„Top 30 Finalists — The Dor Brothers Official“
Die Zukunft der Videos.
Leserzuschrift zum Thema KI:
https://www.thedorbrothers.com/top-30
Sehr geehrter Herr Danisch,
im Link blicken Sie auf den Tod der herkömmlich praktizierten Filmproduktion.
Kein Take ist real, alles kommt aus der KI. Das sind kurze Clips, die Sie in wenigen Minuten durchzappen können und die gängigen Stilrichtungen beim Dreh unterschiedlicher Konzepte bzgl. der Dramaturgie perfekt veranschaulicht auf den Punkt bringen.
Nichts „reales“ wird in Zukunft mehr gebraucht. Kein Studio, kein Outdoor-Set, kein Equipment, keine Technik mit Kulissenbau, Maske, Kostüm und keine Schauspieler – und natürlich auch keine Red Carpet Veranstaltungen mehr mit dem ganzen Drum und Dran. Denn auch diese „Events“ werden komplett von der KI generiert.
In absehbarer Zeit (ich vermute in 24 Monaten ist es spätestens soweit) stirbt ein Milliardenmarkt einfach so weg.
Inklusive Hardware, Software und den damit verbundenen Dienstleistungen. Darunter auch das Thema Lokalisierung, denn die automatisierte Übersetzung in jede gewünschte Sprache liefert die KI bereits mit angepassten Lippenbewegungen der „Darsteller“ und im Hintergrund werden Schilder, Reklametafeln und andere technische Details ebenfalls an die gewünschte Zielsprache und auf die dort jeweilig gesellschaftlich dominierenden Normen adaptiert.Musk kündigt bereits Videospiele und abendfüllende Spielfilme an, die komplett KI-generiert werden. Ich halte ihn für clever genug, entsprechend global ausgerichtete Vetriebsmodelle für diesen Content auf dem Schirm zu haben, neben denen Netflix und andere aktuelle Anbieter chancenlos sein werden.
Ich bin mir sicher, dass Sie aufgrund Ihrer Affinität zur Fotografie an meine (unvollständigen) Gedankenschnipsel anknüpfen und redaktionell kompetent umsetzen werden. Denn es hat keiner (so richtig) auf dem Schirm, was da im Bereich Entertainment auf uns zu rollt.
Beste Grüße und schönes Wochenende,
Beeindruckend.
Noch beeindruckender wäre natürlich, wenn nicht nur die Videos, sondern auch die Einreicher, die Jury und das Studio nur noch KI wären.
Leider konnte ich nur in wenige mal kurz reinschauen, der Server ist gerade überlastet oder von hier aus schwer zu erreichen, aber die optische Qualität ist hervorragend, wohingegen bei der Physik noch ein paar Mängel sind – die mordenden Zwillingsschwester stechen ja nicht einmal richtig zu, bevor das Blut meterweit spritzt, wechseln aber übergangslos das Mieder zur zweiteiligen Unterwäsche. Auch in der Horrorschule fallen erhebliche Continuity-Fehler auf, wie dass die Tür eben noch eine Türklinke hatte, beim Zugreifen aber einen Türknauf, das Fenster auf der falschen Seite und beim Rausgehen von außen anders aussieht als vor dem Reingehen.
Geschenkt.
Man wird es gar nicht mal korrigieren müssen, sondern es wird bald keinen mehr stören, sobald man sich daran gewöhnt hat, oder sogar als Erkennungsmerkmal ausgeben, dass das „nicht echt“ ist.
Offenbar gibt es so viel Filmmaterial, auf das man die KI trainieren kann, dass man daraus genug extrahieren kann.
Mich erinnert das an eine Diskussion, die ich vor ein paar Jahren irgendwo gehört oder eher gelesen habe, als es um Plagiate bei Musik ging. Da nämlich sagten manche Musiker, man könne gar nicht mehr plagiatfrei komponieren, weil man im Laufe seines Lebens mit so vielen Melodien zugedonnert werde, dass man die aus dem Unterbewusstsein gar nicht mehr heraus bekomme und gar nicht mehr merke, dass man plagiiere, und subjektiv tatsächlich glaubt, neu zu komponieren. Außerdem seien alle tauglichen Tonfolgen bereits benutzt, man könne also eigentlich gar keine neuen harmonischen Tonfolgen mehr erfinden.
Mir kommt bei dieser KI-Diskussion – auch deshalb – immer der Gedanke, ob wir nicht einem Denkfehler als Wunsch unterliegen. Viele Leute sagen, die KI sei doch nur Statistik und Reproduktion, die käme nie an die Kreativität eines Menschen heran.
Überschätzen wir uns da nicht gewaltig?
Ist die Frage nicht, ob die KI an den Menschen herankommt, sondern ob sich der Mensch algorithmisch überhaupt davon unterscheidet? Ob wir also mehr können als die KI, oder uns einfach nur noch quantitativ davon unterscheiden?
Anders gesagt: Ist das, was wir für menschliche Kreativität halten, am Ende nichts anderes als die Kühnheit der statistischen Variation von Erlerntem?
