Ansichten eines Informatikers

Vom Ende des Mignon-Akkus

Hadmut
30.12.2025 18:40

*Seufz*

Es gab eine Zeit, vor allem so ab ungefähr 2000, da waren für mich NiMH-Akkus im Format AA, früher bekannt als Mignon, die wichtigsten Energiespeicher, besonders auf Reisen.

Kameras, Blitzgeräte, Taschenlampen, und später auch mein Garmin Etrex GPS – alles brauchte Mignon-Akkus oder -Batterien.

Dabei sind mir Unterschiede aufgefallen. In Australien zum Beispiel war es damals sehr schwierig, an Akkus zu kommen, dafür gab es (Wegwerf-)Batterien günstig im 50er-Pack im Supermarkt. In Afrika war es genau umgekehrt, da bekam man Akkus, aber kaum Batterien.

Ich habe deshalb auf Reisen früher immer so ungefähr 20 bis 28 Akkus dabei gehabt, immer in Vierern zusammen, und möglichst kleine Reiseladegeräte. Und vor jeder Reise habe ich die Akkus geprüft und „aufgefrischt“, denn ich habe spezielle Ladegeräte, die die Kapazität genau messen und die Akkus auffrischen: Wenn NiMH-Akkus zu oft schlecht behandelt, nur teils entladen und nur teils wieder geladen werden, oder zu lange liegen, verlieren sie Kapazität bis runter zur Unbrauchbarkeit. Nach jedem Ladevorgang wird das aber so ein bisschen wieder besser. Deshalb könnten diese Ladegeräte die Akkus so lange auf- und wieder entladen, bis sich die Kapazität nicht mehr ändert, und dann zeigen sie diese tatsächliche, maximale Kapazität an. Und dann kann man entscheiden, ob man sie weiter verwendet oder „entsorgt“.

Manche dieser Akkus hielten nicht lange. Auch nicht die teuren Markenakkus.

Die besten, die ich je hatte, waren die Eneloop-Akkus. Die waren teuer, hatten eine ganz komische Werbung, aber sie waren einfach die besten.

Zwar nicht mit der höchsten Kapazität, die lagen so, wenn ich mich jetzt richtig erinnere, immer bei 2000 oder 2200 mAh, während die billigen aus dem Supermarkt auch gerne mal so um die 2600 oder sogar mehr schafften.

Aber: Sie hatten so gut wie keine Selbstentladung, hohe Entladeströme (wichtig für Blitzgeräte), waren sehr zuverlässig, und was mir auffiel: Wenn ich vier billige Supermarkt- oder normale teure Markenakkus in die Ladegeräte mit Messfunktion steckte, war die Steuerung der Kapazitäten sehr deutlich, auch bei Akkus aus derselben Packung, die zusammen gekauft wurden. Die der Eneloops aus derselben Packung war immer, auch nach Jahren, praktisch identisch.

Und: Ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemals ein Eneloop ausgefallen ist. Andere sind nach ein paar Jahren, manchmal auch nach nur zwei, rausgeflogen, aber soweit ich mich erinnere, habe ich sämtliche Eneloop-Akkus noch immer, und teils sind sie so um die 20 Jahre alt. Ich verwende sie aber kaum noch, und müsste mal mal wieder in besagte Ladegeräte stecken, um zu sehen, ob sie noch brauchbar sind.

Mittlerweile habe ich kaum noch Geräte, die mit Mignon-Akkus betrieben werden.

Alles inzwischen LiIion-Akkus, und nahezu alle proprietär.

Da hat die EU massiv versagt: Während man die Ladegeräte vereinheitlicht hat, und man heute alles mit dem USB-Ladegerät laden kann, habe ich längst den Überblick darüber verloren, wieviele Akku-Typen ich habe. Und welche ich alle regelmäßig laden muss, damit sie nicht kaputt gehen.

Besonders Nikon war da früher ganz übel: Jede Kamera hatte ein anderes Akku-Format, und ich habe mir mal an meinen Fotokram eine Tabelle gepappt, welcher Akku-Typ eigentlich in welche Kamera gehört. GoPro sind auch solche Helden, die ständig neue Akku-Typen einführen. Sehr angenehm ist da Sony: Die haben kleinere und größere Akkus. Zwei Typen. Fertig. Inzwischen hat sich auch Nikon gebessert, und hat sich auch auf zwei Formate beschränkt, auch wenn da wieder die Elektronik und die Eigenschaften wechseln, und ob man sie in der Kamera laden kann, aber sie versuchen dann, „rückwärtskompatibel“ zu sein, dass man auch ältere Akkus in neueren Kameras zumindest funktionseingeschränkt verwenden kann. Und es gibt Fremdhersteller. War auch zu peinlich, als Nikon mal selbst nicht liefern konnte und man Kameraakkus nur von Drittherstellern bekam.

Immerhin: Ich bin ja schon froh, wenn es überhaupt noch Wechselakkus sind.

Viele Geräte haben längst fest eingebaute Akkus. Wenn der Akku leer ist, kann man sie nicht mehr gebrauchen, bis der Akku wieder aufgeladen ist. Und wenn der Akku kaputt ist, kann man das Gerät wegschmeißen oder versuchen, denn Akku per Lötkolben zu wechseln – falls man das Gehäuse auf- und den passenden Zellentyp im Handel bekommt. Notebooks sind da auch ganz übel. Entweder nicht mit vertretbarem Aufwand zu öffnen oder sehr proprietär.

Das waren noch Zeiten, als Mignon-Akkus einfach überall reinpassten. Und man sie überall (außer Australien) kaufen konnte. Ich hatte Zeiten, in denen alle Geräte, die ich mit mir rumschleppte, bis auf Notebook, mit Mignon-Akkus funktionierten.

