Hirnstrukturen: Die Kongruenz von Marxismus und Islam
Ich war vorhin Abendessen, und wie ich so auf das Essen wartete, ging mir ein Gedanke durch den Kopf. [Nachtrag/Update]
Ein Leser hatte mir zu Die DDR war „rechts“ geschrieben:
Hallo Herr Danisch,
ich seh das so: Diese Dödel verwenden links und rechts nicht als Bezeichnungen für politische Programme und deren Umsetzung, sondern als Wertbegriff: links ist gleichbedeutend mit gut, rechts mit schlecht. Wenn etwas nicht gut läuft, kann es nicht links sein. Und wenn etwas gut läuft, ist es keinesfalls rechts.
Da Linke immer von Zukünftigem schwadronieren, man aber die Zukunft schlecht im voraus beurteilen kann, lassen sich im Status quo ante auch die hirnrissigsten Paradiesvisionen als gut und somit als links anpreisen. Im Idioten-Umkehrschluss ist alles Schlechte der Vergangenheit niemals links, weil links=gut. Ergo kann es nur rechts sein.
Leider besteht eine hartnäckige Wahrnehmungs-Asymetrie dahingehend, daß Konservative bewahren wollen und man ihnen leicht jeden Mist aus der Vergangenheit ins Buch schreiben kann, während Linke eigentlich immer unschuldig und gut bleiben, da sie ja mit keiner einzigen gesellschaftlichen Mißgeburt auch nur irgendwas zu tun haben.
Andererseits bleiben sie auch für immer jungfräulich, da ja zu keiner Zeit und an keinem Ort jemals das sozialistische Glück geboren wurde. Ob denen das klar ist? Niemals Verantwortung haben, heißt auch, gar nichts zustande gebracht zu haben – zumindest in der eigenen Logik.
(Natürlich haben die eine Riesenmenge zustandegebracht. Wir alle, Linke eingeschlossen, könnten gut darauf verzichten.)
Beste Grüße
Ja. Eng verwandt mit den Doppelbegriffen, dieselbe Sache gut und schlecht zu benennen, wie man es gerade braucht. Ich hatte das ja schon mit halal und haram verglichen.
Mir gingen da also gerade so diese Parallelen durch den Kopf:
Marxismus | Islam | |
---|---|---|
begründungslos gut und verpflichtend | links | halal |
begründungslos schlecht und verboten | rechts | haram |
Verbindlicher, unkritisierbarer Regelsatz | Das Kapital/Das kommunistische Manifest | Koran / Hadithen / Sunna |
Autorität/Normgeber | Propheten | Propheten |
Fremde/Feinde/Konkurrenten | Faschisten/Leugner | Kuffar/Leugner |
Ketzer/Widerstand | Nazis | Kreuzfahrer |
Gewalttätiges Heilsversprechen | Paradies nach Klassenkampf | Paradies nach Djihad |
Versorgungsanspruch | Steuer/Enteignung/Bürgergeld | Dschizya |
Ziel | Alleinige Weltherrschaft | Alleinige Weltherrschaft |
Die Parallelen und Ähnlichkeiten sind frappierend.
Doch wie ist das möglich? Der Islam war zuerst da, kann also nicht vom Marxismus plagiiert haben. Der Marxismus ist aber auch nicht auf den Islam getroffen, kann also auch nicht plagiiert haben.
In der Evolution gibt es den Effekt der ökologischen Nische, bei der der Effekt auftritt, dass sich etwa Säugetiere und Fische oder Reptilien, obwohl unmöglich verwandt, funktional und körperlich gleich entwickeln, weil sie sich in dieselbe Nische einpassen.
[Update:Mehrere Leser wiesen mich darauf hin, dass der gesuchte Begriff „Konvergenz“ bzw. „konvergente Evolution“ lautet. Stimmt. Der Begriff der Konvergenz ist mir natürlich aus der Analysis und aus dem Latein bekannt, und in der Biologie hatte ich den auch schon gehört, da ist er mir aber nicht so geläufig, dass er mir zu diesem Thema auch eingefallen ist.]
