Ansichten eines Informatikers

Über die Jurisprudenz und ihre Kleider

Hadmut
19.7.2025 10:38

Anwaltsschreiben erhalten.

Ein Anwalt schreibt mir (Jahreszahlen anonymisiere ich etwas), und ich bitte die Zuschrift zu beachten und sich zu merken, weil ich heute noch etwas schreibe, wofür das relevant ist:

Danisch.de » Der Popanz Jurisprudenz

https://www.danisch.de/blog/2025/07/18/der-popanz-jurisprudenz/

Ich mach es kurz: Für mich, promoviert, habilitiert, 1[x] Jahre an der Uni, 2[y] Jahre als RA, reduziert sich die ganze Geschichte auf eine einfache Unterscheidung:

Naturwissenschaften sind vom Prinzip her exakte Wissenschaften, zumindest theoretisch. Da landet man bei der alten Frage der „absoluten Wahrheit“, die man zwar schon aus Kosten-Nutzen Gründen nicht erreichen wird, aber an die man sich – stets überprüfbar – herantasten kann. – Jurisprudenz (wie auch alle anderen Geisteswissenschaften) sind künstliche Konstrukte ohne reale Basis, von der Gesellschaft nach Bedarf, manchmal auch nur aus Lust, geschaffen. Es sind dies alles unexakte Wissenschaften. Und die wissen das sehr genau, dass sie um Grunde konkret weniger als Null zu bieten haben. Deshalb wettern die auch gegen jeden, der sich auf ihr Terrain wagt, und verteidigen das mit Händen und Füßen, weil sie wissen, dass sie sonst wie der Kaiser mit den neuen Kleidern da stehen würden. Nicht umsonst gibt es die Sprüche: „Zwei Juristen drei Meinungen“ oder „Vor Gericht und auf hoher See…usw“. Deshalb muss man das alles künstlich aufblähen, um die eigene Bedeutung und Alternativlosigkeit hervorzuheben, weil es sonst keiner macht.

Jurisprudenz ist sicher gutes Gehirntraining, Argumentationsspielfeld und Auslauf für manchen Trickbetrüger, aber mehr auch nicht.

Meine Meinung und Erfahrung.

Das ist kurios, denn den Vergleich mit „Des Kaisers neue Kleider“ bzw. „Der Kaiser ist nackt“ hatte ich an diesem Tag schon auf Twitter/X im Streit mit einige Juristen, Juraprofessoren verwendet, die da ja nie in der Sache argumentieren oder sagen, warum meine Einschätzungen falsch sein sollen, sondern damit kommen, dass ich kein Jurist sei, mich deshalb erst gar nicht äußern könne und dürfe, oder solche Dinge wie, dass ich, bevor ich Fehler in Äußerungen einer Juristin (hier: Frauke Brosius-Gersdorf) aufzeigen könne, erst einmal die Grundrechtsdogmatik zur Menschenwürde und die Objektformel rezitieren, also quasi erst einmal eine einwöchige Hausarbeit schreiben müsse, bevor ich überhaupt daran denken könnte, mich selbst zu äußern, weil ja meine Kritik schon ohne jede inhaltliche Betrachtung allein deshalb als falsch einzustufen sei, weil die Dogmatik fehle. Was das eine mit dem anderen zu tun haben solle? Egal. Es geht darum, dass sich nur Juristen im für sie typischen Geschwurbel äußern dürfen. So informatikermäßig geradeaus „Da, das ist falsch!“ geht nicht.

Das bekannte Märchen von Hans Christian Andersen wäre anders ausgegangen, wenn der nackte Kaiser auch Juraprofessor gewesen wäre. Das Dummvolk außenherum hätte sich genauso verhalten und verbeugt, aber dem Kind, das rief „Der Kaiser ist nackt“, hätte man vorgehalten, dass es sich nicht äußern dürfe, bevor es Staatsexamen und Promotion habe, und deshalb schweigen möge, es könne das gar nicht beurteilen, schon gar nicht ohne vertiefte Darstellung der anerkannten Kleidungsdogmatik. Außerdem sei „nackt“ ja höchstens auch nur eine von mehreren vertretbaren Meinungen. Und das Verwaltungsgericht käme zu dem Schluss, dass es letztlich auch dahinstehen könne, weil der Kaiser als Jurist vor Gericht Robe trage und es nicht darauf ankomme, was er darunter trage, und das Gericht sitzungspolizeilich auf die weiße Krawatte verzichten könne, jedenfalls nicht zum Verlangen derselben gezwungen sei. Man hätte das Kind abgemahnt und unter Verlangen einer strafbewehrten Unterlassungserklärung zur Unterlassung aufgefordert, und die Berliner Polizei hätte morgens um sechs dessen Wohnungstür eingetreten, um das Handy zu beschlagnahmen, während die Presse sich einig sei, dass das Kind dem rechtsextremen Lager zuzurechnen sei. Die Politik hätte verkündet, dass das Kind niemals Beamter werden darf. Die Antifa hätte es als Holocaust-Relativierer entlarvt. Daraufhin hätte man das Kind beschimpft, an toxischer Männlichkeit zu leiden, versteckt transsexuell zu sein, ihm Pubertätsblocker verabreicht, Mädchenkleider angezogen und ihm Puppen zum Spielen gegeben, um sich zu dekonstruieren, weil Kleidung, und damit auch die Rüge deren Fehlens, ein soziales Konstrukt, und die Erwartung, solche zu tragen, heteronormativ und queerfeindlich sei, weil Kleidung, insbesondere die eines Kaisers, nur der Reproduktion binärer Geschlechterrollen diene, und das Kind offenbar von Rechten beeinflusst sei, weil es ja heteronormativ-binäre Kleidung verlange.

