Ansichten eines Informatikers

Nikon 16-50/f2.8 statt Tamron 17-70/f2.8?

Hadmut
23.10.2025 15:28

Über Objektive und Wettbewerb.

Manche Leute meinen, ich sei zu negativ drauf.

Ich will nun mal zwei Dinge erwähnen, die mir großen, praktisch ungetrübten Spaß gemacht haben und die ich beide ziemlich gut finde: Ich hatte in Japan eine Nikon Z50II und ein Tamron 17-70/f2.8-Objektiv dabei.

Beide haben mir großen Spaß gemacht, an beiden haben ich fast nichts auszusetzen, und beide finde ich richtig gut und toll.

Die Z50 hatte mir schon (nach langer Zeit der Nikon-Durchhänger erstmal wieder) richtig Spaß gemacht, aber die hatte noch ein paar Kinderkrankheiten und Albernheiten. Fast alles, was mich an der noch störte, haben sie bei der Z50II behoben, das ist eine richtig schöne, gute Kamera. Zwar nur kleines Format (APS-C), insofern bietet die Z5II sogar mit Vollformat mehr, aber auf Reisen und wenn man die den ganzen Tag mit sich rumschleppt ist das ja durchaus von Vorteil, wenn die klein und leicht ist. Außerdem bieten verschiedene asiatische Hersteller, vor allem aus China, längst einen große Auswahl sehr preisgünstiger, altmodischer, aber optisch guter Festbrennweiten, und viele davon für APS-C. Während man ursprünglich beklagte, dass Nikon selbst viel zu wenig Objektive für das kleine Format anbietet und es damit sinnlos ist, sind da die Chinesen in die Presche gesprungen und bieten enorm viel Zeugs für APS-C-Kameras an.

Bei Zooms tat sich aber wenig. Es gibt das Nikon-eigene 16-50mm F3.5-6.3 VR, was umgerechnet bei Vollformat dem Standard-Zoom 24-70 entspricht, und ein verblüffend kleines, leichtes, aber sehr billig anmutendes Plastik-Objektiv ist, ein typisches Amateur-billig-Kit-Objektiv, um Kameras für den Weihnachtsbaum mit Objektiv zu verkaufen, bei dem man vorab eigentlich die Nase rümpfen würde, das aber trotz seiner leichten und plastiklichen Erscheinung in seiner optischen Leistung verblüffend, richtig gut ist. So billig, wie das Ding daherkommt – es ist ein erstaunlich gutes Objektiv. Beim ersten Mal geht man noch los, weil man noch nichts anders hat, und denkt sich „was haben sie denn da für einen Billigscheiß mit beigeschenkt? Besserer Gehäusedeckel?“ – und staunt dann, dass das Ding weit bessere Bilder liefert als erwartet. Das ist richtig gut – aber halt eben nur F3.5-6.3. Fotografisch sehr beschränkend.

Ich habe auch ein Nikon Z DX 18-140mm f/3.5-6.3 – was einem 28-200 am Vollformat entspricht, früher nannte man so etwas „Flaschenzoom“, weil die Abbildungsqualität dem von Flaschenglas nahe kam. Das ist längst vorbei, seit 25 Jahren bekommt man auch solche Objektive gut hin, aber herausragend sind die nicht. Und so fällt mir an diesem Objektiv auch optisch nichts ein, was ich positiv oder negativ erwähnen könnte. Erwartungsgemäß, aber herausragende Fotos macht man mit so etwas einfach nicht. Dafür stört mich, dass die Materialqualität nicht überzeugend ist. Vorne im Objektiv gibt es um die Frontlinse herum einen Ring, auf den in typischer Weise die Objektivdaten aufgedruckt sind. Und der löst sich bei mir immer weiter teilweise und wackelt dann. Anscheinend ist der mit doppelseitigem Klebeband auf das Objektiv gepappt und der Kleber hielt nicht gut. Der hat zwar keine Funktion außer der Informationsangabe und man könnte ihn verlustfrei auch abreißen, damit er einem nicht noch ins Bild hängt, aber so etwas darf eigentlich nicht passieren.

Ja, freilich, ich habe auch professionelle Spitzenobjektive, dir heilige Dreifaltigkeit 14-24/2.8, 24-70/2.8 und 70-200/2.8. Allerdings noch die alte Version für F-Bajonett. Ich liebe diese Objektive, die haben eine super Abbildungsleistung – aber sie sind halt groß und schwer. Früher habe ich so etwas tagelang mit mir herumgeschleppt, aber heute nicht mehr so gerne.