Dann ging mir aber etwas anderes durch den Kopf: Ich halte ja viele Linke nicht für genuin, für überzeugt „Linke“, sondern nur für opportunistische Abstauber, weil die Leute einfach dumm und gewaltätig sind, und andere diffamieren, mobben, vernichten, verprügeln oder sogar töten wollen, egal warum, kein ideodologisches Ziel, einfach nur Gewalt- und Bösartigkeitssucht. Und ich glaube, dass diese Leute einfach deshalb Linke sind, oder, genauer gesagt, so tun, als ob sie Linke wären, weil es dort plötzlich gestattet, gelobt, goutiert, anerkannt wird, gewalttätig zu sein und bestimmte Leute zusammenzuschlagen oder gleich umzubringen. Die sind nicht links, weil sie links denken. Die sind links, weil sie gewalttätige Soziopathen und bei den Linken damit willkommen sind. Genauso, wie viele „Queere“ nicht queer und nicht trans und nicht sonstwas außer charakterlich oder psychisch schwer defekt und nicht mehr TÜV-fähig, dort plötzlich aber nicht kritisiert, sondern hochgelobt werden.
Ist das vielleicht nicht nur bei den Schlägern so?
Ich hatte oft beschrieben, dass ich auf diesen linken Konferenzen immer wieder den Eindruck hatte, dass denen funktional oder organisch etwas im Gehirn fehlt. Dass denen die Ratio fehlt und die durch Amygdala und Rudelmechanik gesteuert werden, die im Prinzip immer noch auf dem Stand von vor Millionen Jahren sind.
Ist das vielleicht genau der Punkt?
Könnte es sein, dass die Parallelen im Verhalten dadurch entstehen, dass diese Leute sich gar nicht nach ihrer Ideologie und ihren Regeln verhalten, sondern umgekehrt, sich nach evolutionär erworbenen und genetisch codierten unbewussten Verhaltensmustern aus der Entwicklung der Säuge- oder gar Wirbeltiere verhalten, nämlich nach dem, was Amygdala und Rudelmechanik wollen und unbewusst vorgeben, und umgekehrt ihre Ideologie so bauen, dass sie zu ihrem angeborenen Verhalten passt, um diese zu „rationalisieren“, ihr einen (pseudo-)rationalen Anstrich zu geben? Dass sie sich eigentlich an gar keine Regeln halten, sich die Regeln aber so nach ihrem Verhalten gebaut haben, dass es so wirkt, als würden sie sich an Regeln halten?
Korrelation und Kausalität.
Bei beiden, Marxisten und Islamisten, besteht eine Korrelation zwischen Ideologie und Verhalten, und wir neigen stark dazu, die Ideologie als kausale Ursache des Verhaltens anzusehen.
Könnte es aber genau umgekehrt sein?
Ich hatte das beschrieben, dass wir sozialen Verhaltensprogrammen, Sex, Fortpflanzung, Notwehr, Verteidigung, Überleben, Freund-Feindkennung usw. folgen, die wir aber nicht bewusst wahrnehmen, weil sie aus evolutionär viel älteren Gehirnteilen kommen, und die uns beeinflussen, indem sie positive oder negative Bewertungen ausschütten, etwa in Form von Belohnungshormonen, Dopamin, Glückshormone. Deshalb fühlen wir uns bei sozialem Wohlverhalten danach gut, und haben ein schlechtes Gewissen oder schämen uns, wenn wir dagegen verstoßen haben. Weil ein unbewusster Teil im Gehirn als Steuerungsteil Glücks- oder Schamhormone ausstößt. Deshalb werden wir ja auch rot und bekommen heiße Wangen, wenn wir uns öffentlich blamiert haben. Alles Chemie.
Könnte es also sein, dass ein gewisser rudimentär vorhandener rationaler, evolutionär neuerer Teil des Gehirns nicht „versteht“, warum wir so handeln, warum wir gerade einen totgeschlagen haben, und eine passende Story, Legende, Erklärung, Begründung, Regel dafür braucht, die es als rational erscheinen lässt, so zu handeln, obwohl es das nicht ist.
Kann es also sein, dass sich ein Teil des Gehirns unbedingt eine Story zusammenreimen will, die das archaische Urzeitverhalten erklären und rational erscheinen lassen soll, und darin der Grund liegt, dass diese beiden Stories von Mohammed und Marx in wesentlichen Punkten so ähneln, weil sie beide dasselbe archaische Verhaltensprogramm erklären sollen?
Dass also beide Stories eine Art Gipsabdruck desselben genetisch codierten Verhaltens und sich deshalb so ähnlich sind?
Nachtrag: Ich hatte vor einigen Jahren in der Frühzeit meiner Blogserie über das Gehirn die Vermutung geäußert, dass Religion und Gott nichts anderes sind, als ein imaginierter, virtueller Leithammel, dem man ständig folgt und folgen muss, aber auch leicht folgen kann, weil man ihn, wohin immer man geht, vor sich herträgt wie der Esel die Möhre an der Angel, um sich einzubilden, dass man – evolutionär korrekt und rudelkonform – brav dem Leithammel folgt, obwohl man ihn vor sich herträgt.
