Ansichten eines Informatikers

„Fay Uhlmann aus Dresden hat sich die Zeit nach ihrem Bachelorabschluss in Medieninformatik anders vorgestellt.“

Hadmut
16.12.2025 13:03

Gottogott.

Ein Leser schickt mir das: WIRTSCHAFTSKRISE – Vom Hörsaal ins Jobcenter: Immer mehr arbeitslose Akademiker in Mitteldeutschland

Fay Uhlmann aus Dresden hat sich die Zeit nach ihrem Bachelorabschluss in Medieninformatik anders vorgestellt.

Das sind so die Krisen, die das Leben schreibt.

Sie ist mittlerweile vier Monate arbeitslos: “Tatsächlich hat es mich echt überrascht. Ich bin in mein Studium reingegangen und hab gedacht: ‘Ok, du studierst was im Informatik-Bereich, da findet man relativ sicher einen Job.’ Das war auch letztlich einer der Entscheidungsgründe. Tatsächlich ist es schwerer als gedacht.”

Jo. Ein Bachelor in „Medieninformatik“. Un dann wundern, dass einem die Firmen nicht hinterherlaufen. Das alten Problem der *informatiker, der Irgendwasinformatiker. Und dann noch Bachelor.

Der Leser meinte, er habe noch nie von „Medieninformatik“ gehört. Ich hatte die Bezeichnung schon gehört, kann mir aber nicht viel darunter vorstellen. So die Kreuzung aus „irgendwas mit Medien“ und „irgendwas mit Computern“. Ich bin da etwas vorbelastet, weil ich das noch miterlebt habe, wie ein Professor (Deussen) damals an der Fakultät sich von einem Tag auf den anderen zum „Multimedia“-Professor erklärte, zu einer Zeit, als man noch Fotos nur mit großen Aufwand verarbeiten konnte. Ich fragte die Leute von dessen Institut damals, was die da jetzt eigentlich machen. Antwort: Wissen wir auch nicht, ist aber egal. Es gibt vom Ministerium Geld für „Multimedia“, also sind wir Lehrstuhl für „Multimedia“.

Nach mehr als 30 Bewerbungen und vier Vorstellungsgesprächen wartet sie immer noch auf eine Gelegenheit, in einem Unternehmen Berufserfahrung sammeln zu können.

Wir hatten damals alle schon Berufserfahrung beim Studienabschluss, weil wir neben dem Studien schon gearbeitet haben, als Hiwi usw.

Für Absolventin Fay Uhlmann wäre eine rasche Reaktion der Unternehmen jetzt notwendig: “Es sind so viele Stellen ausgeschrieben wie noch nie, aber es sind meistens Seniorstellen”, sagt sie. “Das heißt, es fehlt letztendlich an Fachkräften, das wird auch immer propagiert. Ich glaube, es braucht bessere Angebote für diesen Übergang und mehr Stellen, die auch auf Absolventinnen ausgerichtet sind. Das ist das, was mir auf meiner Suche gerade fehlt.”

Jo, toll. Gerade mal einen Bachelor in Irgendwasinformatik, und die Unternehmen sollen in der Wirtschaftskrise Versorgungsposten liefern.

Uhlmann plant, eine weitere Qualifikation über die Arbeitsagentur in Cybersicherheit zu machen. Sie hofft, damit so bald wie möglich bei einem Unternehmen im Berufsleben ankommen zu können.

Huahahaha.

Eine Qualifikation über die Arbeitsagentur in Cybersicherheit.

Wie kommt man auf so eine Schnapsidee? Wenn man so eine Bewerbung liest: Bachelor in Medieninformatik und eine Qualifikation der Arbeitsagentur in Cybersicherheit. Wie kann man sich als Informatiker, selbst als *informatiker, so selbst entwerten, indem man noch so eine Pseudoqualifikation für Arbeitsmarktrestposten draufpackt? Da weiß man doch beim Lesen sofort, dass das jemand ist, den niemand wollte.

Und was ist, wenn es gar nicht an der Ausbildung liegt, sondern an der Person?

Ich würde mal insgesamt bei der Schminke und dem Farbtopf deutlich abrüsten.

Und ich würde auch kein schulterfreies Kleid probieren, wenn man um die Schultern herum doch ein wenig maskulin wirkt.

