Der politisch korrekte Apache
Über die Politisierung der Informatik.
Kennt Ihr den bekannten Apache Webserver?
Lange Zeit der Standard-Werbserver in der IT (zumindest unter Linux, was bei Webserver aber auch Standard ist) und auch bekannt als Bestandteil des sogenannten „LAMP-Stacks“, nämlich der Kombination aus Linux, Apache, MySQL und PHP, woraus jahrelang so ziemlich alle Webapplikationen gebaut waren.
Linux ist noch immer Linux.
Apache hat schwere Konkurrenz durch Nginx und spezifische Anwendungsserver bekommen.
MySQL hat Konkurrenz vom eigenen Klon MariaDB, aber vor allem von PostgresQL und den verschiedenen NoSQL-Datenbanken bekommen.
Und PHP ist eigentlich indiskutabel, aber so einen richtigen Ersatz gibt es da auch nicht.
Egal, Apache war lange Zeit der Webserver schlechthin, vor allem, weil der PHP intern laufen lassen kann, und ist noch immer sehr bekannt und sehr oft verwendet.
Der Apache hatte nicht nur den Namen eines Indianers, sondern auch eine Indianerfeder als Logo. Dazu gab es ja diesen uralten Informatikerwitz
Why is Linux like a Wigwam?
No Windows, no Gates and an Apache inside.
Schräges Wortspiel, geht nur auf Englisch: Warum ist Linux wie ein Indianerzelt? Ein Indianerzelt hat keine Fenster, keine Türen, aber einen Apachen innendrin. Linux hat kein Windows-Betriebssystem und keinen Bill Gates, aber einen Apache Webserver.
Und daraus entstand dann die „Apache Software Foundation“.
Wokeness
Geht natürlich alles nicht mehr in Zeiten von Wokeness. Wäre rassistisch, einen der bekanntesten und wichtigsten Webserver nach Indianern zu benennen.
Deshalb bügelt man die sich jetzt auf links und hat Namen und Logo geändert: Die heißt jetzt einfach ASF und hat nun ein Eichenblatt statt einer Indianerfeder. Wenn aber nichts mehr auf Indianer hinweisen soll – wie heißt dann künftig der Webserver selbst?
Wie der Webserver zu seinem Namen kam
Wer von Euch weiß noch, wie der Apache Webserver überhaupt zu seinem Namen kam?
Vorsicht: Schräges Wortspiel, Informatikerhumor.
Als Anfang der 1990er die ersten Versionen von Webserver und Webclient herauskamen (das Wort Browser hat man erst später erfunden), waren die noch sehr, sehr, sehr einfach und rudimentär gestrickt. Ich kann mich noch erinnern, wie ich damals die ersten publizierten Versionen an der Uni – damals als Student und Admin/Hiwi – aus usenet als Archiv in vielen Einzelteilen rausgeklaubt, aufwendig compiliert und mit viel Mühe auf einer Sun beide zum Laufen gebracht habe und sofort eine Menschenmenge um mich herumstand: Was macht der da? Ach, das ist das, wovon man schön gehört hat? Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob der erste Webbrowser schon „Mosaic“ hieß, aber es war noch eine sehr primitive, rudimentäre Angelegenheit, der nur sehr wenig konnte. Fettschrift, Schrägschrift, Links natürlich, und – damals sensationell – eingebettete Bilder.
Auch beim Webserver bin ich mir nicht mehr sicher, ob der erste schon „httpd“ hieß, auch der war damals noch eine ganz schrecklich einfache, primitive Angelegenheit, von der Komplexität noch unterhalb von FTP. Viel mehr als dem zu sagen, dass da der Dateibaum ist, und dann diese Dateien auszuliefern konnte das Ding nicht.
Also: httpd und Mosaic waren frühe, einfache Versionen, aber ich bin mir bei beiden nicht mehr sicher, ob schon die ersten Versionen so hießen. Mosaic wurde dann bald durch den deutlich besseren und leistungsfähigeren Ableger Netscape Navigator abgelöst, aus dem dann Mozilla und der heute Firefox wurde.
Aber wie ging es dem httpd? Der war sehr primitiv, es fehlten Funktionen, er hatte Fehler. Eigentlich waren httpd und Mosaic ja auch eher ein „proof of concept“ als einsatzfähige Werkzeuge, man musste das ja erst einmal erforschen und entdecken.
Wie auch beim Browser, gab es bald einen Ableger des httpd, zu dem es bald viele Patches mit Fehlerbehebungen und Erweiterungen gab, die im Usenet herumschwirrten. Leute erbarmten sich und bauten einen Ableger, in dem viele dieser Patches zur Fehlerbehebung und Funktionserweiterung eingebaut waren. Wie aber nennen? Der Ur-Server hatte schon keinen Namen.
Als beschrieben sie ihn als das, was er war: Ein gepatchter httpd. „A patchy httpd“. Oder auch „A patchy webserver“. Ein gepatchter Webserver. Ein mit vielen Flicken übersäter Webserver, denn Patch heißt ja „Flicken“, ein geflickter Webserver.
Weil man aber im Englischen „A patchy“ wie „Apache“ ausspricht, hatte das Ding dann seinen Spitznamen „Apache Webserver“ weg und bekam als Logo die Indianerfeder.
Damals fand man das Wortspiel lustig. Informatiker lieben solche Wortspiele. Mit Indianern hat es aber eigentlich gar nichts zu tun.