Was ist Schönheit?
Eine Betrachtung.
Zwei Anlässe.
Ein Leser schreibt
Moin Herr Danisch
Irgendwann, schon lange Jahre her, haben Sie mal aufgeworfen daß Schönheit und Attraktivität viel mit Gesundheit zusammenhängt. Ob mit dieser Person gesunder Nachwuchs machbar ist. Good genes halt.
Sie haben das damals zwar hauptsächlich auf körperliche Gesundheit bezogen, ich halte Attraktivität und Schönheit gleichermaßen für ein Anzeichen, ob jemand auch psychisch, geistig gesund ist. Ist jemand mit sich selbst halbwegs im Reinen, oder eben nicht. Und zumindest korreliert das mit der zunehmenden Verbreitung schwerer Dachschäden (Vieviel? 30%? der Jugendlichen halten sich für trans?).
Gruß
und
Aber nicht jede Frau fühlt sich sexuell von Geld angezogen. Sollen wir uns jetzt über die Definition von hübsch streiten?
Das letzte ist wieder eine Plattitüde ohne nähere Definition was mit Macker oder "machen" oder keine Lust überhaupt gemeint ist.— Krautine (@Krautine813) September 4, 2025
Nein. Eine Plattitüde ohne nähere Definition ist Schönheit ganz sicher nicht, außer in den unterprivilegierten Hirnen von Feministinnen und Geisteswissenschaftlern der Sorte Sprechakt.
Das ist schon deshalb ausgeschlossen, weil beispielsweise in Akt- und Portraitfotoforen immer wieder zu beobachten ist, dass die Leute sich – nicht immer beim Bildaufbau und den Sachen im Bild, aber fast immer bei den Personen im Bild – einig sind, was schön ist und was nicht, ohne das abgesprochen zu haben.
Nun gibt es allgemeine Eigenschaften eines schönen Fotos, auch wenn keine Menschen darauf zu sehen sind, Stillleben, Landschaften, Insekten, Architektur und so etwas, die unabhängig von Menschenschönheit ein schönes Foto ausmachen, wenn die Farben und der Bildaufbau stimmen, Gerade und Diagonalen, vor allem, wenn die wichtigen Punkte, Längen, Strecken, im richtigen Verhältnis, Goldener Schnitt und so weiter. Das ist natürlich auch in der Aktfotografie wichtig.
Aber was macht eine Person schön?
Wichtig sind natürlich
- Gesundheitsmerkmale, wie gleichmäßiger Wuchs, Symmetrie, Beweglichkeit, Haut, Knochenbau und so weiter und so fort, nämlich das Fehlen von typischen Symptomen wie Genfehlern, Krankheiten, Parasiten, Organversagen, Unterernährung, Verletzungen. Natürlich auch geistige Gesundheit, nicht gucken wie Depp.
- In erotischem Kontext Darbietung einschlägiger Paarungswilligkeitszeichen wie Gesichtsausdruck, Haltung usw., in nichterotischem Kontext zumindest Freundlichkeit, Rudelakzeptanz, keine Feindseligkeit, also die Kommunikation des Gemütszustandes.
- Pflegezustand
- „Jungfräulichkeit“ im Sinne einer Gewähr, dass der zu erwartende Nachwuchs dann auch wirklich von einem selbst ist.
Und schon das haben Feministinnen nicht verstanden. Wenn sie etwa fragen, warum Frauen als Jungfrauen in die Ehe gehen sollen, Männer sich aber vorher austoben dürfen und sollen. Ganz einfach: Der Mann kann sich nicht sicher sein, ob das Kind von ihm ist. Frauen haben das Problem nicht, ob das Kind in ihrem Bauch auch wirklich von ihnen ist.
Und deshalb sind Tattoos und Piercings auch eigentlich recht übel: Die evolutionstechnisch stellen sie Hautkrankheiten, Pilze, Flechten, Parasiten dar. Deshalb fällt es sehr schwer, Tattoos schön zu finden. Tätowierungen ergeben erst als Tribe-Zeichen wieder einen Sinn.
Das allein erklärt es aber noch nicht.
Denn wenn es allein um das Fehlen von Krankheitsmerkmalen ginge, müsste die Schönheit genau in der Mitte liegen. Forscher haben vor einigen Jahren mal zwei „Idealmenschen“ errechnet, eine Frau und einen Mann als Durchschnittsgesichter von je Zehntausenden von Portraits errrechnet. Ergebnis: Nichtssagend. Unauffällig wie Nachbarstochter. Schön, aber langweilig. Unauffällig.
