Dieses elende Rumgezappel und Gegrinse
Geht mir unheimlich auf die Nerven. Aber es ist wohl Zeitgeist.
Etwas Medienkunde.
Vielleicht bin ich zu alt. Aber es nervt mich ganz enorm, dass der Anteil der Videos an den Mitteilungen insgesamt (gegenüber Text), und in den Videos der Anteil der Zappel-Videos zunimmt.
Das ist schon bei Emilia Fester aufgefallen, dass die eigentlich nichts zu sagen weiß, aber Rumgezappel in ihren Videos immer ganz wichtig war. Und das nimmt immer stärker zu:
Hier ist ein kurzer EU-Demokratie-Workshop für dich, @elonmusk : pic.twitter.com/jcIf1yHRCj
— Moritz Körner (@moritzkoerner) December 19, 2025
Warum grinst der dabei eigentlich so debil? Weil er für den Quark auch noch fett Geld bekommt?
Den Vogel abgeschossen hat für mich die letzten Tage das Fischblatt „DIE ZEIT“. Die machen auch Zappelvideos, und die haben da extra einen, der die Jugend ansprechen soll, der Augenbrauen wie Bert von Ernie und Bert hat, und die ständig rauf und runterbewegt, als wäre er in der Sesamstraße. Dazu eine Frisur wie kaltgewordene Spaghetti, die schlecht geschlafen haben morgens nach dem Aufstehen. Der ständig rumzappelt. Julian Stopa heißt der Typ. Und ausgerechnet der fragt auf Tiktok in einem ZEIT-Zappel-Video „Wie schlecht ist Deine Konzentration?“
Du willst wissen, wie kaputt Dein Gehirn von TikTok ist?
Und hampelt dabei herum, dass man sich in 30 Sekunden einen Hirnschaden holen kann. Man wird bescheuert, wenn man dem Typen zusieht. Und dann wundert man sich, wenn die Jugend von heute eine so kurze Aufmerksamkeitsspanne hat, dass Nebensätze schon nicht mehr drin sind und Schachtelsätze eine KI-Zusammensetzung brauchen. Dass sie sich beim Pinkeln am Ende nicht mehr erinnern können, warum sie Pinkeln gegangen sind. Der Typ wäre was für eine Realverfilmung der Muppetshow,
Was mir aber auch auffällt. Die Leute grinsen immer mehr.
Oder, besser gesagt, es gibt immer mehr Leute, die beim Reden unablässig – und grundlos – grinsen. Ulrike Hermann ist so ein Fall, sitzt ständig in Talkshows, und keiner weiß, warum. Oder Britta Haßelmann. Die grinst auch bei allem, was sie sagt, ohne einen Grund dafür zu haben. Was dann noch halbwegs geht, wenn sie mit Katharina Dröge auftritt, weil die immer eine Flunsch zieht wie eine Göre, die nicht alle Weihnachtsgeschenke bekam, die sie wollte. Wenn man aus beiden den Durchschnitt bildet, kommt man ungefähr bei Null raus. Heidi Reichinnek ist auch so ein Fall, bei der arbeitet beim Reden alles im Gesicht, und das hochfrequent.
Und sie grinsen nicht nur, wenn sie reden. Sie grinsen auch, aber herablassend, verächtlich, wenn andere reden, wenn der Gegner redet. Sie kommunizieren ständig, und sie kommunizieren darüber, welche Art des Grinsens sie gerade aufsetzen. Sie fallen anderen damit ins Wort, ohne sie verbal oder akustisch zu unterbrechen. Und die Redaktionen unterstützen das, indem sie deren Grimassen reinschneiden.
Oder habt Ihr bei Lanz im Jahresrückblick die Verfassungsrichterfehlbesetzung Frauke Brosius-Gersdorf gesehen? Die faselte nicht nur juristischen Unsinn (die Sache vom Koalitionszwang, dass Abgeordnete aus Gründen der Demokratie abzustimmen hätten, wie man ihnen das die Partei vorgibt), sondern sie wackelt zur Bekräftigung auch mit dem Kopf.
Mir fällt so etwas aber auf, ich habe das vor Jahren schon einmal beschrieben:
Diese Leute kommunizieren nicht inhaltlich, sprechen nicht den Teil des Gehirns mit der Ratio, den präfrontalen Cortex an, wo die Entscheidungen stattfinden, sondern andere Teile des Gehirns, wie die Amygdala, die für Gesichts- und Emotionserkennung zuständig ist. Diese Leute argumentieren nicht, sondern synchronisieren emotional.
Das ist überaus gefährlich und der Grund, warum man im deutschen Grundgesetz zwischen Presse- und Rundfunkfreiheit unterschieden hat, denn gerade kurz nach dem Dritten Reich war man sich durchaus bewusst, dass synchron arbeitende Medien wie Fernsehen und Radio, Video und Audio, eine enorm hohe Suggestivwirkung haben, weil sie eben über Bewegtbild und Ton suggestiv arbeiten – die Amygdala ansprechen und über die gut und böse signalisieren – und dadurch die Leute davon abhalten, darüber nachzudenken. Nachdenken funktioniert nicht nur zeitlich nicht, weil einem dazu gar keine Zeit bleibt, und man in Tempo und Linearität gefangen ist. Und dann solche dreckigen Tricks wie
Hier kannst Du das testen. Und wie Du da rankommst, das verrate ich Dir am Ende des Videos!
