Ansichten eines Informatikers

Mehr zum Heli-Absturz in Huntington Beach

Hadmut
12.10.2025 16:48

Eine Frage des Blickwinkels.

Es gibt erstaunlich viele Videoaufnahmen des Absturzes. Ständig kommen neue, auch aus verschiedenen Blickwinkeln. Erkenntnisreich ist auch diese hier:

Da sieht man nämlich recht gut, dass die Flugmanöver, die manche als Ursache des Absturzes ausmachten, eigentlich eher Folgen eines Problems und nicht dessen Ursache sind.

Anscheinend wollte der da auf dem Parkplatz landen, und man könnte auf den Gedanken kommen, dass der da beim Anflug mit dem Heckrotor an diese Palme gekommen ist, die kurz zuckt, und das dazu – vielleicht zusammen mit der in den USA inzwischen notorisch schlechten Wartung und anderen Schäden am Heli – zum Ausfall des Heckrotors geführt hat.

Es sieht nämlich so aus, als würde das Problem mit dem Heckrotor sofort mit dem Passieren der großen Palme im Bild passieren. Allerdings ist das auch eine Phase, in der man zu Landen dann in die Pedale treten und den Heckrotor belasten muss, weil man langsamer wird und dadurch mangels Fahrtwind die Drehung ausgleichen muss.

Außerdem schreibt mir ein Leser, dass die Aufwärtsbewegung, die ich beschrieb, eine Folge eines Heckrotorausfalls sein könne. Wenn nämlich der Heckrotor durch Wellenbruch o.ä. plötzlich vom Motor getrennt wird, fällt für den Motor diese Belastung weg und er wird erst einmal bei gleicher Gas-Stellung schneller, bis der Drehzahlregler eingreift. Deshalb könne das passieren, dass beim Ausfall des Heckrotors der Heli erst einmal noch oben geht.

Hallo Hadmut,

offensichtlich ist der Antrieb zum Heckrotor ausgefallen, vielleicht durch Bruch der Antriebswelle oder durch Getriebeschaden. Der Heckrotor dreht dann eine Weile frei weiter, liefert aber immer weniger Gegendrehmoment.

Der plötzliche Aufstieg des Helis kommt dadurch zustande, dass der weggefallene Leistungsbedarf des getrennten Heckrotors dem Hauptrotor zusätzlich zur Verfügung steht. Man hört, dass der Motor höher dreht. Nicht, weil der Pilot Gas gibt, sondern weil der Motor den Heckrotor nicht mehr mit antreiben muss.

Die schnelle Drehung des Helis um die Hochachse wirkt der gyroskopischen Stabilisierung des sich noch drehenden Heckrotors entgegen, weshalb er abbricht und wegfliegt.

Es dürfte sich um eine technische Ursache handeln. Der Pilot hätte durch eine sehr spontane Drosselung der Motorleistung in Verbindung mit einem Freilauf des Hauptrotors vielleicht eine Notlandung aus dieser geringen Höhe hinbekommen können.

Hallo Hadmut,

der Hauptrotor hat eine hohe Inertia (Rotationsenergie). Die reicht bei der Höhe auch für eine Notlandung. Der Pilot hat den Heckrotorausfall zu spät bemerkt. Im Idealfall in so einem Fall den “Gashebel” sofort auf Null damit man kein Gegendrehmoment des Heckrotors mehr benötigt wird und der Heli nicht unkontrollierbar dreht. Das passiert nicht und der Pilot zieht noch an der Collective was das sofortige Steigen auslöst. Die schnelle Drehbewegung führt zu Orientierungslosigkeit und Fliehkräften, je weiter man von dev Drehachse entfernt sitzt.

Die mechanische Verbindung der Pedalen zum Heckrotor wurde aus irgendeinem Grund defekt. Das passierte unabhängig von dem für einen solchen Hubschrauber normalen Flugmanövern.
Mit relativ starren Rotorblätter wie bei der alten BO105 kann man auch Kunstflugmanöver wie Loopings oder Rückenflug durchführen. Bei den meisten anderen Modellen geht das nicht, da die Rotorblätter wie du schon gesagt hast evt. den Heckausleger abreissen. Das war hier nicht der Fall.

Diskussion auch hier:
https://www.pprune.org/rotorheads/668676-heli-down-huntington-beach-11th-october-2025-a.html

Wäre ich Ermittler in diesem Fall, würde ich mir nach diesem Video sofort eine Hebebühne kommen lassen, und mir sowohl die Palme rechts im Bild, über die der so niedrig flog, als auch den Heckrotor anschauen, ob die Spuren vom jeweils anderen aufweisen und versuchen zu klären, ob der Heckrotor Palmenkontakt hatte und das den Ausfall des Heckrotors, Bruch der Welle oder des Getriebs oder ähnliches auslöste, und alles andere nur Folgeschäden sind. In den Social Media hatten ja schon einige spekuliert, ob der etwas berührt haben könne oder müsse.

Es ist natürlich immer leicht, vom Sofa aus den Bundestrainer zu verbessern, aber es sieht in der Tat so aus, als habe der Pilot den Ausfall zwar nicht verursacht, aber falsch oder zu spät reagiert. Denn in dieser Situation, den großen, freien Parkplatz direkt vor sich, und nur noch in Palmenhöhe, hätte die Restenergie, wie einer der Leser schrieb, ganz locker und üppig gereicht, um den Heli noch ohne Motor zu Boden zu bringen, und ohne Motor braucht man dann auch keinen oder kaum Heckrotor, weil es (bei der Autorotation schon ein bisschen, aber in die wäre man ja nicht mehr gekommen) nichts mehr auszugleichen gibt.

So ein richtig guter Pilot hätte die Kiste wahrscheinlich noch halbwegs ordentlich auf diesem Parkplatz abgestellt, denn der war ja nun wirklich zum Greifen nahe und frei.