In Japan hatte ich nur noch ein einziges Gerät dabei, das mit Mignon-Akkus lief: Mein Garmin GPS.

Wobei das nicht mehr so kritisch ist, weil man ja inzwischen längst Ladegeräte mit USB-Anschluss bekommt, klein und leicht.

Und vor allem: Ohne eigenes Netzteil. Mir sind schon verschiedene Ladegeräte auf Reisen kaputt gegangen, und immer war es das Netzteil. Das Problem hatte ich nicht mehr, seit ich Ladegeräte habe, auch für die Kamera-LiIon-Akkus, die alle nur noch per USB laufen, und dann ein dickes USB-Ladegerät (und als Ersatz noch ein ganz kleines) dabei habe. Denn USB-Ladegeräte kann man inzwischen überall nachkaufen, sogar am Flughafen und Bahnhof, meist sogar im Flugzeug, oder im Hotel ausleihen. Manche Hotels haben sogar schon USB-Ladeanschlüsse fest eingebaut, oder verkaufen sie an der Rezeption.

Nun habe ich mir zu Weihnachten mal ein neues Gerät geleistet, ein neueres Garmin Extrex. Das neue Touch.

Endlich: USB-C-Anschluss. Bisher hatten die diesen uralten Mini-USB-Anschluss. Da hatte ich mal das Kabel vergessen und kam nicht mehr an die Daten, weil man die nirgends mehr zu kaufen bekommt.

Und: Flacher. Weil eingebauter Akku. Lädt man per USB-C.

Womit also das ultimative Ende von Mignon-Akkus auf Reisen eingeläutet ist.

Alle Geräte, sogar die Taschenlampen (ich hatte ja neulich von dem Drama berichtet, dass ich meine Minitaschenlampe auf dem Rückflug von Japan verloren habe und wie ich wieder an eine gekommen bin) sind längst per USB-ladbar.

Aber ist das gut?

Zwei Fragen, drei Fragen gehen mir durch den Kopf:

  • Was, wenn ich wieder mal vergessen hatte, das Ding zu laden, oder ich aus irgendwelchen Gründen keine Gelegenheit hatte? Früher habe ich einfach die Akkus gewechselt, immer Ersatzakkus in der Tasche. Wenn unterwegs der Akku leer war – einfach gewechselt. Was aber mache ich jetzt? Der Akku am neuen Etrex ist fest eingebaut – soll nun aber auch mehrere Tage halten, während die Geräte mit Eneloop nur so zwischen 10 und 14 Stunden liefen.
  • Was, wenn der Akku irgendwann mal kaputt ist? Gerät wegschmeißen?

    Das Ding hat zwar Schrauben, aber die sehen aus wie selbstfressende im Plastikgehäuse. Ich würde nicht darauf wetten, dass man die nochmal auf und ein zweites Mal wieder zu bekommt und das fest und wasserdicht.

    Mein erstes Garmin von 2007 hatte zwar ein Qualitätsproblem, da hat sich der aufgeklebte Gummiring gelöst und ich hatte das mal an Garmin zur Reparatur eingesandt und auf Kulanz ein neues Gerät bekommen. Deshalb habe ich immer noch dieses Gerät, das zumindest vom Typ her 20 Jahre alt ist. Technisch veraltet, wegen des schlechten Empfangs in der Stadt und im Wald unter Bäumen kaum zu gebrauchen – aber noch voll funktionsfähig.

    Werde ich aber mein neues (und nicht billiges) Gerät in 5 Jahren noch verwenden können?

  • NiMH-Akkus explodieren und entzünden sich nicht. Sie blähen sich auch nicht auf. Ich hatte das schon, dass mir Akkus die Geräte gesprengt haben, weil sie sich ausdehnten.

    Dafür ist das neue Etrex deutlich flacher, weil ein Flachakku und kein Rollakku drin ist.

Einerseits bin ich froh, dass diese Ära beendet ist und ich mittlerweile (bis auf das große Reisenotebook) alles, was ich mit mir herumschleppe, am USB-C laden kann.

Eigentlich schleppe ich dadurch auch an Gewicht, Volumen und Zahl weniger mit mir herum.

Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich damit so wirklich glücklich bin. Und ich habe mittlerweile unfassbar viele Geräte mit fest eingebauten Akkus. Jede Taschenlampe, jeder Miniblitz, jede Funktastatur, jeder Kopfhörer, alles hat inzwischen Akkus, und ich schaffe es längst nicht mehr, die alle regelmäßig mal aufzuladen, weil ich nicht mal mehr den Überblick darüber habe. Und Sachen deshalb allein schon vom Rumliegen kaputt gehen.

Dafür habe ich jetzt eine ganze Sammlung an kleinen USB-Messgeräten, die ich beim Laden zwischen Netzteil und Ladegerät hängen und messen kann, wieviel mAh beim Laden geleistet wurden, welche Kapazität der Akku also höchstens noch hat.

Apropos Netzteil:

Die EU wollte doch Netzteile vereinheitlichen, damit man weniger Netzteile braucht.

Ich habe mehr Netzteile als je zuvor. In jeder Wohnung eine Kiste voll, plus denen im Einsatz.

Das sind zwar jetzt alles USB-Netzteile, ich brauche aber trotzdem ständig neue mit neuem Ladestandard, neuem Stecker, neuem Höchststrom, neuen Spannungen. Und nicht mal jedes 5V-Netzteil funktioniert an jedem 5V-Gerät, weil die ursprüngliche Norm genau 5V vorsah, manche Geräte aber gerne 5,2V haben wollen.

Und ich habe jetzt viel, viel, viel mehr Geräte, die ein Netzteil brauchen.