Elektrisch leitende Glasfaserkabel
Nein!
Ein Leser fragt an:
Hallo Hadmut,
>Telefone wurden früher von der Bundespost betrieben, einer Behörde, die mit niemandem im Konkurrenz stand.
>Heute ist die Struktur eine andere.
Genau das ist der Punkt.
Man könnte sogar eine Notspeisung über spezielle Glasfaserkabel machen (elektrisch leitender Außenschirmung), aber das will man nicht.1 politisch nicht
2 billig billig
Praktisch jedes Telefon Gespräch das ich führe und ich führe viele, ist schlechter als zu analogen Zeiten. Ganz zu schweigen von ISDN.
Gestern hatte ich allerdings ein besonderes Erlebnis, erst blubberte es in der Leitung, dann wurde die Qualität innerhalb 30 sec. deutlich besser, variable Datenkompression.
Funk im Notfall kannst Du vergessen. Keine Kapazitäten für Massenandrang.
SMS würde dann zwar funktionieren, aber das wird glaube ich auch bald abgeschaltet.
Das einzige was im richtigen Krisenfall funktioniert, sind richtige Funkgeräte.
„Spezielle Glasfaserkabel mit elektrisch leitender Außenschirmung, aber das will man nicht.“
So etwas kann man gar nicht wollen, nicht einmal, wenn man es wollte.
Das ist ja (neben seiner Übertragungskapazität) gerade der Witz am Glasfaserkabel, dass es so dünn und leicht ist, elektrisch nicht leitet, und keine Abschirmung braucht. Dass man durch nur fingerdicke Leerrohrleitungen Glasfaserbündelleitungen mit 12 oder bis zu knapp 200 Glasfasern einblasen kann.
Zwar gibt es für die Hauptleitungen durchaus Glasfasern mit Stahlverseilung, siehe hier und hier,
Das ginge alles gar nicht, wenn die dünnen Leitungen noch einen Metallanteil enthielten.
Die großen Fernleitungen enthalten allerdings als Schutz gegen Zug und mechanische Beschädigung ein Stahlumseilung, und weil sie dadurch elektrisch leitend werden, tatsächlich noch ein Kupferkabel, weil sie nämlich dann, wenn sie elektrisch leiten können, geerdet werden müssen. Falls der Blitz einschlägt, Potentialunterschiede entstehen, Kurzschluss mit Stromkabeln. Hat man aber kein Stahlseil als mechanischen Schutz, braucht man auch kein Kupferkabel zur Erdung. Normale, nicht leitende Glasfaserkabel brauchen nämlich auch keine Erdung, weil es nichts zu erden gibt. Der Blitz kann nicht einschlagen, man kann keine Potentialunterschiede haben. Man hat ein dünnes, leichtes, recht flexibles Kabel (wobei der Begriff Kabel eigentlich nicht passt, wenn es kein Metallseil ist, weil Kabel eigentlich ein Metallseil meint), das man auch über Entfernungen von – soweit ich gehört oder gelesen habe, genau weiß ich es nicht mehr – 200 oder 300 Meter oder sogar mehr durch einfache, billige Plastikleerrohre „einjetten“ kann. Das ist ein ganz enormer Vorteil. Warum sollte man den durch Metalkabel aufgeben?
Freilich kann man argumentieren, dass man dann, wenn man ohnehin schon eine Fernleitung mit Stahlseil und Kupfererdung hat, die auch zur Stromversorgung mitverwenden kann.
Aber was will man damit versorgen?
Verblüffenderweise nämlich brauchen die Schaltkästen an der Straße, in denen die Fernleitungen mit den Hausleitungen verbunden sind, je nach Technik keinen Strom, weil da nur Glasfasern zusammengespleist sind. Wollte man da Strom weiterverteilen, müsste man wieder Sicherungen usw. einbauen, denn was wäre, wenn einer in seiner Wohnung die Stromversorgung kurzschließt oder 230 Volt drauf legt?
Bei Glasfasertechnik gibt es nämlich zwei verschiedene Techniken des Multiplexens (also Übertragen mehrere Datenströme mehrere Haushalte über ein Hauptkabel), AON und (G)PON, aktiv und passiv. Die Aktiven haben Router/Switche, die Strom brauchen, die Passiven aber funktionieren rein optisch (weiß nicht genau, Prismen u.ä.), so dass diese Verteilerkästen keinen Strom brauchen. Ich habe das auch schon gesehen, wenn da die Kabel gelegt werden, dass die da nur ihre Spleißkassetten drin haben, sonst ist da nichts drin.
Und das ist der nächste Vorteil der Glasfaser, dass sie nahezu entfernungsunabhängig ist, und man beispielsweise auch entferne Bauernhöfe oder Miniortschaften über 20km Glasfaserkabel anschließen kann, während man eine Notspeisung eben nicht über 20km Kupferkabel führen kann.
Und das ist etwas, was viele nicht verstanden haben: Nämlich dass die Glasfaser nicht einfach nur mal wieder ein anderer Kabeltyp ist, sondern sich die Verschaltungsstruktur ändert und auch deutlich vereinfacht.
Das würde da einfach gar nicht reinpassen, wenn da noch Kupferanteil zur Stromversorgung drin läge.
Und das ist auch völlig richtig, Daten und Energie zu trennen und nicht zwei völlig unterschiedliche Dinge über dasselbe Kabel übertragen zu wollen.
Dazu würde eine Notspeisung auch oft gar nichts mehr bringen, weil zu viele Leute gar kein notspeisefähiges Telefon mehr haben, und keine notspeisefähige Vermittlungsstelle. Bei mir zum Beispiel gäbe es gar nichts mehr, was man notspeisen könnte. Das letzte notspeisefähige Telefon habe ich entsorgt, als ich den ganzen ISDN-Kram rausgeworfen habe, und auch das war schon lange nicht mehr notspeisefähig, weil ich keinen ISDN-Anschluss mehr hatte, sondern eine Fritzbox am Kabelanschluss, die nach innen hin noch ISDN sprach, worüber aber keine Notspeisung möglich war.
Das Thema Notspeisung hat sich technisch erledigt, das wäre nicht mehr zu machen.
Man hat es nur versäumt, für entsprechenden Ersatz zu sorgen.
Allerdings kann sich da ja auch jeder mal selbst drum kümmern, wenn wir schon die Wohnungen mit High-Tech vollstopfen, sich ein paar Akkus hinzustellen, mit denen er für zwei, drei Tage Strom für Licht und Handy hat.
Zusammen mit passiv gemultiplexten Glasfasern könnte das nämlich durchaus eine zukunftsfähige Sache sein, wenn man die Vermittlungsstellen dazu bringt, einen Notbetrieb bei Stromausfall hinzubekommen. Insgesamt nämlich verbraucht die Glasfasertechnik viel weniger Strom als die Kupferkabeltechnik.
Man müsste sich nur mal darum kümmern.