Ansichten eines Informatikers

Paketlaufzeiten Deutschland

Hadmut
28.6.2025 12:15

Es ist unfassbar.

Unfassbar schlecht.

Ist Euch mal aufgefallen, dass der Pakettransport in Deutschland immer schlechter wird?

Noch bis vor etwa ein bis zwei Jahren hatte ich mit Paketen aus dem Ausland keine Probleme, ging das alles schnell und zügig. Ich bestelle ja gerne aus dem Ausland. Früher öfter mal in den USA, selten in England, seit Jahren oft in China, vor allem Ali Express für viel Technikkram, inzwischen auch Temu, manchmal für Technik, manchmal Haushaltskram oder Klamotten. Anfangs war Temu qualitativ oft sehr schlecht, hat sich meines Erachtens aber deutlich gebessert. Und: Temu ist flott, die agieren schnell, was man von Ali Express nicht gerade sagen konnte, und funktioniert auch besser. Bei Ali Express hatte ich in letzter Zeit mehrmals das Problem, dass Händler Waren anbieten, die sie gar nicht haben, und dann nicht oder nicht zu diesem Preis beschaffen können, das aber nicht zugeben. Es ist schon mehrfach passiert, dass die dann sogar falsche, frei erfundene Tracking-Nummern eintragen, weil Ali Express automatisch kontrolliert, ob Pakete innerhalb einer Frist versandt wurden, und deshalb eben Pakete als versandt eingetragen werden, die nicht existieren. Ist mir vor meiner Japan-Reise passiert: Ich wollte dringend noch den Objektivadapter von Viltrox von Sony E auf Nikon Z haben, der gerade so auf dem Markt erschienen war, und laut Medien auch unter 100 Dollar kosten sollte (wo er inzwischen auch preislich liegt), und hatte mir den – eigentlich rechtzeitig – bei Ali Express bestellt, wo er so irgendwas zwischen 80 und 90 Euro kosten sollte (also unauffälliger Preis, kein Hinweis auf Betrug) nach Deutschland bestellt. Kam aber nichts außer einer falschen Tracking-Nummer, die es laut Paketdiensten nicht gab.

Deshalb dachte ich mir, macht nichts, soll das Ding halt ankommen, wenn ich in Japan bin, ich brauche sowieso zwei, und habe, ebenfalls bei Ali Express, aber einem anderen Händler, noch einen bestellt, aber das Hotel in Osaka als Lieferadresse angegeben. Sollte vom Versand sogar deutlich schneller und billiger sein. Kam auch nicht.

Mein Glück war, dass Amazon Japan gerade ganz neu welche reinbekommen hatte, nur ein Dutzend, die auch ruckzuck ausverkauft waren, aber einen hatte ich ergattert und in Japan auch gleich bekommen – allerdings sehr teuer, fast das Doppelte des avisiierten Preises. Müsste ich jetzt nachschauen, aber so um die 160 oder 170 Euro. (Die Dinger kommen aus China, nicht aus Japan.) Egal, ich hatte nun also so ein Ding, und es hat auch gut funktioniert. Mittlerweile habe ich auch einen zweiten, denn nach meiner Japan-Reise wurden die auch beim deutschen Distributor (Rollei) lieferbar, da hat das Ding dann so irgendwas um die 99 Euro gekostet.

Beide Ali-Express-Händler hatten falsche Paketnummern angegeben, die es nicht gab, und beide pinsten auf Vorhalt rum, dass das Ding ja noch gar nicht auf dem Markt sei, Viltrox würde die noch gar nicht liefern (während ich in Japan das Ding schon seit zwei Wochen an der Kamera hatte). Die hatten Kampfpreise angeboten, die sie dann eben nicht halten konnten, weil die Nachfrage anfangs sehr hoch war – und die Preise eben auch. Bei einem der Händler hat die Software von Ali Express gemerkt, dass er schummelt, und von sich ausi die Bestellung storniert, das Geld erstattet und den Händler verwarnt. Beim anderen habe ich noch längere Diskussionen führen müssen. Was insgesamt ärgerlich ist, weil man ja nie weiß, ob der das Ding nicht doch noch irgendwann liefert und man dann am Ende vier von den Dingern hat. Wenn die sagen würden „Tut uns leid, können wir nicht liefern, Geld zurück“ wüsste man wenigstens, woran man ist.

Derlei Probleme hatte ich bei Temu bisher nicht. Da waren es eher qualitative Mängel, aber das ist besser geworden. Beim Liefern sind sie flott, und da kam das Zeug oft innerhalb einer Woche an, und vor allem: Fast immer in einer Lieferung, anscheinend aus einem Lager. Wenn auch miserabel verpackt, denn ich hatte mal Kunststoffgerätekoffer und kleine, empfindliche Sachen gekauft und die hatten einfach alles zusammen in einen riesigen Beutel geworfen und zugeklebt, das flog dann alles innendrin herum und die Kleinteile wurden quasi zwischen den Gerätekoffern zermalmt. Daraus gelernt: Große und kleine Dinge nicht zusammen bestellen, weil sie eben alles in einen Sack werfen.

Mir ist es aber auch schon passiert, dass mir ein Warenstück, das ich bei Temu bestellt hatte, schon am übernächsten Tag geliefert wurde, weil aus Deutschland. Auch bei Temu scheinen zunehmen auch externe Händler die als Handelsplattform zu nutzen. Und man merkt recht deutlich, dass sich Ali Express um schnellere und billigere Lieferung bemüht, seit ihnen Temu als Konkurrent im Nacken sitzt. Konkurrenz belebt das Geschäft.