Die SPD hätte gefordert, den Kaiser zu enteignen. Die Grünen hätten seine Klimabilanz gerügt, ihm das Erbrecht streitig gemacht und den Schlossgarten mit Windrädern vollgestellt. Die Stadtverwaltung hätte Flüchtlinge im Schloss untergebracht.

Die Äußerung des Kindes, dass der Kaiser nackt sei, wäre untergegangen, aber sein Vater wegen Kindesmissbrauch und häuslicher Gewalt bereits verurteilt.

Der Kaiser stünde vor dem Problem, entweder in die Sexualstraftäterdatei wegen Exhibitionismus aufgenommen zu werden, oder sich für queer zu erklären, zur Regenbogenflagge zu bekennen und jedes Jahr beim Christopher Street Day nackt mitzumarschieren.

Die Tagesschau betont, dass es sich beim Kaiser um einen Deutschen handele. Im Anschluss folgt ein Brennpunkt, die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um 15 Minuten. Alle Talkshows der Woche diskutieren darüber, Maybrit Illner meint „Wir müssen reden“, „Hart aber fair“ fragt, ob Erektionen zulässig gewesen wären, und Lanz hat den Kaiser im Einzelinterview und fragt „Was macht das mit einem?“ Georg Restle wettert gegen Rechts, ttt berichtet über die Kultur des Nacktwandelns und 37° über Leute, die gern nackt wären, aber sich nicht trauen. Auf Youtube gibt es Nackt-Kurse, im Web Karten und Empfehlungen der schönsten Nacktwanderwege mit Reviews.

Aktivisten setzen in Umlauf, dass es sich bei dem Kind um einen afghanischen Migranten mit IQ 169 handele. Der SPIEGEL schreibt, dass das auf den rechten Einfluss zurückzuführen sei, der Kaiser versuche, Donald Trump und Viktor Orbán nachzuahmen, denn der Kaiser sei in der AfD, deren Verbot damit überfällig sei. Böhmermann deckt auf, dass die Russen dahinterstecken.

Luisa Neubauer schreit in eine Kamera, dass der Umstand, dass sogar der Kaiser nackt herumlaufen müsse, Folge des Klimawandels sei. Die Grüne Jugend wettert dagegen gegen die Klimabilanz der Kleidungsindustrie und sieht das als Beweis, dass man Kleidung gar nicht brauche. Sie fordern öffentlich finanzierte Pornos. Die Grünen Friedrichhain-Kreuzberg fordern, die Innenstadtradwege um Nacktwanderwege zu ergänzen und Begegnungsstätten zwischen nackten Kaisern und kleinen Jungs anzulegen. Der Queerbeauftragte erklärt, dass es jedes Wollenden Recht sei, sich jederzeit zum Kaiser zu erklären. Der BDSM-Verband meint, nackt sei gut, aber eine schwarze Ledermütze und ein paar schwarze Lederriemen und Pumps würden die Sache aufpeppen.

Die Antifa verteilt Pamphlete in der Nachbarschaft des Kindes und übt massiven Druck auf die Kita aus, das rechtsradikale Kind rauszuwerfen.

Die Grünen hätten im Bundestag einen Untersuchungsausschuss gefordert. Drei Grünenpolitikerinnen hätten Gleichstellung und ein Gesetz gefordert, dass Frauen ebenso nackt herumlaufen dürften, während die Linke rügt, dass Grundeinkommen und Mindestlohn nicht reichten, um sich in Deutschland noch Kleidung leisten zu können.

Und das Bundesverfassungsgericht hätte seine Verfassungsbeschwerde dagegen verworfen.

Und keine Sau interessiert sich für den eigentlichen Punkt, nämlich dass der Kaiser nackt ist und es außer dem Kind keiner merkt. Denn Kritik ist nicht erlaubt.