Die Apollo-Computer
Lässt sich ja noch nachprüfen.
Weil immer wieder als Einwand gegen die Mondlandung gebracht wird, dass man damals die dafür nötigen Computer noch gar nicht habe bauen können: Es gibt Leute, die genau das untersuchen und Originalgeräte wieder zum Laufen bringen oder emulieren, und das nachstellen (ich glaube, das hatte ich sogar vor ein paar Jahren schon im Blog)
Das lässt sich nachstellen.
Und ich habe damals selbst so ungefähr Mitte der Siebziger Jahre an einem Computer gearbeitet (Asint Scribona Schreibautomat), der mit Ringkernspeicher funktionierte und den Text knapp einer A4-Seite im Speicher halten konnte. Ich habe mir damals ein Taschengeld damit verdient, für eine Ärztin, die ihre Praxis eröffnete, über 100 Einladungsschreiben an ihre Gäste zu erstellen, weil es damals noch keine Textcomputer gab und sie nicht wusste, wie man Einladungsschreiben an so viele Leute erstellen könnte. Ich habe das damals mit Textbausteinen gemacht, und weil das Ding auf einer Kugelkopfschreibmaschine beruhte, auf schönes, edles Briefpapier, bei man dann fühlte, dass es mit der Schreibmaschine geschrieben und nicht gedruckt ist, als hätte man es für jeden einzeln geschrieben – dabei ich für jeden Empfänger nur nach Sehr geehrte dann “Frau Meier” oder “r Herr Müller” eingesetzt, und den Rest hat der Automat aus dem Ringkernspeicher geschrieben.
Wenn ich aber als Schüler Mitte der Siebziger Zugriff auf solche Technik hatte, habe ich wenig Zweifel, dass die NASA das vor mir hatte und deshalb 1969 schon einsetzen konnte.
Und wenn man sich anschaut, wie das alles entstanden ist, dass nämlich „Computer“ ursprünglich kein Gerät, sondern ein Beruf war, und Leute bei der NASA da an elektromechanischen Rechnern saßen und den ganzen Tag lang Differentialgleichungen usw. gerechnet haben, in dem sie manuell auf der Tastatur herumtippten (weshalb man heute gerne aber unzutreffend behauptet, Frauen hätten die Programmierung erfunden), dann versteht man auch, wie damals die Entwicklung von „Electronic Computern“ vor sich ging:
Computer bestanden damals (und im Prinzip heute noch) aus einem Steuerwerk, einem Rechenwerk und einem Speicher. Man kam dann darauf, dass ein Steuerwerk ja bei gewissen Rechenverfahren auch gleichzeitig mehrere Rechenwerke steuern kann, um die Sache zu parallelisieren, woraus die Vektorrechner wie Cray und Cyber 205 entstanden – und zuerst an die NASA geliefert wurden. Im Prinzip sind elektronische Computer entstanden, um Menschen beim Herumgetippe auf den Rechenanlagen zu ersetzen – und bekamen deshalb deren Berufsbezeichnung: „Computer“. Berechner.
Vorgänger war die CDC 6600, die auch schon von Seymour Cray entwickelt worden war, der dann Cray Computer gründete und die damals schnellsten Rechner der Welt baute. Die CDC 6600 stammte von 1964, also 5 Jahre vor der Mondlandung, und die Cray-1 von 1976, die galt schon als Supercomputer.
Das wird übrigens recht nett, wenn auch dramaturgisch und zeitlich sehr verdichtet und zu sehr auf feministisch und woke gebügelt, im Film „Hidden Figures“ dargestellt. Vergesst den ganzen politischen Wokeness-Senf darin und achtet auf die „Computer“, die Frauen an den Rechenmaschinen, die das Problem und deren Ersetzung durch elektronische Computer recht gut darstellen.
Und wenn man zugrundelegt,
- was damals die gestellte Aufgabe, nämlich Rechenaufgabe, war,
- was damals an mathematischem und technischem Wissen bestand,
- welche Technologiestufe erreicht war (erster Single-Chip-Mikroprozessor: Intel 4004 von 1971 für Tischrechner)
- wieviel Geld und politischer Druck dahintersteckte
Dann erscheint das sehr plausibel und technikhistorisch passend, dass die damals diesen Bordrechner als eine Art Mini-Version ihrer Mainframe- und Vektorrechner gebaut haben: Steuerwerk, Rechenwerk, Speicher, in einer möglichst kleinen Packung.
Man darf sich das nicht vorstellen wie einen C64 (Vor-Vor-Gänger Commodore PET 2001: Januar 1977), sondern wie die kleinen Einplatinenrechner mit Hex-Tastatur und 4-stelliger 7-Segment-Anzeige, die es damals gab.
Und dass die Dinger tatsächlich in der Lage waren, die nötigen Berechnungen auszuführen, das zeigen ja die Leute, die die heute untersuchen und wieder in Betrieb nehmen.
Ich bin mir nicht sicher, aber irgendwo glaube ich gelesen zu haben, dass der Bordrechner auch nur eine Art Reserve war, falls der Funk ausfällt, die Berechnungen in aller Regel auf der Erde bei der NASA stattfanden.
Ich sehe da bisher keinen Ansatzpunkt, dass da irgendetwas nicht stimmen könnte.