Ansichten eines Informatikers

Expeditionen zum Südpol

Hadmut
14.7.2025 15:46

Licht ins Dunkel der Höhlenforschung.

Das muss irgendein links-feministisches Ding sein, irgendwo tief drinnen evolutionär verankert, dass die solchen Spaß daran haben, wenn ihnen jemand ganz tief in den Südpol schaut.

Das ist ja auch kein Einzelfall. Ich hatte ja schon einige Fälle beschrieben, in denen sie da Vagina-Schauen veranstalten, und sich da gegenseitig die Mandeln vom unteren Ende her suchen. Das findet man ja sehr oft und als immer wiederkehrendes Muster, dass die solche Exhibitionalveranstaltungen abhalten. Schließlich und letztendlich lebt ja auch die Aktfotografie von einem gewissen Exhibitionismusausmaßintervall, einer gewissen Blicktiefe unter die Kleidung, aber noch nicht intravenös. Ich sage ja gerne, wenn mich jemand auf das Thema anspricht, dass Aktfotografie die produktive Win-Win-Kooperation von Voyeuren und Exhibitionistinnen ist.

Erstmals begegnet ist mir das Phänomen während der IETF-Konferenz in San Francisco, weiß nicht mehr genau, 2002, 2003 oder 2004, müsste ich jetzt nachsehen. Ich war ja damals auf einer Reihe von Konferenzen. (Damals hatte ich noch kein Blog und das Thema auch nicht auf dem Schirm.)

Damals wollte ich natürlich nicht nur auf der Konferenz rumhocken, sondern mir natürlich auch San Francisco ansehen, und hatte mir – beim damals dürftigen Stand von Google und Internet-Angeboten – eine dürftige Liste von Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen gemacht, eigentlich überwiegend aus den damals noch vorherrschenden Reiseführer-Büchern. Online gab es noch nicht so viel.

Heute gibt es reichlich Veranstaltungskalender online, aber damals eben noch nicht, oder nicht so ausgeprägt.

Und irgendwie kam ich mit der Suchfunktion auf irgendeine Forenseite, in der ein akademischer Vortrag angekündigt wurde, gehalten von einem Professor und einer Frau PhD (oder andersherum), angekündigt als ein akademisch-wissenschaftlicher Überblick über den Stand der Sexualpraktiken in den USA, auf wissenschaftlicher Basis. Akademikerforum, Angaben zu Universitätsinstitut, sah alles total seriös und wissenschaftlich aus, kostenlos und genau in dem Zeitraum, als ich dort war. Und die USA galten ja damals noch als totaaaal ultraprüde. Das hat man ja erst so mit dem Internet erfahren, was die dort abziehen.

Das hatte auch irgendwie Eintritt gekostet, weiß nicht mehr, aber irgendso ein unbeachtlicher Kleckerlesbetrag. Irgendwas für Raummiete und Getränke. Ich glaube, ich habe mich per Mail angemeldet und dann die Adresse bekommen.

Also fuhr ich da dann auch hin. Google Maps gab es damals noch nicht, Smart Phones auch nicht, und wer die USA kennt, weiß, dass deren Stadtpläne eine Katastrophe sind. Ich hatte damals so einen ur-deutschen Falk-Stadtplan dabei, um den mich viele Amerikaner beneideten, auf dem ich die angebebene Adresse auch fand, aber wie das damals eben so war, ohne jegliche Zusatzinformationen. Keine Firmen, keine Örtlichkeiten, keine Gebäude, kein Streetview, einfach nur Straße – dort. Ich habe es dann auch geschafft, eine passende Busverbindung von der Innenstadt dahin zu finden, und wunderte mich auf der Fahrt dorthin sehr:

Ich hatte eigentlich so eine Art Büro- oder Businessgegend der günstigeren Art erwartet, abseits Downtown, wo ich irgendwelche Universitätsinstitute erwartet hätte.

Es war aber so eine zwar ruhige und ordentliche, aber stinklangweilige Wohngegend. „In the middle of nowhere“. Ich stieg also an der vorher ausgetüftelten Bushaltestelle aus und stand dann mutterseelenallein in einer Gegend, in der auch Al Bundy hätte wohnen können.

Scheiße, dachte ich, hier bist Du total falsch. Das muss die falsche Straße sein, der falsche Stadtteil. Das schaffst Du nie noch pünktlich zum richtigen Ort. Höchstens vielleicht mit einem Taxi. Im Stadtplan geguckt: Nein, es gibt keine zweite Straße dieses Namens.

Also mal – eigentlich nur um sicherzustellen, dass ich falsch bin – zu der Hausnummer gegangen.