Die Schönheit liegt in den winzigen – aber normalerweise symmetrischen – Abweichungen von der Norm. Die kleinen Besonderheiten sind es. Die, die das Interesse erwecken, den Informationsgehalt tragen.
Warum? Weiß ich nicht. Ich vermute, dass man ein so ein bisschen genetische Vielfalt sucht und will, so wie man ja herausgefunden hat, dass Küssen und Riechen dazu dient, jemanden zu finden, der zwar gesund und genetisch kompatibel, aber auch genetisch genug entfernt ist, um Inzucht zu vermeiden und eine gewisse „Diversität“ und Mischung zu erreichen.
Und das ist auch in der Fotografie wichtig: Eine perfekte Schönheit zu fotografieren, das perfekte Foto zu machen, ist als Ergebnis eher langweilig. Irgendwas muss anders, besonders sein, damit das Auge etwas zum Festhalten, zum Anschauen findet. Es muss irgendwas da sein, was das Gehirn beschäftigt. In einem Gesicht. In einem Foto. Irgendeine kleine Störung in der Regelmäßigkeit, die Ausnahme, die die Regel bestätigt, weil man die Ordnung erst dann wahrnimmt, wenn sich das Gehirn über deren Störung aufregt.
Ein Kopfkinobeispiel:
Ihr kennt doch diese gewöhnlichen Fensterjalousien aus ganz dünnen Blechstreifen, aufgehängt an Fäden. Total gleichmäßig, sich wiederholende Linien. Stellt Euch zwei Fotos vor. Ein Foto zeigt einen formatfüllenden Blick auf solche Lamellen, ohne die Fäden, exakt waagerecht, ohne jegliche Störung, tadellos sauber, tadellos regelmäßig. Stinklangweilig.
Und jetzt stellt euch dasselbe Foto noch einmal vor, mit einer einzigen Störung: Mit einem Knick in einer Lamelle. Mit einer Spinne. Einem Blutfleck. Mit einem Einschussloch. Aber nur eins davon, nicht mehr. Und schon ist das eben noch langweilige, nichtsssagende Bild eine Story, weil das Gehirn die Regelmäßigkeit wahrnimmt und sich an deren einzelner Unterbrechung stört und sich damit beschäftigt. Wie kam der Knick, das Loch da rein, das Blut dahin. Was macht die Spinne jetzt?
Bisher habe ich auch den klassischen „Schönheitspunkt“ aus dem Barock für genau dafür gehalten, nämlich eine Störung der Regelmäßigkeit, an der das Gehirn was zum Hingucken findet. Bis mir jemand schrieb, dass man den Schönheitspunkt erfunden habe, um Syphilisnarben zu überschminken. Vielleicht war das ja ein dadurch verursachter Zufallsfund, denn er funktioniert ja wirklich, um ein völlig flach und weiß geschminktes Gesicht wieder attraktiv zu machen. Insofern wäre meine Vermutung, dass nicht der Punkt, sondern die dicke weiße Schminke der Abdeckung der Narben diente, und man auf den Punkt kam, um dem zugespachtelten Gesicht wieder etwas zu geben.
Kurioserweise empfinde ich Schönheit und Attraktivität als zwei verschiedene Eigenschaften: Nicht jede schöne Frau, die ich für fotogen halte, halte ich für attraktiv. Und nicht jede attraktive Frau halte ich für besondere Schönheiten.
Was auch damit zusammenhängt, dass ich zwischen zwei Arten von Schönheit unterscheide. Ich nenen sie mal „statische“ und „dynamische“ Schönheit. Es gibt Leute, die sehen auf dem Foto toll aus, bewegen sich aber wie ein Papagei. Und es gibt Leute, die auf dem Foto nicht viel hermachen, sich aber irgendwie toll bewegen, deren Mimik, Art zu reden, einen anspricht. Und möglicherweise ist das genau der Punkt, den der Leser ansprach: Dass es eben nicht nur um körperliche Gesundheit, sondern auch die Prüfung geht, ob die Dachkammer dicht ist. Und wir deshalb Frauen der Kategorie „Hübsch, aber doof“ auch nicht mögen.
Bären am Südpol
Kennt Ihr die Fangfrage, ob Eisbären Pinguine fressen? Natürlich nicht, denn Eisbären gibt es am Nord-, und Pinguine am Südpol.
Was auch nicht immer stimmte, denn die Aktfotografie unterlag einem enormen Wandel.
