Sind Uni-Städte Pleite-Kandidaten?
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.
Ein Leser fragt an:
Lieber Herr Danisch;
Heidelberg ist schon lange pleite, vor allem, da die Universität zwar wächst, aber bekanntlich nichts erwirtschaftet.
Mit der sog. Bahnstadt wollte man quasi die Bewohner der Altstadt aussiedeln, um diesen komischen Weltkulturerbe-Status zu haben. Leider mußte man für viel Geld das Gelände von der Bahn kaufen (faktisch also dem Bund die Subventionen von Jahrzehnten zurückzahlen) und mitten in die schönsten Pläne fluteten die Migranten hinein, die man abends mit ihren Gebetskettchen am südlichen Ende der Bahnstadt in der Sonne sitzen sehen kann.
Man sollte überhaupt mal untersuchen, ob nicht insbesondere alle Uni-Städte pleite sind, da den horrenden Investitionen praktisch keine Einnahmen gegenüber stehen. Immerhin fusionieren jetzt die Kliniken von MA und HD.
Das weiß ich nicht, ob das so ist, dass Uni-Städte durch ihre Unis an der Pleite stehen. Es würde mich aber interessieren.
Ich dachte nämlich immer, Unis würden vom Land und nicht von der Stadt bezahlt. Allerdings sind Studenten an sich finanziell die Pest, und ruinieren die Stadt mindestens indirekt, weil sie massiv rot-grün wählen und die Unistädte dadurch notorisch links werden, was sie dann in die Pleite drückt.
Ich kann mich noch an meine eigene Zeit erinnern. Es war, vor allem in den Anfangssemestern, häufig so, dass die Leute noch irgendwo bei den Eltern wohnten und in der Uni-Stadt nur eine winzige Bude im Studentenwohnheim hatten. Karlsruhe hat damals enormen Druck auf Studenten ausgeübt, in Karlsruhe ihren Erstwohnsitz anzumelden, weil irgendwelche Steuergelder von Bund oder Land nach Erstwohnsitzen verteilt werden (deshalb will Berlin ja auch eine Zweitwohnungssteuer, wenn man dort nur den Zweitwohnsitz hat).
Studenten sind so typische Inanspruchnehmer von Sozialleistungen wie schönen Straßen und Kneipen, Öffentlichen Verkehrsmitteln und Einrichtungen wie Parks und Schwimmbädern, Stadtfesten, Bibliotheken und sowas alles, zahlen aber keine Steuern. In der Staatsbibliothek in Berlin bekommt man an beiden Standorten zu manchen Jahreszeiten keinen Platz mehr, weil die – besonders unter den Linden, gleich neben der Humboldt-Uni – voll mit Studenten in der Examensvorbereitung sind, und – ich habe mal welche gefragt – deren eigene Bibliotheken von der Größe und manchmal auch vom Bestand nicht reichen. Dabei verwenden manche Leute die Bibliothek gar nicht als Bibliothek, sondern belegen einfach nur Plätze als beheizten, trockenen, ruhigen Arbeitsplatz mit Strom, Internet und Klo, quasi als Ersatz-Wohnheim gleich neben der Uni (vor allem, wenn die selbst weit außerhalb wohnen oder in irgendeiner versifften Krach-WG). Es gibt auch Arbeitsplätze in abgetrennten Glaskabinen, abschließbar, besonders ruhig, aber durchsichtig, in denen ich schon Leute habe schlafen sehen, während andere keinen Platz in der Bibliothek bekommen. Ich habe mal das Personal darauf hingewiesen, dass manche Leute die Arbeitskabinen missbrauchen um darin zu „wohnen“. Antwort: Ist geduldet. Sie können und wollen nichts machen, weil politisch so gewollt.
Großer Arbeitsplatzmangel. Ich hatte schon einmal beschrieben, dass man den Architekten den Hintern versohlen sollte, weil die die große Bibliothek unter den Linden innen komplett hohl und offen gemacht haben, damit es schön nach Bibliothek aussieht, in der man über mehrere Etagen die Bücher und Regale sehen kann. Hätten sie das Ding wie ein Kaufhaus mit geschlosenen Decken gebaut, wäre es zwar nicht so schön, aber sie hätten locker fünfmal so viele Arbeitsplätze. Kurioserweise gab es eine ähnliche Diskussion neulich, als das Kaufhaus der Galerie Lafayette dicht gemacht hat. Irgendeine Stadtbibliothek fand, dass das Gebäude für sie grandios sei, weil sich die Nutzung eines Kaufhauses und einer Bibliothek, nämlich Gänge voller Regale mit Waren, verblüffend ähnelten, und dieses Gebäude mit Rolltreppen, Toiletten usw. einfach perfekt für sie wäre, sie da eigentlich nur noch ihre Regale reinstellen müssten und fertig. War aber zu teuer. Komischerweise sind die Architekten der Staatsbibliothek nicht auf die Idee gekommen, da möglichst viele Arbeitsplätze reinzumachen, obwohl der Bedarf neben der Uni absehbar war, weil es halt klassisch nach Bibliothek und nicht nach Arbeitsplatzbunker aussehen sollte – vielleicht war es auch einfach zu teuer. Decken, die man weglässt, kosten ja auch nichts. Allerdings hätte man in dem Punkt durchaus die Uni zur Kasse bitten können, wenn das Ding dann schon hauptsächlich von der Uni genutzt wird. Das nämlich ist eine versteckte Subvention der Uni durch die Stadt, obwohl das in Berlin schwer zu beurteilen ist, weil die Stadt und das Land identisch sind, und das „Land“ Berlin für die Uni aufkommen muss.
Da ist vor allem deshalb bescheuert, weil manche Leute – wie ich – die Bibliothek meist nicht wegen deren Beständen, sondern wegen deren Online-Diensten nutzen (bei mir: Juris-Datenbank, Beck-Online, manche Verlagsdatenbanken), sie dies aber nur aus ihrem LAN vor Ort und nicht von zuhause aus gestatten, obwohl das die Arbeitsplatznot deutlich verringern würde. Dann müsste ich nämlich in den meisten Fällen erst gar nicht in die Bibliothek. Und ich müsste auch nicht einen Arbeitsplatz vorab für 2 Stunden reservieren, obwohl ich dann nach 50 Minuten schon fertig bin, weil ich vorher eben nicht weiß, wie lange es dauert, man aber ohne Reservierung keinen Sitzplatz mehr bekommt.
Dabei sind die meisten Studien dort völlig nutzlos, irgendwelcher Geisteswissenschaftler-Käse.
Ich wiederhole meinen Vorschlag: Man sollte Studiengebühren erheben, die die Kosten decken. Und dann die Einkommensteuer, die auf Arbeit in diesem Beruf gezahlt wird, auf die Studiengebühren anrechnen, so dass jemand, der dann auch in dem Beruf arbeitet, effektiv keine Studiengebühren bezahlt, weil mit der Steuer schon abgegolten.