Ansichten eines Informatikers

Frankfurt an der Oder als Bundesmodell

Hadmut
12.10.2025 18:12

Die politische Moderne.

Wenn Frankfurt an der Oder Frankfurt am Main überholt – DIE WELT: OB-Wahl in Frankfurt (Oder) „Das von der AfD geprägte Misstrauen gegenüber etablierten Parteien setzt sich durch“

CDU, SPD, Linke oder Grüne spielen keine Rolle mehr: In Frankfurt an der Oder kämpfen ein Parteiloser und ein AfD-Kandidat in der Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters. Die Wahl offenbart einen tief greifenden Umbruch.

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Und so einer will nun Oberbürgermeister der sehr brandenburgischen Stadt Frankfurt (Oder) werden.

Seit fünf Jahren lebt Strasser erst in der Oder-Stadt, bislang hatte er kein politisches Amt. Der 48-Jährige gehört keiner Partei an. Er kann auf keinen Wahlkampfapparat zurückgreifen, wie ihn die Parteien haben – auf keine Geschäftsstelle, keine Parteiplakat-Klebetrupps, keine Parteikasse. Und trotzdem kam er im ersten Wahlgang der OB-Wahl auf 32,4 Prozent der Stimmen – und damit auf Platz eins.

Der Zweitplatzierte ist AfD-Kandidat Wilko Möller. Beide gehen an diesem Sonntag in die Stichwahl: ein Parteiloser gegen einen AfD-Mann. Die anderen Parteien, selbst die, die sich Volksparteien nennen, spielen keine Rolle mehr – CDU und SPD nicht, die Linke, die Wagenknecht-Partei BSW, die FDP und die Grünen nicht. Das ist das eigentlich Interessante an dieser Wahl.

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Die örtliche CDU hatte die Anwältin und Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Désirée Schrade ins Rennen geschickt, die beim ersten Wahlgang auf Platz drei ganz knapp hinter dem AfD-Kandidaten Möller landete. Danach folgte weit abgeschlagen die SPD-Kandidatin.

Schrade erklärt ihre Wahlniederlage so: „Dass in der Stichwahl ein AfD-Kandidat und ein parteiloser Bewerber stehen, zeigt, dass sich das von der AfD geprägte Misstrauen gegenüber den etablierten Parteien zunehmend durchsetzt.“

Aha.

Die Parteien bauen endlos Mist und produzieren ideologischen Schwachsinn, Korruption und Regierungskriminalität. Und dann heißt es, das „von der AfD geprägte Misstrauen gegenüber den etablierten Parteien setze sich zunehmend durch“.

Als ob die Leute nicht selbst Misstrauen entwickeln könnten.

Die halten sich selbst für supergut und meinen, nur finstere Mächte könnten zu Zweifel an ihnen führen.

Aber reicht das als Begründung für das schlechte Abschneiden von CDU, SPD, der Linken und den übrigen Parteien? „Vereine, Organisationen, Parteien – fast alle verlieren seit geraumer Zeit Mitglieder und büßen ihre Bindekraft ein. Politische Parteien schaffen es immer seltener, gesellschaftliche Debatten anzustoßen und Mehrheiten zu gewinnen“, sagt Frank Hühner, Vorsitzender des DGB-Stadtverbandes Frankfurt (Oder). „Die Individualisierung der Menschen wird größer, die Bereitschaft, sich dauerhaft in eine Gruppe einzuordnen, schwindet. Das merkt man auch bei den Wahlen.“

Wer glaube, der Besuch einer Stadtverordnetenversammlung könne jemanden für Politik begeistern, irre sich gewaltig, sagt Hühner. „Was man da erlebt, ist vor allem ein Beispiel für Leidensfähigkeit. Und es bildet kaum ab, was die Menschen wirklich bewegt, weil sich vieles in der abstrakten Welt der Verwaltungsvorgänge abspielt.“

Symptom einer zerstörten Gesellschaft.

Gewissermaßen haben sich die Parteien selbst den Ast abgesägt, auf dem sie saßen. Und nun kommt die Quittung für 35 Jahre Korruption und Bonzentum.

Bricht die Moderne in Frankfurt an der Oder an?