Bis etwa 1900 hat man sich überhaupt erst mal mit dem Thema Fotografie auseinandergesetzt und natürlich – wie bei VHS und DVD – das neue Medium erst einmal genutzt, um Schweinkram und Pornos herzustellen. Es gab mal eine großartige „Sammlung Uwe Scheid“, der allen Schweinkram, den er aus der Zeit bekommen konnte, zu einer Sammlung sammelte. Damals musste man erst einmal lernen und herausfinden, wie das mit der Fotografie funktioniert und was man damit macht, wie lange das hält. Im puritanischen Amerika fotografierte man eher Indianer und Generäle.
Dann kamen schwere Zeiten, Zensur und Verbote, und man versteckte die Aktfotografie hinter dem Körperkult der Nazis, entwickelte Ausreden wie FKK und irgendwelche Freunde des Lichts und Lichtkämpfer, Sportler, um innerhalb der Naziideologie Nackte zeigen zu können ohne von der Zensur kassiert zu werden, die das für entartet hielt. Man musste damals so tun, als ging es darum, den nordischen Typ zu dokumentieren, und nicht etwa gewöhnlichen Schweinkram zu machen. Deshalb haben die dann auch immer so alberne Posen wie Götter oder Kugelstoßer drauf. Weil alles nach „Leibesertüchtigungen“ aussehen musste.
Schönheitsideal? Nein. Eher Zensurumgehung. Pornographie war in deren Augen „entartete Kunst“ und marxistisch. Aus einer Nazi-Ausstellung von 1937 über entartete Kunst:
Gruppe 1.
Hier ist eine allgemeine Übersicht über die Barbarei der Darstellung vom handwerklichen Standpunkt her zu gewinnen. Man sieht in dieser Gruppe die fortschreitende Zersetzung des Form- und Farbempfindens, die bewußte Verachtung aller handwerklichen Grundlagen der bildenden Kunst, die grelle Farbkleckserei neben der bewußten Verzerrung der Zeichnung, die absolute Dummheit der Stoffwahl, lauter Dinge, die nach und nach den Charakter einer frechen Herausforderung jedes normalen, kunstinteressierten Beschauers annahmen.
[…]
Gruppe 5.
Diese Abteilung der Ausstellung gibt einen Einblick in die moralische Seite der Kunstentartung. Für die darin vertretenen „Künstler“ ist offensichtlich die ganze Welt ein einziges großes Bordell, und die Menschheit setzt sich für sie aus lauter Dirnen und Zuhältern zusammen. Es gibt unter dieser gemalten und gezeichneten Pornographie Blätter und Bilder, die man auch im Rahmen der Ausstellung „Entartete Kunst“ nicht mehr zeigen kann, wenn man daran denkt, das auch Frauen diese Schau besuchen werden. Es ist für jeden Menschen unseres heutigen Deutschlands völlig unbegreiflich, daß man vor wenigen Jahren noch, und zwar auch noch in den Jahren der Zentrumsherrschaft unter Heinrich Brüning, so abgrundtiefe Gemeinheiten, so viel Verkommenheit und ein so eindeutig überführtes Verbrechertum unter der Devise „Freiheit der Kunst“ ungehindert an die niedersten Instinkte des Untermenschentums appellieren ließ. Das aber darf nicht übersehen werden: Auch diese Seite der Kunstentartung geht letzten Endes auf eine politische Zielstellung zurück. Das ist schon daraus ersichtlich, daß fast alle diese Schweinereien auch eine deutliche marxistisch-klassenkämpferische Tendenz aufweisen. Immer wieder begegnet man Blättern, auf denen Wüstlinge der „besitzenden Klasse“ und ihre Dirnen in Gegensatz gestellt sind zu den ausgehungerten Gestalten des im Hintergrunde sich müde vorbeischleppenden „Proletariats“. Auf anderen Zeichnungen wird die Dirne idealisiert und in Gegensatz gestellt zur Frau der bürgerlichen Gesellschaft, die nach Ansicht der Macher dieser „Kunst“ moralisch viel verworfener ist als die Prostituierte. Kurzum: Das moralische Programm des Bolschewismus schreit in dieser Abteilung von allen Wänden.
Da lief nichts mit Aktfotografie, außer ein paar Körperkultkörperertüchtigungsfotos.
Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger kam Fotografie wieder in Mode, weil gute Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven auf den Markt kamen (Nikon und Canon-Bajonett 1959 vorgestellt), und das Heimlabor zum Entwickeln und Abziehen von Schwarzweißfotos wurde auch für Amateure in guter Qualität verfügbar und erschwinglich.
