Ansichten eines Informatikers

Hirn und Migräne

Hadmut
10.10.2025 2:43

Ein Leser mit Migräne schreibt mir.

(Blöde Frage: Wie nennt man eigentlich Leute mit Migräne? Migranten? Migränende? )

Hallo Hadmut,

habe zur unterschiedlichen Beiträgen von Dir Anmerkungen.

Zu “Die Auswanderungspläne der Bildungsministerin Karin Prien”

Hat zwar nur am Rande damit zu tun:

Ich habe ab und zu Migräne. In den meisten Fällen schmeiße ich dann zwei Aspirin ein und 30-60 Minuten später geht es auch wieder. Soweit, so unspektakulär. ABER: Wenn die Migräne gerade richtig zuschlägt, kann ich keine komplexeren Aufgaben mehr durchdenken. Z.B. 825 – 587 könnte ich nicht mehr im Kopf rechnen. Ich habe den Eindruck, dass in diesem Moment der rationale Teil des Gehirns völlig blockiert ist. Nur einfachste Gedankengänge funktionieren noch, wobei die eher instinktiv/gewohnheitsmäßig/gefühlsmäßig funktionieren.

Zum Glück weiß ich ja, dass das in spätestens einer Stunde wieder geht. Wenn das so bleiben würde, würde ich mir wahrscheinlich die Kugel geben.

Um wieder zurück zur Frau Prien zu kommen. Vielleicht ist bei manchen Menschen diese Dysfunktionalität ein Dauerzustand und sie kennen den erweiterten Modus gar nicht?

Das wäre ja genau der Effekt, den ich so oft von linken und feministischen Veranstaltungen beschrieben habe: Mein Eindruck, dass denen im Hirn die Ratio fehlt, organisch oder funktional.

Könnte es also sein, dass Migräne vorrübergehend eine ähnliche Wirkung hat?

Was ist Migräne überhaupt? Mal die Neurologen und Psychiater fragen:

Ursachen & Auslöser von Migräne

Die Migräne ist eine neurobiologisch bedingte Funktionsstörung des Gehirns, der Hirnhaut (Dura) und der jeweiligen Blutgefäße, für die eine erbliche Veranlagung besteht. Während einer Migräneattacke kommt es zu einer vorrübergehenden Fehlfunktion schmerzregulierender Systeme, d.h. man reagiert überempfindlicher gegenüber Reizen.

Gefäßbezogene Mechanismen

Früher gingen Wissenschaftler von einer Fehlsteuerung der Blutgefäße im Gehirn aus. Demnach verengen sich kurz vor einer Migräneattacke die Blutgefäße, weswegen die betroffene Hirnregion schlechter durchblutet wird. In einer überschießenden Gegenreaktion erweitern sich anschließend die Blutgefäße. Diese Gefäßdehnung verursacht dann die migränetypischen Schmerzen. Nach neuesten Erkenntnissen ist diese Erklärung nicht mehr tragbar.

Überaktivität der Nervenzellen & Entzündungsreaktion des Gehirns

Nach aktuellen Untersuchungen ist das Geschehen vermutlich auf eine Störung des Gleichgewichtszustandes von Schmerzzentren im Hirnstamm zurückzuführen. Mit Hilfe spezieller bildgebender Verfahren (Positronenemissions-Tomografie) konnte nachgewiesen werden, dass im Gehirn ein Bereich – das so genannte Migräne-Zentrum im Hirnstamm (periaquäduktales Grau) – aktiviert und verstärkt durchblutet wird. Dieses „Migräne-Zentrum“ reagiert über-empfindlich auf Reize. Man geht heute daher davon aus, dass eine Migräneattacke mit einer Überaktivität von Nervenzellen im Hirnstamm beginnt (neurovaskuläre Theorie).

Zwischen den Blutgefäßen des Gehirns und den Nervenzellen des Gesichtsnervs (Nervus trigeminus) besteht eine wichtige Verflechtung. Feinste Verästelungen des Trigeminus-nervs befinden sich in den Wänden aller Blutgefäße im Gehirn. Die Überaktivität der Nervenzellen im Hirnstamm führt dazu, dass die (C-)Fasern des Trigeminusnervs Schmerz-signale an das Gehirn senden (über den trigemino-thalamischen Trakt). Dies hat auch eine vermehrte Ausschüttung so genannter Botenstoffe (vasoaktive Neuropeptide) zur Folge, die eine Dehnung der Blutgefäße bewirken und die Gefäßwände für Blutflüssigkeit durchgängig machen (Extravasation) und bestimmte Blutbestandteile (z.B. entzündliche Eiweißstoffe) freisetzen. Es kommt zu einer Aufschwemmung und einer Art Entzündung des Hirngewebes und der Hirnhäute. Diese so genannte neurogene Entzündung verursacht wiederum Schmerzimpulse, welche ausstrahlen und den Migränekopfschmerz bewirken. Eine solche Entzündung steigert die Schmerzempfindlichkeit derart, dass die Pulsschlagwelle des Blutes als pulsierender Schmerz empfunden wird.

Hilft mir nicht weiter. Zumindest fällt mir nicht auf Anhieb etwas dazu ein.