Kürzlich brachte Tamron ein 17-70/2.8 für APS-C heraus. Das auch noch relativ günstig war, ich habe es für ca. 600 Euro brutto bekommen, was im Vergleich zu den angegebenen Werten recht günstig ist, aber eben ein durchgehendes 2,8er und bezogen auf Vollvormat entsprechend 25 bis 105.

Das Objektiv ist der Brüller.

Knackscharf, super Bilder, zwar nicht klein, aber noch relativ leicht, ich bin wirklich begeistert. Das Ding ist richtig gut. Ich habe eigentlich nur zwei Punkte anzumeckern:

  • Es ist halt eine „Luftpumpe“ – es fährt beim Zoomen in der Länge aus und ein, und pumpt damit unweigerlich jedesmal Luft rein und raus. Damit kann es nicht nur nicht wetterdicht sein, sondern man pumpt damit unweigerlich jedesmal Staub und manchmal vielleicht sogar Wasser in das Objektiv.
  • Es ist aus Kunststoff und auch noch so beschichtet, dass es schon dann zwar nicht fühlbare, aber sichtbare Kratzer bekommt, wenn man nur eine blöde Bemerkung fallen lässt.

Nun kann man aber auch nicht alles haben, und wenn man es leicht und preisgünstig haben will, dann sind das eben die „Trade Offs“, die man dafür zahlt. Insofern ist es eher eine Feststellung als ein Vorwurf.

Denn: Nicht nur trotz, sondern eben auch wegen dieser Eigenschaften (eben leicht und möglichst kurz im ausgeschalteten Zustand) ist das eigentlich das optimale Reiseobjektiv.

Ich bin von diesem Objektiv wirklich begeistert. Das macht richtig Spaß.

Aber, ach

Die Sache hat einen gewaltigen Haken:

Nämlich den, dass diese Objektiv eigentlich gar nicht an diese Kamera passt. Es gibt das Objektiv (bisher) nur für Sony E-Mount und Fuji X-Mount, aber nicht für Nikon Z-Mount.

Nun denkt man sich, das ist jetzt ja nicht so schlimm, denn es gibt eine Besonderheit: Nikon hat mit dem Z-Mount nicht nur das Bajonett mit dem größten Durchmesser, sondern auch das mit dem geringste Auflagemaß (Abstand Bildebene = Sensoroberfläche zu Bajonettfläche). Was dazu führt, dass man Adapter bauen kann. Auch wenn das Angebot an Objektiven für das Nikon Z-Bajonett nicht ganz so groß ist wie etwa für Sony, führt diese technische Besonderheit dazu, dass es für praktisch alle Objektivbajonette Adapter an Nikon Z gibt.

Mechanisch ist das meist simpel. Und findige Hersteller haben es geschafft, sogar Adapter für Sony E-Mount an Nikon Z-Mount zu bauen, obwohl die sich in ihren Maßen nur im Millimeterbereich unterscheiden.

Deutlich schwieriger ist die elektronische Adaption, weil man die Protokolle der Hersteller übersetzen muss, damit Autofokus, Blendensteuerung, Anti-Shake funktionieren, und das ist schwierig und nicht so offen dokumentiert. Diese Adapter haben dann einen Prozessor drin, und es funktioniert … naja, so leidlich, bei manchen Kombinationen besser, bei manchen eher leidlich bis gar nicht. Manche finden es toll, aber es bleibt dann doch eher eine Krücke.

Deshalb hatte ich mir das 17-70 im Sonderangebot auf Verdacht für Sony-E-Bajonett gekauft, und dachte mir: Ich probiere es mit Adapter. Und wenn es nicht geht, habe ich ja in der anderen Wohnung noch eine Sony A6700, an die das dann genuin super passt. Mit der fotografiere ich aber nicht so gerne wie mit der Nikon. Also kein Schaden. Die Existenz von Adaptern spricht dafür, Objektive im Zweifel für Sony zu kaufen, weil man sie dann an beiden Kamerasystemen verwenden kann, wenn man, wie ich, Sony und Nikon im Einsatz hat.

Ich hatte in Japan Adapter von zwei Herstellern im Einsatz, und muss sagen: Im Allgemeinen hat das recht gut funktioniert. Autofokus, Blendensteuerung usw. so gut, dass man das gar nicht mehr gemerkt hat, dass das Objektiv nur über Adapter an der Kamera hängt.