Wir neigen dazu, uns für Wunderbares, die Krone der Schöpfung zu halten, und bedenken nicht, dass wir auch nichts anderes sind als ein Klumpen von Nervenzellen, die irgendeinem algorithmischen Schema folgen, letztlich eine ordinäre Rechenmaschine sind.
Ich denke, die Verfügbarkeit solcher Videos wird zu drei Effekten führen:
- Konkurrenz für Profis von ambitionierten Amateuren: Ähnlich wie schon beim Zeitungsmachen durch Bloggen und beim Fernsehmachen durch Youtube werden ehemals überkomplexe, komplizierte, teure Verfahren, die nur für große Teams mit viel Geld erschwinglich waren, nun für „Heimwerker“ zugänglich: Man braucht nur noch einen PC, etwas Phantasie und ein paar Dollar, und schon kann man per kunstvoller Bestellung phantasievolle Videos erzeugen. Wir werden bald eine riesige Schwemme solcher Videos sehen, bis uns das Kotzen kommt und wir sie nicht mehr sehen können. Aber es werden bis dahin sehr viele sein.
- die kommerzielle Kurzfilmbranche für Werbe- und PR-Videos wird gleichzeitig durch die Konkurrenz leiden, aber auch in gewisser Weise aufblühen, indem sie solche Videos selbst produziert, und dann aber nicht mehr aus einem teuren Videostudio besteht, sondern vielleicht noch drei Typen am Mac in einem Büro oder im Homeoffice.
- ich glaube nicht, dass man ganze Kinofilme in großem Stil damit herstellen wird, sicherlich ab und zu welche, aber – ebenso wie bei den bisherigen CGI-Tricks – Szenen, Hintergründe und so weiter damit erzeugen wird. Gerade auch mit diesen Video-Hintergründen, die per LED-Wand jede beliebige Szene herstellen können (The Mandalorian war schon so gedreht und wirklich gut. Teils bestanden die Innenräume, die man sieht, nur aus dem Tisch, an dem da einer sitzt, und der ganze Hintergrund war in Echtzeit passend zum Kamerablickwinkel gerendert.)
Ich könnte mir also vorstellen, dass nicht der Film an sich per KI erstellt wird, sondern das Hintergrundmodell, die 3D-Struktur, im Sinne von „Mache mir ein unordentliches kleines Zimmer im Stil der 1920er Jahr, Südstaaten, mit Diebesgut und leeren Schnapsflaschen“, und daraus nicht das Video erzeugt wird, sondern das Rendering-Modell für den Hintergrund einer Szene, und damit dann auch solche Continuity-Fehler erledigt sind.
Bisher mussten – Beispiel Harry Potter, James Bond usw. – aufwendige Sets im Studio gebaut werden, damit es nach Winkelgasse oder dem Unterschlupf von Bösewicht Blofeld oder Spectre aussieht. Künftig wird man der KI sagen können, was man gerne hätte, und wie es aussehen soll, gemütlich warm wie eine Zauberbäckerei, oder grau kalt wie eine Begegnung mit Voldemort, und dann rumpelt es – und dann hat man nicht den fertigen Film, sondern das Modell, mit dem die Videowand für die fahrende Kamera den Hintergrund erzeugt.
- Maskenbildner werden ersetzt werden. Bisher hat man mit viel Aufwand und Latex Masken aufgeklebt, die immer dadurch begrenzt wurden, dass innendrin ein Mensch stecken muss, also immer alles aufgeklebt sein muss und nicht in den Schädel reingehen kann. Was die Außerirdischen bei Star Trek und Star Wars doch arg limitierte. Irgendwann fing man an, die Figuren per CGI zu rendern (Jar Jar Binks) oder Menschen zu verändern (Ralph Fiennes als Voldemort hat man nachträglich die Nase weggerechnet.), und bei neueren Versionen von Planet der Affen hat man ja auch vieles gerechnet, oder bei der Herr der Ringe, Avatar. Andy Serkis ist ja ein Schauspieler in vielen Filmen, und dennoch als Gesicht unbekannt, weil der darauf spezialisiert ist, die CGI-Modelle zu spielen und dann durch Figuren wie Gollum oder den Affengeneral vom Computer ersetzt wurde, nur deren Bewegungen gespielt hat. Das wird man künftig per KI machen, den Schauspieler auf ein Modell zu übertragen. Ich habe neulich irgendwo einen Science Fiction mit Robotern gesehen, die Menschengesichter hatten, denen man hinten aber durch den Metallschädel gucken konnte. Die Gesichter waren die der Schauspieler, der Metallschädel zum Durchgucken kam vom Computer.
Potential ist da ganz viel, und das heißt nicht, dass die Filme nur noch per KI erzeugt werden, sondern dass die KI bei Filmen auch „helfen“ und das „billig“ machen kann.
Ich sehe eher die Gefahr, dass die Leute – wie bei CGI – von den optischen Möglichkeiten begeistert sind, zuviel davon einsetzen und die Story dabei vergessen oder zu flach machen.
Aber die Drehbücher werden ja dann auch von der KI geschrieben.