Aber nochmal die Aussage des Lesers:

Wenn die Migräne gerade richtig zuschlägt, kann ich keine komplexeren Aufgaben mehr durchdenken. Z.B. 825 – 587 könnte ich nicht mehr im Kopf rechnen. Ich habe den Eindruck, dass in diesem Moment der rationale Teil des Gehirns völlig blockiert ist. Nur einfachste Gedankengänge funktionieren noch, wobei die eher instinktiv/gewohnheitsmäßig/gefühlsmäßig funktionieren.

Und dazu fallen mir eben drei Beobachtungen ein.

Die erste sind eben die beschriebenen feministischen Konferenzen, auf denen die mir wie hirnlose Hyänen vorkamen. Nur einfachste, instinktive Gedankengänge funktionieren noch.

Die zweite ist eine Beobachtung an mir selbst.

Ich war als Kind sehr gut in Kopfrechnen und deshalb in der Grundschule auch ein ganzes Jahr (bis auf das letzte Mal, die Begebenheit auch schon erzählt) immer „Rechenkönig“. Allerdings jetzt auch nicht in der Art dieser Inselbegabungen von Leuten, die 10-Stellige Zahlen im Kopf multiplizieren, sondern normales Kopfrechnen, nur eben schnell.

An der Uni und in der Zeit nach der Uni habe ich noch oft Vorträge, Vorlesungen, Übungen gehalten.

Eigentlich fiel mir das auch recht leicht und hat mir Spaß gemacht, aber es war immer so, dass ich die ersten drei Folien brauchte, um in den Redefluss, den Vortragsmodus zu kommen. Ich habe die ersten drei Folien nicht flüssig gesprochen, die Sätze auch nicht schön und nicht so richtig gebaut, nicht sauber gesprochen. Und immer so nach der dritten Folie (nach gewisser Zeit, so ein paar Minuten eben) schaltete sich im Gehirn etwas um, und dann flutschte der Vortrag richtig gut. Dann ging das auf einmal richtig gut mit dem Vortragen. Und deshalb habe ich niemals wichtige Dinge auf den ersten drei Folien gehabt, sondern immer nur so unwichtiges Zeug wie „Willkommen zu …“ oder den Überblick, woran man sich nicht verschwätzen kann. Und ab Folie 4 ging es dann zur Sache.

Was mir aber mehrfach auffiel, wenn mir Leute Fragen stellten oder ich Beispiele frei erfand:

Sobald ich in diesem Vortragsmodus war, konnte ich plötzlich fast nicht mehr kopfrechnen. Ich war dann zwar verbal gut, und wie man mir oft sagte, auch gut darin, das Publikum einzufangen, mit dem Publikum zu interagieren. Oft wurde mir nach Veranstaltungen gesagt, mein Vortrag sei der Einzige gewesen, bei dem sie nicht geschlafen hätten.

Als ob im Hirn die sozialen Fähigkeiten ein- und die rationalen Fähigkeiten dafür ausgeschaltet worden seien.

Die dritte ist ein Kindergarten.

Ich habe mal gewisse Zeit direkt neben einem katholischen Kindergarten gewohnt. Entsetzlich. Unfassbar bösartig, streitsüchtig, missgünstig, arrogant, überheblich, korrupt.

Aber nicht nur die Kindergartentanten, auch die Eltern haben sich dem angepasst. Der allerletzte bösartige Mob. Wenn die zum Abholen auf der Straße standen, die Kerle mit ihren Weibern, war das eine hochaggressive, streit- und gewaltsuchende Masse, die sich stark vorkam und mit den Anwohnern Krach suchte, die Grundstücke betrat und so weiter. Die dachten, sie können da tun und lassen, was sie wollen, weil sie die Mehrheit sind, die Straße gehöre ihnen, und die Autos können sie demolieren. Ein Großmaul hat mich da mal bedroht als wäre er der Größte und Stärkste. Richtig gefährliche Situation. Und gegen 20, 30, 40 Leute kommt man da auch nicht an, zumal man sofort alle Zeugenaussagen gegen sich hätte.

Am nächsten Tag habe ich den zufällig – alleine – auf dem Supermarktparkplatz getroffen. Und damals war ich noch ein sportliches, muskulöses Kerlchen. Und habe den mal angesprochen. Plötzlich war der, obwohl deutlich größer als ich, so ganz klein mit Hut, leise, still, konziliant, friedlich, hat sich sofort entschuldigt. Als hätte ich einen völlig anderen, plötzlich ganz freundlichen und netten Menschen vor mir – weil der halt gerade nicht in seiner Gruppe war.

Da habe ich schon gemerkt, dass da irgendwas im Hirn umschaltet, sobald die im Rudel sind und sich vor ihren Weibern aufspielen müssen.

Aus solchen Beobachtungen hatte ich ja gefolgert, dass es das rationale Einzelgängerdenken und das flache Rudeldenken gibt, in dem es nur um Konformität und dem Folgen des Leithammels geht. Und das hatte ja auch schon dieser Nobelpreisträger beschrieben, dass es das schnelle und das rationale Denken gibt.

Das mit der Migräne ist nun ein interessanter Hinweis. Könnte es also sein, dass so ein Schmerzsyndrom irgendwie dazu führt, dass das Gehirn in so einen Spar- oder Rudelmodus herunterschaltet? Dass das zum Abschalten gewisser rationaler Teile führt, wie ich es auf feministischen Veranstaltungen beobachtet hatte, und wie es mir bei Vorträgen mit dem Kopfrechnen vielleicht selbst schon ging?

Ich hatte ja schon vermutet, dass der Rudelmodus auch eine Energiesparmaßnahme ist.