Ansichten eines Informatikers

Der Science-Fiction-Papst

Hadmut
5.10.2025 18:39

Kennt ihr das Gefühl? Wenn Euch eine Szene, etwas aus einem Film, an irgendetwas etwas erinnert, aber Ihr nicht gleich draufkommt, was?

Seit 3 Tagen geht dieses Video da durch die Social Media, in dem der Papst einen Eisblock aus Grönland segnet, und gleich noch die Hand auflegt, damit er schneller schmilzt.

Bisher hört und sieht man von diesem Papst ja nicht viel, und wenn ich nun das sehe, denke ich mir, das ist auch besser so, und anscheinend hat der auch kein Papst-Konzept, sondern versucht sich irgendwie an die Jugend heranzuschmeißen, um die Kirche zu retten. Fehlt noch, dass er sich tätowieren lässt, einen Ring durch die Nase zieht und von weiß auf regenbogenfarbig umsteigt.

Egal.

Als dieses Video rumging, hatte ich sofort so ein Déjà-vu-Gefühl, kam mir das total bekannt und vertraut vor. Als hätte ich diese Szene schon so oft gesehen. Mir fiel aber nicht sofort ein, woran mich das erinnert. Nun habe ich das in der Zwischenzeit nicht gesehen, und jetzt doch wieder, und fiel mir auch schlagartig ein, woran mich das erinnert: Raumschiff Enterprise.

Und zwar die alten Folgen von 1969, „TOS“ – The Original Series – die ja noch so ganz naiv und billig gedreht worden waren, und mit dieser 1960er-Filmtheatralik.

In diesen Folgen landen die doch meistens auf irgendwelchen Planeten der Sorte „Er ist tot, Jim…“, die furchtbar lächerlich im immer selben Studio gedreht wurden, und in denen mal halt ein paar kleine Felsen aus Pappmaché und große Felswände lackiertem biegsamem dünnem Alublech aufgestellt und dazu etwas Grünzeug und ein paar Blumentöpfe verteilt hat, an die 10 Meter entfernte Studiowand einen wiederverwendbaren Himmel gemalt und unten noch etwas Sand verteilt hat, und dann ein paar als Außerirdische verkleidete schlechte Schauspieler in seltsamen Phantasiegewändern aufgestellt hat, die – um Außerirdische mit dem Budget und der Vorstellungskraft einer 1960er-TV-Serie zu markieren – seltsame Dinge in seltsamen Gewändern tun.

Das ganze noch studiomäßig flach, billig und stereotyp ausgeleuchtet, und immer dann, wenn es besonders dramatisch werden sollte, abgedunkelt mit einem Augenlichtstreifen auf Captain Kirk, der heldenhaft die Welt rettet. Als man später für die Kinofilme und TNG mehr Geld hatte und realistischere Darstellungen brauchte, ging man eher ins Freie, meist in die kalifornischen Berg- und Wüstengegenden (wie man es früher bei Daktari gemacht hatte).

Die ganze Aufmachung dieses Papstvideos – das ja, wie man in der Totalen sieht, sogar ziemlich ähnlich aufgebaut und inszeniert war, wie die damalige Studioserie, nämlich ein kleines, künstliches Set, platt beleuchtet, mit Blumentöpfen im Vordergrund und Plakethintergrund in 5 Metern Entfernung, dazu seltsame Laien als Planetensekte in seltsamen Gewändern, die seltsame Dinge tun und seltsam sprechen – wie die Bösewichtplaneten in den alten Raumschiff Enterprise Folgen. Man wartet eigentlich nur darauf, dass Kirk, Spock, Pille und ein unbekanntes Besatzungsmitglied runterbeamen, der Unbekannte tot umfällt, Pille seinen Satz „Er ist tot, Jim“ sagt, die Phaser beim Schuss auf den Eisblock wirkungslos bleiben, Spock es „faszinierend“ findet und Kirk die Welt vor dem Papst rettet.

Das Filmset steht schon perfekt.

Und das Drehbuch ist auch schon passend.

Wie kann man denn im Jahr 2025 einen solchen lächerlichen Auftritt hinlegen?