Die Xtra Muse
Die überaus schräge Story hinter einer getarnten Kamera.
Kurze Frage:
Kennt Ihr die DJI Osmo Pocket 3?
Das ist eine sehr schöne, sehr gute (wenngleich auch nicht mängelfreie) kleine Gimbalkamera. Die Videos aus Japan habe ich mit so einer gemacht. Mir ist dann dort auch aufgefallen, dass ich während der gesamten Zeit dort viele Leute mit einer DJI Osmo Pocket 3 habe herumlaufen sehen, die ist quasi der „Standard“, und eben auch sehr hosentaschentauglich, aber nur ein einzigen Menschen mit einer GoPro. Die GoPro hat zwar einen elektronischen Horizontausgleich (stellt also das Bild gerade, indem sie den Bildausschnitt entsprechend wählt, da bewegt sich in der Kamera physisch gar nichts), aber die Osmo liegt besser in der Hand, hat bessere Mikrofonanbindung mit Funkmikrofonen (obwohl ich von der Tonqualität sehr enttäuscht war und da so dumpf klinge, die Höhen fehlen völlig) und kann noch ein paar Gimmicks.
DJI (chinesisch) hat GoPro (amerikanisch) da klar den Schneid abgekauft. Das ist zwar sicherlich so, dass die GoPro festmontiert sehr gute und – ich habe es nicht verglichen – vermutlich bessere Bilder macht, weil die Bildqualität der GoPro schon ziemlich gut ist, aber DJI hatte da einfach das Produkt, was man „haben will“, weil es auf die Anwendung passt.
Aber, ach.
Trump.
Trump will ja die amerikanische Wirtschaft schützen, indem er auf ausländische Produkte (eben auch chinesische) hammerharte Zölle draufschlägt. Was ja damit zu dem von Trump gewünschten Ergebnis führen soll, dass die amerikanische Marke – in diesem Fall eben GoPro – deutlich billiger als die ausländische ist und gekauft wird.
Nun tauchen in den USA auf dem Markt plötzlich Kameras der Sorte Xtra Muse auf, die nahezu baugleich mit der Osmo Pocket 3 sind. Überall hat man am Design ein bisschen gefummelt, anderes Muster, die Frontplatte etwas anders, die Menüs ein bisschen anders, die Software obfuscated, keine Kompatibilität mit den DJI-Mikrofonen. Und ein deutliches Stück billiger.
Was man ausschließt, ist, dass es sich lediglich um die typischen chinesischen Klone handelt, dazu sind die Dinger innen zu gleich. Leute, die die auseinandergenommen haben, meinen, dass die aus derselben Fabrik kommen.
Es ist aber auch nicht einfach ein anderer Markenname aufgepappt, sondern es gibt schon funktionsirrelevante, aber augenfällige Unterschiede am Gehäuse, die aber sehr professionell gemacht sind.
Der Verdacht wird nun diskutiert, dass die Chinesen sich jetzt selbst klonen und dabei jedes Teil, jedes Menü, die Software alles so verändern, dass ihnen im juristischen Sinne niemand vorwerfen kann, dass das die Osmo Pocket 3 wäre, sie damit aber effektiv trotzdem und als US-Produkt ohne diesen Zoll auf dem US-Markt zu verkaufen.