Ansichten eines Informatikers

9/11

Hadmut
11.9.2025 1:29

Eine Erinnerung.

Im Fernsehen kommt gerade eine Doku zum Anschlag auf das World Trade Center in New York. Und plötzlich kam ich mir für einen Moment so vor wie damals an diesem Tag.

Ich saß in meinem Zweier-Büro in Karlsruhe bei Xlink/KPNQwest, Internet-Provider, und der Kollege, mit dem ich im Zimmer saß, hatte so ein paar Nerd-Eigenschaften und war deshalb immer in irgendwelchen Nerd-Chats drin, um frühzeitig von Sicherheitsvorfällen und so weiter zu erfahren. Und noch bevor etwas in den Nachrichten kamen, erfuhr der da aus erster Hand, dass ein Flugzeug in das World Trade Center geflogen sei.

Damals war das ja noch so, dass Fotos und Videos im Internet noch nicht oder kaum üblich waren, nicht wie heute, die Bandbreiten und Prozessoren, die Browser und die Technik das noch nicht hergab. Ich kann mich noch erinnern, dass es Raubkopien von US-Serien zum Brennen auf CDROM gab, aber in lausiger Qualität, und das war eine längere Aktion, die zu kopieren. Damals war man ja auch noch auf PAL und NTSC-Normen, und Bilder waren schlecht zu haben.

Man hielt das noch für einen Unfall und dachte an eine Cessna oder sowas. Dann hieß es „war wohl doch größer“. Nach einer Weile sagte er entgeistert, dass da eine Meldung kam, dass auch in den zweiten Turm was geflogen sei. Das also kein Unfall, kein Versehen sei, und dann kam noch die Meldung vom Pentagon. Inzwischen hatte irgendwer auf dem Gang einen Computermonitor auf einem PC-Wagen aufgebaut und irgendwoher ein Video bekommen und etwas gezeigt, ich weiß es nicht mehr. Wir sahen da erste Fotos und irgendwas auf Video, ich weiß es nicht mehr genau.

Und dann etwas Seltsames:

Wir hatten natürlich sofort Firmenalarm gegeben, alle Kollegen informiert, weil wir damals eigene Router in den USA stehen hatten, und zwar unter dem World Trade Center. Unten im Keller hatte es Server-Räume und so etwas, die waren auch Kommunikationsknotenpunkt. Die Netzwerkkollegen sagten aber, das könne nicht stimmen, denn die Router funktionierten noch tadellos. Und zwar sogar, als die Türme laut Meldungen schon eingestürzt waren. Wie kann das sein? Wir sehen Meldungen, Fotos und sogar Videos, wonach die Türme eingestürzt sind, und die Kollegen sagen, die Router liefen immer noch, da könne was nicht stimmen.

Dann aber sagten sie, dass sie erste Verbindungsausfälle auf weiterführenden Leitungen feststellten, dass da doch etwas nicht stimmen konnte. Weil an Arbeiten sowieso nicht mehr zu denken war, fuhren wir alle nach Hause und guckten bis in den nächsten Tag Nachrichtensendungen. Könnt Ihr Euch noch erinnern? ARD und ZDF hatten damals ihr gesamtes Programm über den Haufen geworfen und 24 bis 48 Stunden lang nichts anderes mehr gesendet.

Die Router funktionierten übrigens noch bis zum nächsten Morgen. Wir haben nie herausgefunden, warum die nicht zerquetscht und zerrieben wurden und warum die noch Strom hatten und woher.