Ansichten eines Informatikers

Mediensterben: Die Verramschung des SPIEGELS

Hadmut
23.6.2025 12:01

Ehemals ein Bollwerk, inzwischen zum Ramschblatt verkommen.

Ich kann mich noch gut erinnern, als wir damals im Studentenwohnheim alle zusammengelegt und für den ganzen Flur ein SPIEGEL-Abo abgeschlossen hatten. Jede Wochenausgabe fingerdick, und nach einer Woche ziemlich zerfleddert, weil jeder die durchlesen wollte. Dann wusste man mehr.

Gut, das waren andere Zeiten, damals gab es noch kein World Wide Web mit Nachrichten, kein Internet außerhalb der Uni-Labore. Damals gab es als Informationsquellen nur Zeitungen/Zeitschriften und ARD/ZDF.

Aber: Der SPIEGEL war zwar auch damals schon links, aber mehr so Helmut-Schmidt-links, noch in einem wenigstens gelegentlich noch vernunftmäßig erreichbaren Rahmen, noch um Sachfragen bemüht und noch in dem Versuch, zu informieren.

Inzwischen:

Wobei mir nicht ganz klar ist, wie sich das beim SPIEGEL entwickelt. Die hier behaupten, dass die Verkauften innerhalb eines Jahres um 2,1% gesunken seien, während die „Harte Auflage“ (echter Verkauf plus Abo) um 3,8% gestiegen sei. Mir ist auch nicht klar, ob sich das nur auf Papier, oder auch auf Digitalabos usw. bezieht.

Nur was mir eben immer wieder auffällt: Früher war der SPIEGEL das politisch-kritische Magazin schlechthin, waren die die Instanz. Als damals FOCUS herauskam, hieß es noch, neben dem SPIEGEL sei kein Platz für ein zweites Magazin. Inzwischen habe ich eher das Gefühl, dass kein Hahn mehr nach dem SPIEGEL kräht, und die versuchen, möglichst krawallig aufzutreten, um überhaupt noch irgendwie Aufmerksamkeit zu erreichen.

Und zu den größten Problemen des SPIEGEL zählt sicherlich auch Melanie Amann mit ihrem Auftreten in Talkshows, was ich persönlich als überaus abstoßend empfinde.

Vor ein paar Tagen erst hatte ich über den Aufstieg der alternativen Medien geschrieben, und den Spruch „We are the media now“ beklatscht. Darauf hatten einige Leser geantwortet, dass die Zuschauerzahlen von Tagesschau und manchen Printmedien sogar stabil seien oder wieder stiegen.

Die Erosion ist aber nicht nur da, sondern das passiert auch immer dann, wenn es mal nicht um Meinung und Wertung, sondern etwa bei Kriegsgeschehen und aktuelle Berichterstattung geht. Zwar sind die Social Media da oft schneller, aber die alternativen Medien haben eben keinen Zugriff auf offizielle Nachrichtenkanäle.

Und hinter der Fassade werden die Auflagenzahlen dann eben mit solchen 1-Euro-Abos hochgehalten.