Damit die Leute gezwungen werden, sich den ganzen Quatsch anzuschauen.

Botschaft hier: Nur junge Leute haben Aufmerksamkeitsfähigkeit. Je älter, desto dementer, auf alte Leute braucht Ihr gar nicht mehr zu hören. Dass junge Leute aber inzwischen die Aufmerksamkeitsspanne eines Tweets haben und ständig durch Wechsel neu erregt werden müssen, weil sie schon informationstaub sind, wird nicht erwähnt.
Der verwendet ziemlich perfide Methoden der Manipulation:
- Das Bild ist normalerweise vertikal und dreigeteilt: Oberer Teil, sein Gesicht, seine Hände.
Ständig zappelt es auf drei Ebenen, in drei Manegen. Oben werden entweder Informationen gezeigt, oder irgendwelche Videos mit Gesichtsausdrücken und Nöten gezeigt.
Darunter sein Gesicht, der ständig entweder stechend in die Kamera guckt oder mit den Augen nach links und rechts wackelt, die Augenbrauen hoch und runter, dazu Kamera ran und weg.
Und unten noch ein ständiges Gefuchtel mit den Händen.
Da gibt es keine Ruhe: Ständig zappelt es, und das auch noch – für das auf horizontales Wahrnehmen gebaute Gehirn besonders schwer zu verarbeiten – vertikal übereinander. Oben zappelt ständig irgendeine Videoeinblendung, dann zappelt der ständig mit dem Gesicht, und darunter fuchtelt er unablässig mit den Händen.
- Dazu redet er Stakkato ohne Unterlass. Ohne Punkt. Ohne Komma. Ohne Luftholen.
Das ganze Ding ist gebaut, um Zuschauern
- das Gehirn zu belegen, und sie vom Nachdenken abzuhalten, weil die Videos keine Gelegenheit mehr lassen, das Hirn noch für andere Gedanken zu verwenden,
- verwenden unterschwellige und emotionale Informationen wie Gesichtsausdrücke und ständige Hektik, Gefahrensignale, um das Hirn zu beschäftigen und emotional zu synchronisieren,
- und pumpt die Leute dazu huckepack mit Informationen voll, die sie fressen sollen.
Ich habe jahrelang in Sicherheitsschulungen vor genau solchen Praktiken gewarnt – als Warnung vor Betrügern, Verkäufern und Taschendieben. Die arbeiten nämlich genauso.
Die lenken die Leute auf genau dieselbe Weise ab, um ihnen etwas aus der Tasche zu ziehen. Und diese Leute hier verwenden es, um Euch etwas in die Tasche zu schieben, genauer gesagt, ins Hirn.
Diese Methoden nehmen zu.
Und dann wundert man sich, dass die Leute sich nicht mehr konzentrieren können, die Aufmerksamkeitsspanne völlig kaputt ist.
Beachtenswert daran finde ich auch, dass der Typ in seinen Videos von wirklich allem genau das Gegenteil von dem tut, was ich selbst als guten Vortragsstil gelernt oder mir erarbeitet habe.
- Nicht zu schnell reden. Vor allem nicht schneller reden, als man verstanden werden kann.
- Strukturiert, mit Satzzeichen, Pausen reden.
- Rhetorische Fragen stellen, den Leuten Denkpausen einräumen.
- Die Leute nachdenken lassen.
- Immer nur eine Informationsquelle: Entweder redet man informativ, dann sollen die Leuten einen anschauen. Oder man redet erläuternd, dann sollen die Leute auf die Folien/Beamer schauen, und dann erklärt man das, was sie da sehen. Keine zwei Informationsquellen – Bild und Redner – gleichzeitig.
- Wenn man den Leuten etwas zeigt, wie Text oder Bild, muss man ihnen auch die Zeit und Ruhe lassen, den Text zu lesen, sich das Bild anzuschauen.
- Keine Grimassen, kein Rumgehampel.
- Keine Anspannung des Kehlkopf-Stimmbereichs, um die Stimme zu erhöhen und Spannung zu erzeugen, und wenn, dann nur in seltenen Ausnahmen.
- Ruhig und entspannt reden,
Und ganz wichtig:
- Reden über das, wovon man Ahnung hat, und nicht einfach über jedes x-beliebige Thema irgendwas faseln. Denn über alles Bescheid zu wissen zu glauben ist eine besonders schwere und unheilbare Form von Dummheit.
Der macht von allem das Gegenteil.
Und nicht nur der, dieser Zappelstil greift um sich.
Die Persönlichkeitsdistanz
Und wisst Ihr, was mir in letzter Zeit auch immer wieder auffällt?
