Das Zeitalter der KI
Erkenntnisse und Denkergebnisse aus dem Pool.
Ich hatte mich gerade über die miserable Qualität dieses Berliner Verfassungsgerichtsurteils so aufgeregt, mich darüber so erhitzt, dass ich schnurstracks eine Badehose angelegt und mich auf kürzestem (ohnehin kurzem) Wege in den Pool zur Notabkühlung begeben habe. Ein wenig schwimmen, ein wenig planschen, ein wenig einweichen. Etwas Bewegung.
Dabei habe ich mich während des erfolgreichen Kühlens des (Had)Mütchens und der Köpertemperatur durchaus eigenen Gender Studies gewidmet. Am Pool waren nämlich noch Nachbarn mit Töchtern, und einige Rotzbengel, die sich da lautstark balgten, die Kräfte maßen, sich gegenseitig ins Wasser schubsten. Ich dachte mir noch, dass die Kerle zwar nervig seien – es aber genau so sein muss, dass dieses Ringen, diese Kräftemessen, dieses gefährliche Salto-Springen in das Wasser, das dafür dann eigentlich doch nicht ganz tief genug ist, denn ich kann im Pool stehen, für die Entwicklung von Jungs richtig wichtig ist. Die brauchen sowas auf dem Weg zum Mann. Während die Mädchen alle brav bei Mutti unter dem Handtuch saßen, oder vornehm ins Wasser stiegen und brav geradeaus schwammen. Wie blind muss man sein, um das Offensichtliche nicht zu sehen, oder wie verlogen, um es zu sehen und trotzdem abzustreiten?
Da ging mir so dieses Schrotturteil von heute durch den Kopf. Wie kann man denn so einen Mist als Urteil abgeben?
Als mir ein Gedanke, ein trauriger Gedanke durch den Kopf ging, diesem Urteil auf seinem Weg durch meinen Kopf folgte: KI. KI hätte es besser gemacht. Oder jedenfalls nicht so schlecht.
Rechtswissenschaften tun ja immer gerne so, als wären sie systematisch, sie sind es aber nicht. Oder höchstens der gescheiterte Versuch, sie systematisch zu machen.
Tatsächlich sind Rechtswissenschaften ja nichts anderes mehr als ein riesiger Berg von Urteilen, Beschlüssen und Kommentaren, durch die wirklich keine Sau mehr durchblickt, weil der Berg so groß ist und täglich wächst. Das geht gerade noch so, solange man als Berufsrichter, Fachanwalt oder Professor in einem bestimmten, kleinen Thema bleibt, und sich darin auskennen, alles lesen kann, aber sobald man – wie hier – auf ungewohntes Terrain kommt und dann die Recherche nicht gut beherrscht, ist es aus. Da geht man mit hoher Wahrscheinlichkeit unter, wenn man keine Plagiatsvorlage findet.
KI ist aber etwas, was große Mengen von Texten fressen und verwerten kann.
Nach meiner Einschätzung ist die KI inzwischen so weit, oder demnächst mit der nächsten Leistungssteigerung, dass eine KI, gefüttert mit allen Verfassungs- und ähnlichen Entscheidungen und Kommentaren hier ein besseres – genauer gesagt: nicht so schlechtes – Urteil erstellt hätte. Die KI hätte Assoziationsketten gefunden und nicht dagestanden und gar nichts geliefert.
Ich glaube, solche Urteile sind der Punkt, an dem die KI den Menschen überholt.