Ansichten eines Informatikers

Die östliche Gefahrentonne

Hadmut
23.6.2025 15:18

Anmerkungen zur Seefahrt.

(Liebe Polizei: Nein, ich meine damit keine Politikerin. Lasst es Euch von der Wasserschutzpolizei erklären, wenn Ihr es für eine Beleidigung haltet. Die wissen, wovon ich rede.)

Ein Leser schreibt zum Video eines Leuchtpunktes:

Hallo Herr Danisch,

Sie haben mit hoher Sicherheit ein Seezeichen “Osttonne” gefilmt. Im zweiten Bild sieht man, wie sie am Tage aussehen kann. Leider habe ich keine Seekarte von Zypern in der Schnelle gefunden, aber südlich von Paphos, so geschätzte 5 Seemeilen, sollte sich diese Osttonne befinden,

mit seemännischen Grüßen

Ja, ja, der Gefahr war ich mir bewusst. Ich bin zwar ein lausiger (oder eigentlich gar kein) Seemann, aber ich habe aus schicksalshaften Gründen ja mal – rein versehentlich, wollte ich eigentlich gar nicht, ist mir eben so passiert – den Sportbootführerschein für See und für Binnen abgelegt, und war auch mal eine Woche auf einem Segeltörn. Ich würde nicht behaupten, dass ich mich da auskenne, oder ein Boot auf Anhieb sicher steuern könnte, aber gesehen habe ich diese Tonnen und so weiter schon reichlich. Ich weiß, dass es sie gibt, und dass man Gefahr läuft, sie mit irgendetwas zu verwechseln.

Aber:

Ich war vor einiger Zeit schon mal abends im Hafen von Paphos, um mir dort mal zur Auffrischung alle Seezeichen anzusehen, die ich auf OpenSeaMaps sehen konnte. Eigentlich wollte ich mir auch eine Seekarte auf Papier kaufen, aber die sind so richtig sauteuer und auch gar nicht so einfach zu bekommen, ich müsste die aus dem Ausland bestellen oder nach Lemessos fahren, wo es in der Nähe des Hafens zwei, drei Läden für Bootskram gibt.

Ganz aktuell scheint OpenSeaMap nicht zu sein. Während ich die roten und grünen Feuer der Hafen-Einfahrt natürlich sofort gesehen habe, und vor dem roten auf der Hafen-Landzunge sogar direkt davor stand, habe ich die beiden an Land, die zur Peilung direkt hintereinander (beim richtigen Blickwinkel übereinander) nicht entdecken können, obwohl ich mit dem Handy und GPS an exakt deren Stellen stand. Bei dem unteren konnte ich an der Stelle nur einen hohen Mast entdecken, bei dem vielleicht obendrauf ein Licht ist, das man von unten nicht sehen kann, aber bei dem hinteren habe ich da gar nichts entdeckt, da kommt man aber auch nicht ganz ran, weil da ein archäologischer Park ist, der einen Zaun darumherum hat und abends geschlossen ist. Seltsam ist daran, dass man dieses Zeichen von See auch nicht sehen könnte, weil da im Hafen nämlich nachts ein riesiges Touristenausflugsschiff parkt, das einem den Blick auf das untere Licht versperren würde. Anscheinend gibt es diese beiden Feuer an Land nicht mehr, ich habe sie jedenfalls an dem Abend nicht sehen können.

Weil ich da aber neulich (im Winter, bei klarer Sicht) schon mal abends unterwegs war, und mir das vorher alles auf OpenSeaMap angesehen (und die App dabei) hatte, weiß ich, dass es vor dem großen Industriehafen von Lemessos ganz viel, vor dem kleine Touristenboot- und Fischer-Hafen von Paphos aber außer der Hafeneinfahrt fast gar nichts gibt.

