Die Geisteswissenschaftler und der Marxismus
Ein Akademiker von der Universität schreibt mir:
Hallo Hadmut,
Du neigst manchmal dazu, das Kind mit dem Badewasser auszuschütten. Ich glaube, daß Deine Perspektive eine ganz andere wäre, wenn Du fertig promoviert hättest und dann Professor geworden wärst.
Wahrscheinlich wäre sie dann noch viel schlechter, weil ich mir den Hochschulmist von innen ansehen müsste. Weil mich neulich jemand gefragt hatte, was mich am fehlenden Doktor so stört, was ich denn in diesem korrupten verlogenen Universitätssumpf denn gewollt hätte: Ich hatte mich damals auf eine Professur beworben und war nach Aktenlage der beste verbliebene Bewerber und der einzige, der Rechtsmittel eingelegt hat, und nur die fehlende Promotion hat mir die Professur verhagelt. Mit Doktor hätte ich als beweisbar und aktenkundig eine Professur gehabt – ob man auf einer eingeklagten Professur überleben kann, ist eine andere Frage. Ich hätte den anderen wahrscheinlich gesagt: „Freund oder Feind? Überlegt’s Euch. Ich weiß, welche Leichen Ihr im Keller habt.“
Nur: Das war nur der Plan B. Oder C. Eigentlich nämlich wollte ich, wie ein Studenfreund und Ex-Kollege, in die USA, die damals, so um 1995 bis 1998, und zur Zeit der Dotcom-Blase noch allerbeste Voraussetzungen boten. Damals konnte man sich als Informatiker innerhalb von zwei oder drei Jahren ein schönes Haus mit Grundstück verdienen, mittel-sechsstellige Gehälter, Aktienoptionen und so weiter. Wenn ich die Stellen bekommen hätte, für die ich später auf Konferenzen in Bewerbungsgespräche kam, und die mir nur wegen der versemmelten Promotion versagt wurden, bekommen hätte, frühzeitig bei Google einsteigen oder sowas, hätte ich selbst ohne große Erfolge mit 40 in Millionärsrente gehen können. Es war aber die Zeit, in der Unternehmen wie Paypal und Amazon gegründet wurden. Da wäre in den USA richtig was gegangen, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen wäre. Nicht wenige der Leute, die damals früh in die Tech-Industrie eingestiegen sind, haben längst hunderte Millionen auf dem Konto. Peter Thiel wird auf 20 Milliarden geschätzt, und der hat ungefähr mein Alter und kommt auch aus Deutschland.
Die Professur in Deutschland war nur der Reserve-Plan, um dann über Konferenzen und Gastprofessuren usw. Kontakte aufzubauen. Es hatten ja auch viele Doppelprofessuren Deutschland-USA.
Sicherlich wäre meine Perspektive eine völlig andere gewesen und es hätte das Blog nie gegeben. Aber ich hätte da mit ziemlicher Sicherheit irgendein Unternehmen gegründet oder daran teilgenommen.
Wissenschaft wird von Menschen gemacht, nicht von Gott oder der Natur. Und diese Menschen glauben an bestimmte Dinge. Dein Fach ist ja Teil der Logik (von Aristoteles begründet, der hat auch die geisteswissenschaften und die Biologie begründet) und in der Logik können Menschen Dinge “beweisen”, weil sie sich vorher auf die Spielregeln geeinigt haben.
Nein. Beweisen ist nicht das Einhalten willkürlicher Spielregeln. Und Wissenschaft ist nicht „beweisen“.
Wissenschaft ist das Finden, Erarbeiten und Überprüfen ganz besonderer Spielregeln, deren Befolgung einen zum Beweis führt. Und ein Beweis ist, die Übereinstimmung von Realität und Aussage/Prognose aufzuzeigen, und nicht irgendwelche Spielregeln zu beachten.
Das ist so ähnlich wie mit den Straßenverkehrsregeln. Die sind ja auch nicht Selbstzweck, und wir fahren nicht Auto, um die Straßenverkehrsregeln zu befolgen (manche schon, aber die meisten nicht), sondern um einen Zweck zu erfüllen, und die Straßenverkehrsregeln sind dazu da, uns vor Unfällen zu bewahren. Sie sind nicht willkürlich und Egebnis einer Einigung, sondern müssen so gebaut sein, dass sie ihre Aufgabe, Unfälle zu verhindern, möglichst gut erfüllen.
Unis sind von den Marxisten übernommen worden. Das war ein sehr langer Prozeß (100 Jahre?). Wie konnte das geschehen? Die Kollegin Schröter wurde ja nur gemobbt, weil sich ein Mob bilden konnte. Die Mehrheit der Menschen fühlt sich nur in der Gruppe wohl (mir fremd) und die Herde läuft dann einfach den andere Tieren hinterher. Das heißt auch, wenn der Wokismus, also der unreflektierte Neo-Marximus, out ist, läuft die Herde in die andere Richtung. Passiert gerade hier in den USA – ich habe vor kurzem mit einen Harvard-Dean genau darüber gesprochen. Die Deutschen, da hat Thomas Mann recht, wollen immer den Durchbruch und werden bis zum bitteren Ende Woke sein.
Ich gehe seit langer Zeit nicht mehr auf die großen Konferenzen, weil ich nicht ertrage, Menschen zu sehen, die in Top-Journals brutalen Totalitarismus vertreten und das für Humanismus halten. Menschen müssen auf Betten geschnallt werden und mit experimentellen Drogen injiziert werden; den normalen Menschen muß das Fleischessen, Fliegen, Autofahren etc verboten werden, weil die Erde verbrennt; Trump ist ein Nazi und der Gewohnheitsverbrecher George Floyd ein Heiliger, usw.
Ich habe Dir das ja schon mehrfach geschrieben: Du bist Deutschlands wichtigster Philosoph. Bist Du auch ein geisteskranker Geisteswissenschaftler? Natürlich nicht. Du bist aber nicht in der Herde: auf Deinem Flur haben nicht nur woke Vollpfosten Professoren.
Hau weiter in die Tasten Kollege!
Das ist ein wunder Punkt.
Demnach nämlich war dieser elende marxistische Wokismus in den USA nur eine Modeerscheinung, der die Herde eine Weile hinterhergelaufen ist, und die Herde kann locker sofort die Richtung wechseln, wie ein Vogel- oder Fischschwarm. Deutsche dagegen seien bis in den bitteren Untergang auf die Ideologie programmiert und lassen nicht mehr locker.
Demnach wären Amerikaner standpunktlose Opportunisten, die Deutschen dagegen standpunktvernarrte Fanatiker.
Und das kann ganz böse enden, weil ja die deutschen Linken, vor allem die Genders, in den letzten 30 Jahren die USA und deren Woke-Wahn als Vorbild genommen haben, sie auf sie geprägt haben wie ein Entlein auf das erste Lebewesen, das sie sehen, und ab da für „Mutti“ halten.
Das werden richtig schwarze Zeiten für deutsche Akademiker werden, wenn das ehemalige Schwachsinnsmutterland USA den linken Schwachsinn und Wokismus fallen lässt.