Im Detail hat man das aber schon gemerkt, denn in sehr seltenen Fällen stürzt der Adapterprozessor auch mal ab (einmal aus und wieder einschalten), früher konnten die sogar die Kamera am Ausschalten hindern, und was halt (jedenfalls mit der Firmwareversion, die ich im Einsatz hatte) gar nicht ging: Normalerweise „merkt“ die Kamera das, wenn man am Objektiv dreht, um in den Autofokus einzugreifen und gibt dann Ruhe, nimmt das hin, und das funktionerte hier nicht, die Kamera versucht dann immer, gegenzuhalten und zurück zu stellen.

Also schon ziemlich gut und brauchbar, aber nicht so wirklich gut.

Weil mir das Objektiv aber so gut gefallen hat (Früher war ich gar kein Fan von Tamron, diese Superzooms waren nicht mein Ding, aber dieses Objektiv ist einfach ziemlich genau mein Ding, das gefällt mir sehr), habe ich beschlossen, dass das Exemplar, das ich nun habe, bis auf Weiteres an beiden Kameras arbeiten muss, und ich mir ein zweites kaufe, sobald das auch mit Nikon-Z-Bajonett zu haben ist, und das dann voll funktioniert. Weil eine Z50II mit einem 17-70/2.8 ohne Adapter einfach eine schier optimale Reisekamera wäre. Klein, leicht, überragende Bildqualität, und vom Preis trotzdem nicht so, dass einen ein Verlust in den Ruin reißen würde.

Ich warte … und warte … und warte …

Kein 17-70 für Z.

Bei Tamron nachgefragt … keine Pläne.

Ei, wieso nicht? Die Z50II hat Preise gewonnen, irgendwo meistverkaufte Kamera, beste Kamera am Markt unter 1000 Euro, und Tamron bietet sein Super-Objektiv nicht an? Tamron hat Objektive mit Z-Bajonett. Die wissen, wie das geht. Warum machen sie das nicht?

Nun ist zu lesen, dass Kamerahersteller wie Sony, aber auch Nikon, da den Wettbewerb behindern und nicht jedem eine Lizenz erteilen. Gegen rein mechanische, manuell zu bedienende Objektive, die nur da mechanische Bajonett nutzen, können sie wohl nichts machen, weil das Bajonett an sich nicht patentfähig ist, aber sobald es an die elektronische Übertragung geht, haben sie das Patent, und man braucht deren Placet.

Anscheinend sind sie da bei den Festbrennweiten etwas toleranter, denn China-Festbrennweiten gibt es inzwischen auch reichlich mit Elektronik und Autofokus, etwa von Viltrox (meist sehr gut). Aber bei den Zooms scheinen sie da zu bremsen, um die Konkurrenz fernzuhalten. So gibt es ein ziemlich gutes SIGMA 24-70mm F2.8 DG DN II | Art, aber eben nur für E-Mount und L-Mount, nicht für Z-Mount. (Warum muss ich gerade an die Q-Bombe denken?) Das ist nämlich ziemlich gut, kostet aber nur halb so viel wie die äquivalenten der Kamerahersteller, und anscheinend duldet Nikon da keine Konkurrenz.

Und vermutlich ist das auch der Grund, warum Tamron zwar Objektive für Z-Mount anbietet, aber nicht dieses 17-70. Sie würden es wohl tun, aber Nikon gestattet es wohl nicht.

(Man könnte auch auf den Gedanken kommen, dass Nikon das Z-Mount-Bajonett nicht nur wegen seiner technischen Vorteile eingeführt hat, sondern auch um frische Patente zu haben.)

Nun, dachte ich, das könnte auch etwas anderes bedeuten. Nikon hat sich nämlich schon einmal in Kooperation Objektive von Tamron im Nikon-Design machen lassen. Das erstaunt schon, früher ein Ding der Unmöglichkeit. Früher haben die Kamerahersteller einfach alles selbst gemacht und als eigene Marke herausgegeben, und man merkt, dass manche, vor allem Nikon, davon weggegangen sind, sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, und seit einigen Jahren überhaupt keine Probleme mehr damit haben, ihre Kameras mit Fremdprodukten zu zeigen, zu bewerben, oder sogar im Kit zu verkaufen, weil sich das einfach nicht mehr rentiert, wenn jeder Kamerahersteller alles selbst macht. So gibt es da auch schon Werbung mit Mikrofonen von Rode, Montageplatten von Smallrig, Recorder von Atomos, und die Z50 war von vornherein darauf geeicht, mit einer Bodenplatte von Smallrig verwendet zu werden. Man hat den Markt neu geordnet, und statt ruinös zu konkurrieren (und sich mit schlechten Mikrofonen u.ä. zu blamieren, die man nie gewinnbringend produzieren und verkaufen konnte), hat jeder so seinen Produktbereich, und stattdessen kooperiert man und kümmert sich darum, dass die Dinge herstellerübergreifend zusammenpassen und zusammenarbeiten. Es gibt das Gerücht, dass Nikon auch keine Lust mehr hat, Blitzgeräte zu fertigen und zu verkaufen und dazu übergehen wird, stattdessen geprüfte Blitzgerätehersteller zu empfehlen, weil sie das effektiv billiger kommt, als die defizitär selbst zu machen. Nur in ihrem Kerngebiet wie Kameras und Objektiven sperren sie sich dann gegen Konkurrenz.