Diese Leute unterschreiten im Video stets diese Persönlichkeitsdistanz, rücken einem auf die Pelle.
Jeder Mensch hat – unterschiedlich – eine Distanz, so eine Sphäre, eher einen Zylinder, um sich herum, bei dem er sich unwohl, angegriffen, gefährdet fühlt, wenn der jemand zu nahe kommt, in sie eindringt.
Viele Menschen – ich auch – empfinden es als unangnehm, bedrohlich, wenn ihnen jemand etwa mit dem erhobenen Zeigefinger vor dem Gesicht herumfuchtelt oder „zu nahe kommt“. Man sieht aber auch, dass das bei Drohgebärden und Einschüchterungen immer wieder typische Masche ist, den anderen genau dadurch einzuschüchtern, dass man ihm zu nahe kommt oder mit dem Finger vor den Augen herumstochert.
Oder ganz schlimm, wenn man den Atem, den Mundgeruch, die Spritzer beim Sprechen des Gegenübers ins Gesicht bekommt.
Schaut Euch mal diese Videos an.
Beide, sowohl der Politiker Moritz Körner, als auch der ZEIT-Hampelmann Julian Stopa arbeiten damit, so nahe an die Kamera zu kommen, dass es wirkt, als würden sie einem auf die Pelle rücken. Wenn ich diese Videos sehe, habe ich den dringenden Wunsch, einen Schritt zurückzutreten oder den Arm auszustrecken und zu sagen „Halt mal Abstand“. Vor allem bei Stopa geht bei mir unterschwellig die Befürchtung einher, dass es sich mit seiner Zahnhygiene verhalten könnte wie mit seinen Haaren, und der aus dem Mund so riechen könnte, dass es zu seinem Aussehen passte. Zu seinen Gunsten muss man allerdings einräumen, dass einer einem stets alle seiner 56 Zähne zeigt, so breit das Grinsen, und die stehen alle einheitlich in Reih und Glied.
Dass man dieses Auf-die-Pelle-Rücken aber bewusst einsetzt, sieht man daran, dass es stark in Mode gekommen ist, ein Video, das eigentlich aus fester Distanz aufgenommen wurde, in der Nachbarbeitung durch ruckhaftes Reinzoomen zu verschärfen, indem man Passagen dadurch zu betonen versucht, dass einem der Sprecher plötzlich ruckhaft näher kommt, und zusätzliche Hektik reinbringt, um das Hirn unter Alarm zu halten.
Vor all dem bewahrt einen zwar ein Video technisch – aber nicht in der Wahrnehmung. Auch das geht wieder in Richtung Amygdala, und es gehört offenbar dazu, bei Leuten das Gefühl einer Gefahr, einer Bedrohung auszuüben.
Anders gesagt: Niemand würde sich im realen Leben gefallen lassen, dass Leute einem so auf die Pelle rücken und ins Gesicht reden, wie diese Hampelmänner es hier tun.
Ich halte das alles für sehr gefährlich. Weil den Leuten damit abtrainiert wird, über etwas nachzudenken. Denen wird nur noch eingehämmert, was sie wovon zu halten haben, fertig. Und dass das ausgerechnet vom Schundblatt DIE ZEIT kommt, ist bezeichnend – aber dann leider auch wieder kein Einzelfall. Denn viele Talkshows arbeiten heute exakt genauso, und dann reden die auch oft durcheinander.
Schaut Euch mal Talkshows der 60er und 70er Jahre an, am besten noch die in Schwarz-Weiß. Da gab es zwar auch Streit und heftige Diskussionen, aber eher als Ausnahme. In der Regel nämlich saßen Leute wie Schmidt, Genscher, selbst Wehner und die pseudointellektuellen Geisteswissenschaftler da, saßen meist ostentativ bequem und zurückgelehnt in einem Stuhl oder Sessel, haben einen Satz langsam angefangen und pausiert, sich dann in Ruhe die Pfeife gestopft oder ihren Zigarettenrauch in die Luft geblasen, um dann so einzelne, gedrechselte Sätze wohlüberlegt klingend in den Rauch zu stellen und ihnen hinterherzusehen. Die haben keine Grimassen gemacht. Die haben die Aussage nicht durch einen Gesichtsausdruck ersetzt.
Heute reden die Dauerfeuer.
Und deshalb greift auch diese Überzeugung um sich, dass man Fachmann in allem sein kann, indem man sich drei Youtube-Videos dazu anschaut.
Medienkompetenz bedeutet, diese Maschen zu erkennen, sie zu verstehen – und ihnen zu widerstehen.
KI
Man sollte mal KI darauf trainieren,
- solche Blend-Techniken zu erkennen und in einem Maßstab darzustellen, ähnlich wie es ja auch für Texte schon Blabla-Meter und Schwafel-Score gibt.
- solchen Manipulationsmist dann auch mit Warnmeldungen zu versehen oder ganz – oder für Jugendliche – zu sperren.
- Videos zu „normalisieren“, als um diesen ganzen Nebenkanalmist zu bereinigen und nur die Information daraus zu extrahieren.