Ansichten eines Informatikers

Israels Luftabwehr

Hadmut
18.9.2025 17:09

Leser haben mir zu dem Artikel mit dem Tiefflieger geschrieben.

Ich hatte doch erwähnt, dass hier – sehr ungewöhnlich, nicht vorher erlebt – ein Kampfflugzeug so tief über die Häuser gedonnert ist, dass das so richtig laut war. Gesehen habe ich es nicht, weil der schon über dem Meer war, bis ich draußen war, und eigentlich nicht mal weiß, ob der über dem Meer derselbe war, den ich gehört hatte.

Hallo Herr Danisch,

vielleicht hängen Ihre Beobachtungen mit diesen Maßnahmen zusammen:

Israels Luftabwehr-Installation in Zypern weitet Kalten Krieg mit Türkei aus

Also ich weiß, dass es da irgendwas mit Luftabwehr gibt, weil seit einiger Zeit keine israelischen Flugzeuge mehr in Paphos starten und landen dürfen/durften. Die müssen alle in Larnaca landen, und dazu hieß es, dass sie nur diesen Flughafen dort schützen (können, wollen, dürfen, weiß ich nicht). Ich muss beim nächsten Mal aber nochmal auf den Flugplan schauen, denn ich kann mich erinnern, da früher auch einige Flüge von und nach Israel gesehen zu haben. Eigentlich habe ich seit 20 Jahren vor, mir mal Israel anzuschauen, aber jedesmal war es entweder dort zu brenzlig oder mein Reisepass neu, und wenn man in Israel war, braucht man einen neuen Reisepass, weil man mit den Einreisestempeln in manche andere Länder nicht mehr reinkommt.

Was mir aufgefallen ist, ist, dass die Flugzeuge nach Paphos, in denen ich saß, seit einiger Zeit anders anfliegen. Früher war das so, dass alle Flugzeuge in Ost-West-Richtung starteten und landeten. Beim Anflug sind die über die Türkei, dann im Sinkflug über das Meer und dann westlich des Flughafens über Zypern, bis sie unten, westlich von Paphos schon im langsamen Tiefflug wieder übers Meer kamen, dann sofort eine ca. 45°-Linkskurve, im Tiefflug meerseitig richtung Südosten am Strand entlang, den man linkerhand aus den Fenstern gut sehen konnte, am Flughafen vorbei und eine scharfe 180°-Linkskurve, um dann wieder in Westrichtung auf Landebahn 29 (Kurs 290) zu landen.

In letzter Zeit habe ich es einige Male erlebt, dass die von Norden nicht mehr unten übers Meer fliegen, sondern direkt über Paphos links abbiegen und von Westen her ohne die Schleife außenherum direkt in Ostrichtung auf der Landebahn landen, also effektiv Landebahn 11 mit Kurs 110 (290-180=110), obwohl laut Google Maps Luftbild die Landebahn auf der Seite nicht beschriftet ist, und da nur ein NDB, kein VOR steht. Ich habe schon überlegt, warum die das geändert haben. Kann natürlich einfach mit dem Flugplan und geänderten zusammenhängen, dass die dann, wenn es mehrere Landungen und Starts gibt, Westrichtung haben wollen, und dann, wenn gerade sonst keiner kommt oder abfliegt, sagen „Lande wie Du willst“. Die Reifenabriebspuren auf Google Satellitenfotos sprechen für eine gleichmäßige Nutzung in beiden Richtungen.

Jedenfalls ist der Jet, den ich gesehen habe, als ich rausgerannt bin, von dem ich mir nicht ganz sicher bin, ob das dann derselbe war, den ich gehört hatte, in Richtung Flughafen Paphos geflogen und hat über dem Meer gedreht, ganz so, als würde er den Flughafen (simuliert) angreifen.

Und dazu heißt es in der angegebenen Quelle:

Israel hat ein leistungsstarkes Luftabwehrsystem in Zypern stationiert. Das hochmoderne Barak-MX-System, das an einen Stützpunkt in Paphos geliefert wurde, dient offiziell der Verteidigung Zyperns, wird jedoch als wichtiger strategischer Schachzug gegen die Türkei angesehen.

