Scheiß Selbstbedienungskassen
Es ist unmöglich, bei LIDL jemandem Feedback zu geben. Aber vielleicht lesen sie es auf diese Weise.
War gerade ein paar Lebensmittel zum Wochenende einkaufen. Bei LIDL. Auf Zypern.
Wie ich schon erwähnt hatte, haben die hier zunächst bei einem, inzwischen bei mindestens einem zweiten LIDL Selbstbedienungskassen eingeführt. Keine Ahnung, ob es die auch in Deutschland gibt, in Berlin habe ich die noch nicht gesehen (und da würde wohl auch zu sehr geschummelt). Da die Kassen als Sprache aber nicht nur die hier üblichen Sprachen Griechisch und Englisch anbieten, sondern auch Deutsch, was wohl damit zusammenhängt, dass LIDL ein deutsches Unternehmen ist und man auch deutsche Touristen ansprechen möchte, nehme ich an, dass die Software und die Geräte von vornherein auch für Deutschland ausgelegt sind, und falls es da noch nicht installiert ist, man hier eine Art Testphase betreibt.
Heute hatte ich damit massive Probleme, und mindestens ein halbes Dutzend Mal die Hilfe der Kassenaufsicht gebraucht, obwohl nur kleiner Einkauf.
Das funktionierte (bisher, bei früheren Einkäufen) halbwegs passabel, solange man nur Waren mit einem festen Preis und festem Barcode kauft. Barcode an den Scanner, zack, pieeep, passt. Obwohl es auch da schon Hänger mit der Kassensoftware gab, und ich neulich auf ein kurioses Problem gestoßen bin. In Deutschland ist es so, dass wenn man die LIDL-Plus-App verwendet, man auf einen Kassenzettel auf Papier verzichten kann und dann stattdessen einen als Graphik auf das Handy bekommt (warum dusselige Bilddatei und nicht PDF oder gleich XML oder sowas, womit man mehr anfangen könnte?) Auf Zypern kann man darauf bisher nicht verzichten, da bekommt man immer beides.
Obwohl auf Zypern die Kriminalität viel niederiger als in Deutschland ist, gibt es Ladendiebstahl wohl auch hier (gibt es sogar in Japan), und deshalb haben sie als Sicherheitsmaßnahme eingeführt, dass es hinter den Selbstbedienungskassen eine Schranke gibt, die nur aufgeht, wenn man seinen Kassenzettel (den Barcode darauf) dranhält, um dem Ding nachzuweisen, dass man gerade wenigstens irgendetwas bezahlt hat. Anfang der Woche hatte ich es zum ersten Mal, dass auch die Selbstbedienungskasse keinen Kassenzettel gedruckt hat, weil ja LIDL Plus App. Damit man dann aber rauskommt, druckt das Ding stattdessen einen Bezahlbeleg, damit man etwas hat, womit man die Schranke öffnen kann. Dann kann man auch gleich einen normalen Kassenzettel drucken, was sie heute wieder getan haben.
Ich fing also heute mit der Anmeldung mittels der LIDL Plus App an, was noch funktioniert hat, um sodann zwei Packungen Mineralwasser (mit Kohlensäure) zu scannen, was schon sehr lange gedauert hat, bis das Ding wollte. Eigentlich hätte mir eine Packung gereicht, weil ich noch eine zuhause habe, aber die App hat einen Coupon angezeigt, ich bekäme bekäme Rabatt auf Mineralwasser mit Kohlensäure, auf bis zu zwei Packungen. Da ich das Zeug eh verbrauche, dachte ich, dann nutze ich den Rabatt und nehme zwei mit. Nach dem Scannen des Rabatts hängte sich das Ding aber irgendwie auf und nichts ging mehr. Nach einer Zeit des hilflosen Ausprobierens aller Bedienoptionen ging das Ding in eine Art Timeout, vermutlich hat eine sogenannte Watchdog-Schaltung zugeschlagen, und das Ding spuckte auf dem Drucker einen Zettel aus, auf dem irgendwas auf Griechisch stand, anscheinend eine Fehlermeldung und warum dem Ding das Mineralwasser nicht passt. Die herbeigeeilte Kassenaufsicht erklärte, ich müsse nochmal neu anfangen. Was ich auch getan habe. Nach dem Bezahlen habe ich aber gemerkt, dass das Ding, obwohl die Kasse bestätigt hat, meine LIDL ID erneut eingescannt zu haben, den Rabatt nicht berücksichtigt hat, weil man den wohl nur einmal in Anspruch nehmen kann. Es sind nur ein paar Pfennige, und ich habe ja auch nicht mehr gezahlt als ohne Rabatt – aber so verärgert man Kunden.
