Wird Wolodymyr Selenskyj mein Nachbar?
Leser fragen – Danisch antwortet.
Eine Menge Leser ulken, spotten, schreiben, dass doch Wolodymyr Selenskyj mein Nachbar würde, weil doch durch die Social Media gehe, dass seine Frau für dreistellig Millionen ein Hotel mit Casino in Zypern gekauft habe.
Ähm … nein, der wird nicht mein Nachbar.
Erstens sollte man solche Informationen mit äußerster Vorsicht und nur mit sehr spitzen Fingern anfassen, weil da gerade sehr, sehr viel Kriegspropaganda und Desinformation rumwabert, das könnten auch Falschinformationen zur Demoralisierung und um Streit, Neid zu säen sein. Das würde ich so leicht nicht glauben.
Zweitens steht das besagte Hotel – oder zumindest eines dieses Namens – in Nordzypern. Also dem türkischen Teil.
Soweit ich weiß und informiert bin, gibt es im griechischen Teil Zyperns keine Casinos, weil Glücksspiel dort – glaube ich, ich bin nicht hundertprozentig sicher – gar nicht erlaubt ist. Ich glaube mich erinnern zu können, irgendwo aufgeschnappt zu haben, dass man von der Republik Zypern aus nicht am Eurolotto teilnehmen könne, weil es da einfach nicht erlaubt ist.
Davon abgesehen ist die Republik Zypern – entgegen ihres Rufes – ziemlich pingelig was Geldwäsche und so weiter angeht. Da kann man nicht einfach hingehen und mit einem Sack Geld irgendwas kaufen. Also, theoretisch. Ich hatte ja erzählt, dass sie neulich in Limassol einer Frau aus der Ukraine auf die Schliche gekommen sind, die da mit ständigen Pendelflügen Millionen in Tranchen zu einigen Hunderttausenden in der Damenhandtasche nach Zypern geschleppt hat, was aufflog, weil ihr mal einer die Handtasche mit x00.000 Euro raubte. Das führte dann zu erweitertem Diskussionsbedarf, fand die Polizei.
Zu Nordzypern kann ich bisher nicht viel sagen, ich war nur einmal kurz dort.
Das ist so eine Sache, weil viele Leute dort ganz schlecht auf Nordzypern zu sprechen sind. Ganz schlechtes Thema. Ein paar wenige sehen das aber eher neutral und berichteten mir, dass es da eigentlich nur sehr wenige Gesetze gebe, und man das schon in gewisser Weise fast als „gesetzlos“ ansehen könnte, dass die Leute dort aber generell so friedlich und ehrlich seien, dass es praktisch keine Kriminalität gebe (andere sagen allerdings, dass die Immobilienbranche sehr dubios sei) und man dort Gesetze auch eigentlich nicht brauche. Sei alles völlig friedlich und unproblematisch. Allerdings käme es auch zu beachtlichen Seiteneffekten. Habe man einen Autounfall, käme man nicht mehr aus dem Land, bis die Haftungsfragen geklärt seien.
Was zu einer gewissen Willkür und Elastizität auf dem Immobilienmarkt führe. Die einen sagten mir, dort könne man Häuser mit Bitcoins kaufen. Andere sagen, dort könne man gar keine Häuser mehr kaufen, weil zu viele Leute Häuser mit Bitcoins und ähnlichem gekauft hätten, dass sie beschlossen hätten, dass Einzelhäuser gar nicht mehr an Ausländer verkauft werden dürften. Keine Ahnung, was davon stimmt.
Es würde durchaus dazu passen, dass einer mit einem Sack voll Geld kommt und dort ein Hotel kauft.
Es würde allerdings genauso gut passen, dass das Fake ist und nicht stimmt.
Heißt: Ich kann es weder plausibel bestätigen, noch ausschließen. Anders gesagt: Keine Ahnung, ich weiß es nicht. Und selbst, wenn ich mal hinführe (was ich durchaus vorhabe, es soll nämlich eine zwar einfache, aber doch schöne Gegend sein), könnte ich höchstens in Augenschein nehmen, dass da tatsächlich das Hotel steht, das man auf Google Maps sieht. Wem es gehört, wird wohl nicht dran stehen.
So geschätzte drei Stunden bräuchte ich mit dem Auto dorthin. Das wäre in Kanada oder im australischen Outback noch „Nachbar“, aber nicht auf Zypern. Auf Zypern ist Nachbar, von dem ich riechen kann, was er auf dem Grill liegen hat.