Das Radar des Systems stellt eine erhebliche Bedrohung für die Geheimdienste der Türkei dar. Sein hochentwickeltes Radar kann Flugzeuge und Schiffe in einer Entfernung von bis zu 460 km erkennen, wodurch ein Großteil der militärischen Aktivitäten der Südtürkei und des östlichen Mittelmeers unter ständiger israelischer Überwachung steht. Dadurch wird Zypern zu einer permanenten israelischen Spionagebasis. Im Gegensatz zu rein defensiven Waffen ist das Barak MX (Bild) ein leistungsstarkes Instrument zur Informationsbeschaffung. Es kann türkische Militärbewegungen überwachen, Trainingsmuster verfolgen und sogar Schwachstellen in der Luftabwehr kartieren, wobei diese Daten direkt an Israel weitergeleitet werden.

Es könnte also sein, dass die zum Test einen möglichst tiefen Anflug „unter dem Radar“ auf den Flughafen geflogen sind. Es gibt aber auch Leute, die behaupten, dass das die Türken sind, die Drohgebärden produzieren.

Die Türkei betrachtet dies als eine schwerwiegende Eskalation der nationalen Sicherheit. Türkische Beamte und Experten haben den Einsatz verurteilt und sehen darin eine direkte Bedrohung, die ihre strategische Position untergräbt und die Sicherheit ihrer Streitkräfte in Nordzypern gefährdet. Der Einsatz verschärft den regionalen Kalten Krieg. Diese Maßnahme erhöht die Spannungen in der anhaltenden Rivalität zwischen der Türkei und Israel um den Einfluss im östlichen Mittelmeerraum erheblich und erhöht das Risiko von Fehleinschätzungen und einer größeren regionalen Instabilität.

Die Lieferung moderner Barak-MX-Luftabwehrsysteme an den EU-Inselstaat wird weitgehend nicht nur als Verteidigungsmaßnahme für Zypern angesehen, sondern als erhebliche Erweiterung der israelischen Fähigkeiten zur Informationsbeschaffung, die eine direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit der Türkei darstellt.

In Zypern gibt es nach wie vor die große Luftwaffenbasis Akrotiri von Großbritannien, von der laufend britische und andere Kampfflugzeuge in der Region in Kämpfe eingreifen. Zum Beispiel zur Betankung von israelischen Angriffsflugzeugen gegen Länder ind er ganzen Region, oder selbst zur aktiven Bekämpfung von Drohnen oder Raketen im letzten Krieg zwischen Iran und Israel.

Die von Israel Aerospace Industries (IAI) hergestellten Systeme trafen letzte Woche über den Hafen von Limassol in Zypern ein. Dies ist die dritte Lieferung dieser Art seit Dezember und deutet auf eine deutliche Beschleunigung der militärischen Zusammenarbeit zwischen Israel und der Republik Zypern inmitten der stetig wachsenden Spannungen mit der Türkei hin.

Videoaufnahmen und Bestätigungen von zyprischen Nachrichtenagenturen deuten darauf hin, dass das System nun vollständig geliefert wurde und voraussichtlich noch in diesem Jahr in Betrieb genommen wird.

Dazu muss man wissen, dass die griechischen Zyprioten auf die Türkei gar nicht gut zu sprechen sind. Das Thema sollte man tunlichst vermeiden.

Zu den Sehenswürdigkeiten in Paphos gehört das Ethnographische Museum, das eigentlich eher wie eine Wohnung mit großem Garten aussieht und genau das auch ist, weil das Haus dem bedeutenden Archäologen George S. Eliades gehört habe, der das alles zuhause gesammelt und gleich selbst ein Museum daraus gemacht hatte, und das hat man dann einfach so übernommen und als Museum weitergeführt.

