Vom subtilen Unterschied zwischen einem Thermomix und einem e-Auto
Verdammt.
Sie haben mich ertappt.
Ich hatte doch die GenZ damit beschrieben, dass sie nicht mehr normal tanken können und e-Auto wollen um elektrisch zu tanken wie mit Thermomix zu kochen.
Elektroauto Ladesäule
Hallo Hadmut,
man merkt, das Du kein Elektroauto hast, noch eins mal am einer öffentlichen Schnellladesäule aufladen mußtest. Das geht keinesfalls so einfach wie beim Thermomix.
Erstmal mußt Du eine freie und funktionsfähige finden. Das ist oft ein Problem weil an vielen Raststätten noch ältere Säulen, die von Eon (in der Branche nennen sie die Eoff) und EnBW betrieben werden, stehen. Die sind oft abgestürzt. Man kann die Hotline anrufen und oft können die diese neu starten. Man sieht dann ein Unix boot wie beim Raspberry pie auf dem Display durchlaufen. Meist geht es nachher immer noch nicht. Es muß einiges funktionieren um zu laden, die Stromversorgung (viele Säulen haben ein Lastmanagement mit den benachbarten Säulen und Teils mit dem Netz, sodaß nicht immer die volle Leistung zur Verfügung steht. Dann muß die Karte über NF. gelesen werden. Und die Internet Verbindung muß stehen. Meist ist nicht vernünftig angezeichnet, wo man die Karte hin halten soll. Der Entwickler, der seine weltweit einzigartige Ladesäule konstruiert hat, weiß es ja, warum sollte er das den Kunden mitteilen. Dann muß einer der auf der Karte freigeschalteten Provider wie z.B. EnBW auch noch mit dem Säulenbetreiber einen Abrechnungsvertrag haben. Dann muß man häufig das Ladekabel auswählen. Warum sollte man das auch irgendwie Nummerieren oder sonst wie kenntlich machen. Manchmal kommt man mit der 20 stelligen kleinen Id Nummer weiter und kann erahnen was Kabel 1 und was Kabel 2 ist. Dann muß man den schweren Stecker schnell hinten hoch halten, weil die Kommunikationsleitungen extra kürzer sind, weil sie als letztes kontaktieren sollen. Mit etwas Glück funktioniert das. Oft auch nicht. Die Bedienung an der Säulen macht jeder Anbieter anders. Einig sind sie sich anscheinend, das das LCD Display immer nach Süden ausgerichtet ist, damit man bei Sonnenschein auch ja nichts mehr lesen kann. Ich fahre jetzt 78000km mit meinem Ioniq 5 und bin froh, wenn das Laden an Schnellladesäulen jedes zweite mal klappt. Keinesfalls solltest du auf den letzten Reichweite an eine Ladestation fahren, die ist halt häufig defekt. Ich hab typisch noch 50km Restreichweite, um halbwegs sicher auch noch Alternativen anfahren zu können. Das ist die hälfte der Reichweite älterer E-Autos. Beschilderung sowie Adressen im Navi die einen ab und zu ins Nirvana führen sind ein eigenes Thema. Würde Ephraim Kishon noch leben, könnte er ein ganzes Buch mit Geschichten darüber schreiben. Als Elektroingenieur, der auch schon einige Softwareprojekte durchgeführt hat, bekomme ich schnell eine Krise ob der sinnlosen und undurchsichtigen Menüführung, die auch noch an jeder Säule anders ist. Ein befreundetes Ehepaar hat sich wieder einen Benziner gekauft, weil sie mit der Bedienung der Schnellladesäulen schlicht überfordert waren. Das ist in Deutschland ein Drama. In den meisten umliegenden Ländern geht das deutlich besser. Auch wenn Du denkst, das in der Nähe Lader sein sollten, wie z.B. am Porschemuseum un Zuffenhausen, so kannst Du dort nicht laden, obwohl sie selbst zwar mit dem Taycan die am leistungsfähigsten zu ladenden Elektroautos bauen, deren zahlreiche auf den Karten verzeichneten Schnelllader funktionieren aber nur mit einer internen Werkskarte. Ich mußte dann auf dem Aldiparkplatz im nächsten Ort mit einem lahmen 50kW Lader anladen. Der hatte dann auch noch wegen Lastmanagement zurück geschaltet.
Als Informatiker würdest Du sofort die Krise bekommen, weil eigentlich sollte der ganze Vorgang einfacher wie an der Benzin Säule sein. Weil es ja keine verschiedenen Sorten Strom gibt und das Auto der Ladesäule erzählt, was es möchte. Plug and charge hatte ausser Tesla bei der Normung der Ladestecker und Säulen niemand auf dem Schirm. Digitale Kommunikation war nicht vorgesehen. Das mußten sie mühselig mit Power line Modems nachflicken, weil die zwei Steuerleitungen schon für triviale Dinge vergeben waren. Mit einer Leitung signalisiert ein Widerstand ob die Leitung für 16A oder 32A geeignet ist, Mit der anderen wird über ein 12V PWM Signal die gewünschte Ladestromstärke ans Auto signalisiert. So langsam gibt es eine Plug and charge Normung die mit nagelneuen E-Autos auch manchmal funktioniert.
Also ein unfassbares Drama von Pleiten Pech und Pannen. Ich hab den Eindruck, das die Industrie den Kunden beweisen wollte, das E-mobilität nicht funktioniert, so dilettantisch haben sie das angepackt.
Mist.
Ertappt.
Ich habe noch nie ein e-Auto aufgeladen.
Aber Ihr wollt mir sagen, dass jedes USB-Handy-Netzteil, das die Spannung auf der Datenleistung aushandelt, intelligenter und moderner ist, als diese Ladesäulen?