Ansichten eines Informatikers

Über Reißzähne, Fangzähne, Fakezähne und Tasmanische Teufel

Hadmut
18.6.2025 13:01

Uff …

Zum Artikel über Ratten und die BILD habe ich viele Zuschriften bekommen.

Die meisten – und das muss ich an dieser Stelle einflechten, alle freundlichen und zivilisierten, zu einer, die das nicht war, komme ich gleich – schrieben, es dürfte sich da wohl um das Foto eines Tasmanischen Teufels handeln. Hier nochmal die Original-Bild-Datei von der BILD-Webseite:

Ich gebe zwar zu, dass das Bild durchaus an einen Tasmanischen Teufel erinnert und sogar einiges dafür spricht, insbesondere die Nase, die bei einer Ratte nämlich mitsamt der Oberlippe geschlitzt und schmal ist („Hasenscharte“), und die Nase tatsächlich wie die eines Tasmanischen Teufels aussieht, aber:

  • Auch Tasmanische Teufel haben nicht so lange und nicht so dünne Zähne, sondern kurze, starke, die würden nämlich sonst, so, wie die zupacken können, abbrechen. Tasmanische Teufel haben ziemliche Kraft und setzen die auch ein. Die können sich solche Stilett-Zähne gar nicht leisten. Vor allem die unteren Zähne sind bei Tasmanischen Teufeln nach hinten, in den Kiefer rein, so richtig länglich mit einer hinteren Abstützung gebaut, sehen von der Seite betrachtet so richtig dreieckig-gebogen aus – eben, damit die nicht rausbrechen, wenn die Fleisch rausreißen. Tasmanische Teufel können sogar Knochen zerbeißen, und das ist mit dem Gebiss auf dem BILD-Foto nicht möglich. Der Unterkiefer ist auch viel zu schwach. Tasmanische Teufel sind sehr robuste, stabile Viecher. An denen ist nichts filigran.

    Hier sieht man die unteren Zähne sehr gut. Ein Leser hat mir sogar ein perfektes Foto mitgeschickt, aber da weiß ich nicht, wie das mit den Urheberrechten aussieht, woher das stammt. Aber das hier ist auch gut. Hier sieht man gute Aufnahmen des Schädelknochens mit Zähnen eines Tasmanischen Teufels. Der hat viel breitere, stabilere Zähne. Der Tasmanische Teufel hat – im Verhältnis zu seiner Größe und seinem Gewicht – unter allen lebenden Säugetieren die höchste Beißkraft. Solche langen, dünnen Zähne wie im Bild kann sich – wenn überhaupt – nur ein Kleinjäger wie ein Insektenfresser leisten. Ich glaube aber nicht, dass die Zähne überhaupt echt sind.

  • Tasmanische Teufel haben andere Augen. Kleiner, weiter hinten und mit einem hellen (unbehaarte Haut) Ring außenrum und eine hellen Stelle davor.

    Und: Tasmanische Teufel sind Jagdtiere, haben nach vorne gerichtete Augen. Auf dem Foto sind Nager-Augen zu sehen, zur Seite gerichtet, wie bei typischen Beutetieren.

  • Tasmanische Teufel haben einen breiteren Kopf und eine breitere Schnauze. Die Schnauze geht gleich hinter der Nase hell und breit auseinander, vermutlich wegen der Muskulatur.
  • An dem Foto ist alles schief. Völlig asymmetrisch. Die beiden linken Zähne sind fast an der Spitze der Schnauze, während die beiden rechten Zähne viel weiter hinten sind. Und was ist das für ein Fellstreifen, den man rechts neben dem Kopf sieht?

An dem Foto stimmen nicht nur die Zähne an sich nicht. An dem Foto stimmt eine ganze Menge nicht. Ich vermute, dass das Foto KI-generiert ist, da irgendein Redakteur eine Ratte mit riesigen Zähnen bestellt hat, und die KI dabei auch Fotos von Tasmanischen Teufeln mitverwurstet hat. Das ist vom Teufel, ja, wie nennt man das bei KI, zumindest „inspiriert“.

Reißzähne

Was mir aber einige Leser angekreidet haben: Ich hatte die Zähne fälschlich als „Reißzähne“ bezeichnet – und mit „Fangzähnen“ verwechselt.

Hallo Hadmut,

das sind Fangzähne (Eckzahn), keine Reißzähne. Die Reißzähne sind (prä-)molar, also seitlich (Backenzähne beim Hund z.b.).

Bitte vorher schlau machen und nicht immer so jedem Ding deinen unqualifizierten Senf dazugeben.

Vom Hobby-Zahnarzt

Tja. Ein richtiger Zahnarzt hätte bemerkt, dass das Fake-Zähne sind, und es solche Zähne wie im Bild, vor allem so asymmetrisch im Kiefer, gar nicht gibt.

Freundlicher der:

Lieber Hadmut,

was du (und viele weitere Leute) fälschlicherweise als “Reißzahn” bezeichnest, ist ein Eckzahn. Als “Reißzähne” werden die vorderen Backenzähne (Prämolaren) bezeichnet.

Ich muss zugeben, dass ich mir über den Begriff der Reißzähne nicht so ganz im Klaren war. Aber wenigstens habe ich gemerkt, dass es Fake-Zähne und sie nicht echt sind. Ich habe aber wieder mal das Gefühl, dass manchen Leuten die pedantische Klugscheißerei wichtiger ist, als der Fake, eine Ratte mit Fangzähnen zu zeigen.

Immerhin: Mir schrieben auch Leser, dass sie das selbst nicht bemerkt hätten, dass Ratten nicht solche, sondern Nagezähne haben.