Das ist sehr ähnlich wie bei der Autoproduktion: Autohersteller können sich das auch nicht mehr leisten, Türgriffe, Funkfernbedienungen, Radkappen selbst zu entwickeln und zu produzieren. Deshalb gibt es Firmen, die das für mehrere Hersteller machen, um auf die nötigen Stückzahlen zu kommen, und die dann im gewünschten Design mit gewünschtem Markennamen liefern.

Deshalb dachte ich, dass es das 17-70/2.8 irgendwann von Nikon selbst unter Nikon-Namen geben könnte und Tamron es deshalb nicht selbst anbietet.

Pustekuchen.

Nikon hat gerade ein eigenes 16-50/2.8 für das kleine Format vorgestellt, also entsprechend einem 24-70/2.8 bei Vollformat.

Die Tester überschlagen sich mit Lob, es soll wohl sehr, sehr gut sein. Und ist auch kleiner als das 17-70, und von guter Materialqualität.

Aber: Es wird wohl um die 900 Euro kosten, und es ist eben ein 16-50 und kein 17-70. Und gerade diese Tele-Zugabe hat mir in Japan so viel Spaß gemacht.

Offenbar ist das der Grund, warum Tamron das 17-70 nicht für Z anbietet: Nikon wird ihnen keine Lizenz erteilt haben, um das eigene 16-50/2.8 vor Konkurrenz zu schützen. Man könnte nämlich vermuten, dass Nikon auch da die „heilige Dreifaltigkeit“ bauen noch etwas wie ein 50-135/2.8 als Analogie zum 70-200 anbieten könnte.

Aber eigentlich war ich damit ziemlich happy, in Japan meine alte Z50 mit einem 9mm Weitwinkel und die Z50II mit 17-70 zu verwenden und dann eigentlich ohne Objektivwechsel (und damit Dreck in der Kamera) auszukommen. Eigentlich war das genau die richtige Kombination. Dazu klein und leicht. Und im Defektfall kann ich die beiden Kameras tauschen, habe also Ersatz parat.

Früher hatte ich immer große schwere Taschen mit dem ganzen großen Kram dabei. Heute habe ich Rücken. Und die Fluglinien erlauben auch nicht mehr so viel Gepäck. Insofern hat mir diese Kombination eigentlich prima gefallen. Klein, leicht, kann alles, was ich will, und die Bildqualität stimmt.

Jetzt muss ich mal überlegen, was ich da mache.

  • Beim Tamron 17-70 mit Adapter bleiben, alles lassen, wie es ist, und darauf hoffen, dass Firmware-Updates Verbesserung bringen?
  • Oder auf den Telebereich verzichten und das Nikon nehmen?

Was also tun?

Was sich jedenfalls sagen lässt:

Es gab, rückblickend so gefühlt von ungefähr 2012 bis 2022, auf dem Kameramarkt einen Durchhänger. Das hat auch nicht mehr so wirklich Spaß gemacht, die Hersteller auch von der Handy-Konkurrenz eingeschüchtert. Einige an der Pleite, Umstruktuierungen, Neuordnungen.

Seit ein paar Jahren hat sich da am Markt und an der Technik aber allerhand geändert, und inzwischen macht das auch wieder richtig Spaß, haben die wieder tolle Kameras und vor allem tolle Objektive im Angebot. Nach einer Saure-Gurken-Zeit (in der die Kamerahersteller ihre Energie wohl auch in die Entwicklung der Spiegellosen gesteckt hatten und man früher Fotokameras hatte, die auch Videos aufnehmen konnten, während man heute Videokameras hat, die auch fotografieren können), ist das Thema wieder da. Aber solche Konkurrenzabschottungen sind dann schon ärgerlich.