Ansichten eines Informatikers

Betreutes Pinkeln und Nutzen

Hadmut
7.8.2024 18:35

Die neuen Berliner Klohäuschen waren ja schon öfter Thema im Blog.

Aktuelles aus der „Zivilisation“. [Nachtrag]

Als die ersten dieser modernen Klohäuschen in Berlin aufgestellt wurden, ist mir mal ein Malheur passiert. Ich kam gerade an so einem neuen Ding vorbei, musste mal dringend pinkeln, und dachte mir, boah, das passt, habe dann festgestellt, dass die Pissoirs auf der Rückseite und freistehend sind, habe da auch ganz wunderbar und erholsam verrichtet, bis auf den Umstand, dass einen da praktisch jeder sehen kann, und wollte auch mal das Waschbecken ausprobieren, es kam ein Schwall klebriger Seife, aber kein Wasser, und auf der Vorderseite, wo ich das vorher nicht sehen konnte, stand dann, dass die Toilette noch nicht in Betrieb ist, weil noch nicht am Wasser angeschlossen. Und ging dann mit den klebrigen Händen von angetrockneter Flüssigseife nach Hause. Es gibt Schlimmeres. In Berlin können noch ganz anderes Substanzen kleben.

Hier vorne an der Straßenecke haben sie eins aufgestellt, dass schon mit Graffiti beschmiert und beschädigt war, bevor es fertig aufgebaut war. Da sind dann recht schnell die Penner eingezogen: Haus mit Dach, Toilette, Licht, anscheinend beheizt, fließend Wasser, und gratis. Manche sind ziemlich vermüllt.

Jetzt ist ein Pilotprojekt zur Betreuung dieser Klohäuschen angelaufen: Gemeinsames Pilotprojekt zur mobilen Toilettenbetreuung in Friedrichshain-Kreuzberg ist angelaufen

Das Projekt, finanziert über Mittel aus dem Maßnahmenpaket des Berliner Sicherheitsgipfels, hat zum Ziel, die öffentlichen Toiletten in den durch Drogenkonsum belasteten Sozialräumen mit hohem Nutzungsdruck wieder für die Allgemeinheit nutzbar zu machen und zu halten. In der ersten Projektphase werden fünf Toiletten betreut.

Der Brüller ist die politisch korrekte sozialistische Wortwahl:

Fehlnutzende werden niedrigschwellig angesprochen und gebeten, die Örtlichkeiten zu verlassen. Funktioniert das nicht, wird durch die Hinzuziehung Dritter deeskaliert.

„Fehlnutzende“.

Ich glaub’, ich steh’ im Wald. Warum nicht „Danebenscheißende“? Oder „Junkies“?

Und „durch die Hinzuziehung Dritter deeskaliert.“

Ich dachte immer, es wäre eine Eskalation, wenn man noch Leute dazuholt. Aber politisch korrekt muss natürlich immer „deeskaliert“ werden.

Außerdem werden die fehlnutzenden Personen an alternative Standorte verwiesen.

Hahaha. Sie werden nicht etwa zur richtigen Nutzung angehalten, sondern an andere Standorte geschickt. Geh’ nach Neukölln, da kannst Du fehlnutzen, soviel Du willst. Da fällt das nicht mehr auf.

Der tiefere Sinn ergibt sich, wenn man versteht, dass sie damit meinen, dass wieder mal einer neben die Schüssel eskaliert hat, und dann braucht man die Deeskalationstruppe:

Defekte und große Verunreinigungen werden von dem Toilettenteam über eine App an Wall gemeldet. Kleinere Verunreinigungen werden sofort behoben. Sperrmüll im unmittelbaren Umfeld der Toiletten wird ebenfalls sofort von dem Team entfernt. Das Toilettenteam ist beim Parkmanagement angedockt.

Jo, wenn die Leute beim Pinkeln wieder mal ihren Sperrmüll auf dem Klo vergessen haben.

Das Projekt wird bis Ende 2025 durch Mittel finanziert, die für Maßnahmen des Sicherheitsgipfels vom September 2023 zur Verfügung stehen.

Scheint nicht so zu laufen, wie man sich das ursprünglich vorgestellt hat. Irgendwie glauben die immer noch, dass man nur ein bisschen entdiskriminieren muss, um eine paradiesische Zivilisation zu erreichen.

Nachtrag: Ein Leser meint, ich hätte einen wichtigen Satz weggelassen:

Für das Projekt stehen damit insgesamt rund 1,6 Millionen Euro bereit.

Das ist noch normal, das kostet doch hier immer alles, weil es oft auch um Geldwäschen und solche Dinge geht.

Im Text steht ja, dass es zunächst um zwei Jahre und fünf Toiletten geht. Also 160.000 Euro pro Klo und Jahr, damit die Öffentlichkeit da auch mal drauf kann.

Berlin halt.