Von der geistigen Hilflosigkeit der Geisteswissenschaftler und solcher, die sich dafür halten
Vom Analphabetentum einer eingebildeten geistigen Elite.
Ich hatte vor 20 Jahren schon beschrieben, dass ich die meisten deutschen Professoren für funktionale Analphabeten halte.
Damit meine ich nicht, dass sie gar nicht lesen und schreiben können (obwohl mir dieser Verdacht bei einigen schon kommt), sondern weil sie – Definition des Begriffs – nicht über die Fähigkeiten des Lesens und Schreibens verfügen, die man von ihnen in ihrer beruflichen und gesellschaftlichen Stellung erwartet.
Die beiden zentralen Kerne jeder wissenschaftlichen Tätigkeit sind
- die Gewinnung
- die Dokumentation und Weitergabe
von Wissen. Für das erstere muss man viel lesen (können), für das zweite natürlich sinnvoll und gedanklich formulieren und schreiben. Und besonders am zweiten Teil fehlte es vielen Professoren und anderen Geisteswissenschaftlern enorm.
Ich merke das schon lange, aber immer öfter, dass diese Leute sich oft in ihrer Wut über ihre eigene Hilflosigkeit hocheskalieren. Viele können weder einen eigenen Gedankengang artikulieren und verständlich weitergeben, noch gegen einen fremden Gedankengang argumentieren. Viele Geisteswissenschaftler können geistig nicht mehr, als die Analogie zu betreiben, hilflos mit den Armen zu rudern. Es ist eigentlich schlimmer als Analphabetismus, es ist eigentlich eine Form von Aphasie, die Unfähigkeit, sich zu artikulieren und auszudrücken.
Viele Geisteswissenschaftler können nicht mehr, als sich aufzuregen, und mit Empörungsphrasen und Kategorisierungen um sich zu werfen, oder ad personam das Recht abzusprechen, sich überhaupt zum Thema äußern zu können und zu dürfen. Deshalb argumentieren die auch so gerne mit Kategorisierungen: Das ist „rechtsradikal“, „islamophob“, „populistisch“ und so weiter. Das sind einfache Ersatzvokabeln für eine Argumentation. Man kategorisiert einfach in eine Art haram und lalal, wofür dann ein Aktivwortschatz von 10 oder 20 Begriffen ausreicht.
In vielen Fällen merkt man sehr deutlich, dass die Rhetorik der Geisteswissenschaftler permanentes Krisenhandling ist, weil sie damit überfordert sind, das, was sie gerne sagen können würden, tatsächlich zu sagen. Das färbt dann auch auf den Journalismus ab, denn auch im Journalismus herrscht im wesentlichen die Rabulistik, mit der man davon ablenkt, dass man nichts zu sagen hat, weil man nicht einmal dann, wenn man inhaltlich etwas hätte, wüsste, wie man es verständlich und nachvollziehbar ausdrücken kann. Deren Hass gegen Leute wie mich beruht wesentlich auch darauf, dass es eben Leute gibt, die ihre Ansichten begründen und erläutern.
Mir gehen deshalb Leute auf den Sack, und das habe ich seit Jahren geschrieben, die einem schreiben, aber nicht schreiben können, was sie einem eigentlich sagen wollen, sondern da mit „Schauen Sie doch dieses Video“ daherkommen. Man soll dann 30, 60, 90 oder auch mal 300 Minuten irgendein Video anschauen, um dann erahnen oder sich denken zu können, was einem derjenige vielleicht habe sagen wollen. Man soll quasi selbst mehrere Stunden lang suchen, um sich selbst zu widerlegen und sich dann etwas auszusuchen, was der Zusender wohl gemeint haben könnte. Nicht einmal so ein Satz wie „Darin sagt der X, dass Y, wass Ihren Standpunkt Z widerlegt.“ Nicht einmal einfachste Elementaraussagen, worum es eigentlich geht, sondern nur so Aufgabenverteilung: Schauen Sie über Stunden dieses Video und kommen Sie selbst auf etwas, was Sie falsch gemacht haben könnten. Ohne auch nur im Ansatz zu sagen, warum der im Video das überhaupt besser wissen sollte, als ich. Irgendwie herrscht da gern die Auffassung, dass was auf Youtube kommt oder in einem Buch steht, immer richtiger sein muss als das, was in einem Blog steht. Die Sorte von Leuten, die auch den Nachrichtensendungen und der Zeitung glaubt.