Ein gewöhnliches amerikanisches Privathaus. So eine Al Bundy-Bude.

Ich wollte gerade wieder gehen, da fiel mir auf, dass doch, obwohl die Straßen eigentlich völlig menschenleer und tot waren, zwei, drei, viermal Leute so unauffällig zu diesem Haus gingen, an die Tür des Garagentors klopften, und konspirativ Einlass bekamen. So auffällig unauffällig.

Dazu muss man wissen, dass manche der typisch amerikanischen Häuser riesige mehrfach-Garagen haben, damit jedes Familienmitglied so einen Monster-SUV fahren kann (vgl. Zurück in die Zukunft). Man sagt ja gerne, dass Firmen wie Apple im Silicon Valley als „Garagenfirma“ gegründet wurden, sagt dazu aber nicht, dass manche der Garagen die Größe einer kleineren Turnhalle haben.

Nun, dachte ich mir, zumindest lebt da jemand. Fragen könnte man ja mal.

Also schlich ich mich, betont konspirativ, unter Ausnutzung der natürlichen Deckung, so wie die anderen das auch gemacht hatten, an diese Tür, und musste nicht einmal klopfen, weil da vor mir dann schon jemand reinging und gerade offen war. Und hatte denen dann so verschwörerisch zugeraunt (ich dachte, das wirkt überzeugender) ich suchte diese Anschrift für diese Veranstaltung.

„Come in, that’s here.“

Und drinnen staunte ich dann.

Improvisierter Vorlesungssaal.

Vorne ein alter Schreibtisch als Rednerpult.

Hörerraum aus etwa so hundert billigen Klappstühlen.

Also halt so, wie eine wissenschaftliche Veranstaltung, aber halt unter konspirativen Bedingungen, als ob man etwas tut, was verboten ist. Wie eine Alkoholkneipe in der Prohibition. Ich hatte schon vor dem geistigen Auge, dass da eine Polizeirazzia kommt und ich dann wegen Unzucht oder sowas im Knast lande.

Als Publikum versammelte sich eine seltsame amerikanische Freakshow.

Die Hälfte etwa so angelauste Strickpulli-Akademiker mit dicker Brille. Die andere Hälfte so betont erotisch-alternativ.

Neben mir saß eine alternde Sexbombe. Ich hätte sie auf 60 oder drüber geschätzt, die war aber gut in Schuss. Aufgedonnert. Ab Hals aufwärts sah sie so nach Priscilla Presley aus, dass ich im ersten Augenblick den Verdacht hatte, die könnte das sein. Ab Hals abwärts wie Catwoman. Die hatte so einen knallengen, sehr figurbetonten und jugendgefährden geformten Body-Suit aus schwarzem Leder an, der ständig knirschte, und in dem sie sich zwar schon sehr gekonnt und sehenswert, aber vielleicht etwas übertrieben wie Catwoman-Sexbombe bewegte um jedem klarzumachen, dass Sex ihr Leben sei. Wollte von mir aber gar nichts wissen, und ich weiß nicht, ob sie vielleicht Lesbe war, oder ein deutscher Akzent ein No-Go darstellte, oder was auch immer. Was sie dann aber andererseits auch wieder nicht davon abhielt, hyperaffengeil an mir vorbeizuwackeln oder sich neben mir lederquietschend ekstatisch zu räkeln, und jede ihrer Kurven einzeln zur Schau zu stellen, auf dass keinem verborgen bleibe, wie passgenau und eng das Leder sich um dieselben formte und dazu knirschte und quietschte. Dazu hohe enge schwarze Lederstiefel mit waffenscheinpflichtigen Mörderhacken. Für einen kurzen Augenblick überlegte ich, ob ich irgendwo einen Batman-Anzug herbekäme. Nahm aber davon Abstand, weil ich in einem Batman-Anzug unweigerlich aussehe wie Lord Helmchen.

Und dann kamen da zwei, ein langer, schlacksiger Mann, und eine kürzere, dafür leicht mollige Frau, beide auch nicht mehr die Jüngsten, und stellten sich als die Dozenten vor, akademische Würden, von der Universität sowieso, Institut für Blablabla, Publikationsliste sowieso, Sachverständige für Politik und Gerichte, Sexualwissenschaftler, die sich dem Ding verschrieben hätten, die amerikanische Sexualität zu erforschen und durchleuchten.

Er so der typische Uni-Schlunz, abgewetzte Hosen, Cord-Sakko, das nicht passt.

Sie völlig unauffällig, Kleid, jemand, den man auf der Straße nicht wahrnehmen würde.

Na, gut.

