Ein Lob auf Otto
Auf den Gedanken wäre ich jetzt gar nicht gekommen. Aber es stimmt.
Leser:
Hallo Hadmut
Kennst Du das Buch “Ich bin dann mal weg” vom Kerkeling ? Er beschreibt darin seine Wanderung auf dem Jakobsweg sowie biografische Begebenheiten.
Was ich bis dahin nicht wusste, war die Tatsache, dass ausgerechnet Otto Waalkes ihn in Hamburg auf einer Kleinkunstbühne entdeckt und sofort unter seine Fittiche genommen hat ( “Wollen wir mal Promis gucken?”).Kerkeling war ihm sehr dankbar für den Karrierestart.
In den noch unbeschwerten 80ern und 90ern hat der Typ schon ein paar witzige Sachen geboten- seine Travestie als Königin der Niederlande war wirklich gut. Man konnte spüren, wieviel Spass ihm seine Auftritte machten, er sprühte, wie man so sagt, von Ideen, war kreativ.
Otto Waalkes habe ich im Verlauf des Dunkelwerdens unseres Landes immer dafür hoch geschätzt, dass man nichts von ihm hörte, als die ” Promis” bitteschoen Vorbildfunktion erfüllen sollten, sei es zur illegalen Invasion, zur Klimapanik, zur Coronainszenierung, zur Ukraine etc.pp. Der Mann ist immer noch beliebt- obwohl oder weil er sich nicht hat benutzen lassen, das kann man sich aussuchen.
Wie erbärmlich dagegen der initial einst von ihm protegierte Kerkeling. Was für eine Selbstdemontage, in den Stromschnellen der ideologischen Gleichschaltung verlorenes Seelenleben. Eine kaputte Hülle eines ehemals kreativen, individuellen freien Menschen.
Eine Symbolfigur des Niedergangs. Traurig.
Schrecklich .
Stimmt. Das ist ein guter Punkt.
Ich hatte vor vielen, vielen Jahren mal geschrieben, dass ich Otto zu Schulzeiten superwahnsinnsgut fand, und es dann irgendwann mal seltsam fand, dass der 40 Jahre später immer noch genau dieselben Witze macht und sonst gar nichts.
Inzwischen muss man das wirklich schätzen, dass Otto schlau genug war, sein Leben lang wirklich nur der Blödelbarde zu bleiben, der Lieder veralbert, sich aber ansonsten aus allem Zeitgeschehen und vor allem aller Politik völlig heraushält und überhaupt keine politische Position außer der des Kindskopfes eingenommen hat.
Lange kam mir das vor, als falle dem nichts mehr ein. Inzwischen aber muss ich sagen, dass der Mann sehr schlau war, in seiner Blödelschublade zu bleiben und wirklich gar nichts sonst zu machen und auch nie in Talkshows den Belehronkel oder Bessermenschen zu geben.
Ein Gegenbeispiel ist Dieter Hallervorden.
Hallervorden ist hochintelligent, und ein herausragend talentierter Kabarettist, aber in letzter Zeit verstrickt der sich in seine Besserwisserei und dass er sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hat, aber nicht immer aus dem richtigen Fenster. Nun ist der auch ein Mensch, der einen gewissen Streit und Kontroversen braucht, um zu existieren, damit das Hirn arbeiten kann.
Loriot war in dem Punkt besser, aber auch schon hart an der Grenze und hatte bessere Zeiten erwischt, denn in Talkshowauftritten, die auf Youtube zu finden sind, ist zu sehen, dass Loriot in Sachen Medienkritik auch nicht gerade mit Wattebällchen geworfen hat.
Und viele Musiker haben sich da ja auch ganz in der Wüste verirrt.
Insofern muss ich Otto Waalkes Abbitte leisten. Ich habe eine gewisse Zeit lang gedacht, dass dem nichts mehr einfalle, und der nichts anderes macht, als seine alten Witze in Endlossschleife zu wiederholen, dass er nicht in Würde alt werden könne, ohne den Kindskram weiterzumachen.
Inzwischen zeigt sich, dass das eine recht schlaue Taktik war, die ihm ermöglicht hat, völlig außerhalb dieser ganzen Streitigkeiten und Dreckwerfereien zu bleiben und einfach nur Musik und Witze zu machen, an deinen keiner einen Ansatzpunkt findet, um daraus Streit und Diffamierung zu zwirbeln.
Eigentlich hat der das ziemlich schlau gemacht, da völlig ohne Skandale und politische Anklagen durchzukommen, indem er einfach immer unter dem Radar geblieben ist. Anscheinend hat der frühzeitig das Gespür dafür gehabt, wovon man sich fernhält.