5 bis 10 Jahren zur peinlichen Lachnummer und zum Schimpfwort verkommen ist.

Heute schon ist in der Industrie zu bemerken, dass es bei Einstellungen von Berufsanfängern erhebliche Probleme gibt, weil die Leute von den Universitäten kaum noch etwas können. Das wird noch viel schlimmer werden. Eine Menge Leser haben mir aus dem deutschen Raum geschrieben, dass die Informatikvorlesungen inzwischen zu völligem Schrott verkommen sind.

Anscheinend ist Messehostess inzwischen schon der anspruchsvollere Beruf.

Und wisst Ihr, was der Brüller ist? Seit sie bei den Messehostessen Hirn fordern, steigt dort der Männeranteil.

11 Kommentare (RSS-Feed)

Fry
16.3.2014 0:38
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Alles wahr. Ich finde es kreuzschade, dass ich heute nichtmal ohne schlechtes Gewissen mein geliebtes Fach Physik zum Studium empfehlen kann. Denn das, was ich damals studiert habe, kann man heute so nicht mehr studieren. Der Bachelor und die Credits und die Verschulung und das Aufpropfen dieses Systems auf die “forschungsfreiheitsliebenden” deutschen Uni-Profs, es hat einfach mehr Nachteile als Vorteile.

(Es hat mir auch noch niemand erklärt, WARUM man eigentlich in Deutschland das Studiensystem ändern musste und englische Abschlussbezeichnungen einführen musste. Für Jobchancen? Dass ich nicht lache. Heute bin ich Arbeitgeber und stehe regelmäßig ziemlich ahnungslos vor Bewerbern, die mir erstmal erklären müssen, was ihr Abschluss überhaupt bedeutet.)

Dann habe ich bei meinem Neffen (erstes Semester Informatik, TU München) mal das Vorlesungsverzeichnis angesehen. Easy does it! – also Stress kommt da nicht auf. Mein Neffe hat daher gleich mal die Vorlesungen von erstem und drittem Semester kombiniert. Nur was soll das? Unsere Uni-Bildung in D war mal sehr gut. Welchen Grund gab es, da so massiv am System rumzuschrauben? Die Fallhöhe ist beachtlich, und sie wird sich auch zeigen, fürchte ich.


Hans
16.3.2014 0:44
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Was ich in dem Zusammenhang nicht verstehe, die harten Naturwissenschaften, das was man gemeinhin, bezogen auf’s Studium, als MINT-Fächer bezeichnet, werden ja nicht nur als “hart” bezeichnet, weil in ihnen die Beweisbarkeit eine zentrale Rolle spielt, sondern auch, weil von ihnen in der Praxis entsprechende Ergebnisse erwartet werden, eine Software oder ein Bremssystem beispielsweise, erfüllen ihren Zweck, oder eben nicht, da gibt es keinen Interpretationsspielraum.
Also, selbst wenn man durch Aufweichung der Studienkriterien, ungeeignete Leute ausbildet, spätestens im Berufleben fallen diese durch’s Raster. Das ist natürlich Resourcenverschendung und überhaupt strunzdumm, aber man produziert maximal einen Fachkräftemangel, in der Praxis werden diese Leute scheitern.
Zum Beispiel die dämlichen Handystudien dieser Gesche Jost, kein Handyhersteller wird sich darüber auch nur ansatzweise ernsthaft Gedanken machen.
Kurz, was soll’s, das ist alles sehr ärgerlich und völlig absurd, aber über kurz oder lang wird sich das Problem von selbst erledigen, spätesten dann, wenn die Industrie mit der Faust auf den Tisch schlägt, weil sie keine anständigen Fachleute mehr finden.
Oder mache ich da einen Denkfehler?


mabuse
16.3.2014 1:09
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Kurz, was soll’s, das ist alles sehr ärgerlich und völlig absurd, aber über kurz oder lang wird sich das Problem von selbst erledigen, spätesten dann, wenn die Industrie mit der Faust auf den Tisch schlägt, weil sie keine anständigen Fachleute mehr finden.
Oder mache ich da einen Denkfehler?

Nimm es nicht persönlich, aber ich denke, du machst da einen Denkfehler: War der Druck auf die Politik Bologna umzusetzen nicht deswegen so groß, weil aus der Wirtschaft der Wunsch kam, dass man jüngere und praxisnäher ausgebildete Absolventen möchte?


O.
16.3.2014 1:24
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“Von Messehostessen auf Auto-Ausstellungen wird mehr Hirn gefordert als von Informatikstudentinnen.
(…)
Anscheinend ist Messehostess inzwischen schon der anspruchsvollere Beruf.”

LOL. Echt amüsant.

“Und wisst Ihr, was der Brüller ist? Seit sie bei den Messehostessen Hirn fordern, steigt dort der Männeranteil.”