Allerdings gibt es da einen Felsen, Moulia Rocks, der ein Feuer mit Fl(2) 10s6m6M hat, das ich aber weder an besagtem Abend noch jetzt ausmachen konnte, obwohl es ja 6 Seemeilen weit zu sehen sein soll. Fl(2) 10s passt auch nicht zu dem, was ich an dem Abend gesehen habe.

Wie dem auch sei:

Ja, ich hatte die Befürchtung, irgendwelche Seefahrtszeichen oder Schiffe mit Bomben und Abwehrfeuer in Israel zu verwechseln, das hatte ich ja auch im Artikel schon erwähnt, dass das meine Sorge war. Deshalb hatte ich mir das ja vorher auch erst einmal fast 20 Minuten mit dem Fernrohr mit eingebautem Peilkompass angesehen.

Ich weiß, dass man das alles leicht verwechseln kann. Gerade weil ich auch noch nie Kriegswaffen aus 250km Entfernung gesehen habe.

Ja, Dreifach-Blitzlicht deutet auf eine östliche Gefahrentonne hin.

Nur: Zumindest laut OpenSeaMap ist südlich von Paphos keine Gefahrentonne. Vor Lemessos gibt es reichlich, aber die kann man von Paphos aus sicher nicht sehen, weil eine Landzunge dazwischen ist. Ich sehe da unter dem Blickwinkel auf der Karte nur Moulia Rocks – und zu deren Kennung passt es nicht.

Und schließlich: Auch militärische Waffen- und Abwehrsysteme haben Kadenzen, schießen in Salven. Auch Kriegswaffen können in Sekundenabständen flackern.

Wie gesagt: Ich will da nicht rechthaberisch erscheinen, und weiß, dass ich als Seemann nichts tauge und eine Pfeife bin, kaum Erfahrung habe. Es war ja sogar meine Befürchtung, dass ich da nur irgendein Zeichen oder Lichter auf einem Schiff sehe. Manchmal schaue ich ja mit dem Fernglas auf das Meer, wo ich die normalen Schiffahrtsrouten gar nicht sehen kann (ich erinnere an meine Ausführungen, warum ich den größten Flugzeugträger der Welt vor der Hütte habe und ihn trotzdem nicht sehen kann) und nur hin und wieder mal Ausflugsboote oder selten mal ein Frachtschiff am Horizont sehen kann, und die haben manchmal eben auch von hier aus sichtbare Lichter.

Aber: Wenn ich eine östliche Gefahrentonne gesehen hätte, weil das Flackern im kurzen Videoausschnitt zu der Kennung der östlichen Gefahrentonnen (Norden = flackert ständig, Osten dreimal, Süden sechsmal, Westen neunmal, hier sehr gut beschrieben, siehe Graphik) passt, dann müsste die in den Karten eingezeichnet sein.

Und soviel weiß ich von der Seefahrt: Eine Gefahrentonne kommt selten allein. Wenn man von Osten vor einer Gefahr warnt, dann warnt man auch von Norden, Westen und Süden, denn aus der anderen Richtung dagegen zu fahren, ergibt ja auch keinen Sinn. Und die Östliche Gefahrentonne bedeutet, dass man östlich davon am Hindernis vorbeifahren muss. Das ergibt aber nur Sinn, wenn die Gefahr auch in die vier anderen Richtungen abgegrenzt ist, und man weiß, wie weit westlich, nördlich, südlich man am Hindernis vorbei muss (z. B. gesunkenes Schiff, das herausragt, Untiefe usw.)

Wenn ich also eine östliche Gefahrentonne gesehen hätte, die auf OpenSeaMap (weil veraltet) nicht eingezeichnet ist – wo sind dann die anderen drei Gefahrentonnen? Die müsste ich dann ja auch sehen. Und weil ich ja nach Südosten gesehen habe, müssten die westliche und die nördliche ja näher an mir sein und könnten auch von der östlichen nicht verdeckt werden.

Ich habe zwar was leuchten gesehen – aber einleuchten tut’s mir noch nicht.