Auch so eine Kategorisierung. Wer nicht in der Lage ist, Argumenten zu folgen (oder auch nicht) und die Qualität von Medien selbst zu beurteilen, der muss sich an Kategorien festhalten, wie etwa Tagesschau und Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk. Was im Fernsehen kommt, muss stimmen. Was dann so weit geht, dass sich Leute wie Reschke oder Restle schon selbst glauben, weil das, was sie sagen, ja im Fernsehen kommt.
(Erinnert mich an die Zeugen Jehovas. Vor etwa 20 Jahren, als ich gerade in Dresden war, hatten die mal bei mir geklingelt, um mit mir über die Bibel zu sprechen. Ich hatte sie gefragt, ob sie alles glauben, was in der Zeitung steht. Nein, natürlich nicht, bewahre. Aha, sagte ich, warum würden sie dann aber Wort für Wort alles glauben, wenn sie eine 2000 Jahre alte Zeitung gefunden haben? Ob das einfach mit der Zeit richtiger werden, weil man es immer weniger nachprüfen könne. Oh, da waren die so richtig sauer. Aber irgendwas zu sagen ist ihnen dann auch nicht mehr eingefallen.)
Oder auf irgendeine Autorität, irgendeinen Propheten verweisen. Folgen Sie dem Propheten, denn der hat die Weisheit und Wahrheit! Bei der also die Quellenangabe das Argument ersetzt. Quellenangaben für Argumente sind ganz toll – aber eben nur in der Kombination. Quellenangaben statt Argumenten sind gar nichts.
Doch, sie sind etwas: Feigheit vor dem Feind. Eine Stellvertreternummer. Denn derjenige zieht sich damit aus der Affäre, indem er sagt „Es steht geschrieben“, vor allem, wenn man sich mit dem Autor dessen nicht auseinandersetzen kann, weil der nicht erreichbar oder schon tot ist. Als sei das geschriebene Wort eines toten Autors nicht mehr anzuzweifeln, weil der Disput nicht mehr möglich ist. Generationen von dummen Feministinnen haben geblubbert, dass schon Simone de Beauvoir gesagt habe, dass man nicht als Frau geboren, sondern zur Frau gemacht werde. Argumentationsgewicht gleich Null, denn Papier ist geduldig. Die Denkweise ist aber, dass es eben gedruckt ist und de Beauvoir halt tot und damit nicht mehr im Disput zu widerlegen ist – fertig also.
Nun schreibt mir einer
Popper
Ich glaube, dass Sie Popper Unrecht tun. Lesen Sie einfach selbst.
Mehr nicht, sonst nichts, das dafür aber in besonders großer Schrift.
Im Anhang dazu ein PDF mit 1623 Buchseiten.
Ich soll also mal eben 1623 Buchseiten lesen, um dann hellseherisch erahnen zu können, was mit der Absender – vielleicht – hätte sagen wollen.
Vielleicht hat er auch gar nichts zu sagen. Vielleicht ist die Vorgehensweise eine andere: Vielleicht spekuliert er darauf, dass ich darin doch irgendwas finde, was mir gefällt, um sein Idol Popper zu heiligen. Oder ich finde nichts, und dann heißt es, ich sei zu doof für Popper. Ohne dass derjenige selbst auch nur ansatzweise sagte, womit ich Popper Unrecht getan haben solle.
Mir geht diese Mentalität des leeren Geschwätzes, das sich bei den Geisteswissenschaftlern breit gemacht hat, so derartig auf die Nerven. Das ist alles so Null-Linie mit leerem Geschwätz.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass manche Geisteswissenschaftler schon längst tot sind und weiter plappern, weil man vergessen hat, deren Maulschrittmacher abzuschalten.
Ich hätte ja nichts dagegen, wenn mir jemand so etwas schickt, wenn er irgendetwas in der Art „Sie haben Popper falsch verstanden. Sehen Sie hier, Seite 20 bis 35, da sagt er, dass blablabla, und das ist etwas anderes als Sie über ihn sagen, weil Sie ja meinen ….“ schreiben würde. Damit könnte ich etwas anfangen.
Aber so ist das nicht nur nutzlos. Es bestätigt meine Auffassung.
Es fällt mir immer wieder auf, bei Geisteswissenschaftlern, Journalisten, Politikern, dass die nicht in der Lage sind, einen Gedankengang nachvollziehbar (und damit auch verifizierbar oder falsifizierbar) darzustellen, sondern in eine Kampfrabulistik gegenüber jedem abweichenden Gedanken verfallen.