Die „Gläserne Klippe“
Aktuelles von der Frauenquote.
Leserzuschrift:
Frauen und die “gläserne Klippe”
Hallo Herr Danisch,
im Zusammenhang mit der Ernennung einer Frau zur Bahn-Chefin tauchte heute Morgen im Deutschlandfunk der Begriff “gläserne Klippe” (analog zu “gläserne Decke”) auf. Es geht darum, dass Frauen eher in eine Führungsposition gelangen würden, wenn ein Unternehmen in der Krise steckt und Männer deshalb den Job nicht so gerne übernehmen würden.
Eine echt interessante Ausrede fürs weibliche Scheitern! Hier ein Artikel zum Thema:
Die „gläserne Klippe“: Warum Frauen oft erst in der Krise ins Top-Management kommen – und dann ein hohes Risiko haben, zu scheitern
https://www.businessinsider.de/karriere/management-warum-frauen-in-der-krise-ceo-cfo-oder-coo-werden-a/Was meinen Sie als Experte dazu?
Na, der Effekt ist doch bekannt. Man könnte ihn nach Angela Merkel benennen. Frauenquote ja, aber natürlich nur dann, wenn alles von selbst läuft und man nichts tun muss.
Der Effekt ist schon frühzeutig bei der US Army aufgefallen: Feminismus ja, Frauen auf allen Führungs- und Gehaltsebenen, aber natürlich nur dann, wenn gerade keine Gefahr, kein Krieg droht. Man fand heraus, dass wenn Kriegsgefahr besteht und man in den Einsatz müsste, die plötzlich alle schwanger werden und in Mutterschaftsurlaub gehen. Soziologen würden jetzt dastehen und sich fragen, welche politisch korrekte Kausalität man daraus drehen könnte.
Ähnlich auch bei uns: Seit Jahren heißt es, Geschlechter gäbe es gar nicht, und kein Arzt könne von außen das Geschlecht beurteilen.
Kaum greifen die Russen an und verlangt man nach Wiedereinführung der Wehrpflicht, heißt es: Selbstverständlich nur für Männer.
Und das Selbstbestimmungsgesetz, wonach jeder sein Geschlecht frei wählen darf? Also ja, schön, wunderbar, aber natürlich nicht im Verteidigungsfall.
Dass die Frauenquote eine Schönwetterquote ist, ist bekannt.
Und auch die Taktik, sich aus den zwei dichotom gegenüberstehenden Standpunkten, nämlich dem Gleichheits- und dem Differenzfeminismus immer spontan das zu wählen, was gerade nützlicher ist, also mal gleich und mal anders sein zu wollen, ist auch bekannt. Biologische Unterschiede gebe es nicht, aber wehe, irgendwer testet Knieprothesen nur an Männern und nicht an Frauen, oder berücksichtigt den weiblichen Herzinfarkt nicht.
Die Amerikaner nennen das „cherry picking“, sich immer nur die guten Sachen rauszusuchen. Das Thema umfasst ja auch, dass Frauen immer in die gut bezahlten Führungsjobs wollen, aber nie zum Beispiel Gerüstbauer, Eisenbieger oder Kanalreiniger werden wollen.
Übrigens begründet man noch vor gar nicht allzu langer Zeit die Frauenquote damit, dass Unternehmen mit Frau im Vorstand signifikant prosperierten. Wieder das Problem mit Korrelation und Kausalität. Es war nämlich umgekehrt so, dass Unternehmen, denen es auffallend gut ging und die Geld übrig hatten, sich Bullshit-Posten für Vorstandsfrauen leisten konnten, und besonders dort die Frauen in den Vorstand drängten, die Korrelation also da war, aber die Kausalität genau andersherum lag. Man nutzte das zu der Behauptung, dass Unternehmen mit Frauen im Vorstand prosperierten, dabei versuchten umgekehrt Frauen vor allem da, wo es von selbst läuft, in den Vorstand zu kommen wie Merkel in die Kanzlerschaft.
Das mit der Prosperität hat sich nicht halten lassen.
Und dieselben Kräfte, die früher Frauen mit Prosperierenden Firmen in Zusammenhang sehen wollten, behaupten nun, dass Frauen vor allem in Firmen in den Vorstand kämen, weil die Männer nicht mehr wollten.
Klassisches Beispiel für Korrelation und Kausalität:
- Frau im Vorstand einer gesunden Firma:
- Der Firma geht es gut, weil eine Frau im Vorstand ist. Kausalität: Frau => Firma gut
- Frau im Vorstand einer kranken Firma:
- Die Firma muss Frauen einstellen, weil Männer nicht mehr wollen. Kausalität: Firma schlecht => Frau
Also immer so herum drehen, wie es feministisch und politisch gerade passt.
Im Prinzip nichts anderes als das soziologische Analogon zum Doppelbegriff: Dieselbe Sache, Frauenquote, einmal positiv und einmal negativ bezeichnen, indem man die Kausalität entsprechend wählt.
Es ist davon auszugehen, dass sich die Forderung nach Frauenquoten in Zeiten der Rezession und des Anpackens deutlich legen werden. So, wie sich auch die Forderung nach Frauen in der Bundeswehr sehr beruhigt hat, seit die Russen Stunk machen.