Auch das ist letztlich nichts anderes, als Gott und Religion als Erklärungsmuster für den rationalen Teil des Gehirns zu erfinden, um den unbewussten Handlungen einen Sinn zu geben.
Der rationale Teil neigt ja dazu, für alles, was passiert, was wir beobachten oder auch nur zu sehen glauben, eine (wenigstens vermeintlich, gefühlt) rationale Erklärung zu suchen, damit wir den Vorgang in diesem Teil des Gehirns verarbeiten können. Genau deshalb auch diese Verschwörungstheorien. Im Prinzip sind Götter oder Gott und seine Heiligen und sein Sohn oder sein Prophet ja auch nichts anderes als Verschwörungstheorien, die den Kausalzusammenhang für Vorgänge liefern soll, die wir uns so nicht erklären können (weil sie aus dem umbewussten Teil des Gehirns kommen).
Was mich als Informatiker jetzt auf den Gedanken bringt, dass der Teil des Gedächtnisses, der den rationalen Teil beliefert, möglicherweile als eine Art assoziativer Kausalitätsspeicher funktioniert.
Ich hatte doch erzählt, dass ich meine Sicherheitsschulungen immer so ausgelegt habe, dass ich zu jeder Verhaltensregel irgendeine Anekdote oder einen Schwank aus meinem Berufsleben erzählt oder Videos und Fotos gezeigt habe, u.a. Diebstahl in Restaurants von Überwachunsgkameras, eine explodierte Steckdose und so weiter. Da hieß es zwar dann immer „Danisch wieder mit seinen Gruselgeschichten“ – aber gerade deshalb hat es funktioniert, merkten sich die Leute das auf viele Jahre (während sie in den anderen Vorträgen der Kollegen oder normalen Sicherheitsbelehrungen einschliefen und schon nach 10 Minuten nicht mehr wussten, was man gesagt hat), weil es im Anekdotischen Gedächtnis verankert war. Ich weiß, dass das sehr gut funktioniert und dass ich es für Schulungen verwenden kann, ich weiß aber nicht, warum es funktioniert. Ich hatte immer die Vermutung, dass das irgendwas archaisches ist, wir uns merken, wo der Säbelzahntiger gelauert hat, um Gefahren zu lernen und zu vermeiden. Deshalb funktioniert das auch mit Sicherheitsschulungen so gut, wenn ich dazu eine kuriose Geschichte erzähle, das Video eines Vorgangs zeige – oder eben denen, die ungläubig gucken, wenn ich von der explodierten Steckdose erzähle, dann den verbrannten Stecker, der es ausgelöst hat (und den ich dann abgeschnitten habe), herumreiche, damit man ihn anfassen, „begreifen“ kann (haptisches Erfassen).
Und von den Sprachen – ich war ja auf dem altsprachlichen Gymnasium mit Latein und Griechisch – ist bekannt, dass es trotz aller Unterschiede eine gewisse universelle Grammtik gibt: Subjekt – Prädikat – Objekt. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge (Yoda: Vertauschen die Satzstellung Du kannst!, Latein: Nach Stil, Beliebigen und Ausdruckswichtigkeit), aber doch nach diesem Schema, um Handlungen, Handelnden, Handlungsziel zu beschreiben, und damit auch Kausalketten zu bauen. Weil möglicherweise das Gedächtnis und der rationale Teil seinem evolutionären Zweck nach so funktioniert. Und es gibt Vermutungen, dass auch Tiere so denken. Dass das der Ursprung des Denkens ist.
Ich halte es inzwischen für naheliegend, wahrscheinlich, dass Religion, Gott, Islam, Marxismus imaginierte Ergänzungen sind, um das unbewusste, aber an sich selbst beobachtete Verhalten in Informationsmuster für diesen Teil des Gedächtnisses zu übersetzen.
Denn im Prinzip machen Bibel und Koran auch nichts anderes, als ich es in meinen Sicherheitsschulungen getan habe: Regeln nach dem Schema „Du sollst/Du sollst nicht“ werden verbunden mit einer Erzählung, mit einer Anekdote, die das Ding kausal plausibel und Subjekt-Prädikat-Objekt-erfassbar für diesen Teil des Gehirns macht, damit man sie sich merken kann.