Ratatouille
Ihr sollt lernen, mit Ratten zu leben.
Image-Kampagne soll Nagerekel kurieren https://t.co/ZGkZUW6v2n pic.twitter.com/jyB7goucXG
— WELT (@welt) October 22, 2025
Berlin kämpft gegen die Rattenplage der Stadt, aber anders als gedacht. Auf einem Schild mit der Aufschrift „Wusstest du, dass Ratten sehr sauber sind?“ und einer sich waschenden Ratte in einer Wanne will Berlin die Nager als reinlich darstellen.
Ja. Die Pest lässt grüßen. Ratten sind sauber, aber deren Flöhe nicht.
Wobei ich sagen muss, dass mir in einigen Straßen der Umgebung schon oft Ratten begegnet sind. Gerade an jedem Haus, in dem die RAF-Terroristin festgenommen wurde, gab es lange Zeit ganz viele Ratten, weil die da ihren Müll einfach vor und nicht in die Container geworfen haben und das natürlich ein Rattenparadies war.
Auch sonst begegnen einem in manchen Straßen immer wieder Ratten, oder leben auf den Rassenstücken in ihren Höhlen.
Grundsätzlich ist das auch gar nicht so kritisch, wie sich das anhört, denn die Ratten haben zwar fast jede Scheu vor dem Menschen verloren und laufen nicht mehr vor Menschen davon, Taschenlampenlicht beeindruckt sie auch überhaupt nicht, aber sie sind auch völlig friedlich, sie greifen nicht an oder sowas. Gerade so, als plädierten sie für friedliche Nachbarschaft. Manchmal laufen sie weg und verkriechen sich unter Autos und hinter Mülltonnen, manchmal bleiben sie aber auch stehen und gucken einfach so an. Fehlt nur noch, dass sie grüßen.
Nur: Einen sauberen Eindruck machen die nicht. Ich würde überhaupt keine Wildtiere anfassen wollen, weil die alle voll mit Parasiten in Fell und Körper sind.
Als Student kannte ich mal jemanden, der eine Ratte als Haustier hatte, allerdings keine Straßenratte, sondern eine aus der Zoohandlung, auch wenn sie so typisch grau (nicht etwa weiß) schon nach Straßenratte aussah.
Ein überausreinliches, intelligentes, nettes, umgängliches, anhängliches verschmustes Tier. Ich hatte die oft auf der Hand oder auf der Schulter herumlaufen (hatte als Kind ja Tanzmäuse), und obwohl wir Menschen für sie wohl sehr stanken und die sich hinterher immer exzessiv putzte, liebte die das doch, sich mit allen Fingern gleichzeitig streicheln oder kneten zu lassen. Ein ganz verschmustes, liebes Tier.
Dem ist das sogar immer wieder passiert, dass er nachts aufwachte, weil die Ratte zu ihm ins Bett gekommen war und sich zum Schlafen auf oder an sein Gesicht legte, um die Nähe und Wärme zu suchen, und der sich wunderte, wie die immer aus dem verschlossenen (Vogel-)Käfig herauskommen konnte, obwohl die Tür verschlossen war. Wir fanden dann heraus, dass die Ratte sich wider alles Erwarten leicht und problemlos durch die beiden kleinen Löcher zwängen konnte, die eigentlich für das Einhängen von Vogeltränken gedacht waren, obwohl sie viermal so dick aussah.
Ein erstaunliches Tier. Sehr intelligent, sehr gelehrig, aber mit viel Charakter. Sauber, umgänglich, lieb.
In Berlin stand mal jemand mit einer Riesenhamsterratte neben mir an der Bushaltestelle und freute sich sehr darüber, dass ich die Tierart erkannte. Die Viecher sind sogar ganz außerordentlich schlau und gelehrig.
Heißt:
Ratten können sauber sein.
Das heißt aber nicht, dass alle Raten sauber sind.
Und wenn die auf Rinnstein, Mülltonnen und Kanalrohre geeicht sind, dann hat es sich was mit der Sauberkeit.
Und es gab auch schon Berichte, dass Ratten Babys oder kleine Tiere angefressen haben. Die sind auch nur freundlich, solange sie genug zu fressen haben.
Was also soll die Kampagne, Ratten als nett und sauber aufzufassen? Haben wir aufgegeben und sollen uns jetzt an Ratten gewöhnen, die jetzt auch „tolerieren“? Unterschied Mensch/Ratte nur ein soziales Konstrukt, homo sapiens is a myth? Ein Mensch, gefangen im Körper eines Nagers, I identify as a human?
Oder ist es einfach so, dass man alles, wogegen das Geld nicht mehr reicht, als positiv empfinden sollen?
Oder Ratburger wie in Demolition Man?
Was kommt als Nächstes? Woran sollen wir uns als Nächstes gewöhnen?