Kritisch wird das Ding, wenn man Dinge bezahlen muss, die keinen Barcode haben.
Namentlich Obst, Backwaren, alles, was gewogen werden muss. Dann wird das wirklich problematisch.
Man muss dann auf „Obst“ oder „Backwaren“ tippen und kommt dann in Untermenüs, mit Bildchen. Und muss das passende Obst oder Backwerk aussuchen.
Laugenbrezeln. Ich suche und suche nach Laugebrezeln. Die Kassenaufsicht hilft mir und belehrt mich, dass Laugebrezeln nicht in der Unterkategorie „Salziges“ zu finden seien, obwohl sie mit dem Salz bei diesen Brezeln wirklich nicht geizen, sondern unter „Brot“. Wo auch sonst.
Noch schwieriger wurden die Croissants mit Nussfüllung. Die habe ich zwar gefunden, aber wenn man die auswählt, kommt man in eine Unterkategorie. Und die ist nur auf griechisch beschrieben, obwohl ich „Deutsch“ gewählt habe, und auch als gewählt angezeigt wurde, die Menüüberschriften waren deutsch. Aber die Croissants eben nicht. Aber welches ist nun das richtige? Und wo bleibt der am Backregal zugesicherte Rabatt für vier?
Nun ist Griechisch durchaus nicht so schwer, wie man glauben sollte. Wenn man erst einmal die Schrift und ein paar phonetische Kapriolen verstanden hat, kann man vieles verstehen. So heißen Butter, Margarine, Melonen, Ananas alle fast gleich. Bananen heißen Mpanana, weil sie das Beta heute wie v aussprechen und sich dann was basteln mussten, um wieder ein B zu sprechen, weil es eben doch Banane und nicht Vanane heißt. Manches ist sprachlich etwas weiter entfernt, aber immer noch erkennbar verwandt, Salz heißt Alati. Und vieles kennt man von Fremdworten und aus der Wissenschaft. Zucker heißt Sachari. Fett heißt lipara („lipophil“). Ein Schnitzel heißt Snitsel, und Croissants bewegen sich auf solchen Ebenen wie Krouasan oder Kroysant. Ausgesprochen mal französisch, mal wie „Streusand“. Griechisch ist gar nicht so schwer. Vieles erschließt sich schon über den Klang des Wortes.
Das hilft einem aber nicht, wenn man da die Unterkategorien der Croissant auswählen soll, und das dann auch noch abgekürzt wird, damit es in das schmale Fensterchen passt, man also dann, wenn man nicht den vollen griechischen Wortschatz drauf hat, auch nicht erkennen kann, wie das Wort klingt.
Auch Melonen gestalten sich schwierig, weil es da Bilchen verschiedener, aber ähnlich aussehender Melonen gibt, die meiner alle nicht ähnlich sehen, aber unterschiedlich kosten. Die Kassenaufsicht meint, wenn man drei Seiten weiterblättert, findet man eine, die meiner optisch nahe kommt.
Das größte Problem ist aber die instabile und bekloppte Software. Dass mich das meinen Coupon-Rabatt auf zwei Packungen Mineralwasser (mit Kohlensäure) gekostet hat, hatte ich schon erwähnt.
Manchmal bleibt das Ding aber einfach stehen und reagiert auf Eingaben gar nicht. Oder wiegt nicht.
Wenn man Obst gewählt hat, und sich auch über die richtige Melonenart im Klaren geworden ist (oder man in einem Mentalzustand angekommen ist, in dem es einem egal geworden ist), verlangt das Ding, die Ware zu wiegen, weil man damit ja nur den kg-Preis gewählt hat, aber das Gewicht zu bestimmen ist. Sounds fair.
