Ansichten eines Informatikers

Die nächste Durchleuchtung der Bevölkerung

Hadmut
27.12.2025 14:55

Jetzt werden auch die Finanzen ausspioniert.

Wobei die Überschrift nicht so ganz korrekt ist, etwas click-bait. Die BZ-Berlin: Shoppen, Gehalt offenlegen – Zalando soll Finanzen von Kunden prüfen.

Wobei es im Text dann um Kunden geht, die auf Rechnung kaufen, also erst bestellen und später zahlen wollen, auf Kredit.

Millionen Menschen in Deutschland kaufen auf Rechnung: Sie bestellen online bei Zalando, Otto und Co. – bezahlen aber erst später, wenn sie die Ware auch behalten. Vorteil: Wem das Bestellte nicht gefällt, der kann es zurückschicken, ohne dass Kosten entstehen. So einfach, so bequem. Doch damit könnte bald Schluss sein!

Denn die Bundesregierung schraubt an einem Gesetz, um Verbraucher vor Überschuldung zu schützen. Das verlangt die EU. So sollen die Händler bei Ratenkäufen schon bei weniger als 200 Euro die Bonität der Kunden prüfen und vor Verschuldung warnen. Also dann, wenn jemand die Kosten über mehrere Monate abstottern will.

Doch große Online-Händler wie Zalando warnen: Die Prüfung droht auch beim Rechnungskauf! Heißt: Wer online Socken für 10 Euro bestellt – und erst später zahlen will –, der müsste plötzlich sein Gehalt und seinen Kontostand offenlegen.

Statt Shopping-Lust droht Bürokratie-Frust. Die Regierung selbst geht von einem Mehraufwand von 170.000 Stunden jährlich für die Kunden aus. Zusätzlich fallen bis zu 100 Mio. Euro an Bürokratiekosten an. So müssten Online-Händler extra Personal für die Überprüfung einstellen.

Viele Online-Händler schieben deshalb Frust. Das gehe an der Realität vorbei, klagen sie. Gerade beim Kauf auf Rechnung habe der Kunde die volle Kontrolle über sein Geld, werde so vor Verschuldung geschützt.

Die EU wieder.

Eigentlich hätte das Gesetz laut EU spätestens zum 20. November fertig sein müssen. Nun droht eine Strafe wegen Verspätung.

Schwieriges Ding. Einerseits habe ich Verständnis dafür, dass man die überschuldete Gesellschaft abbauen will, und viele Leute kaufen ja hemmungslos auf Kredit, obwohl sie es dann nicht bezahlen können. Andererseits entstehen da Datenhalden, die äußerst kritisch sind. Stellt Euch vor, Hacker ziehen die Daten ab und schicken dann allen Leuten, die überschuldet sind, scheinbar tolle Kreditangebote oder erpressen sie mit Veröffentlichung.

Da waren mal wieder Idioten am Werk.

Ein Problem ist allerdings durchaus, dass Händler wie Zalando einen Haufen Geld damit machen, dass sie Leuten Waren auf Kredit verkaufen, also Dinge, die die Leute sich eigentlich gar nicht leisten können.

Man könnte also zum Beispiel einfach verbieten, dass die Händler selbst Kredit geben dürfen – dass so etwas wie „Kauf auf Ziel“ oder Ratenzahlung im Handel nicht erlaubt ist, sondern Waren sofort bezahlt werden muss, und für Kredite dann eben die Hausbank oder – heißt auch deshalb so – die Kreditkarte zuständig ist. Und die einem dann sagen, Du bist überschuldet, Du hörst jetzt mal auf, überflüssige Dinge zu kaufen.

Ich halte diese Doppelfunktion als Verkäufer und Kreditgeber für problematisch.

Was ich dagegen zwar für nicht schön, aber ratsam hielte: Eine Trennung des Warenangebots.

Ich bin seit ein paar Jahren selbst an dem Punkt, an dem ich in deutschen Läden verzweifle, weil es nur noch irgendwelche Modescheiße oder überteuerten Kram gab. Vor 20 Jahren habe ich Jeans noch bei Metro im Viererpack zu 20 Euro gekauft, vor allem, wenn ich beruflich unterwegs war und Klamotten nachkaufen musste. In blau und schwarz. Und die waren wunderbar. Richtig gute Passform und Qualität. Kein Schnickschnack, kein Stone Washed, einfach eine ganze normale Jeans. Straigt Forward. Fast unkaputtbar, waschen auch nicht oder kaum aus. Das einzige Problem, was ich mit diesen Hosen habe, ist, dass ich heute nicht mehr rein passe. Aber dafür können die nichts. Natürlich irgendwo in Bangladesh zu üblen Arbeitsbedingungen hergestellt. Heute finde ich in Läden nur noch entsetzlichen Modekrampf, oder mit Gummifäden durchwobene „Strech-Jeans“, die von selbst ausleiern. Es klingt bescheuert, aber ich kaufe zunehmend Klamotten aus China. Wenn ich in Deutschland bin, bestelle ich sie mir aus China. Und auf Zypern ist das meiste Angebot der Läden „Made in China“. Mittlere Qualität. Günstiger bis mittlerer Preis.

Warum also haben wir nicht eine Grundversorgung an markenlosen, einfachen, schnickschnack- und schmucklosen, günstigen Klamotten, wo man nur so den Grundbedarf bekommt, Socken, Jeans, einfarbige T-Shirts, Pullover, Jacke, Ende. Aber haltbar. Sachen, die man mindestens so zwei, drei Jahre tragen kann. Keine Wegwerf- und Modesachen. Zum China-Preis. Und für alles andere die Läden zuständig sind, die dann alles zu jedem Preis, aber nicht auf Kredit verkaufen dürfen?

Die Kette Primark geht so ein bisschen in die Richtung. Aber noch nicht weit genug.

Ich gehe aber davon aus, dass so etwas kommen wird.

Die Chinesen werden hier ja immer aktiver. Haben die sich nicht erst neulich bei Mediamarkt eingekauft?

Und Versender wie Aliexpress, Temu und so weiter bauen zunehmend Zwischenlager in Europa auf, um schneller versenden zu können.

Es ist eine Frage der Zeit, bis die dann hier so etwas wie „Factory Outlets“, die es in anderen Ländern längst gibt, hier aufbauen. Und da ist dann nichts mit Kredit. Da zahlt man an der Kasse – oder man kauft eben nicht.

Ich halte solche Geschäftsmodelle wie Zalando, die mit der Verschuldung der Bürger arbeiten, für hochproblematisch. Vor allem dann, wenn die Regierung das Schuldenaufnehmen vorturnt. Das heißt dann nicht mehr „ich habe Schulden, weil ich Klamotten gekauft habe, die ich mir nicht leisten konnte“, sondern „Sondervermögen Weihnachten“.

Man kann eigentlich Wetten drauf annehmen, wann diese Bonitätsdaten leaken, gehackt, missbraucht werden.

Oder man bestellt nur noch beim Chinesen.