Der Vortrag fing an, und sie erzählten, zeigt auch was auf dem Overhead, erläuterten ihre Methodik, wie sie Leute interviewen, wie sie experimentieren, wie sie an ihre Daten kommen. Soziologie, Statistik, und so weiter. Eigentlich *gähn*. Ich hatte mir da gepflegte Schweinkramerkentnnisse erwartet, ob die es lieber im Stehen oder im Sitzen machen, aber irgendwie nur so akademisches Zeug.

Und dann kam etwas, womit ich gar nicht gerechnet hatte/hätte.

Die Ansage, wir kämen jetzt zum praktischen Teil.

Wie ich noch überlegte, wie sie das jetzt meinten, zog die Sexualforscherin ihr Kleid aus, hatte gar nichts drunter an, setzte sich auf den Schreibtisch, vor dem sie stand, und riss vor versammeltem Publikum die Beine auseinander, so weit sie konnte.

Ich dachte, ich wäre da unwissend in irgendein Verhaltensexperiment der Uni gekommen, wo man mit versteckter Kamera aufnimmt, wie die Leute reagieren, wie die sich aufregen.

Ich dachte, so etwas geht doch in Amerika gar nicht und die inszenieren gerade den Superskandal als Kapitel für ihr nächstes Buch.

Aber:

Überhaupt keine Reaktionen.

Die saßen alle da, guckten angespannt nach vorne und schrieben mit, als sei das ganz normaler Teil der Vorlesung. Ich fand das sehr erstaunlich, dass da einfach gar nichts passierte. Dass die das einfach so als normal und völlig gewöhnlich hinnahmen.

Er führte völlig unverändert seinen Vortrag fort, indem er nun alle Teile der Vulva und der Vagina und ihren statistischen Gebrauch in der neueren amerikanischen Gesellschaft erläuterte, stellte auch noch eine Lampe auf.

Dann wurden alle Anwesenden aufgefordert, schön geordnet, Stuhlreihe für Stuhlreihe, sich nach vorne zu begeben und einen persönlichen Blick aus allernächster Nähe zu nehmen und sich persönlich vom Dozenten einweisen zu lassen, während die Wissenschaftlerin tapfer aushielt und alles tat, um sich selbst so weit wie möglich aufzureißen.

Während er mit einem spitzen Messer als eine Art Zeigestock (man hatte ihn darauf angesprochen, ob das nicht gefährlich sei, aber er hatte darauf bestanden, dass das völlig ungefährlich sei) jedem Einzelnen alle Details erläuterte. Ich kam dann auch irgendwann dran, direkt nach Catwoman, weil die ja in derselben Stuhlreihe wie ich, direkt neben mir saß, und wir ordentlich einer nach dem anderen eingewiesen wurden, und konnte dann bei tadelloser Ausleuchtung alles bis ganz hinten sehen, und musste auch bekräftigen und bestätigen, dass ich das durchaus verstanden hatte, das zum Beispiel diese warzenähnlichen Hautläppchen die Überreste des Hymens seien und so weiter und so fort.

Danach zog sie sich das Kleid wieder an und die Statistiken gingen weiter, das Publikum saß wieder da und lauschte.

Das eigentlich Seltsame an der Sache war aber nicht diese exhibitionistische Dozentin, sondern das amerikanische Publikum.

Ich hatte eigentlich erwartet, dass die sich aufregen oder lachen oder fragen, ob die noch alle Latten am Zaun hätten. Nichts. Die Leuten nahmen das als total normal hin, diskutierten das ausgiebig in einem pseudowissenschaftlichen Ton. So eine Situation wie „Hurz“ von Kerkeling. Man serviert den Leuten irgendeinen absurden Scheiß, und die nehmen das als total ernst hin.

Was mir dabei aufgefallen war:

Die wenigen Männer, die da waren, wollten da gar nicht so hinsehen. Die haben alles mehr so höflich, so „Ja, danke, danke, is gut, reicht“ reagiert, während die Frauen, besonders Catwomen, da sehr ausgiebig, vertieft und fasziniert hinguckten, gar nicht genug bekommen konnten und sich dabei auch ausgiebig mit der Gespreizten unterhielten. Die zeigten sich in der anschließenden akademisch-typischen Gesprächszeit sehr begeistert, ja, das müssten sie auch mal machen und so weiter und so fort. Die diskutierten das dann alles ausgiebig, was sie da heute alles gesehen hatten. Als sei das so eine Art dringend benötigter sexueller Befreiung.

Vielleicht ein Rudelverhalten, den Vaginalbefund aller anderen zu erheben und auszudiskutieren?

