Analoge Fotografie als queeres Analogen zum non-binären Geschlecht?
Interessante Leserzuschrift zu meiner Kritik am NDR-Beitrag über analoge Fotografie.
Analoge Fotografie wieder im Kommen
Hallo Hadmut,
ich glaube, Du hast den NDR-Beitrag zur Fotografie nicht richtig verstanden, weil Du ihn von der technisch-sachlichen Seite betrachtest.
Natürlich stimmt das alles was Du schreibst, aber es geht hier gar nicht um Film oder Sensor, der “normale” Zuschauer kann die von Dir genannten Fakten doch gar nicht einordnen. Wenn ich meine Bekannten frage, ob sie wissen wofür S, A, P und M auf dem Drehrad der Kamera stehen, haben die nicht die blasseste Ahnung.
Die Intention der beiden anscheinend “queeren” (wie man spätestens ab 3:13 erkennen/erahnen kann) Damen mit dem vielen Blech im Gesicht und korrektem Gendersprech ist es zu zeigen, dass man anders ist. Es geht um Abgrenzung, man will etwas besonderes sein und sich anders verhalten als der Rest der Menschheit. “Seht her wie toll wir sind!”, ist die Botschaft.
Die Absicht des NDR ist es, dem Zuschauer vorzuführen, wie kreativ/klug/besonders die Lesbian-Gay-Bacon-Tomato-Community doch ist. Das geht mit allen Mitteln, wenn es sein muss auch mit der Fotografie. Kein gesellschaftlicher Bereich bleibt von diesem Thema verschont, vom Arbeitsplatz über den Supermarkt bis zur Freizeitgestaltung.
Der ganze NDR-Beitrag ist nur die übliche unterschwellige Propaganda des ÖRR, die man dem Zuschauer täglich unterjubelt. Und Propaganda zeichnet sich meistens nicht dadurch aus, sachlich korrekt zu sein.
Zum Thema “Studium Fotojournalismus” frage ich mich daher auch nicht, ob die beiden Digitalkameras verstehen oder nicht, sondern warum man einen irgendeinen abgerissenen Hans oder Franz auf die grüne Wiese stellt und dann mit der Knipse drauf hält. Wo liegt da die Kreativität oder das handwerkliche Geschick? Ein Smartphone-Foto sieht auch nicht anders aus. Quality is a myth?
Überrascht hat mich allerdings, dass Leica tatsächlich drei Kamera-Modelle für Kleinbildfilme im Programm hat. Wer kauft so etwas noch, zu Preisen ab 5.700 Euro?
Interessanter Gedanke. So habe ich das zumindest in Bezug auf Fotografie noch nicht gesehen. Ich hatte das zwar schon bemerkt, dass Leute Schallplatten hören oder chemisch fotografieren, nicht weil sie einen sachlichen Grund haben, sondern weil sie anders sein wollen. Aber auf Analogfotografie als queere Form der fotografischen Nonkonformität hatte ich noch nicht auf dem Schirm.
Wobei der Gedanke nicht fern liegt, weil viele dieser Journalismus- und Kunstakademien letztlich nur noch Queeren-Bunker sind und keine Ausbildung mehr betreiben.
Was das Fotografieren von Leuten auf der grünen Wiese angeht: Ja, die fotografische Dürftigkeit hatte ich auch bemerkt. Aber: Wäre ich Dozent, würde ich so etwas auch als Aufgabe vergeben, nämlich auch Belichtung usw. in der freien Umgebung ohne Schatten, Farben und so weiter. Wobei man da, technisch gesehen, den Belichtungsmesser nicht einmal bräuchte, weil frisches grünes Gras – angeblich, ich müsste es mal nachmessen – ziemlich nahe an den 18% einer Graukarte liegt, auf die die Belichungsmesser geeicht sind.
Allerdings wäre das ein ordentlicher Ort, um das Aufhellblitzen zu lernen. Und dafür muss das Bild nicht schön werden, sondern zunächst mal die Fertigkeit bringen, Gesicht und Hintergrund beides richtig zu belichten.
Mich hat das stark an meine Zeit an der Uni erinnert. Es gab da irgendeinen Studiengang mit Geodäsie, und jedes Semester wurde der hinter der Uni und hinter dem Bundesverfassungsgericht liegende Schlossgarten von Studenten komplett neu vermessen. Auch unsinnig, aber erstens gut geeignet, zweitens schöner Park, drittens direkt hinter der Uni, und vor allem: So gut vermessen, dass man die Werte so genau hatte, dass man sofort erkennen konnte, ob die Studenten richtig gemessen haben.
Deshalb hatte ich mich mit Kritik am Motiv zurückgehalten, weil Lehrmotive nicht schön sein müssen, sondern immer nur eine bestimmte Fertigkeit vermitteln sollen. Und um zu sehen, ob die Leute überhaupt ein richtig belichtetes Foto zustandebringen, tut es eine solche einfache Umgebung völlig, zumal wenn sie vielleicht an die Hochschule angrenzt. Am dusseligen Motiv hätte ich da deshalb nichts auszusetzen.
Aber der Gedanke, dass sie analog fotografieren, weil sie sich gegen die „Geschlechterordnung“ stellen wollen, ist würzig.
Wenn die Theorie stimmt, müssten Queere ja dann bald anfangen, lesen, schreiben und rechnen zu lernen und Verbrennerautos zu fahren. Von Handys abschwören und Pornos auf alten Super-8-Streifen schauen.