Wie war das noch gleich mit Korrellation und Kausalität…


Svenska
16.3.2014 4:11
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Wenn “die Industrie” keine Fachleute mehr findet, dann werden die halt importiert. Oder die Industrie geht zu den Fachleuten. Ist doch heutzutage alles möglich.


Hans
16.3.2014 10:50
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@mabuse Ja stimmt, das habe ich ehrlich gesagt auch nie so richtig verstanden, als ob ein Bachelor irgendwie praxisnäher ausgebildet wäre, als ein klassischer Ingenieur – eher im Gegenteil, mangels Zeit.
Aber wie man so hört, beklagen sie sich jetzt wieder, daß sie nicht wissen, was sie mit diesen Bachelorabsolventen anfangen sollen, die einfach zu nichts zu gebrauchen sind.
Tja, dazu fällt mir auch nichts mehr ein. Wer hat da eigentlich was davon, denn wie’s aussieht, gibt’s nur Verlierer!?


Thomas M.
16.3.2014 11:22
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Also seit den gebastelten Handy-Hüllen überrascht mich eigentlich gar nichts mehr. Die Frage ist aber, wie ein Mann so einen Unsinn ohne vorherige Lobotomie dauerhaft aushalten soll…


Alexander Roslin
16.3.2014 16:18
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Nun, klassisches Muster: Ein Beruf, der von Frauen “erobert” wird, verliert rapide an Ansehen.

Natürlich nur, weil Männer frauenfeindlich sind. Nicht etwa deshalb, weil dann in diesem Beruf das durchschnittliche Leistungsvermögen TATSÄCHLICH sinkt.

Das zu behaupten wäre ja frauenfeindlich.

Vielleicht ist die Realität “frauenfeindlich”?

Don’t trust your lying eyes!

Das ist die politisch korrekte Devise der Gegenwart.

WAHRnehmen ist von Übel, wenn das Wahrgenommene den egalitaristischen Dogmen widerspricht.

Und vieles Wahrnehmbare widerspricht den Dogmen der Egalitariten.

Denn die Menschen sind nicht gleich, nicht als Individuen, nicht als Gruppen.

Es gibt UNTERSCHIEDE, zwischen Individuen, aber auch zwischen Gruppen.

Nicht alle können alles gleich gut.

Das aber ist Egalitaristen/Sozialisten/Gleichstellern ein Greuel.

Darum der Krieg gegen die WAHRnehmung = Political Correctness.

Darum das “Zurechtbiegen” der Realität durch Quotensänften, Förderkrücken, Laufställchen, Stützrädchen für die “Gleichzustellenden”.

Also die, die es eigentlich, allein, aus eigener Kraft, nicht schaffen.


Fredi
16.3.2014 17:28
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@Fry: Och, Physik kann ich immer noch uneingeschränkt empfehlen. Gut, meine Uni (RWTH Aachen) hat den Übergang zum Bachelor/Master nicht wirklich gut vollzogen (ist quasi wie Diplom, nur deutlich komprimierter und mit Zeitdruck), aber inhaltlich funktioniert’s immer noch. Vereinfacht wurde da bisher nichts.


RK
16.3.2014 21:13
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@Fry: In Physik ist noch so einiges möglich:
http://www.jefflindsay.com/PCPhysics.shtml


Karl T.
17.3.2014 8:16
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Ich muß diese Absenkung der Anforderungen leider auch für die Informatik an der Fernuni Hagen bestätigen.

Wurden im alten Kurs “Sicherheit im Internet 1” (Kurs-Nr. 1866, ich hatte den 2005 belegt) noch ausführlich die gängigen Verschlüsselungsalgorithmen behandelt, stehen im aktuellen Kurs immer mehr BSI-Schaubildchen mit Pfeilen auf ganz allgemeine Schlagworte für die Erstellung von Sicherheitskonzepten auf allereinfachstem Schlipsträger-Niveau im Mittelpunkt.

Oder der Kurs “Kommunikations- und Rechnernetze” (1690): früher Fourier-Integrale, heute “so sieht ein HTML-Formular aus”.

Und dann werden eben die Lehrstühle für KI geschlossen, und dafür “Mensch-Computer-Interaktion” eingeführt, Zitat von der Fernuni-Homapage:

Prof. Peters wird das Fach Mensch-Computer-Interaktion in den Pflichtmodulen der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge der Informatik und Wirtschafts-informatik lehren. Dabei geht es ihr einerseits darum, Grundlagen menschlicher Informationsverarbeitung, menschlicher Handlungsprozesse und verschiedener Interaktionstechniken zu vermitteln. Andererseits will sie den Studierenden konkrete Techniken zur nutzungszentrierten Entwicklung von Software und zur ergonomischen Gestaltung von Schnittstellen an die Hand zu geben, „so dass der Mensch beim Entwicklungsprozess zukünftiger interaktiver Systeme mehr in den Mittelpunkt rücken kann“.