Ich stand mittendrin und war mir sicher, dass die alle miteinander ein Rad ab haben. Eigentlich war das auch ziemlich peinlich. Aber ich war mir anhand der folgenden Gespräche sehr sicher, dass die das jetzt alle nachmachen, weil sie das so wundervoll fanden, sich da gegenseitig die Lunge von unten zu betrachten.

Ich habe an diesem Tag viel über die amerikanische Mentalität gelernt. Das hätte ich mir vorher nicht vorstellen können.

Und immerhin habe ich an diesem Tag auch gelernt, wie die Ruinen des Hymens nach 30 Jahren noch aussehen, archäologisch betrachtet. Ich war bis dahin der festen Überzeugung, dass davon nach ein, zwei Wochen nicht einmal eine Erinnerung mehr übrig bleibt.

An diesem Tag kam ich zu der Überzeugung, dass sie wirlich nicht alle Latten am Zaun haben, das Fehlermuster und auch der Zaun aber ganz anders sind, als ich bis dahin gedacht hatte.

Seitdem aber fällt mir das immer so intensiv auf, wie oft und wie dringend viele Frauen seltsame Veranstaltungen abhalten, um sich gegenseitig ihre Kellergewölbe zu zeigen und zu betrachten. Ich hatte mal angenommen, dass das vielleicht ein evolutionär entwickeltes Wartungs- und TÜV-Intervall ist, nach dem Schema „Schau mal bitte, ob ich Ungeziefer habe“.

Oder genau umgekehrt? Schau mal, alles tip-top und gesund, voll funktionsfähig?

Eine Einladung an Männer? Oder vielleicht an das ganze Rudel, die anderen Weiber, um nicht als krank oder nicht fortpflanzungsfähig hinausgeworfen zu werden? Ist das vielleicht wichtig, dem Rudel als Gegenleistung für Schutz und Versorgung die Betriebsbereitschaft nachzuweisen? Und sich von der Betriebsbereitschaft der anderen Rudelmitgliederinnen zu überzeugen?

Oder ist es eine verkappte Mitteilung wie „Jetzt wäre günstig, schau mal, ich bin in der empfänglichen Zyklusphase“?

Aber mir ist immer wieder aufgefallen, damals wie auch jetzt und bei anderen zwischenzeitlichen Beobachtungen und Erfahrungen, dass das für manche Frauen nicht nur erstaunlich wichtig ist, aktiv wie passiv, sondern auch, dass Männer gucken. Bei einem anschließenden Gespräch mit einem Al Bundy-Marcy-Typ, die man im Supermarkt, aber nicht hier erwartet hätte, sagte sie mir auf die Frage, ob das hier normal sei, weil wir Deutsche die Amis ja immer für totaaaal prüde hielten, dass viele Amerikaner tatsächlich total prüde seien, weshalb man das auch so konspirativ abhalten müsse, es aber eine deutliche Schicht gebe, die das ganz anders sehe, und das in den eingeweihten Kreisen tatsächlich überhaupt nicht ungewöhnlich sei, und deshalb da auch überhaupt niemand überrascht gewesen sei, sich von unten her bis in den Rachen zu gucken. Das machten einige und das auch öfter. Wohl so eine Art Gegenbewegung zur Prüderie. Und ja, echte Uni-Wissenschaftler seien die. Aber an der Uni gehe das halt nicht.

Ich habe noch nicht verstanden, warum. Was geht da im Hirn vor sich? Ich stelle mich ja auch nicht vor versammelte Zuhörer und wedele mit dem Schwanz, verspüre auch keinerlei Drang dazu.

Ist es wie der rot leuchtende Arsch bei Pavianweibchen? Kompensationshandlung für den aufrechten Gang?

Ist es wie das „Blinken“ bei der Stute?

Ist es überhaupt sexuell, oder hat das einen anderen Zweck, irgendwas Gesundheitliches?

Ich habe es noch nicht verstanden, was da im Kopf abläuft.

Ich weiß, dass hier im Blog auch Psychiater mitlesen. Kann mir irgendwer schlüssig erklären, warum die das machen? Denn es ist zwar eine Minderheit, aber Einzelfälle sind das nicht. Man stößt ja immer wieder auf solche Vorzeig- und Reinguck-Veranstaltungen. Was läuft da ab?

Immerhin: Es scheint ihnen zu helfen, danach geht es ihnen sichtlich besser. Und wenn es so einfach ist, jemandem zu helfen – warum nicht. Man ist ja schließlich auch hilfsbereit und interkulturell interessiert.

Aber eins muss man ihnen lassen: Catwoman war schon ziemlich scharf. Aber ausgerechnet die hielt ihren Südpol für ihre Privatangelegenheit.