Ansichten eines Informatikers

Das Louvre-Problem

Hadmut
20.10.2025 19:51

Ein Sicherheitsproblem.

Es ist schon einige Jahre her, als ich das mal beschrieben habe: Die beste Sicherheitsprüfung nutzt nichts, wenn keine Reaktionen damit verbunden sind.

Ich habe mal – nach sportlicher Tätigkeit sehr erschöpft – an einer Supermarktkasse mit Karte gezahlt und den Lastschriftzettel ziemlich krakelig unterschrieben, dazu kam, dass der Kugelschreiber auf einer Plexiglasscheibe ganz anders läuft als auf Papier. Sah wirklich nicht wie meine Unterschrift auf der Karte aus. Kassiererin: „Die Unterschrift stimmt nicht, die kann ich nicht anerkennen.“ Ich: „mmmh, und nu?“ Kam raus, dass man ihr gesagt hatte, dass sie die Unterschrift prüfen sollte, aber niemand ihr gesagt hatte, was sie eigentlich tun soll, wenn die Prüfung ergibt, dass die Unterschrift nicht stimmt. Auch mit Telefonat war für sie nicht herauszufinden, was sie jetzt tun soll. Am Ende hat sie meine Zahlung akzeptiert, obwohl sie fest davon überzeugt war, dass die Unterschrift und die Zahlung faul sei, weil sie schlicht und einfach nicht herausfinden konnte, was sie in diesem Fall tun soll und kann.

Ich hatte kurz darauf in einer Tankstelle mitbekommen, dass es mit der Kundin vor mir irgendeine Problem gab, da auch irgendwas nicht stimmte, und dann, als ich bezahlt hatte, gefragt, auch wegen des Vorfalls im Supermarkt. Kam raus: Natürlich prüfen sie die Unterschrift nicht, aber bestätigen, sie geprüft zu haben. Warum? Wenn sie sagen, dass die Unterschrift stimmte, bekommen sie ihr Geld und niemand kann ihnen je das Gegenteil beweisen. Dann sind sie „home and dry“. Sagen sie aber, dass die Unterschrift nicht stimmt, haben sie alle Probleme auf ihrer Seite, dann bekommen sie nämlich kein Geld, können das Benzin aber auch nicht wieder aus dem Auto herauspumpen und zurück in den Tank füllen (nicht erlaubt). Dann sind sie die Dummen, weil sich noch nie jemand überlegt hat, wie die Verfahrensweise ist, wenn die Unterschrift nicht stimmt. Deshalb „stimmt“ bei ihnen die Unterschrift immer. Dann haben sie nämlich keine Probleme.

Einige Leute fragten, warum denn beim Einbruch im Louvre die Alarmanlage nicht losgegangen sei.

Oder warum denn das niemand auf den Überwachungskameras gesehen habe.

Leute!

  1. Die Alarmanlage ist sofort los gegangen. Laut berichten war während des Einbruchs der Alarm schon am schrillen. Aber: Das hat die nicht gestört und außer Krach ist da nichts passiert. Den Alarm hat es schon gegeben, aber es war halt niemand da, den man hätte alarmieren können, weil es keine definierte Reaktion auf den Alarm gab. Krach – und fertig.
  2. Es ist auch nicht so, dass das niemand bemerkt und beobachtet hätte.

    Eben kam in den Nachrichten, dass dort im selben Raum sogar Wachpersonal stand und den Einbruch mitverfolgt hat. Aber: Sie haben keine Erlaubnis, einzugreifen. Und wahrscheinlich auch nicht die Fähigkeit, Ausbildung, Ausstattung.

    Anscheinend haben die dagestanden und live zugeguckt.

    Dann hilft die Überwachungskamera auch nicht mehr.

Das ist ein Problem, das ich schon oft beobachtet habe und immer öfter sehe: Man überwacht etwas, baut einen Alarm ein. Und belässt es einfach dabei, Alarm auszulösen, glaubt, dass man dan seine Schuldigkeit getan hat, wenn irgendwas jault.

Und dann?

Was ist, wenn die Überwachung etwas entdeckt oder der Alarm auslöst? Dass etwas entdeckt wird oder irgendwo der Krach losgeht, bedeutet ja noch nichts.

In Berlin geht alles paar Wochen eine Alarmanlage irgendwo in der Nähe an. Ich habe schon einige Male geschaut, ob ich entdecken kann, woher das kommt. Interessiert aber wohl keine Sau. Ich hatte mal bei der Polizei angefragt, was man da eigentlich macht, ob das ein Grund ist, die Polizei zu rufen, ob man das ignoriert, oder was sonst man tun soll. Die Antwort war, dass wenn man weiß, wo das ist, man sie schon rufen kann, aber der Unterton war, dass man das nur sagt, weil man ja nicht sagen kann, dass sie das nicht interessiert. Faktisch können sie nicht zu jeder jaulenden Alarmanlage fahren.

Komischerweise dürfte das gerade in Frankreich eigentlich nicht passieren. Das Wort „Alarm“ stammt aus dem Italienischen „all’arme“ („zu den Waffen!“) und gelangte über das Französische („alarme“) ins Deutsche.

Es bringt ja nichts, „An die Waffen!“ zu brüllen, wenn a) keiner da ist und b) auch keine Waffen da sind. Und solange da niemand mit Waffen ist, kann man schon im Wortsinne niemanden alarmieren.

Irgendwie aber haben die Alarmanlagenbranche, die Medien, das gewaltarme Leben es geschafft, den Leuten einzureden, dass es schon reiche, den Alarm zu geben, aber die Frage gar nicht mehr auftaucht, wen man denn alarmiere.

Denn seltsamerweise haben auch die Leute, die anfragten, warum es da keinen Alarm oder keine Überwachungskameras gegeben habe (beides gab es), nie die Frage gestellt, was denn eigentlich hätte passieren sollen, wenn es Alarm gibt oder jemand den Einbruch auf dem Überwachungsmonitor sieht.

Es gab Zeiten, in denen man noch wusste, dass man in so einem Fall siedendes Öl über die Brüstung goss, Mauerblöcke warf oder ähnliches – auch in Paris, siehe der Glöckner von Notre Dame, der da noch ordentlich verteidigt hat.

Aber wir leben im Zeitalter von Queers und Museumswärtern. Da passiert einfach nichts mehr. Die stehen da, und tolerieren einen um einen nicht zu diskrimineren.

Nur kein Racial Profiling.

Und wie geht man mit Einbrechern um, wenn man deren Pronomen nicht kennt?

Stellt Euch mal vor, da wäre irgendeine Kampfsau anwesend gewesen, und hätte die Einbrecher so Chuck-Norris-mäßig empfangen, gleich wieder zum Fenster rausgeworfen oder mit ihnen den Boden aufgewischt. Hätte man sich bedankt? Nein, man hätte sie als Rassisten oder ähnliches angeklagt und eingebuchtet.