Also hatte ich mir am 1. Juni ein paar Dinge bei Temu bestellt. Eigentlich Reiseklamotten, weil ich ja (Japan war der Anfang) wieder mehr reisen will, und ich beim Reisen gerne die leichten, dünnen Synthetik-Shirts dabei habe, die wenig wiegen, schnell trocknen, man auch mal im Handwaschbecken im Hotelzimmer mit einem Stück Seife waschen kann, wenn es eng wird. Wenn sie teuer sind, heißen sie hier „Funktions-Shirt“, kosten dann zwischen 10 und 80 Euro. Bei Temu kosten sie im 15er-Pack unter 3 Euro das Stück. Und ich mache das auf Reisen bevorzugt so, dass ich von Hemden und Hosen, vor allem, wenn ich in Ländern bin, wo man nicht einfach im Laden nachkaufen kann, wenn man doch was braucht, immer etwa ein Drittel so richtig gute Outdoor-Qualität der Sorte unkaputtbar dabei habe, und der Rest in Billig-Kram, weil man oft unterwegs auch mal was opfern muss oder etwas wegkommt, so am Strand oder so, und man auch Ersatzklamotten ins Bordgepäck stopft und so weiter. Und, bevor man Strafzuschlag wegen Übergepäck zahlen muss oder der Koffer nicht mehr zugeht, es billiger ist, sich von seinen Billig-Klamotten zu trennen. Ich mache das meistens so, dass ich Textilkram (z. B. Decken, die ich für das Wohnmobil gekauft habe, aber eben auch Billigklamotten, die von Gewicht oder Volumen nicht mehr in den Koffer passen) dann am Reiseort irgendwelchen Obdachlosen schenke. Die freuen sich immer.

Also hatte ich am 1. Juni ein paar Dinge bei Temu bestellt. Darunter eben auch solche Packungen mit T-Shirts, Sweatshirts und so weiter, Reisekram. Und Temu hatte mir bestätigt, das am 2. Juni an DHL übergeben zu haben. Das war aber die Sendung aus Deutschland. Die zweite Meldung mit dem Kram aus China kam am 6. Juni. Ich war fest davon überzeugt, dass ich das Paket noch erhalten würde, bevor ich aus Deutschland nach Zypern abreiste.

Nöh.

Laut Tracking ist das Paket zwar rechtzeitig, Anfang Juni, schon in Deutschland gewesen und sei dem Zoll übergeben worden.

Aber seither ist das Paket tot. Weg. Aus dem Tracking – scheinbar – raus.

So sieht das aus:

Als sei das Ding vor, beim oder nach dem Zoll verschwunden.

Nun hatte ich solche Probleme schon öfter in letzter Zeit. Der Zoll behauptet aber immer, sie könnten nichts dafür und würden zügig arbeiten, als ob es eher davor oder danach große Problem gebe. Einmal hieß es, dass es zu großen Softwareproblemen zwischen Zoll und DHL gekommen sei, und sie deshalb tagelang die verzollten Pakete nicht hätten übernehmen können.

Einmal brachte mir DHL sogar ein Paket, das seit dem Zoll völlig aus dem Tracking verschwunden war.

Heute bekam ich eben eine Mail, dass das Paket vom Zoll abgeholt worden sei – dabei hätte es eigentlich schon vor fast 3 Wochen zugestellt werden müssen.

Also wird das Paket vermutlich in den nächsten Tagen zugestellt werden – während ich gerade wieder im Ausland bin. Entweder landet es bei Nachbarn, oder in der Postfiliale, die es nach einer Woche wieder zurückschickt. (So etwas wie „Ich zahle Euch 10 Euro, bitte hebt das Paket einfach einen Monat länger auf“ gibt es in Deutschland nicht.)

Man kann überhaupt nicht mehr planen.

Man weiß überhaupt nicht mehr, wie lange die Paketlaufzeiten sind. Ich kann nicht mehr sagen, dann und dann bin ich in Deutschland, also bestelle ich jetzt, weil man in Deutschland damit rechnen muss, dass ein Paket einfach mal so für zwei, drei, vier Wochen von der Bildfläche verschwindet und dann wieder auftaucht. Das ist mir jetzt schon zum wiederholten Male passiert, und bis heute habe ich nicht genau herausgefunden, was eigentlich die Ursache dafür und wer der Schuldige ist. Man weiß es nicht, und wenn, dann zeigt jeder auf den anderen.

Als ich früher schon einmal einem verschollenen Paket nachgeforscht habe, hieß es eben, es seien Softwareinkompatibilitäten zwischen Beteiligten, eine Übergabe deshalb nicht möglich. Das war wohl auch der Grund, warum ich mal ein Paket gänzlich ohne Tracking bekommen habe (anscheinend können sie im Notfall immer noch Pakete auch rein nach Adressaufkleber zustellen, deren Paketnummern ihr System nicht kennt und die sie nach ihrer Datenbank nie erhalten haben).

Es ist absolut lästig, was hier abläuft.

Die Frage wäre aber: Geht das nur mir so?

Ist das am Ende vielleicht so, dass alle Pakete an mich eine Extra-Schleife zum Geheimdienst drehen und der Geheimdienst, der mich ja für einen Agenten der Russen hält, untersucht, ob die Lieferung mit dem Zehnerpack Unterhosen (farbig sortiert) nicht doch vom russischen Geheimdienst stammen könnte und die Reihenfolge der Unterhosenfarben ein geheimer Code ist, oder die geheime Nachricht in der Waschanleitung versteckt ist?

Oder sabotiert man den Warenversand aus China so auf die subtile Art?

Oder ist es einfach so, dass in Deutschland eben nichts mehr richtig funktioniert?