Ansichten eines Informatikers

Warum RFID und nicht Barcode?

Hadmut
17.6.2024 18:56

Weil – wieder – einige Leute fragen.

Warum ich RFID-Tags verwende und nicht banale Barcodes.

Ich habe nie behauptet, dass RFID-Tags besser als Barcodes sind. Da ich sowieso Barcode-Leser einsetze, um die ISBN zu lesen, und alles andere als Bücher auch mit solchen Code-Aufklebern inventarisiere, weil normale RFID-Tags auf viele Gegenstände nicht passen, und auf metallischen Oberflächen auch nicht funktionieren (es gibt welche mit einer Beschichtung, aber die sind groß, teuer und steif.

Sofern man den Speicher der RFID-Tags nicht verwendet und nur deren Seriennummer, haben sie systematisch keinen Vorteil. Die billigste und einfachste Variante ist tatsächlich, Barcodes (1D oder 2D) auf kleine Papieraufkleber mit dem Laser zu drucken, und mit einer ordinären Packung dieser Aufkleber das Problem für alle Zeit einfach, robust und billig gelöst zu haben.

RFIDs sind im Vergleich dazu teurer und schlechter. Und haben obendrein das Problem, dass die Hersteller die Lesbarkeit der Daten nur für 10 Jahre garantieren, man aber auch nie weiß, wie alt die schon sind.

Insofern spricht nahezu jeder vernünftige Grund gegen RFID-Tags und für ordinäre Papieraufkleber, auf die man eine laufende Nummer per 1D oder 2D-Barcode druckt. Sehr gute Barcodescanner für 1D und 2D (QR usw.) gibt es ab 40 Euro.

Aber:

  • Ich will keine Aufkleber außen auf den Büchern, weil das schnell versifft aussieht, und viele Bücher außen so beschichtet sind, dass das nicht hält. Laserdruckerpapieraufkleber sind nicht abriebfest. Andere Bücher haben Umschläge, und man kann das nicht sichtbar außen drauf kleben.
  • Innen will ich das auch nicht haben, weil ich insbesondere Taschenbücher nicht gerne nur deshalb aufschlagen will, um den Barcode zu lesen, weil ich das nicht mag, wenn die Bücher so aufgebogen sind.

Dazu kommt aber noch, dass ich das früher schon mal gemacht hatte. Als Student hatte ich mir mal auf einem Flohmarkt vor der Mensa einen Ex-Libris-Stempel gekauft, mit dem Vitruvianischen Mensch von Da Vinci, was ich damals unheimlich schick fand. Das war mir schon bald peinlich wie ein schlechtes Tattoo. Kotzt mich jedesmal an, wenn ich ein Buch aufschlage, dass mir mal solcher Allerweltsschmalz gefallen hat.

Danach hatte ich mal angefangen, die Bücher mit solchen Aufklebern, aber noch ohne Barcode, einfach mit Nummer Innenseite Umschlag vorne, zu bekleben. Gefällt mir heute auch nicht mehr. Ich finde das irgendwie hässlich.

Ich finde das auch grässlich, wenn man gebrauche Bücher kauft und dann vorne noch ein Name drinsteht oder mit irgendwas behelfsmäßig überklebt wurde.

Deshalb gefällt mir das, je nach Farbe der Umschlaginnenseite hinten in die Rückseite des Buches einen weißen, schwarzen oder transparenten Tag reinzukleben, den man von außen gar nicht sieht und mit dem man das Buch scannen kann, ohne es zu öffnen.

Allerdings habe ich mit alten Aufkleber auch das Problem, dass der Druck mit dem Laserdrucker nicht ewig hält, sondern sich das mit der Zeit ablöst oder vergilbt. Oder abfällt. Und dann so ganz hässliche gelbe Flecken hinterlassen. Die RFID-Kleber könnten das zwar auch tun, aber sie sind von vornherein da, wo man sowieso nicht hinschaut.

Ja, ich gebe zu, dass die Idee eigentlich schlecht ist, weil die RFIDs gegenüber Papieraufklebern wesentliche Nachteile haben und auch noch deutlich teurer sind und Probleme machen. Viele Leute meinen, dass RFID-Tags mit QR-Codes völlig obsolet geworden seien. Stimmt so nicht.

Aber: Spieltrieb. Ich wollte es mal ausprobieren und mich mit den Dingern mal praktisch beschäftigen.

Und nein, ich kann damit nicht mehrere Bücher oder ein Regal auf einmal scannen. So etwas gibt es zwar auch, aber das sind andere RFID-Tags (UHF) und die sind nicht nur deutlich teurer (vor allem bei den Lesegeräten), sondern auch viel größer. Wenn ich aber etwas wie einen Bootsverleih oder so etwas hätte, würde ich genau so etwas einsetzen.

Bei normalen Geräten hat sich bei mir schon seit Jahren bewährt, mit dem Laser-Drucker beschriftete „Typenschildetiketten“ zu verwenden. Die gibt es in verschiedenen Größen, die gleichen Größen wie Papieraufkleber zum Bedrucken, halten aber besser und länger und sehen besser aus. Wie Aluminum, obwohl es nur eine versilberte Plastikfolie ist. Die muss ich mal neu designen, weil ich testen will, die auch mit Barcode zu versehen, und noch nicht weiß, ob ich 1D oder 2D nehme. Für viele Dinge brauche ich die ganz kleinen, und da wird das knapp mit Name, Nummer und Barcode. Ich werde da noch mit den Mini-QR experimentieren, ob die zuverlässig lesbar sind. Ich mache das durchaus so mit normalen Aufklebern. Ich wollte es bei Büchern aber eben mal anders machen.

Langer Rede kurzer Sinn: RFIDs für Bücher sind eine Spielerei, teurer als Aufkleber, haben aber ein paar Vorteile und ich wollte es eben mal ausprobieren, um die praktische Nutzbarkeit zu eruieren.

Kommt nicht auf den Gedanken, dass das eine gute Idee wäre.

Deshalb ist auch jegliche Diskussion mit mir darüber überflüssig, warum ich denn RFID und nicht Barcodeaufkleber verwende. Abgesehen davon, dass das jeder machen kann, wie es im gefällt und man das nicht nach anderer Leute Vorstellung optimieren muss, erhebe ich nicht den Anspruch, dass das besser wäre. Kann auch sein, dass ich zu dem Ergebnis „Scheiß-Idee“ komme wie andere bei ihren Tattoos. Aber dann weiß ich es wenigstens und habe es mal ausprobiert.

Und hätte ich es nicht ausprobiert, wüsste ich jetzt nicht, dass verschiedene RFID-Leser die 10-stellige Dezimalzahl unterschiedlich berechnen.

Ich habe einiges dabei gelernt. Unter anderem, dass es verschieden Typen gibt und welche.

Richtig ist, dass QR-Codes vieles genauso oder sogar besser und billiger können, obendrein viel einfacher als RFIDs und RFIDs in weiten Bereichen schlicht und einfach obsolet sind. Aber sie müssen eben sichtbar sein und sind damit hässlich. Ich wollt’s gern unsichtbar. Und so, dass das Buch nicht wesentlich an Wert verliert.