Also nutzte man die Freiheit von der Nazi-Zensur und den muffigen spießigen 50er-Jahren, um endlich mal wieder richtig gegen die Sitten zu verstoßen – und kümmerte sich nicht um Schönheit. In den Siebzigern war es noch anstößig genug, überhaupt nackte Frauen zu zeigen, egal welche und wie, die dann ihren großen Bären am Südpol darboten, während man im Öffentlichen Rundfunk in todernsten Talkshow pseudointellektuell diskutierte, ob eine Frau im Minirock „nuttig“ aussehe. Da ging es aber auch nicht um Schönheit, sondern um Aufreger und Tabubrüche.
Schönheit kam im großen Stil und in der Breite erst mit den Hochglanzmagazinen ab den 80ern auf. Das war die Hochphase der Fotografie. Schönheit war, was die Leute sich ansehen.
Ab den 2000ern hatten wir dann einen Niedergang der Schönheit, beschleunigt durch Queer und Woke ab den 2010er Jahren. Schönheit stand unter dem ständigen Vorwurf der Diskriminierung des Hässlichen, so wie man in der chinesischen Kulturrevolution Leuten, die Klavier spielen konnten, die Finger brach, weil ich nicht alle Klavier spielen konnten, damit keiner Klavier spielen konnte. Und so führte man Tattoos und Piercings, Body-Positivity und Marxisten-Frisuren ein, auf dass alle gleich hässlich seien.
Schönheit war, was der Neid der Hässlichen nicht mehr ertragen konnte, weil die neue Freiheit auch das Versagen derer mit sich brachte, die nun nicht mehr konkurrenzfähig waren.
Und so war Feminismus der Versuch, „survival of the fittest“ durch „survival of the fattest“ zu ersetzen.
Und seither versucht man, jeden Begriff von Schönheit zu zersetzen und zerreden, weil er als Unterscheidungskriterium herhalten würde. Als müsse man Männer nur hinreichend mit Lesbotypen konfrontieren, gemäß der Diskurs- und Sozialisierungstheorie, bis sie sich endlich daran gewöhnen, den Phänotyp Pottwal als Frau zu akzeptieren.
Nur: Daraus wurde nichts. Denn Schönheit ist eben nicht nur ein soziales, sondern vor allem ein funktionales, ein evolutionäres Konstrukt. Weil die Natur eben nicht so sinnlos wie Geisteswissenschaften sind, die einfach alles, was ist, für eine durch die Manege getriebene Sau halten. Schönheit und Geschlecht sind eben keine willkürlichen Konstrukte, die sich fiese Entitäten ausgedacht haben um andere zu unterdrücken, was an sich schon eine enorm bekloppte Vorstellung ist.
Schönheit und Geschlecht dienen der Fortpflanzung. Schönheit ist Werbung und Auswahlkriterium, mit der man die Vorzüge darstellt und auswählt.
Inzwischen sind wir so sehr mit Nacktheit und Hässlichkeit überflutet, dass Schönheit als Aktfotografie kaum mehr funktioniert, kaum mehr gefragt ist, und es nunmehr um Panoramaeinsichten in den Südpol geht – was evolutionär gar nicht so schlecht ist. Denn die Praxis zeigt, dass Männer im Rahmen ihrer Gesundheitstriage durchaus gerne Schluchten in Augenschein nehmen, während nicht wenige der Weiblichen einen erstaunlich starken exhibitionistischen Drang verspüren, ihre Südpoligkeiten – heute ganz ohne Bären – in Betracht zu stellen. Aktfotografie ist die fruchtbare Kooperation von Voyeuren und Exhibitionistinnen, und erstaunlicherweise kommt das dann Feministinnen wieder näher, die aussehenstechnisch von der Verschiebung des Fokus vom Nord- auf den Südpol nicht nur profitieren, sondern endlich wieder das an den Mann bringen können, was sie schon immer anbieten wollten, und sich bisher nur gegenseitig in Anwesenheit mit Vulvaparties und in Abwesenheit durch Vulvaabgüsse und Vulvenkalender zeigten.
Und so fügt sich auch die Vulveninspektion in das eingangs erwähnte Doppelkriterium aus Fortpflanzungstauglichkeit im Sinne funktionaler Gesundheit und Fortpflanzungswilligkeit im Sinne von Südpolbeben ein.
Oder anders gesagt:
Die Tragödie des Feminismus liegt darin, dass sie Schönheit den Frauen als Eigenschaft, aber nicht den Männern als Maßstab nehmen konnte.
Schönheit ist etwas, woran sich die Dummheit der Geisteswissenschaften die Zähne, die sich nicht haben, trotzdem ausgebissen hat.
Denn Schönheitsbewertung findet immer noch da statt, wo das erotische Empfinden, der Auslöser des Beuteschemas liegt: In der Amygdala, unserem Mustererkenner und Emotionalgenerator.
Wo sonst.