Draußen im Garten finden sich tatsächlich Höhlen, antike Königsgräber, und ich hatte da noch im Witz geulkt, dass das für einen Archäologen unheimlich praktisch wäre, wenn man die Gräber gleich im eigenen Garten hätte. Da hätte man es nicht so weit zur Arbeit.

Sie meinten, das wäre egal, in Paphos und den meisten Teile von Zypern könne man keinen Spaten in den Boden stecken, ohne irgendwas Antikes auszugraben. Nahezu jeder habe hier irgendetwas im Garten. Die größere Bedeutung dieser Gräber sei aber recht neu, denn als damals im Krieg zwischen dem griechischen Zypern und der Türkei die Türkei mit Kampfflugzeugen Paphos angriff, hätten ihnen diese Gräber als Luftschutzbunker gedient, sie hätten sich darin verkrochen. Eine Frau aus dem Museum sagte, dass sie sich selbst als kleines Mädchen mehrere Tage in diesen Gräbern aufgehalten habe, als die Angriffe stattgefunden haben. Sie hätten eine Riesen-Angst gehabt, weil türkische Kampfflugzeuge ganz tief über sie hinweggedonnert seien.

Es hat also eine Bewandnis damit, dass man in Paphos Angst vor türkischen Kampfflugzeugen hat.

Obwohl es öffentlich als Verteidigungsschild dargestellt wird, ist die stärkste Eigenschaft des Barak MX sein hochentwickeltes ELM-2084-Multimissionsradar. Dieses Radar hat eine beeindruckende Reichweite von bis zu 460 Kilometern und schafft einen riesigen „digitalen Schutzschirm”, der sich tief in den Luftraum der Südtürkei erstreckt.

Das bedeutet, dass das System kontinuierlich türkische Militärflugzeuge, die von Stützpunkten entlang der anatolischen Küste starten, sowie Kriegsschiffe, die im östlichen Mittelmeer operieren, überwachen und verfolgen kann.

Die Fähigkeiten des Systems gehen über die reine Überwachung des Luftraums hinaus. Das Radar eignet sich auch für die Bodenüberwachung und kann die Herkunft von Artillerie-, Mörser- und Raketenfeuer aus einer Entfernung von bis zu 100 Kilometern erkennen und lokalisieren.

Ach. Wollte die Türkei so ganz unauffällig und unbemerkt auch ein paar Raketen auf Israel schießen? Das merkt doch keiner, wenn da noch ein paar mehr dabei sind? Aber besser gezielt als von Hamas oder Hisbollah?

Diese Funktion könnte zur Überwachung türkischer Militärbewegungen und -einsätze in Nordzypern genutzt werden und Israel damit beispiellose Echtzeit-Informationen über die türkische Truppenaufstellung liefern.

Das allerdings verstehe ich gar nicht, denn zwischen Paphos und Nordzypern liegt das Troodos-Gebirge wie ein Riegel. Um Nordzypern zu überwachen ist Paphos ungeeignet. Andererseits ist Paphos sehr gut, um den Bereich über dem Meer zu überwachen, denn ich hatte ja neulich schon berichtete, dass man den Krieg in Israel bei Nacht von Paphos aus als Lichter am Horizont sehen kann.

Das kann so nicht stimmen, dass man Nordzypern von Paphos aus überwachen könnte.

Allerdings: Auf Zypern muss man immer aufpassen, weil die meisten Distrikte wie die Stadt benannt sind, Paphos kann also sowohl die Stadt Paphos, als auch die Region Paphos meinen, selbiges mit Limassol und Nicosia. „In Paphos“ ist deshalb immer doppeldeutig. Es kann natürlich sein, dass die damit meinen, dass das System nicht in der Stadt Paphos, sondern in der Region Paphos oben in den Bergen steht. Und von dort oben aus könnte man Nordzypern prächtig überwachen. Kann man sich topograpisch schön ansehen, Paphos im Südwesten.

Im Wesentlichen wird Zypern zu einem festen Flugzeugträger für den israelischen Geheimdienst, der direkt vor der türkischen Küste positioniert ist.

Na, dann.

Das wird vielleicht noch lustig.