Und ich würde vermeiden, dass man dabei solche Texte über einen findet:

Fay Uhlmann, Student:in im Bachelor Medieninformatik der Fakultät Informatik, engagiert sich seit 2020 mit großem Verantwortungsbewusstsein für die Belange der TUD und ihrer Studierenden. Mit Schwerpunkten in den Bereichen Vielfalt, Gleichstellung und psychosoziale Themen trägt Fay Uhlmann maßgeblich dazu bei, die Campuskultur zu stärken. Als studentische:r Senator:in und Vertreter:in im Landessprecher:innenrat der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften leistet Fay einen wichtigen Beitrag zur akademischen Selbstverwaltung. Fays Einsatz zeigt sich konkret in Projekten wie der Einrichtung von AllGender-Toiletten, die ein praktisches Zeichen für Respekt und Inklusion setzen. Zugleich stärkt Fays Engagement in der studentischen Selbstverwaltung die Position der TUD auf Landes- und Bundesebene. Eine hohe Expertise bringt Fay Uhlmann zudem in strategische Prozesse wie das Audit „Vielfalt gestalten“ ein und ist bei Veranstaltungen wie dem Queer Science Panel eine gefragte Person. Fay hat die Fähigkeit, wertvolle Impulse zu setzen, die zur Weiterentwicklung der Universitätsstruktur beitragen. Durch das Engagement bei der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften und im freien Zusammenschluss der Student:innenschaften vertritt Fay Ulhmann die Interessen der TUD wirkungsvoll auch gegenüber Politik und Gesellschaft. Abschließend ist festzustellen, Fays Einsatz zeigt sich konkret in Projekten wie der Einrichtung von AllGender-Toiletten, die ein praktisches Zeichen für Respekt und Inklusion setzen. Zugleich stärkt Fays Engagement in der studentischen Selbstverwaltung die Position dass Fay Uhlmann mit einem beherzten Einsatz zu einer konstruktiven Weiterentwicklung des Themas „Vielfalt“ in der Hochschullandschaft und einer positiven Außenwahrnehmung der TUD in dieser Hinsicht beiträgt.

Heute wird jeder, der sich irgendwo bewirbt, gegoogelt und gesocialmediacheckt.

Und Leute dieses Profils waren die letzten 10 Jahre durchgehend als fachlich nutzlos und betrieblich als „Troublemaker“ bekannt. Wenn man mit so etwas daherkommt, ist es dann auch völlig egal, welchen Abschluss man vorlegt. Dann ist man erledigt.

Vor ein paar Jahren gab es noch links-rot-grünen Einfluss und ein paar Gleichstellungsbeauftragte, die so etwas bei der Einstellung protegierten, bis es wieder zum Rauswurf kam. Aber erstens haben wir gerade Wirtschaftskrise und die Unternehmen kein Geld mehr, um nutzlose Leute mitzuschleppen, das schwappt auch aus den USA herüber, die alle wieder rauszuwerfen. Und zweitens hat man eben einfach viel zu viele negative Erfahrungen mit der Queer-Fraktion.

Da produziert man dann Hartz-IV-, Bürgergeld- oder wie auch immer es heißt-Empfänger, also *empfänger, so „irgendwas mit Geld“. In Zeiten der Krise und knapper Sozialkassen.

Wäre die TU Dresden auch nur im Ansatz seriös, würde man solche Leute nicht auch noch bejubeln und im Web publizieren, sondern vor sich selbst schützen und so etwas nicht öffentlich machen. Man hätte solchen Leuten besser empfohlen, Gärtner zu werden, denn den Bäumen ist es egal.

Und das meine ich nicht als Witz. Das meine ich Ernst. Ich hatte damals auf dem Flur im Studentenwohnheim einen Chemiker. Andere sagten mir über ihn, er sei begnadet, eine Koryphäe, richtig gut. Aber menschlich, psychisch ein Wrack, eine arme Sau, hielt dem allen überhaupt nicht stand. Der schlich auch nur noch wie das Elend durch die Gegend, hatte psychisch bedingte (und durch Chemikalien verschlimmerte) schwere Hautprobleme. In Chemie ganz toll, aber Arbeitswelt, Leistungsdruck waren einfach gar nichts für ihn. Eines Tages war er weg. Die anderen vom Flur sagten mir, die Ärzte hätten ihn einkassiert und in der Geschlossenen untergebracht, wo man sich um ihn kümmere und versuche, ihm zu helfen. Noch Irgendetwas Funktionsfähiges aus ihm zu machen.

Etwa drei, vier Jahre später traf ich ihn zufällig in der Fußgängerzone. Begrüßt, gefragt, wie es ihm geht. Er sah viel besser und gesünder aus, wieder wie ein Mensch, wieder aufrecht, die Hauptprobleme weg. Sogar etwas braungebrannt, früher bleich wie ein Gespenst. Dafür fiel mir sofort auf, dass er nun von Arbeit zerschundene, schwielige Hände hatte.

Sie hatten ihn ausgiebig untersucht und analysiert, und waren zu dem Schluss gekommen, dass er an der Uni und unter vielen Menschen und dem Hickhack einfach falsch sei. Und haben ihm zum Gärtner umgeschult. Vom Chemiker zum Gärtner ist ein Abstieg – aber er sagte, seither ginge es ihm wieder gut, fühle er sich wieder gesund und wohl, führe er ein normales Leben. Frische Luft. (Kennen Chemiker nicht.) Fernab, war der irgendwo in Parks unterwegs und brachte dort die Botanik in Ordnung, und alle Last und Schwere war von ihm abgefallen.