Ansichten eines Informatikers

Personenidentfizierung durch WLAN-Wellen

Hadmut
19.10.2025 21:27

Ein Leser fragt an.

Personenidentifizierung durch WLAN-Router: Die nächste Stufe der Totalüberwachung

Moin und hallo,
Sie als Experte können das doch sicher beurteilen. Ist da was dran? Sollten wir jetzt wirklich alle Angst bekommen?
Herzliche Grüße

https://journalistenwatch.com/2025/10/19/personenidentifizierung-durch-wlan-router-die-naechste-stufe-der-totalueberwachung/

Ich habe vor einiger Zeit schon mal davon gelesen, dass das geht. Damals war die Rede von Bewegungsmustern, die erkannt werden können.

Dass man da Gesichter usw. abbilden kann, glaube ich nicht, denn WLAN-Funkwellen sind zwar genauso wie sichtbares List elektromagnetische Wellen, aber sichtbares Licht hat Wellenlängen von 380 und 780 Nanometern (nm) ( Immer Tausenderstufen: Meter, Millimeter, Mikrometer, Nanometer, Lichtwellenlängen sind also im Bereich eines zehntausendstel Millimeters), während WLAN im Bereich von 2,4 GHz, 5GHz und inzwischen auch 6GHz arbeitet, also etwa zwischen 5 und 12,5 cm (kann man auch an den typischen WLAN-Antennen sehen.

Der Knackpunkt ist, dass „Licht“ (=Wellen aller Längen) im Allgemeinen und ohne extreme Laboraufbauten keine Strukturen unterhalb der Wellenlänge abbilden kann.

Elektromagnetische Wellen im Bereich der WLAN-Frequenzen können also durchaus einen Menschen als solchen erfassen und abbilden, und sie können auch (zumindest bei 2,4 GHz) Wände durchdringen, sonst könnte man ja nicht durch Wände hindurch WLANen, aber viel mehr als einen Fettfleck in der Luft wird man da per se nicht erkennen können. Zumal da auch dieselben Probleme entstehen wie in einer Kamera, nur eben viel größer entsprechend der Wellenlänge, nämlich Beugung am Spalt, an der Kante und so weiter die das Bild zusätzlich unscharf machen, weil so ein Haus ja voller Kanten ist.

Soweit ich mich erinnern kann, war das in einer Meldung, die ich irgendwann mal irgendwo gelesen habe, auch so, dass die nur erkennen konnten, dass da ein Mensch steht, die Identifikation aber erst über die Bewegungsmuster und die Größe oder Körperfülle möglich war. Gesichtsstrukturen oder gar Mundbewegungen kann man mit solchen Wellenlängen meines Erachtens nicht erkennen.

Insofern glaube ich schon, dass das geht.

Aber ich halte es nicht für realistisch oder praktikabel. Das setzt Laborbedingungen oder genau Justierung voraus, und das wird man wohl kaum zur Massenüberwachung einsetzen. Meines Erachtens ist das was für das Überwachen von unzugänglichen Gebäuden wie Botschaften aus dem Gebäude gegenüber oder dem Nachbargebäude. Wenn die CIA die Wohnung neben einem anmietet, würde ich mir darüber Gedanken machen.

Auch für Mordanschläge kommt so etwas in Betracht. Ich habe irgendwo gelesen, dass es der letzte Schrei der Terrorabwehr wäre, Personen durch massive Wände hindurch zu orten und zu identifizieren, und dann zielgenau mit Munition, die Wände durchschlagen kann, umzulegen, ohne andere Personen im Raum ernstlich zu verletzen. Die Vorstellung ist, dass man beispielsweise bei einer Geiselnahme durch die massive Wand hindurch und ohne Vorwarnung den Geiselnehmer zwischen den Geiseln wegschießen kann.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass man bei der Observation konspirativer Wohnungen herausfinden kann, ob Terrorist X oder doch nur Tante Erna beim Terroristen Y gerade zu Besuch ist. Aber das dürfte alles sehr, sehr aufwendig, teuer, zeitintensiv und ein Langzeitprojekt sein, bei dem man erst einmal „lernen“ muss, wie die Wellenmuster bei „Keiner zuhause“ aussehen.

Beim erbärmlichen Zustand der Funkgeräte und des Fahrzeugparks unserer Polizei würde ich mir da keine Sorgen machen. Eher holt man sich bei der Verhaftung eine Blutvergiftung, weil die Handschellen verrostet sind.

Und was würde das auch bringen?

Wenn man wissen will, ob jemand zuhause ist, lässt man einen Paketboten ein Paket für den Nachbarn abgeben oder den Pizzadienst an der falschen Tür klingeln. Oder schaut sich die Fenster von außen an, wie sich das Licht bewegt.

Für viel kritischer halte ich da all die Fernablesegimmicks für Strom-, Wasser- und Heizungsverbrauch.

Es kam schon vor ca. 40 Jahren in der Inslaw-/Promis-Affäre heraus, dass die USA, die ja kein Meldewesen haben (oder hatten), und wo sich jeder beliebig umbenennen oder untertauchen konnte, das Problem hatte, dass Personen einfach so verschwinden können und niemals wieder mehr zu finden sind, es sogar Unternehmen gibt, die als Dienstleistung beim Verschwinden helfen. Deshalb sind die USA auch bei den Einreisen so pingelig, weil sie Leute – damals – nicht mehr wiederfinden konnten, wenn die ersteinmal im Land waren. Heute natürlich einfacher, weil jeder seinen Peilsender in der Tasche hat und ständig von überall her auf seine Social Media-Accounts zugreift, also leicht zu orten ist. Damals haben die dann, wenn sie einen gesucht und nicht gefunden haben, einfach die Wasserverbräuche aller seiner Bekannten überprüft, weil man daran (Dusche, Klospülung) recht gut erkennen kann, ob plötzlich mehr Personen in der Wohnung sind.

Also:

Ja, aber unrealistisch, denn da gibt es viel einfachere Methoden. Und für Massenüberwachung viel zu aufwendig.

Und ich vermute auch, dass das bei einzelnen Wänden funktioniert, aber nicht mehr so ohne weiteres in größeren Wohngebäuden, in denen ständig irgendwer irgendwo rumläuft oder die Klospülung zieht, vielleicht noch der Hund, der Goldfisch oder der Wellensittich durch die Wohnung hüpfen, und jede Menge WLAN-Accesspoints und Rechner durcheinander funken, sich da der Wellen ständig ändert. Außerdem turnen in den Frequenzbereichen noch viele andere Dinge herum, wie Funkmikrofone, Zigbee und so weiter.

Es ist ein enormer Unterschied zwischen Labor und Praxis.

Und zwischen „Professor schreibt ein Paper“ und „Staat setzt das ein“ ist es ein ziemlich langer Weg. Siehe BER und Stuttgart21.