Ansichten eines Informatikers

Waren sie hübsch oder Durchschnitt?

Hadmut
30.7.2025 14:00

Ein Leser fragt an.

Weder noch.

Sie waren weder hübsch, noch „Durchschnitt“ im Sinne von Mittelwert einer Streuung, sondern sie waren „Normal“ im Sinne einer Norm, Standard.

Dazu muss man verstehen, dass die Gesellschaft damals eine andere war. Noch kurz zuvor hatte man eine Monarchie mit Adligen, die zwar formal abgeschafft war, aber faktisch und personall ja noch existierte. Wie oft beschrieben fand die „Befreiiung der Frau“ ja nicht mit dem Feminismus und der Pille, sondern mit Erfindung von Kühlschrank, Waschmaschine, Spülmaschine und Supermarkt statt. Ich will das jetzt nicht alles schon wieder wiederholen, aber Hausfrau war damals ein harter Vollzeitberuf, den man auf der Hauswirtschaftsschule erlernte, und in dem man alles – oft ja noch ohne Strom – mit harter Arbeit erledigen musste. Kochen und Wäschewaschen waren Knochenarbeit.

Vielen ist das heute nicht klar, dass auch heute noch die Herren- und Damenmode – gerade noch so – auf den damaligen Prinzipien beruhte. Der Herr trug ein Hemd unter dem Anzug, und das Hemd musste oben beim Kragen und unten an den Ärmeln unter dem Sakko herausschauen, damit das Sakko niemals die Haut berührte – sondern aller Schweiß allen vom austauschbaren und waschbaren Hemd aufgenommen wurde.

Deshalb trägt man nicht nur „Unterwäsche“, sondern deshalb heißt sie auch so: Die Oberbekleidung musste lange halten, konnte aber im Prinzip nicht gewaschen und gereinigt werden. Deshalb trug man waschbare einfach weiße kochfeste Kleidung darunter. Die Unterwäsche.

Und dementprechend sahen Frauen damals auch aus.

Normale Frauen haben damals den Tag mit harter körperlicher Arbeit und Kinderkriegen verbracht.

Die Smartphone-Dummfeministinnen von heute können sich das gar nicht mehr vorstellen. Heute holt man alles im Supermarkt. In einem australischen Museum habe ich mal einen Film gesehen, in dem eine Hausfrau vorführte, wie man früher so galert-artige Masse, irgendeine britische Jelly oder so etwas, herstellte, und dazu zwei Tage lang irgendwelche Knochen und widerlichen Schafsköpfe auskochen und in Handtüchern auswringen musste und so weiter. Heute nimmt man die im Supermarkt fertig aus dem Regal.

Man sieht das auch in den alten Aktfotografien bis 1920. Das waren nur sehr selten Frauen, die wir heute als hübsch bezeichnen würden. Meistens doch sehr mollig-füllige Figuren, selbst als junge Mädchen, oft welche, denen man Arbeit und Sonne auch ansah.

Demgegenüber gab es eine Klasse von Adligen und Luxusfrauen, die einen ganz anderen Look hatten. Leute wie Marlene Dietrich, Greta Garbo oder damals jede Industriellen- oder Beamtengattin, die was auf sich hielt. Schau mal in die „Feuerzangenbowle“, wie die Gattin von Pfeiffer (mit 3 F) herumläuft. Oder alte Fotos und Filmaufnahmen von Berlin um 1900 oder 1920.

Man hatte damals eine deutliche Trennung zwischen arbeitender und reicher Bevölkerung, weshalb man Adlige ja auch als „Blaublütige“ bezeichnete – die mussten nicht in der Sonne arbeiten und waren deshalb so blass, dass man ihre Venen sehen konnte.

Und das ist ja auch der Grund, warum Marx & Co. mit ihrer Klassengesellschaft daherkamen.

Die Frage stellte sich damals so gut wie gar nicht, ob eine Frau aus dem normalen Volk „hübsch“ war. Die wichtige Frage war, ob sie gesund war, ob sie arbeiten und Kinder kriegen konnte. Im Prinzip dieselben Anforderungen wie bei einem Pferd.

Und deshalb halte ich dieses Foto auch für ein mit hoher Wahrscheinlichkeit gestelltes PR-Foto. Das sind genau die Frauen, die man als Wähler ansprechen wollte. Das sind genau solche Typen wie meine Großmutter. Einfach, Hauptschulbildung, aber fleißig, fünf Kinder, robust und hart im Nehmen.

Es ging nicht darum, zu zeigen, dass Hitler von „hübschen Frauen umgeben“ ist. Das wäre Oberklasse gewesen.

Es ging darum zu zeigen, dass Hitler von Frauen des normalen Volkes umgeben ist. Die sehen alle nach „Volk“ aus. Sozialistisch eben.

Anders gesagt: Das auf dem Bild sind „Nutzfrauen“ und keine „Zierfrauen“.

Und deshalb ist die Frage falsch gestellt.

Die sind nicht hübsch nach irgendeinem „Schönheitsideal“, weil es damals kein Schönheitsideal in diesem Sinne gab.

Sondern die sind erkennbar normale Bevölkerung, „Arbeiterklasse“, wenn man so will. Erkennbar die Art von Leuten, bei denen es auf gesund, sauber, arbeits- und gebärfähig, fleißig ankam. Also gewissermaßen schon, aber ein anderes „Schönheitsideal“, wenn man unbedingt so will. Die Art von Frau, die ihre Zeit nicht mit Schminken vergeudet, sondern pflichtgemäß Arbeiter und Soldaten reihenweise gebärt und großzieht. Und eben keine Marlene Dietrichs und Greta Garbos.

Und das war damals auf dem Heiratsmarkt auch nicht die primäre Auswahleigenschaft, „hübsch“ zu sein. Damals ging es um die Frage, ob eine Frau einen Haushalt führen, Kinder kriegen, und auch auf dem Feld arbeiten kann, um Lebensmittel zu erzeugen.

„Schönheit“ war damals eher ein Merkmal für „Faulheit“. Wer schön war, hat nie gearbeitet.