Dann kommen aber drei Buttons, in denen man für das Tara-Gewicht wählen muss, ob das Obst nackt auf der Waage liegt, in einem dünnen Plastiktütchen, oder in einem wiederverwendbaren Einkaufsnetz. Klingt einfach. Es passiert aber meist nichts. Ich tippe drauf, und der Bildschirm zeigt sogar an, wo ich hingetippt habe, es ist also kein sensorisches Problem, aber es passiert einfach nichts. Man kommt nicht voran.
Und wenn man doch voran und bis zum Wiegen kommt, erklärt einem das Ding, dass es heute Probleme beim Wägevorgang habe und es kein akzeptables Resultant zu finden imstande sei. Und nu? Was anders könnte ich tun, als nun eine Melone oder die Bananen auf die Waage zu legen? Manchmal geht es, manchmal nicht. Und immer, wenn es nicht geht, kommt man aus dem Zustand auch nicht mehr raus, muss einem die Kassenaufsicht mit ihrem NFC-Schlüssel aus dem Deadlock heraushelfen.
Manchmal erklärt das Ding ohne erkennbaren Grund, dass es eine Kontrollwägung vornehmen müsse. Keine Ahnung, warum. Ob es um eine Plausibiltätsprüfung geht, ob das, was ich da eingebe, auch stimmen kann. Ob ich vielleicht mehr Brötchen in der Tüte hätte, als ich angegeben habe.
Das tut es aber ohne erkennbaren Anlass und Warenbezug. Ich hätte ja nichts dagegen, die letzte Ware nochmal auf die Waage zu legen, damit das Ding nochmal nachdenken kann. Aber das Ding ist wieder im Deadlock. Es will nämlich unbedingt eine Kontrollwägung vornehmen, weiß aber nicht, was es denn zur Kontrolle wiegen will. Es gibt nämlich eine Fehlermeldung, dass ich erst den Barcode eingeben muss, bevor ich wiegen kann. Der Scanner ist aber nicht aktiv, weil ich aus dem Menü der Kontrollwägung nicht herauskomme. Wie ich da überhaupt hineingekommen bin, oder warum die Kasse as unbedingt will, wenn sie nicht weiß, worauf sich das bezieht und erst einen Barcode haben will, bleibt unklar. Und schon wieder muss mich die Kassenaufsicht mit ihrem Master-NFC-Button aus dem Menü befreien.
Und immer wieder bleibt das Ding einfach hängen, reagiert auf Eingaben nicht, obwohl es die Eingaben optisch bestätigt. Als ob da alles online geht, die Verbindung aber schwer hakt (könnte mit dem Israel-Krieg zu tun haben).
Ich wäre in der Zeit schon dreimal an der normalen Kasse durchgewesen, hätte weniger Ärger und Gehampel gehabt. Und den versprochenen Rabatt für Mineralwasser (mit Kohlensäure) hätte ich auch bekommen.
Sorry, LIDL, wenn ich es mal so ganz direkt sage, aber: Die Dinger sind ein Scheiß! Damit verärgert man Kunden. Das ist alles noch nicht ausgereift und die Software läuft nicht stabil.
Ach ja, ich bin übrigens deshalb an die Selbstbedienungskassen gegangen, weil an den normalen Kassen deutliche Schlange waren, aber fünf der sechs Selbstbedienungskassen frei waren.
Ratet mal, warum die Leute lieber an die normale Kasse gehen und dort in der Schlange warten. Weil es schneller und einfacher geht.
Und bei dem, was ich heute an Individualbetreuung durch die Kassenaufsicht brauchte, vor allem, weil während eines einzigen, recht kleinen Einkaufs mindestens ein halbes Dutzend Mal deren Intervention mit deren NFC-Schlüssel erforderlich war, wäre es für die auch viel weniger Arbeit gewesen, mich an einer ganz normalen Kasse zu bedienen.
Die Dinger sind noch nicht einsatzreif.
Und die häufigen Verhaltensänderungen von Einkauf zu Einkauf machen auf mich den Eindruck, als sei das alles noch „under development“ und würde täglich mit neuer Software bestückt.